Fate of Whisky. Joachim Koller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joachim Koller
Издательство: Bookwire
Серия: Lost Tales
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750218000
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Einer davon waren die streng katholischen Eltern von Stefanie.

      Julia und Niko war ein eigenes Zimmer für die Nacht angeboten worden, während Stefanie sich mit ihrer Freundin ihr Zimmer für die Nacht teilte.

      Gleich nach der Schule kam Niko und half beim Herrichten der Zimmer, kurz darauf erschienen Antonia und Christian. Eine Stunde später kamen Julia und Pauline, sie hatten sich schon auf dem kurzen Weg zur Wohnung bestens verstanden. Der Plan der kleinen Gruppe war, zunächst ein Damen-Schirennen zu verfolgen und dann einen gemütlichen Kuschelabend zu verbringen.

      Die Couch vor dem Fernseher bot Platz für alle, eine große Schüssel Chips wurde herumgereicht. Am Rand eng an Niko geschmiegt saß Julia.

      »Ich bin so froh, dass meine Eltern nicht weiter nachgefragt haben. Diese Lügen sind so sinnlos. Wann kapiert mein Vater endlich, dass ich mein eigenes Leben führe?«

      »Denk nicht weiter darüber nach, nicht heute. Der Tag und der Abend gehören uns beiden alleine«, versuchte Niko sie zu beruhigen. Dabei gingen ihm dieselben Gedanken durch den Kopf.

      »Okay, heute gewinnt wohl keine Österreicherin.« Christian erhob sich.

      »Warte, Schatz. Die Nächste schauen wir uns noch an, das ist Ulrike Maier«, meinte seine Freundin und hielt ihn fest.

      »Die hat die Nummer 32, das sagt doch schon alles. Ihre besten Tage sind vorbei. Ich glaube, sie wird nach dieser Saison zurück ...«

      In diesem Moment verkantete die Rennläuferin und stürzte. Alle verstummten und blickten entsetzt auf den Bildschirm.

      »Oh mein Gott«

      »Ach du Scheiße.«

      »Das sieht gar nicht gut aus.«

      Von der bislang lockeren Stimmung war nichts mehr übrig. Während Christian und Antonia sich um das Abendessen kümmerten, verfolgten die anderen die Nachrichten. Vor allem Stefanie war geschockt, da sie in den Weihnachtsferien genau dort Schifahren war, wo das Rennen stattfand. Außerdem war sie schon mehrmals bei Schirennen dabei gewesen und ein großer Fan des Sports.

      »Die Kandahar-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen war mir viel zu steil. Ich habe mich nur ein einziges Mal hinunter getraut und das sehr langsam. Aber das sind doch Profis, so etwas darf doch nicht passieren.«

      Während des Abendessens kam die Bestätigung im Fernsehen, dass die Rennläuferin bei dem Sturz ihr Leben verloren hatte. Damit war der Abend für alle gelaufen.

      Gleich nach dem Essen verabschiedeten sich Antonia und Christian. Pauline nahm Stefanie mit in ihr Zimmer, um sie etwas zu beruhigen.

      Julia und Niko versuchten noch, etwas Ablenkung zu finden, was ihnen aber nicht gelang.

      »Weißt du was? Lass uns ins Bett gehen«, schlug Niko vor.

      Einige Minuten, nachdem sie eng umschlungen im Gästebett lagen, flüsterte Julia.

      »Es kann so schnell gehen.«

      »Was meinst du?«

      »Diese Schifahrerin. Noch vor einigen Stunden hat sie sicher nur daran gedacht, am Abend bei ihrer Familie zu sein.«

      Sie setzte sich auf und sah Niko an.

      »Ich werde morgen mit meinem Vater reden. Ich lasse mir von ihm nicht vorschreiben, wen ich treffe und wie ich meine Zeit verbringe. Es wird keine Geheimnisse und keine Ausreden mehr geben. Du und ich, wir sind zusammen, damit muss er leben. Ich will mich nicht mehr verstecken und will jede Minute mit dir genießen.«

      Niko lächelte sie an.

      »Ich werde dich liebend gerne dabei unterstützen. Wir können gemeinsam mit deiner Familie reden, wenn du das möchtest.«

      Julia umarmte ihn und küsste seine Wange.

