Die Autofahrt dauerte rund zehn Minuten, dann erreichten die Drei den Bahnhof. Dort suchte Ingrids Vater erst einmal einen Parkplatz. Als er diesen fand, stellte er dort sein Auto ab und alle stiegen aus. Zwei Minuten später waren sie am Bahnsteig.
Der Zug sollte fünf Minuten vor halb Neun losfahren. Ingrids Vater hoffte, dass der Zug schon früher in den Bahnhof einfahren würde, doch dies geschah nicht. Ingrids Vater wusste, dass der Zug sehr oft schon gegen acht nach Acht bereitstand. Doch heute war dies nicht der Fall.
Ingrid und ihre Eltern mussten für einige Minuten in der Kälte ausharren. Die Drei froren ein bisschen. Sie kamen gerade aus dem warmen Auto und mussten nun rund fünfzehn Minuten bei Minusgraden stehen.
Ingrids Vater sah immer wieder nach dem Zug. Vom Bahnsteig konnte er ihn sehen. Oder zu mindestens die Lichter. Diese zeigten rot. Ingrids Vater erkannte daraus, dass der Zug nicht gleich losfahren würde. Der Zug würde schließlich vorwärts fahren. Gegen viertel Neun änderten sich die Lichter am Zug. Sie zeigten nun ein weißes Licht. Bald sollte der Zug kommen. Endlich kommen.
Gegen acht Uhr zwanzig kam der Zug endlich, der aus fünf Doppelstockwagen bestand. Um acht Uhr zweiundzwanzig stiegen Ingrid und ihre Eltern ein. Ingrid wollte oben sitzen und so gingen die Drei nach oben. Die Drei suchten sich einen Platz, wo alle zusammen sitzen konnten und sie fanden ihn.
Unpünktlich um acht Uhr sechsundzwanzig setzte der Zug sich in Bewegung. Nun fuhren die Drei in dem stillen Zug eine knappe Dreiviertelstunde, bis sie den Bahnhof vor dem Zoo erreichten. Warum der Zug still war?
Normalerweise wurden die Reisenden vom Zugbegleiter begrüßt, doch dies geschah heute nicht. Normalerweise wurde immer der nächste Bahnhof genannt, doch dies geschah nicht. Auch auf welcher Seite die Reisenden aussteigen mussten, wurde nicht genannt.
Ingrids Vater musste aufpassen, nicht den Bahnhof zu verpassen, an dem die Drei aussteigen mussten. Ingrids Vater passte auf und so stiegen die Drei rechtzeitig aus und konnten den Zoo besuchen, um die Tiere im Schnee zu sehen.
Neunzehnter Januar
Es war einmal ein Mann, der etwas über dreißig Jahre alt war. Dieser Mann wurde Jonas genannt. Jonas hatte einen tollen Beruf. Zu mindestens für die männliche Spezies. Jonas war nicht Busfahrer oder Pilot. Jonas war Lokführer.
Jonas hatte Spaß an seiner Arbeit. Jeden Tag brachte er hunderte von Menschen von A nach B. Im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter fuhr Jonas seine Lok. Wenn der Himmel zu sehen war und wenn der Himmel bedeckt war. Wenn es regnete, hagelte oder schneite. Jonas brachte die Menschen morgens, mittags, abends und in der Nacht zu ihrem Ziel.
Jetzt im Winter hatte es Jonas schwerer. Im Schnee konnte er nicht so schnell fahren. Wenn die Oberleitung zugefroren war, ging nichts mehr. Hilflos stand dann Jonas mit seinem Zug irgendwo. Wenn er Glück hatte stand er mit seiner Lok in einem Bahnhof und mit etwas Pech auf freier Strecke.
Im Winter ließ die Technik Jonas oft im Stich. Immer wieder blieb er stehen. Immer wieder fiel die Heizung aus. Mit so einem Zug konnte er keine Passagiere befördern. Der Zug fiel aus. Im Sommer wäre es kein großes Problem gewesen, da wurde die Heizung nicht benötigt. Im Winter - vor allem jetzt, wo es kalt war - musste die Heizung aber funktionieren.
Die Heizung fiel am heutigen Tag glücklicherweise nicht aus. Der Zug konnte fahren. Trotzdem streikte die Technik. Normalerweise wurde im Zug immer der nächste Bahnhof angesagt, wenn der Zug nur noch wenige Kilometer entfernt war. Heute geschah dies nicht. Oder besser gesagt es passierte nicht überall.
Den Zug, den Jonas heute fuhr, bestand aus einer Lok und fünf Doppelstockwagen. In zwei der fünf Wagen fielen die Lautsprecher aus. Zuerst bekam es Jonas nicht mit, schließlich saß er in der Lok. Während er fuhr, konnte er schlecht in einem der fünf Wagen sein.
