Love is pain. Donom Maska. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Donom Maska
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742779311
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seiner Haut, seine Stimme. Mit jeder weiteren Minute entdecke ich mehr und mehr, dass mich einfach nur noch stört. War er auch schon beim ersten Date so ein arrogantes, verzogenes Arschloch? Ich achte auf Dinge, auf die ich bisher noch nie bewusst bei einem Date geachtet habe, aber jetzt inspizierte ich alles und zwar gründlich.

      Hinzu kommt, dass er eine Nachricht erhält, die ihn aufregt. Er erzählt mir die Vorgeschichte und ich sag ihm offen meine Meinung dazu. Meiner Ansicht nach hat er das Ganze falsch angepackt und muss sich sicher nicht über die andere Person aufregen. Er nimmt sich meine Worte zu Herzen. Wenigstens kann ich ein bisschen rumzicken.

      Ich esse sehr schnell, wir bezahlen. Eigentlich halb/halb. Ich lege noch Trinkgeld drauf und er sackt das mit einem "oh, wir haben zu viel hingelegt" ein. Ich lach beinah laut aus, während ich den Kopf schüttle. Draussen zünde ich mir eine Zigarette an und halte sie die ganze Zeit demonstrativ vor dem Mund, nicht dass er noch auf die blöde Idee kommt, mich küssen zu wollen. Als mein Tram kommt, wünsche ich ihm einen schönen Abend und steig ein. Unser Date hat gerade mal zwei Stunden gedauert, aber ich hatte das Gefühl, es seien mindestens fünf gewesen.

      Am nächsten Tag fragt er, ob es an der Geschichte mit der Nachricht liegt, dass ich ihn jetzt nicht mehr mag. Ich schreib zurück, es hat nicht gefunkt und wir passen nicht zusammen. Er findet es schade, meint, wir können ja trotzdem in Kontakt bleiben und dann mal schauen was passiert ;-).

      Was soll dieses Scheisszwinkern? Ich lösch seine Nummer, er kann mein Profilbild auf WhatsApp nicht mehr sehen, hat den Wink sicher verstanden.

      Also Nein, ich brauch keine zwei Dates, um herauszufinden, dass da nie was wird. Entweder es funkt gleich oder nie.

      Da ich im Büro immer noch chatte, aber mit einem neuen Namen, schreib ich seit August mit Mike. Verheiratet, sucht nach Spass. Ja dann such mal schön weiter. Er blieb trotzdem dran, liess sich von meinen frechen Sprüchen nicht beirren und gab zurück. Das gefiel mir, es war ein lustiges Abklatschen. So begann unsere Unterhaltung und wir chatteten öfters mal.

      Er ist sehr lange verheiratet, kinderlos und sexuell frustriert. Gemäss seiner Beschreibung sieht er aus wie George Clooney. Ja ok, wenn das tatsächlich der Fall wäre, hättest du es nicht nötig im Chat nach Frauen zu suchen, aber träumen darf man ja. Am Anfang bestand unsere Konversation aus frechen, lockeren Sprüchen und entwickelte sich mit der Zeit in eine Beinah-Onlinefreundschaft. Wir erzählten uns diese und jene Anekdote aus dem Leben oder Alltag, immer in Kombination mit Humor. Das Beste an der ganzen Sache war, mit ihm verging die Zeit sehr schnell, weil es mir Spass machte, mit ihm zu diskutieren.

      Zwischendurch liess er aber immer den arroganten, reichen Schnösel raushängen. Ja George Clooney hat Kohle und will noch mehr. Ist an allen möglichen Veranstaltungen, an denen er zwar schön teilnimmt, aber es erscheint mir alles sehr oberflächlich. Mit seiner Frau scheint er sich überhaupt nicht zu verstehen, sie spielen heile Welt, und obwohl er nie wirklich über sie herzieht, lese ich zwischen den Zeilen, dass er sie regelrecht hasst. Er gibt ihr die Schuld an seinem Unglück. Als ich ihm mal sage, dass er ja auch nicht der Jackpot ist, versteht er es nicht. Er bringt doch das Geld nach Hause, zahlt alles, er achtet nur auf das Beste vom Besten, sie erlebt viel „Aber du schenkst seit Jahren deine Aufmerksamkeit irgendwelchen Frauen im Chat und versuchst die zu beeindrucken, statt deine Frau.“ Versteht er nicht. Ja gut, kann mir egal sein.

      Meine Zeit im Büro ging schneller vorbei und das zählte. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich auch daran. Ich gewöhnte mich an seine Aufmerksamkeit und konnte er nicht online kommen, wusste ich nicht, wie ich mich beschäftigen soll. Ich war nicht auf ihn als Mann fixiert sondern auf seine Aufmerksamkeit. Bekam ich die nicht, war ich deprimiert. Ich wusste, dass es nicht gut ist, aber ich kam nicht raus.

      Im Januar meinte er, er sei mit seinen Freunden an der alljährlich stattfindender Party, die ein paar Tage läuft, ob ich auch komme. Wär doch schön, wenn wir nach all den Monaten auch endlich mal von Angesicht zu Angesicht reden könnten. Natürlich meldete sich sofort meine Angst vor Ablehnung. Trotz all der Dates und Egopolitur, war sie immer noch da. Die Angst, zu enttäuschen, nicht zu genügen. Aber ich musste mich dem stellen, also wollten wir uns dort treffen. Chatana wollte auch mit und Xena würde später dazu stossen.

