Als der Bus kam, hörten die Kinder aber auf. Einen Sieger der Schneeballschlacht gab es nicht. Einen Verlierer gab es auch nicht. Die Kinder wollten nur etwas Spaß vor der Schule haben, da ist Sieg oder Niederlage egal.
Die Kinder standen in Reihe und Glied als der Bus anhielt und die Türen öffnete. Geordnet stiegen die Kinder ein. Die Plätze im Bus waren schnell belegt. Florian saß wie immer im hinteren Teil des Busses. In vielen Fällen saß er auf der rechten Seite, heute saß Florian auf der linken Seite. Manchmal saß neben ihm ein anderes Kind, heute war das aber nicht der Fall. Heute saß Florian auf einem Zweier ganz allein.
Zwei Minuten nachdem der Schulbus ankam, schlossen sich die Türen und der Bus fuhr los. Er kam nicht weit, denn nur zweihundert Meter später war eine Ampel. Diese zeigte Rot, so dass der Bus warten musste. Es war nicht die schnellste Ampel. Sie nahm sich Zeit, auf Grün zu schalten. Der Bus stand rund drei Minuten an der Ampel, ehe es grün wurde. Der Bus fuhr an und bog nach rechts ab. Nach rund fünf Kilometern sollte der Bus die Haltestelle erreichen, an dem die Schulkinder aussteigen mussten.
Doch so weit kam der Bus nicht. Etwas mehr als einen Kilometer von der Endhaltestelle entfernt gab es eine Baustelle. An dieser Stelle war die Straße vierspurig. Es gab jeweils zwei Fahrspuren pro Richtung. Auf der einen Seite verengten sich aber die zwei Fahrspuren. Zwei Autos hatten immer noch Platz. Sollten aber zwei LKWs oder Busse nebeneinander fahren, so reichte der Platz nicht.
Genau dies geschah aber. Der Schulbus, in dem Florian saß, fuhr auf der rechten Seite. Auf der linken Spur fuhr ein LKW. Der Bus und der LKW kollidierten. Es gab keinen großen Schaden. Ein paar Kratzer auf der einen Seite und ein abgebrochener Spiegel auf der anderen Seite. Da der Unfall aber von der Polizei aufgenommen werden musste, konnte der Bus erst einmal nicht weiterfahren.
Die Schulkinder stiegen aus und liefen zu Fuß zur Schule. Auch Florian tat es. Nach rund fünfzehn Minuten war er an der Schule. Florian kam noch rechtzeitig zur ersten Stunde. So verpasste er keine Minute vom Matheunterricht. Zum Glück!
Zwölfter Januar
Es war einmal in einem Land, das als Blumenland bekannt war. In diesem Land lebte Flora. Flora war ein junges Mädchen, dass schwarze Haare hatte. Sie lebte zusammen mit ihren Eltern in einer kleinen Stadt. Da Floras Eltern keine Arbeit fanden, waren sie arm. Weil sie arm waren, lebten sie nicht im Zentrum der Stadt, sondern am Stadtrand. Sie besaßen nur eine kleine Wohnung, die aus Küche, Bad, Flur und einem weiteren Zimmer bestand.
In diesem einen Zimmer lebten die Drei zusammen. Sie schliefen dort. Sie aßen dort. Wenn die Drei nicht draußen waren, waren sie in diesem Zimmer. In der Wohnung gab es keine Heizung. Nur ein kleiner Ofen stand in der Wohnung. Dieser Ofen wurde mit Holz befeuert. Da Flora und ihre Eltern arm waren, konnten sie sich kein Brennholz leisten. Zu mindestens für Geld konnten sie sich kein Feuerholz kaufen.
So gingen die Drei oft in den Wald. Vor allem im Winter wurde Holz benötigt. Glücklicherweise hatte Floras Vater eine Axt und eine Säge. Mit diesen Werkzeugen gingen die Drei oft in den Wald, um Brennholz zu suchen. Während Floras Vater kleine Bäume schlug und in Stücke sägte, sammelte Flora und ihre Mutter Holz, das auf dem Boden lag. Die beiden trugen viele Äste und Zweige zusammen.
Das Holz wurde in zwei Körben gelegt, die Flora und ihre Mutter von zu Hause mitbrachten. Als die Körbe voll waren, ging es normalerweise wieder nach Hause. Zusammen mit Floras Vater, der sich die zersägten Holzstücke auf den Rücken band.
Eines Tages jedoch gingen die Drei nicht gemeinsam nach Hause. Während Floras Vater einen Baum schlug und Floras Mutter Äste und Zweige sammelte, entfernte sich Flora von ihren Eltern. Flora ging immer tiefer in den Wald hinein, um Äste und Zweige zu finden. Flora und ihre Eltern bemerkten es nicht. Erst als es zu spät war, erkannten beide Seiten, dass sie sich verloren hatten.