Jonas erfuhr es durch Reisende. In jedem Wagen gab es eine Taste, um mit dem Zugbegleiter zu sprechen. Dieser war heute nicht anwesend und so übernahm Jonas die Aufgabe. Nachdem ersten Bahnhof meldeten sich einige Reisende, dass der nächste Bahnhof nicht genannt wurde. Ein generelles Problem konnte Jonas ausschließen. Er hatte einen Knopf und diesen drückte er immer rechtzeitig vor dem nächsten Bahnhof. Daran konnte es nicht liegen.
Mit der Zeit stellte sich heraus, dass das Problem nicht überall war. Die Beschwerden kamen immer aus dem zweiten und vierten Waggon. Auf die Schnelle konnte nichts dagegen gemacht werden. Jonas schrieb an seinen Vorgesetzten, dass es wohl Probleme mit der Lautsprecheranlage in zwei Wagen gibt. Abends sollte der Zug dann repariert werden. Ihn jetzt aus den Verkehr zu ziehen, wäre nicht ratsam gewesen. Schließlich war es noch früh am Morgen und der Zug sollte noch bis in den Abend fahren.
Jonas fuhr den Zug erst einmal nicht in die Werkstatt. Als es abends war und der Zug die Werkstatt erreichte, hatte Jonas schon längst Feierabend. Jonas Schicht begann um sieben Uhr und endete nach acht Stunden Arbeit. Da er zwischendurch eine halbe Stunde Pause machte, hatte Jonas trotz der Wetterbedingungen kurz nach fünfzehn Uhr dreißig Feierabend.
Jonas übergab den Zug an einen Kollegen, erwähnte die Probleme in den Wagen Zwei und Vier und ging dann nach Hause. Am nächsten Morgen um sieben Uhr sollte der Arbeitstag von Jonas wieder beginnen. Bis dahin aß Jonas zum Abend, sah etwas fern und schlief in der Nacht. Am nächsten Morgen stand er früh auf, frühstückte und ging wie jeden Tag zur Arbeit.
Zwanzigster Januar
Es war einmal ein Mädchen, welches in die dritte Klasse ging. Dieses Mädchen trug den Namen Julia. Einmal im Monat veranstalteten ihre Eltern einen Spielenachmittag. Einmal im Monat wollte die dreiköpfige Familie Zeit miteinander verbringen und ein bisschen spielen.
Heute war es wieder einmal soweit. Julias Mutter backte einen Marmorkuchen. Normerweise sollte dieser reichen. Doch heute gab es auch noch ein paar Plätzchen. Der Teig für die Plätzchen war noch aus der letztjährigen Weihnachtszeit übrig geblieben. Der Teig war zu schade, um ihn später wegschmeißen zu müssen.
Punkt fünfzehn Uhr wurde der Kuchen angeschnitten und auf einem Teller serviert. Auf einem zweiten Teller wurden die Plätzchen verteilt. Dazu gab es für jeden Milch. Julias Eltern tranken die Milch pur, Julia selbst gab Kakao in ihre Milch.
Nachdem die Verpflegung bereitgestellt war, konnte der Spielenachmittag beginnen. Heute wurde zuerst Mau Mau gespielt. Aber nicht irgendein Mau Mau, sondern in der Variante Neuntausch.
Bei Neuntausch gab es - wie bei anderen Varianten von Mau Mau - acht Karten. Die Zahlen Sieben, Acht, Neun und Zehn. Dann gab es noch Bube, Dame, König und das As. Das As bedeutete, dass der Nächste in der Reihe aussetzen musste. Wurde ein Bube gelegt, so konnte sich derjenige, der gerade dran war, eine Farbe aussuchen, die der Nächste legen musste. Legte dieser eine Sieben, so musste der Spieler danach zwei Karten ziehen. Hatte dieser Spieler auch eine Sieben, so musste der Übernächste gleich vier Karten ziehen.
Das waren eigentlich die normalen Regeln für Mau Mau. Bei der Variante Neuntausch war die Karte Neun speziell. Legte jemand eine Neun, so konnte er die Karten in seiner Hand mit jemand Anderes tauschen. Dies gelang allerdings nur, wenn der Gegenspieler es zu ließ und selber keine Neun besaß. Besaß der Gegenspieler eine Neun, so konnte er den Tausch verhindern.
Julia spielte einige Runden mit ihren Eltern Neuntausch. Am Ende wurde auch normales Mau Mau gespielt. Julias Vater hatte eine Strichliste. Auf dieser vermerkte er, wer gewann, wer verlor und wer in der Mitte lag. Am Ende wurden die Striche gezählt. Julia gewann am meisten, dahinter kam Ihr Vater und Julias Mutter bildete das Rücklicht.
Da nur Mau Mau spielen etwas langweilig gewesen wäre, wurde anschließend noch Mensch ärgere Dich nicht gespielt. Heute beließen die Drei es mit zwei Runden. Dafür waren es lange Runden. Jede Runde dauerte heute knapp dreißig Minuten. Dreißig Minuten, in denen um die Wette gewürfelt wurde.
Oft würfelte Julia eine Sechs. Etwas seltener ihre Mutter. Julias Vater würfelte ganz selten eine Sechs. Es reichte gerade so, dass alle seine vier Spielfiguren das Haus verlassen konnten.