Das Gebäude richtete ich nach Ost-West aus, um auf der Dachfläche später die Sonnenkollektoren Richtung Süd anbringen zu können. Durch die Eingliederung in den Berghang waren ein rationelles Einfahren des Heues und Eintreiben der Kühe sowie die Beseitigung des Mistes, auch ein späteres Laden desselben möglich.
Hangquerschnitt mit Gebäuden (Ansicht von Süden)
Wir hatten uns für einen Anbindestall entschieden. Für 21 Kühe, 10 auf der einen Seite und 11 auf der anderen. Will jemand einen größeren Stall bauen, muss er für je zwei Kühe 1,10 Meter an Länge hinzufügen. Vorne und am Ende war ein 40 Zentimeter breiter, durch ein Rohr begrenzter Durchgang geplant, damit man um die Tiere herumlaufen konnte, zum Beispiel beim Anbinden, die Tiere selbst aber nicht hindurchpassten. Und ein Quergang unweit der Mitte liegend, mit einer 1 Meter breiten Tür auf jeder Seite, die uns beim Arbeiten als Zugang zum Stall dienen sollte. An der Frontseite käme eine zweiteiliges Schiebetor hin, durch das die Tiere hinaus und hinein gingen, die Rückseite würde in den Hang gebaut sein.
Anhand meiner gesammelten Daten über die Länge und Breite eines Liege- oder Standplatzes für eine Kuh und der Maße eines Heuballens war schon mal eine bestimmte Fläche des Stalles in Anspruch genommen, der restliche Platz in der Mitte (3 Meter) wurde für die zwei Kotrinnen und den Mittelgang aufgeteilt. Ich hatte mich, da wir Milch machten, entschieden, die Kühe mit den Hinterteilen zum Mittelgang hin aufzustellen, da so ein leichteres und übersichtliches Melken gewährleistet war. Die Breite des Gebäudes sollte 10 Meter sein, die Länge des Stalles, 14 Meter, wurde durch die Anzahl der Tiere bestimmt. Der Innenraum des Stalles würde durch eine in der Bodenplatte des Stalles verankerte Rohrkonstruktion aufgeteilt sein, welche auch zum Anbinden der Tiere dienen sollte. Wir hatten uns für die ‚kanadische‘ Anbindung entschieden, leicht zu handhaben und im Notfall schnell zu öffnen. Die Kühe tragen hierbei dauernd ein Halsband, an dem sich ein rund 30 cm langes Kettenstück befindet. Bei diesem System haben sie die größtmögliche Bewegungsfreiheit. Doch später mehr darüber.
Blick von Westen
Gemolken würde im Stall mit einer rundum verlaufenden Rohrleitung, an die vier Melkzeuge angeschlossen werden könnten. Unser altes ‚Eimer-Melk-System‘ könnte darin auch zur Anwendung kommen, vor allem nach dem Kälbern eines Tieres, solange die Milch noch an das Kalb verfüttert würde. Die Südseite des Gebäudes würde in einem Anbau die Käserei beinhalten, an der Nordseite würde ein Anbau für Jungvieh angefügt und der Schweinestall für rund 10 Schweine.
Ansicht von Osten (Bergseite)
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Als all das aufs Papier gebracht war, konnte ich auf einer Kopie des Plans den Verlauf der Zuwasserleitungen einzeichnen, den der Rohre des Regen- und Oberflächenwassers und den der Abwässer und der Gülle. Da der Misthaufen unterhalb geplant war, natürlich überdacht um nicht zusätzlich den Regen zu sammeln, musste unterhalb davon eine Jauchengrube angelegt werden um all die ‚Säfte‘, also den wertvollen Flüssigdünger zu sammeln. Diese käme, bedingt durch das natürliche Gefälle unterhalb des schon bestehenden Weges, der auch zu den Bienenkästen ging, hin und könnte von diesem Weg aus in das Ausbringefass gepumpt werden. Eine Abzweigung dieses Weges würde die Zufahrt zum neuen Stall und der Käserei ergeben, in einer Schleife daran vorbei führen und in die Wiesen oberhalb des alten Stalles münden und eine Verbindung mit dem nördlich gelegenen Teil unseres Landes herstellen. Eine andere Abzweigung, etwas steil, ginge ums Gebäude herum auf den Heuboden und in die über dem neuen Stall gelegenen Wiesen.
