Автор: | Tom Bleiring |
Издательство: | Bookwire |
Серия: | |
Жанр произведения: | Языкознание |
Год издания: | 0 |
isbn: | 9783847624288 |
auf sein Bett. >>Morgen kommt wieder eine Familie für dich ? < Duncan nickte und wollte etwas hinzufügen, doch Lee Ann schnitt ihm sofort das Wort ab. >>Was, wenn die dich auch nicht mitnehmen? Musst du dann bald hier weg ? << >>Das müsste ich auch, wenn sie sich für mich entscheiden, << erwiderte Duncan freundlich und setzte sich zu ihr. >>Du weißt, wie ich es meine, << brummte Lee Ann. >>Hast du die Carver gefragt, ob du nicht bleiben kannst ? << >>Ich habe sie gefragt, und sie hat nein gesagt, << antwortete Duncan. Lee Ann verschränkte die Arme vor der Brust und starrte finster. Sie konnte hervorragend starren, dachte Duncan. Es wunderte ihn, dass sich durch ihren bohrenden Blick nicht der Putz von den Wänden löste. Überhaupt war Lee Ann ein sehr ungewöhnliches Mädchen, auch wenn Duncan bisher nicht viele andere hatte kennen lernen dürfen, um besser vergleichen zu können. Sie hatte seine Größe, war jedoch um einiges schlanker als er. Wenn sie zornig wurde, schien es, als würde die Temperatur in dem Zimmer um einige Grad fallen. Und sie wurde häufig zornig, denn die anderen Jungen im Waisenhaus hackten häufig auf ihr herum. Vor allem , weil sie sich gut mit Duncan verstand. Sich mit ihr zu schlagen hatte bisher nur einer gewagt, und dieser Junge hatte übel dafür büßen müssen. Wenn Lee (und nur Duncan durfte sie bei so nennen) wütend wurde, konnte sie zu einem Berserker werden. Mrs. Carver gelang es nicht einmal durch Schläge mit ihrem gefürchteten Rohrstock, Lee von dem Jungen , der sie provoziert hatte, herunter zu bekommen. Erst Duncan’s Eingreifen hatte den Kampf schließlich beendet. >>Ich will nicht, dass du gehst , << verkündete Lee voller Trotz. Duncan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. >>Das liegt wohl kaum in deiner Macht , << entgegnete er freundlich, >> doch ich möchte eigentlich auch nicht von hier fort. << >>Können wir denn nicht weglaufen ?, << fragte Lee. >>Irgend wohin, wo uns Mrs. Carver nicht finden kann ? << Duncan wurde schlagartig ernst. >>Daran darfst du nicht einmal denken, Lee, << erwiderte er. >>Die Polizei würde uns sicher schnell finden, und du weißt, was dann geschehen würde. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt, weder durch Mrs. Carver, noch durch irgend wen sonst. Schlag dir das bitte aus dem Kopf, Lee. << Er sah, wie sich die Augen des Mädchen’s mit Tränen füllten und setzte sich neben sie . Tröstend strich er mit der Hand über ihren Arm und sagte: >>Wenn ich volljährig bin und einen Job gefunden habe, dann komme ich dich holen. Das verspreche ich dir, Lee . Ich gebe dir mein Ehrenwort. << >>Wirklich ?, << flüsterte das junge Mädchen . Duncan nickte und schenkte ihr ein weiteres Lächeln. >>Bevor du Achtzehn bist, werde ich kommen und dich hier rausholen, << sagte er. Ein lauter Gong ertönte plötzlich und hallte durch das Gebäude. Lee fuhr erschrocken zusammen, doch Duncan grinste. >>Abendessen, << sagte er. Als die ersten Strahlen der Morgensonne den Horizont erhellten und einen neuen Tag ankündigten, war Duncan bereits auf den Beinen und war in seine besten Klamotten geschlüpft. Für gewöhnlich erschienen Gäste und interessierte Familien zum Frühstück im Waisenhaus, und Duncan wollte vorbereitet sein. Er kämmte sein Haar ein zweites und drittes Mal, bis es richtig lag, band sich seinen Schlips und zog seinen Anzug an, den er sonst nur für Kirchgänge am Sonntag trug. Dann verließ er sein Zimmer und ging in das Erdgeschoss hinab, wo er auf Mrs. Carver traf, die gerade die Eingangstür aufschloss. Überrascht von seinem frühen Erscheinen betrachtete sie den jungen Mann genau, fand aber nichts an seinem Äußeren, das sie hätte bemängeln können. >>Die Miller’s werden in einer Stunde hier sein, << verkündete sie daher und öffnete die Tür. Erschrocken wich sie zurück, denn direkt vor ihr stand ein Mann mittleren Alters, der gerade die Hand gehoben hatte, um anzuklopfen. Duncan blickte an ihr vorbei und betrachtete den Fremden genau. Der Mann mochte um die vierzig Jahre alt sein, war groß gewachsen und trug einen teuren Mantel. Er hatte schwarzes Haar und einen kleinen Pferdeschwanz, eine silberne Brille auf der Nase und einen Spitzbart am Kinn. Er wirkte sehr gepflegt und ordentlich. Hinter ihm , am Fuß der Treppe, stand eine elegant gekleidete Frau vor einer schwarzen Limousine und lächelte. >>Sie wünschen ?, << fragte Mrs. Carver höflich. Der Mann verbeugte sich leicht vor ihr und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. >>Mein Name