      »Ich liebe dich, jetzt und für immer.«

      ---***---

      »Und kam es zu dem Gespräch?«

      »Oh ja. Zuerst hat ihr Vater gemeint, Familienangelegenheiten gehen mich nichts an und ich soll gehen. Julia hat ihm deutlich gemacht, dass ich zu ihr gehöre. Es endete in einem lautstarken Streit. Jedes Mal wenn ich etwas sagen wollte, wurde ich von ihm unterbrochen. Seine letzten Worte damals waren, dass sie noch sehen wird, was sie davon hat, mit so jemanden wie mir die Zeit zu verschwenden.«

      »Heftig.«

      »Jedenfalls sind wir ab diesem Tag öfters bei ihr zu Hause gewesen. Aber nur in ihrem Stockwerk, kein gemeinsames Abendessen oder sonst etwas. Den Eltern bin ich dabei stets aus dem Weg gegangen.«

      Alison wurde langsamer und parkte auf einem Seitenstreifen neben der Fahrbahn.

      »Genug Trübsal geblasen. Ab zum nächsten Naturschauspiel«, forderte sie Niko auf und stieg aus.

      Alison hatte nicht zu viel versprochen. Neben der Straße hatten sie freien Blick auf einen brausenden Wasserfall, der sich über dunkle Steine hinabwand. Zur Rechten war deutlich ein tief in den Felsen geschnittener Flusslauf zu sehen.

      »Wow«, entkam es Alison.

      »Überrascht?«

      »Oh ja. Durch den Regen der vergangenen Tage ist der Wasserfall doppelt so groß als sonst. Ich habe ihn noch nie so breit und tosend erlebt. Was sagst du?«

      Fasziniert stand Niko an der Brüstung und starrte gebannt auf die Wassermassen, die aus den Flüssen hier zusammenkamen und in einem Wasserfall in den Fluss stürzten. Auch wenn der Wasserfall nicht übermäßig hoch war, das tosende Geräusch des Wassers war beeindruckend. Niko konnte sich nicht sattsehen an dem Naturschauspiel. Im Hintergrund die Berge, die im Nebel nahezu verschwanden, rundum dunkelgrüne Wiesen. Die dunklen Felsen, über die das Wasser hinunterkam, teilweise moosbewachsen, teils glänzend glatt. Und das schäumende Wasser, das in Weiß hervorstach.

      Minutenlang blieb Niko einfach nur stehen und sah zu. Als Alison nachfragte, ob sie weiterfahren sollten, nickte er stumm.

      »Bis wir beim Castle MacHart ankommen, werde ich noch ein paar Naturspektakel für dich haben«, versprach Alison.

      Sie verbrachten gerade einmal fünf Minuten im Fahrzeug, als Alison erneut die Hauptstraße verließ. Sie fuhr auf eine Nebenstraße, parkte den Wagen und deutete aus dem Fenster.

      »Was du nun siehst, ist eine der bekanntesten Aussichten von Glencoe.«

      Niko stieg aus und war erneut ergriffen von der Landschaft. Vor ihm lag eine Holzbrücke über einen breiten Fluss, der in einem See mündete, dessen gegenüberliegendes Ufer im Nebel verschwand. Die Brücke führte zu einem Feldweg, der durch das inzwischen schon typische Grün führte und an einem einsamen Haus endete. Weit und breit war kein weiteres Gebäude zu sehen. Links und rechts des weißen Gebäudes mit dunkelgrauem Dach war eine Ansammlung von Bäumen, dahinter ragten Felsformationen in den Himmel. Zwischen zwei fast kahlen Bergen verlief ein Fluss hinab und unweit des Hauses vorbei.

      Niko war sprachlos. Den wieder einsetzenden Regen bemerkte er nicht, so sehr zog ihn die Kulisse in ihren Bann.

      »Ideal für einen Urlaub, wenn man es ruhig haben möchte«, meinte Alison.

      »Abseits von allem. Absolut nichts, außer Landschaft.« Niko fehlten die Worte. Er bemerkte erst, als Alison ihn leicht anstieß, dass sie ihm eine Flasche und einen Schokoriegel entgegenhielt. Skeptisch begutachtete er die orange Flüssigkeit in der PET-Flasche.

      »Irn-Bru. Das Nationalgetränk Schottlands, wenn es um alkoholfreie Getränke geht. In manchen Jahren sind die Verkäufe sogar höher als bei Cola.«

      Niko sah sich die Flasche genauer an.

      »Sieht giftig aus, dieses neonorange.«

      »Koste es einfach. Es ist inzwischen zuckerfrei, also nicht mehr so schlimm«, erklärte Alison und drückte ihm die Flasche in die Hand.

      Niko versuchte einen Schluck und musste feststellen, dass es weitaus besser schmeckte, als es auf den ersten Blick aussah. Den Geschmack konnte er nicht definieren, es schmeckte fruchtig und leicht herb, mit viel Kohlensäure.

      Der Schokoriegel war ebenfalls neu für Niko. Er biss zu und schmeckte den