      In der Woche vor der Party finde ich Mike endlich über die Suchmaschine. Ja ok, George Clooney sieht anders aus, aber egal, ich will ja eh nichts von ihm. Da er nicht weiss, wie ich aussehe und ich ja angeblich nicht, wie er aussieht, befürchtet er, wir werden uns nie finden. Ich weiss ja, wie er aussieht, sag ihm das aber nicht. Wir überlassen das dem Schicksal, meine ich. Doch als wir dort sind, stelle ich fest, das war eine blöde Idee. Ich würde hier meinen eigenen Sohn nicht finden, geschweige denn einen völlig Fremden, den ich nur von Bildern kenne. Ich drehe mit Chatana ein paar Runden. Nein, keine Chance, dass ich den hier finde.

      Ich halte an, weil mein Handy vibriert, Xena ruft an und mein Blick fällt auf den Typ vor mir. Scheisse das ist Mike. Ich schau noch mal genau hin. Ja das ist er tatsächlich. Ich bin aufgeregt, aber tipp ihn an. Er ist schockiert, woher konnte ich wissen, dass er es ist. Tja, ich bin halt schlau.

      Er zahlt mir einen Drink und wir unterhalten uns. Der Mann, der vor mir steht hat überhaupt nichts mit dem Mann online gemeinsam. Er ist unglaublich dünn, zerbrechlich, sowas geht beim Sex doch kaputt. 1.75 waren auch schon grösser, sehr schüchtern. Kein Charme, keine freche Klappe, nichts. Ich bin am Anfang doch etwas aufgeregt, immerhin unterhalte ich mich mit ihm seit Monaten und nun steht er vor mir. Ich such nach dem Mann, mit dem ich so viel geredet, gelacht habe, aber ich finde nichts. Trotzdem haben wir einen sehr lustigen Abend, dank seinen Kumpels, die es verstehen, Party zu machen und es ist eine lustige Nacht.

      Ich kann mit Mike aber nicht mehr so chatten wie vorher. Wenn er mit seinen frechen Sprüchen, dem Übertriebenem kommt, hab ich eben diesen realen Mann vor mir und es funktioniert nicht, es stimmt nicht mehr überein und ich kann es nicht ignorieren. Er sieht eben aus wie ein Chatter. Halt wie jemand, der online nach Affären sucht. Es passt. Ich logg mich immer seltener ein und wenn, dann jeweils nur kurz. Mittlerweile hab ich einen Blog erstellt und kann meine Zeit dort totschlagen.

      Da mir und Chatana die Party gefallen hat, beschliessen wir Anfang Februar noch mal hinzugehen.

      Neben anderen, die ich auf den Apps kennengelernt und getroffen habe, schreibe ich schon eine Weile mit Daniel. Er schreibt mir regelmässig, erzählt viel aus seinem Alltag. Er schreibt mir alles über sich, aber lädt mich nie auf einen Kaffee ein oder sonst irgendwie in Richtung Date. So langsam wird mir das auch zu blöd. Er hält den Kontakt aufrecht, aber wofür genau?

      Schon eine Woche vorher hab ich ihm erzählt, ich gehe am Freitag an diese Party. Am Freitag schreibt er dann, er ist vielleicht am Abend mit einem Freund an der Party und was ich so vorhabe. Ich antworte, hab ja schon gesagt, dass ich auch da sein werde. Es kommt nichts mehr. Du liebe Güte, was ist denn bloss mit diesen Typen los? Nichts, kein wir sehen uns dort oder irgendwas, einfach nichts. Auf dem Weg zur Party schreib ich ihm „Sag hallo, wenn du da bist“

      Als ich mit Chatana die Runden drehe, fällt mir ein Typ auf, der Daniel sein könnte und ich hoffe, er ist es nicht. Erinnert mich an den Typ aus „Harry Potter“, der sich in eine Ratte verwandelt. Kurz vor Mitternacht erhalte ich eine Nachricht von ihm, wo bist du? Ich beschreibe es ihm und was ich anhabe, aber er ist offenbar nicht in der Lage, mich zu finden. Wir schreiben uns hin und her, aber er findet mich einfach nicht. Ich kann jetzt nicht weg, halte Ausschau nach ihm und während ich die Leute inspiziere, fällt ER mir auf. Unsere Blicke treffen sich, Jack kommt auf mich zu. Ich halt die Luft an.

      Ich lösche die Apps, ich geh kaum noch in den Chat. Ich beende all meine, über Monate angesammelten WhatsApp Kontakte. Auch wenn mir im Büro langweilig ist, ich kann mich nicht mehr mit denen unterhalten seit Jack.

      Als ich seine letzte Nachricht erhalte, lade ich alles wieder runter. Ich weiss, dass ich wütend bin und es deshalb tue. Mir ist auch bewusst, dass ich morgen traurig seine werde und alles wieder lösche.

      So melde ich mich an, lösche wieder, melde wieder an und so weiter.

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