ist Jonathan Miller, << antwortete er . >>Wenn sie Madame Carver sind, dann haben wir heute früh einen Termin. Die junge Dame hinter mir ist meine Sekretärin, Miss Piper. Meine Gattin fühlte sich leider nicht gut und konnte mich daher nicht begleiten. << >>Wir hatten sie nicht so früh erwartet, << sagte Mrs. Carver verwirrt und überrascht. >>Nicht ? << Mister Miller schien ehrlich bestürzt. >>Miss Piper, war der Termin nicht für acht Uhr angesetzt ? << Er wandte sich seiner Sekretärin zu, die nervös in ihren Unterlagen blätterte. >>Doch, Sir, war er, << erwiderte sie schließlich erleichtert. Mr. Miller sah wieder zu Mrs. Carver und lächelte wieder. >>Vermutlich ein Irrtum, wie er in den besten Familien vorkommen kann, << verkündete er fröhlich. >>Aber das sollte uns nicht davon abhalten, ihn nicht stattfinden zu lassen. Dürfen wir eintreten ? << Mrs. Carver wich zur Seite und scheuchte Duncan mit einer harschen Handbewegung in ihr Büro. Mr. Miller, dem dies nicht entgangen war, trat an ihr vorbei und folgte ihm. Als Letztes traten die Heimleiterin und die Sekretärin in das kleine Zimmer. >>Ist dies der junge Mann, von dem sie so geschwärmt haben, Verehrteste ?, << fragte Mr. Miller und betrachtete Duncan wohlwollend. >>In der Tat, << antwortete diese knapp. >>Hervorragend, << rief Mr. Miller und klopfte Duncan auf die Schulter, ehe er sich auf den Stuhl setzte, auf dem Duncan Tags zuvor gesessen hatte. Als seine Hand Duncan berührte, schien es dem Jungen, als hätte er in Eiswasser gegriffen. Ein Frösteln durchfuhr ihn von Kopf bis Fuß und seine Nackenhaare richteten sich auf. Er spürte einen Blick auf sich ruhen und sah zu Miss Piper, die ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte, ehe auch sie sich neben ihren Chef setzte. Ihr kurzes Lächeln vertrieb augenblicklich die Kälte aus Duncan’s Körper und schien sie durch eine wohlige innere Wärme zu ersetzen. >>Es ist bedauerlich, dass ihre Gattin nicht anwesend ist, << verkündete Mrs. Carver in diesem Moment. Mr. Miller hob die Hände und erwiderte: >>Ich kann mich nur nochmals dafür entschuldigen, aber sie fühlte sich wirklich nicht gut. Sie wäre natürlich gerne mitgekommen, aber was soll man machen ? Ich denke, dass meine Anwesenheit ausreicht, um die Formalitäten zu klären. << >>Natürlich , << entgegnete die Heimleiterin und schob einen Stapel Papiere über den Schreibtisch. Miss Piper griff danach und studierte sie eingehend, während Mr. Miller weiter Smalltalk mit Mrs. Carver betrieb. >>Sie haben es sehr schön hier, << sagte er und sah sich in dem herunter gekommenen und staubigen Büro um. Duncan hätte fast laut aufgelacht, doch der eisige Blick von Mrs. Carver unterband dies. >>Danke, << erwiderte sie kühl. >>Nun, Duncan, magst du uns nicht etwas über dich erzählen ? , << fragte Mr. Miller. >>Und setzt dich doch ruhig, hier beißt dich keiner. << >>Noch nicht, << flüsterte jemand, doch außer Duncan schien niemand die Worte gehört zu haben. >>Vielen Dank, Mr. Miller, aber ich stehe lieber, < >>Wie du möchtest, << sagte dieser und lachte dabei, >> aber nenn mich nicht Mister Miller. Jonathan genügt völlig. Andernfalls käme ich mir doch sehr alt vor. << Selbst Duncan schmunzelte, ebenso wie Mr. Miller und Miss Piper, doch Mrs. Carver schien dieser Aufforderung nichts abgewinnen zu können. >>Unsere Kinder sind so erzogen, in Gegenwart von Erwachsenen oder Höhergestellten zu stehen und zu schweigen, << teilte sie ihren Gästen mit. >>Die Papiere sind vollkommen in Ordnung, Mister Miller, << verkündete Miss Piper und unterbrach damit die eisige Stille, die nach Mrs. Carver’s letzter Bemerkung eingetreten war. >>Sehr schön, << sagte Mister Miller und nahm ihr den Stapel aus Dokumenten ab. >>Und, Duncan ? Erzählst du uns etwas von dir ? << Diesmal kam die Aufforderung von Miss Piper, die ihm dabei wieder eines ihrer besonderen Lächeln schenkte. >>Es gibt nicht sehr viel, was ich über mich erzählen könnte, << sagte er. >>Man hat mich in einer Silvesternacht vor fast achtzehn Jahren vor der Pforte dieses Waisenhauses ausgesetzt. Ich war wohl kaum mehr als ein paar Stunden alt, wie Mrs. Carver mir erzählte. Es kam niemals jemand, um sich nach mir zu erkundigen. Nur ein kleines Pappschild lag bei mir, auf dem mein Name geschrieben stand. << >>Sonst war da nichts weiter ?, << hakte Mr. Miller nach. >>Nein, nichts weiter, < >>Traurig, traurig, < >>Aber ich bin mir sicher, dass es dir bei uns auf jeden Fall gefallen wird. << Mrs. Carver schien aus einer Art Starre zu erwachen, denn sie beugte sich vor und fragte : >>Sie wollen also Duncan adoptieren? << >>Natürlich, << erwiderte Mr. Miller, als