Spielball ferner Welten. Gerd Kramer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerd Kramer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738099928
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gebracht. Man hat nicht feststellen können, was seine Ohnmacht verursacht hat. Die Ärzte haben ihm die Geschichte mit der Spinne nicht abgenommen, worüber mein Bruder ziemlich sauer war. Er weiß übrigens nicht, dass ich mich an Ihren Verein gewandt habe. Ich bin mir auch nicht sicher, dass er das gutheißen würde. Aber ich habe das Gefühl, dass etwas äußerst Mysteriöses hinter der Sache steckt. Ich hab lange recherchiert und auch bei den Kollegen im Bio-Institut nachgefragt, ob sie die Spinnenart kennen. Auch mich hat man nicht so richtig ernst genommen. Jedenfalls ist bei meinen Recherchen nichts herausgekommen.“

      „Sie sind Biologin?“

      „Ja. Ich hab mich aber nach dem Master für das Lehramt entschieden und unterrichte jetzt Biologie und Chemie. Mit Spinnen kenne ich mich zwar nicht besonders gut aus. Aber es sind faszinierende Tiere, und ich hab im letzten Jahr zusammen mit dem NABU ein Schulprojekt zu dem Thema durchgeführt. Die heimischen Spinnen sind allesamt harmlos. Manchmal kann es vorkommen, dass beim Import von Früchten gefährliche Arten mitreisen, wie die brasilianische Wanderspinne. Ihr Biss kann tödlich sein. Vor einiger Zeit musste ein Supermarkt wegen solch eines Vorfalls evakuiert werden. Aber bei den Attacken auf meinen Bruder und seinen Partner muss etwas anderes passiert sein. Den Biss und das Gift hätte man nachweisen können.“

      „Wäre es möglich, mit Ihrem Bruder zu sprechen?“

      „Wir fahren ganz einfach zu ihm in die Firma. Nachdem ihm bisher niemand geglaubt hat, wird er vielleicht froh sein, wenn Sie ihn anhören und die Angelegenheit ernst nehmen.“

      Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Dort stand ihr Wagen. Der Weg zur Firma dauerte nur wenige Minuten.

      Nadjas Bruder reagierte nicht so, wie sie es erwartet hatte. Es war ihm anzumerken, dass er dem Fremden, den sie anschleppte, argwöhnisch gegenüberstand. Aber Fischer gelang es trotz seiner, wie er selbst glaubte, mangelnden Menschenkenntnis, einen Draht zu ihm zu finden. Er zeigte durch gezielte Fragen Interesse an dessen Arbeit.

      Sie saßen in der Besprechungsecke, die Axel Brink in seinem Büro für Kundenbesuche eingerichtet hatte.

      „Wo liegen die Grenzen Ihrer Drucktechnik?“, fragte Fischer schließlich.

      „Eigentlich nur im Material und natürlich in der Modellierung, wobei Letzteres keine echte Begrenzung ist. Im Prinzip kann man fast alles realisieren, wenn man die entsprechende Kenntnis besitzt. Aber um Ihrer nächsten Frage vorzugreifen: Eine lebende Spinne kann man natürlich nicht kreieren.“

      „Das wäre nicht meine nächste Frage gewesen.“ Fischer lachte. „Das fiele wohl eher in den Bereich der synthetischen Biologie. Wo liegen die Begrenzungen hinsichtlich des Materials?“

      „Na ja. Wir können die üblichen Metalle verwenden. Auch Edelstahl, Bronze, Titan, Silber und Gold sind kein Problem. Wir benutzen sowohl das Selektive Lasersintern als auch das Selektive Laserschmelzen, SLS beziehungsweise SLM genannt.“

      „Können Sie auch Halbleiter herstellen?“

      Brink sah seinen Besucher erstaunt an. Es verstrich eine lange Pause, bevor er antwortete.

      „Im Prinzip, ja. Aber das entsprechende Know-how haben wir nicht. Die Idee ist …“ Brink fuhr sich über das kurzgeschnittene blonde Haar. „Die Idee hat was. Sie ist interessant. Sie glauben doch nicht …?“

      „Ich versuche nur, das Undenkbare zu denken. Zumindest, wenn die gewöhnlichen Theorien nicht weiterführen, hilft das manchmal.“

      Brink stand auf und lief im Büro auf und ab. Nadja hatte bisher nur zugehört. Jetzt sah sie Fischer und dann ihren Bruder an.

