Sampa Girls - Fußballfieber. Frank Alves. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Alves
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783737501736
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und dann wird der Finger am Abzug meiner Waffe nicht so ruhig sein wie jetzt“, droht Janaina dem Mann, der jetzt mit dem Kopf auf Fronthaube von Janainas Wagen liegt.

       „Ok, ok“, antwortet der Mann ängstlich.

       Janaina zieht ihn von der Motorhaube und schubst ihn von sich. Dann steigt sie wortlos in ihr Auto und fährt davon.

      8

       Das Fußballspiel ist mehr als eine Stunde beendet, als Laura wieder in Capão Redondo ankommt. Sie hat auf dem Rückweg die gleiche Strecke wie zum Stadion gewählt. In der Estrada de Itapecerica nicht weit entfernt von der Metrostation Capão Redondo findet sie sich einen Parktplatz und stellt ihr Auto dort ab. Zu Fuß geht sie weiter. Nach ein paar Minuten Fußmarsch sieht sie ein Harbib's Schnellrestaurant. Sie beschließt hineinzugehen und sich umzuhören. An den Tischen befinden sich hauptsächlich kleine Gruppen von Jugendlichen mit drei bis fünf Leuten. Zwei Familien mit Kindern sitzen in der Nähe der Spielecke. Laura stellt sich an der Mitnahmetheke an und wird dann auch sofort von einer etwa 20-jährigen kleinen Frau bedient.

       „Guten Tag, was bekommen Sie?“

       „Drei Esfiha mit Käse, bitte!“

       „Und zu Trinken?

       „Ein Guarana“

       „Das macht sechs Reais und 40 Centavos.“

       Laura bezahlt den Betrag bar.

       „Ich habe noch eine Frage. Wohnen Sie hier in der Nähe?“

       „Ja, wieso?“

       „Ich suche einen Bekannten, der heißt Pedro Garcia und wohnt eigentlich in Jardim Miriam auf der anderen Seite der Südzone. Sein Onkel hat einen Laden irgendwo hier in der Gegend.“

       „Der Name sagt mir absolut nichts, aber vielleicht kennen ihn die Jugendlichen, die wohnen alle hier im Stadtteil“, antwortet die Bedienung und zeigt mit dem Finger auf die Tische, die mit Jugendlichen besetzt sind.

       „Danke, ich habe es mir überlegt, ich will doch hier essen. Können Sie mir die Esfihas und das Guarana dort an den Tisch bringen?“

       „Ja klar.“

       Laura setzt sich an einen freien Tisch zwischen zwei Gruppen von Jugendlichen. Die Gruppe auf ihrer rechten Seite besteht aus zwei Mädchen und einem Jungen. Es reden fast nur die Mädchen. Sie unterhalten sich über andere nicht anwesende Freundinnen von ihnen. Dann kommt auch schon ein Kellner mit Lauras Bestellung. An dem Tisch auf der linke Seite sitzen vier Jungen. Sie unterhalten sich über Fußball. Erst sprechen sie über die brasilianische Nationalmannschaft und deren Chancen bei der Weltmeisterschaft. Dann fängt einer an über das heutige Spiel zu reden:

       „Habt Ihr heute Corinthians gegen Flamengo im Fernsehen gesehen? Die haben ganze Spiel nur reklamiert und sich über den Schiedsrichter aufgeregt, obwohl dessen Entscheidungen alle korrekt waren.“

       Als Laura das hört, erhebt sie sich rasend von ihrem Stuhl und stürmt auf den Jungen am Nebentisch zu:

       „Was erzählst Du da? Du hast doch keine Ahnung! Wenn der Schiedsrichter nicht gewesen wäre, hätten wir mindestens zwei Tore mehr gemacht und das Tor von Flamengo hätte auch nicht gezählt.“

       „Setz Dich wieder, Alte ! Wenn die Tricolor das nächste Mal gegen Euch spielt, dann bekommt Ihr so viele Tore rein, dass Ihr nicht mehr mitzählen könnt.“

       „Was, Alte? Du nennst mich Alte? Du kleiner Bastard!“ regt sich Laura auf und holt von ihrem Tisch ein Stück Esfiha und das Getränkeglas. Sie drückt die Esfiha mit der Käseseite in das Gesicht des Jungen, schüttet das Getränk über seinen Kopf und sagt triumfierend:

       „So, da hast Du Deine Alte!“

       Der Junge ist schockiert, schüttelt sich und sagt nichts. Da kommt auch schon Filialleiter hinter der Theke hervor, rennt auf Laura zu und packt sie am Arm:

       „Was ist denn mit Ihnen los Sind Sie verrrückt? Verlassen Sie sofort das Restaurant, oder ich rufe die Polizei!“

       Ohne Wort geht Laura zum Ausgang und verlässt das Restaurant.