Floras Eltern suchten nach Flora. Ihr Vater ließ Axt und Säge liegen, Floras Mutter ihren Korb stehen. Die Beiden riefen immer wieder Floras Namen, doch Flora antwortete nicht. Flora war viele Meter entfernt und näherte sich einem Häuschen, das aus Süßigkeiten bestand. Flora liebte Süßigkeiten. Zu Hause gab es sie selten. An diesem Haus aber gab es ein Haufen davon. Flora konnte nicht widerstehen und knabberte am Häuschen.
Als Flora das siebte Mal vom Häuschen knabberte, erklang eine Stimme. Diese Stimme sprach "Knusper knusper knäuschen, wer knuspert an mein Häuschen?" Flora antwortete: "Der Wind, der Wind, das himmlische Kind". Als die Stimme nicht mehr erklang, biss Flora einige weitere Male vom süßen Haus ab. Sechs Mal konnte Flora diesmal zubeißen, ehe die Stimme noch einmal erklang. Flora wiederholte ihre Antwort. Diesmal verstummte die Stimme nicht.
Die Tür des Hauses öffnete sich und die Stimme sprach: "Du magst wohl Süßigkeiten?" Flora sah zur Tür und konnte eine alte Dame sehen. Diese Dame stellte sich als Emilia vor, nachdem Flora mit Ja antwortete. "Komm nur herein, in meinem Haus sollen noch viel mehr Süßigkeiten sein" sprach Emilia. Flora war neugierig und ging in das Haus.
Im Haus gab es viele Süßigkeiten. Flora schaute links, sie schaute rechts, überall sah sie Süßigkeiten. Oben und unten. Einfach überall gab es bunte Süßigkeiten. Flora konnte nicht widerstehen und probierte von jeder Süßigkeit. Sie aß bis zum Abend tausende davon. Dann bekam sie Zahnschmerzen.
Emilia, die alte Dame, bemerkte es und sprach "wenn du jetzt ins Bett gehst, werden die Zahnschmerzen gleich verschwunden sein". Flora befolgte den Rat und stieg in ein fremdes Bett bei Emilia. Dort schlief Flora nach wenigen Augenblicken ein, ohne an ihre Eltern zu denken, die den Wald noch immer durchsuchten. Irgendwann legten sich auch Floras Eltern zur Ruh. Sie wollten am nächsten Tag weitersuchen. Sie hofften, dann Flora wieder zu finden.
Dreizehnter Januar
Es war einmal ein Junge, der gerne spazieren ging. Dieser Junge wurde Gregor genannt. Meist ging er mit seinen Eltern spazieren. Einige Male war Gregor aber auch allein unterwegs.
So wie an einem Wintertag im Januar. Gregor ging in den nahegelegenen Wald. Oft ging er, wenn er alleine war, den selben Weg, doch nicht heute. Heute bog Gregor an einer Weggabelung nach links ab. Normalerweise wählte er den rechten Weg.
Auf dem linken Weg sah Gregor viel Neues. Er sah Blumen, die er noch nicht kannte. Einige waren sonnengelb, andere fliederviolett. Links fand er orange und meerblaue Blumen, rechts standen feuerrote und grüne Pflanzen. Die Welt rundum diesen Weg war kunterbunt.
Gregor sah auch einige Tiere, die er zuvor noch nie sah. Es waren kleine und große Tiere. Tiere, die fliegen konnten, und Tiere, die sich am Boden fortbewegten. Gregor sah den Tieren immer wieder einige Minuten zu. Beobachtete, wie sie sich bewegten, wohin sie liefen. Teilweise folgte Gregor den Tieren.
Gregor ging so immer tiefer in den Wald hinein. Es wurde dunkler und dunkler. Nicht nur wegen der Tiefe des Waldes, sondern auch weil der Tag sich dem Ende näherte. Die Sonne war müde und wollte langsam ins Bett gehen. Der Mond war schon wach und schwach zu sehen. Bald sollte es am Himmel dunkel werden und die Nacht anbrechen.
Noch bevor es richtig dunkel war, kam Gregor an ein Haus. Sollte er dort um ein Bett für die Nacht bitten? Er wusste, dass er nicht mehr rechtzeitig nach Hause kommen würde und den genauen Weg zurück kannte er auch nicht. Das Haus stand also am richtigen Ort und Gregor sah es zur rechten Zeit. Etwas Essen gibt es vielleicht auch im Haus, denn Gregors Magen knurrte.
Das Haus sah nicht wie jedes andere aus. Es war ein relativ kleines Haus und es war bunt. An vielen Stellen war es nur braun und weiß, doch oft genug konnte Gregor auch andere Farben entdecken. An einigen Stellen war das Haus gelb, anderorts violett. An der rechten Wand gab es viele rote und grüne Stellen. Da Gregor um das Haus herum ging, sah er auch die gegenüberliegende Wand. Diese hatte einige Stellen, die blau und orange waren.
Mit jedem Schritt um das Haus näherte sich Gregor dem Haus. Anfangs war er relativ weit entfernt, am Ende stand das Haus nur wenige Meter von ihm entfernt. Jetzt erkannte er, dass