      „Kann mich mal einer von euch aufklären, was ihr da gerade ausbrütet?“

      „Was wäre, wenn es sich nicht um ein lebendiges Ding handelte, sondern um ein künstliches Wesen, einen Roboter?“ Fischer beobachtete Nadjas Reaktion, während er sprach.

      Sie öffnete ihren Mund, als wollte sie etwas sagen, brachte aber nur ein Kopfschütteln zustande.

      Brink setzte sich wieder. „Das ist völlig unmöglich. Ich hab gesehen, wie natürlich es sich bewegt hat. So etwas könnte niemand konstruieren. Die Spinne sah nicht nur äußerlich echt aus, sie verhielt sich auch so. Jedenfalls soweit ich das beobachten konnte. Außerdem, selbst wenn so etwas möglich wäre, wer sollte Interesse daran haben, so ein Tier nachzubilden? Das ist doch völliger Unsinn.“

      „Ist der Drucker vernetzt?“

      „Ja, natürlich.“

      „Internet?“

      „Ja. Aber selbstverständlich ist der Zugang geschützt. Da kommt niemand ran, der nicht autorisiert ist. Außerdem werden alle Jobs im Steuerprogramm aufgelistet. Ich hätte es bemerkt, wenn jemand von extern einen Druck gestartet hätte.“

      „Ein Hacker?“

      Brink antwortete nicht. Er stand erneut auf und setzte sich an seinen Computer. Nach einigen Minuten kam er zurück, ließ sich in den Schalensessel fallen und schloss für einen Moment die Augen.

      „Was ist los, Axel?“, fragte Nadja.

      „Es ist kein fremder Job gelistet. Wahrscheinlich wurden die Aufträge gelöscht. Aber in einigen Backups sind Auffälligkeiten vorhanden. Verdammt! Was geht hier vor?“

      „Können Sie feststellen, wie der fremde Druckauftrag aussah?“

      „Nur, wenn er mit unserem Programm erstellt wurde. Anderenfalls könnte man lediglich mit einiger Mühe die einzelnen Anweisungen rekonstruieren.“

      „Das würde sich vielleicht lohnen.“

      „Hm, ja. Ich will wissen, was passiert ist. Jemand hat meinen Freund und Partner umgebracht, und ich will, dass derjenige zur Rechenschaft gezogen wird.“

      „Wir müssen die Polizei einschalten, Axel“, sagte Nadja.

      „Die werden uns auch jetzt nicht glauben. Ich finde es ja selbst nicht vorstellbar.“

      „Können Sie den Druckjob erneut ausführen?“, fragte Fischer.

      „Verdammt, ja. Das ist eine gute Idee!“

      „Könnten Sie ihn verändern?“

      Brink schüttelte den Kopf. „Das wird kaum möglich sein, ohne die Befehlssequenzen genau zu verstehen.“

      „Ich meine: Könnten Sie ergänzende Bestandteile hinzufügen?“

      „Vielleicht. Das müsste möglich sein. Worauf wollen Sie hinaus?“

      Fischer beugte sich vor. „Sie haben beim zweiten Mal nicht dieselbe Spinne gesehen. Es existieren mehrere Exemplare. Und die sind alle verschwunden.“

      „Sie glauben, dass mehrere gedruckt wurden? Das muss ich prüfen. Dann muss es weitere Druckdateien im Backupverzeichnis geben.“

      „Davon bin ich überzeugt. Vielleicht können wir herausfinden, wohin sie verschwunden sind.“

      „Wenn wir ein weiteres Exemplar herstellen und einen GPS-Tracker hinzufügen, könnten wir es verfolgen.“

      „Genau darauf wollte ich hinaus.“

      „Ein Sender, wie er bei der Verfolgung von Vogelflugrouten eingesetzt wird?“, fragte Nadja.

      Ihr Bruder nickte. „Weniger als einen halben Zentimeter groß. Das Problem wird sein, den Sender an einer günstigen Stelle anzubringen und mit Strom zu versorgen. Dafür müsste ich zumindest grob wissen, wie das Monster konstruiert ist. Ich denke, dass ich das hinkriege. Für die Realisierung brauche ich einige Tage – und Nächte.“

      „Die Spinne, der Roboter, oder wie man das Ding nennen soll, ist gefährlich. Es hätte auch dich fast umgebracht.“

      „Ich werde vorsichtig sein. Wenn unsere Theorie stimmt, können wir jetzt die Kontrolle übernehmen. Ich werde die Internetverbindung