       Sie geht weiter auf der Estrada de Itapecerica und fragt Passanten nach Pedro Garcia. Nach zwei Dutzend negativen Antworten trifft sie auf einen jüngeren Mann, der etwas zu den Garcias sagen kann:

       „Der Alfredo Garcia, der hat 150 Meter von hier ein Kiosk. Angeblich soll sein Neffe seit einigen Tagen bei ihm arbeiten.“

       „Wissen Sie, wo Alfredo Garcia wohnt?“

       „Weshalb wollen Sie das wissen?“

       „Ich schulde Pedro Geld und will es jetzt zurückzahlen, denn ich muss morgen für längere Zeit verreisen. Damit er nicht denkt, dass ich flüchte, bringe ich ihm es lieber persönlich vorbei.“

       „Achso, ich dachte schon Sie wären von der Polizei. Das wäre für mich auch unvorstellbar, dass Alfredo Garcia etwas verbrochen hätte, aber bei seinem Neffen weiß man nicht. Den kenne ich nicht“.

       „Also, wissen Sie, wo er wohnt?“

       „Ja, er wohnt in der Rua Lauterique. Die Straße ist gleich hier um die Ecke. Sein Haus ist das gelb gestrichene in der Mitte Rua Lauterique. Es ist das einzige richtig gelb gestrichene dort. Man kann es kaum verfehlen.“

       „Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen“, sagt Laura und spaziert mit großen Schritten in Richtung Rua Lauterique.

       „Grüßen Sie Alfredo von mir“, ruft der Passant hinter ihr her. „Ich bin ...“. Laura läuft weiter ohne dessen Namen zu hören und ruft zurück:

       „Mache ich, Tchau!“

       Sie geht bei ihrem Auto vorbei, um sich ihre Dienstwaffe und Handschellen zu holen. Als sie in der Rua Lauterique ankommt, sieht sie schon von weitem das gelb gestrichene Haus. Langsam nähert sie sich dem Haus. Sie schaut sich in alle Richtungen um. Es halten sich keine Leute auf der Straße auf, nur zwei Häuser weiter sitzen zwei Frauen auf Campingstühlen vor der Tür. Am gelben Haus eingetroffen, prüft Laura den Namen, der am Türschild steht. Es ist korrekt: Alfredo Garcia. Mit der linken Hand drückt sie die Haustürklingel, die rechte Hand greift nach der Pistole. Die Tür öffnet sich. Es steht ein über 70-jähriger Mann vor Laura. Durch einen Schlag mit dem linken Ellbogen streckt Laura den Mann nieder. Er liegt auf dem Rücken am Boden. Laura springt auf ihn und hält ihm die Pistole an den Kopf:

       „Polizei, Mordkommission. Sind Sie Pedro Garcia?“

       „Nein, ich bin Alfredo Garcia der Onkel von Pedro“, antwortet der Mann mit ängstlicher Stimme.

       „Wo ist Pedro?“

       „Was wollen Sie von Ihm? Hat er etwas verbrochen?“

       „Ich stelle hier die Fragen. Haben Sie verstanden? Wo ist dieser Pedro?“ fragt Laura drohend.

       „Er ist im Badezimmer unter der Dusche.“

       „Bleiben Sie am Boden liegen und geben keinen Ton von sich!“ befiehlt Laura und steht auf.

       Sie schaut sich um, da hört sie auch schon das Geräusch der Dusche. Die Badezimmertür ist geschlossen. Es scheint sogar, dass sie von innen verriegelt ist, denn als Laura den Griff nach unten zieht und leicht dagegen drückt, öffnet sich die Tür nicht. Die Polizistin geht einen Schritt zurück. Dann tritt sie mit Schwung oberhalb des Schlosses gegen Tür, dass diese komplett aus dem Türrahmen fällt. Sie betritt das Badezimmer, dabei hält sie mit beiden Händen die Pistole, und ein Finger ist am Abzug. In der Duschkabine steht ein Mann, der sich erschreckt und schreit:

       „Hilfe, Hilfe, Hilfe!“

       „Was? Hilfe?“

       „Ich habe leider kein Geld für Sie. Ich habe nur eine Armbanduhr, die können Sie mitnehmen. Das ist ein Erbstück meines Vaters und bestimmt sehr viel wert. Ich rufe auch nicht die Polizei. Töten Sie mich nicht. Bitte!“ fleht der Mann Laura an.

       „Hör auf zu winseln, Du falscher Samariter. Ich bin von der Polizei und von der Mordkommission. Hände hoch!“

       Der Mann hebt seine Hände hoch.