Aufsicht
Der Beginn
Doch vorerst war dies noch alles ein Hang mit Wiese und ein paar Brombeergestrüppen dort, wo er zu steil zum Mähen war. Inzwischen hatte ich die Pläne mit den notwendigen Papieren und dem Antrag auf eine Baugenehmigung in der Gemeindeverwaltung eingereicht und Kopien der Pläne nebst Kostenvoranschlägen an das für die Subventionen zuständige Amt, was sich in Toulouse befand. Jetzt hieß es erst mal abwarten.
Der erste Schaufelstich
Doch wollte ich in dieser Zeit nicht untätig sein, denn bald käme der Sommer mit dem damit verbundenen, arbeitstechnischen Baustopp. Dazu kam, dass Doris für 14 Tage nach Deutschland fuhr. Sie hatte inzwischen mehr Einwände gegen das Projekt gefunden als sie einem überpingeligen Amtsschimmel hätten einfallen können. Da der Baggerfahrer gerade verfügbar war, ließ ich ihn kommen, und mit zeitweiliger Unterstützung unseres Frontladers war nach ein paar Tagen zuerst der Mutterboden beiseitegeschoben, der Hang abgegraben und nach Westen hin das Gelände aufgeschüttet, um eine ausreichend große Plattform zu schaffen. Zum Glück hatte der Baggerfahrer ein sehr gutes Augenmaß. Ich bestand darauf, dass das Gelände ein leichtes Gefälle bekam, so rund 10 cm zum Tal geneigt, damit alles Regenwasser abfließen und auch später die Kotrinnen im Stall ablaufen könnten. Ich prüfte trotzdem mit einem Wasserschlauch und zwei an den Enden befestigten Messgläsern nach. Alles stimmte!
Außerdem hatte der Baggerer auf dem Böschungsrand einen zwei Meter breiten, rund 40 Zentimeter hohen Streifen aufgefüllt, um einen Höhenverlust, bedingt durch die Setzung des Aufschütthügels auszugleichen. Ein Meister seines Handwerkes, wie ich bald feststellte! Mit Kalk zog ich Linien dort, wo das Gebäude zu stehen käme und wo die Gräben ausgehoben werden mussten. Das Gelände ähnelte dadurch einem riesigen Tennisplatz. Mit einer Schnur, auf der ich in 3, 4 und 5 Metern Abstand Farbmarkierungen angebracht hatte, vermaß ich die Ecken des Gebäudes, um dort rechte Winkel zu haben (Pythagoras, rechtwinkeliges Dreieck:
Knotenschnur
Da ein gutes Drittel des Bauplatzes aus aufgefülltem Gelände bestand, ließ ich an entsprechenden Stellen vier Löcher graben, bis auf den gewachsenen Untergrund. Hierauf wollte ich die Fundamente gießen, auf denen später das Vorderteil des Gebäudes sicher zu stehen käme, selbst wenn sich der restliche Untergrund noch setzen würde. Dort, wo die Mistrinnen hinkämen, zog der Baggerfahrer noch zwei leichte Gräben, ebenfalls an der Vorderfront, um dort später mittels armiertem Beton eine tragende Verbindung zwischen den Fundament-Sockeln zu schaffen. Die Voraussetzungen für den Bau waren nun gegeben.
Bald würden wir mit dem Heu beginnen. Und wenn der Sommer erst mal vorbei wäre, würden auch die Baugenehmigung und alle anderen Bescheide eingetroffen sein.
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Inzwischen hatte ich eine Liste der Werkzeuge und Geräte aufgestellt, die wir brauchten, um die Baustelle ohne Kran durchzuziehen. Da war einmal eine Verlängerung für den Frontlader angesagt, mit der man bis auf über 7 Meter Höhe kommen musste, um später das Dach zu bauen und vor allem die Falzbleche dafür hinauf zu bekommen. Außerdem würde dieses Gerät uns später nützlich sein, um die Heuballen auf dem Dachboden zu verstauen. Das ist ein sich scherenförmig öffnendes Gerät, hydraulisch betrieben, das an der vorderen Befestigungsvorrichtung des Frontladers angebracht wird und mit zwei spitzen Zinken bestückt ist, zum Aufspießen von Heuballen. Eine Seilwinde mit 6 Tonnen Zugkraft hatten