Denn es ging auch um Schönheit. Ästhetik. Sicher war dieses Wort früheren Bauerngenerationen unbekannt gewesen, aber sie hatten trotzdem wunderschöne Anwesen entstehen lassen, die sich in die Landschaft schmiegten. Was ist überhaupt Landschaft? Unberührte Natur oder Menschenwerk? Oder vielleicht beides, harmonisch miteinander vermischt? Auf jeden Fall empfindet es das Auge als schöner, wenn grüne Weideflächen oder braune Äcker die bewaldeten Hügel unterbrechen mit einzelnen Tieren darauf oder einer Schafherde, als nur das monotone Grau oder Grün des Waldes, je nach Jahreszeit, soweit das Auge reicht…
Vor jeden Beginn haben die Ämter den Papierkram gesetzt…
Als nächsten Schritt vermaß ich mit Jeremy, dem Lehrling, die Parzelle und schlug an den entsprechenden Stellen Pflöcke in den Boden, die die Gebäudeecken markieren sollten. Dabei war eine Böschung als obere Grenze des Gebäudes festgelegt. Von dort sollte die Einfahrt auf den Heuboden sein. Des Öfteren setzte ich mich, mal allein, mal mit anderen oberhalb davon auf den Hang und wir diskutierten über das Projekt, oder ich ließ es mir im Stillen durch den Kopf gehen, bisweilen angetörnt von einem Joint. Dabei kristallisierte sich der Verlauf der zukünftigen Wege heraus, vor allem, um die alten Gebäude und die Wohnhäuser aus dem von den Tieren begangenen Bereichen auszuklammern. Und das war durch leichte Erdbewegungen machbar. Ich hoffte, dass der Untergrund, hauptsächlich Schiefer nicht zu hart wäre und die Erdarbeiten ermöglichte, ohne dass man zu extremen Mitteln wie Dynamit greifen müsste. Würden Schwierigkeiten auftreten, würde ich lieber das Gebäude etwas verlegen, anstatt mit Gewalt das Gelände meinen Plänen anzupassen.
Landkarten-Ausschnitt unseres Hofes
Ich erkundigte mich, welche Unterlagen ich für die Baugenehmigung bräuchte. Ich hatte mir Kopien davon anfertigen lassen. Zuerst von der Landkarte (1: 30 000), worauf auch das Dorf und die Zufahrtsstraßen sichtbar waren, worin ich unser Anwesen mit dem Bauplatz mit einer roten Linie einkreiste. Als nächstes eine Kopie des Katasterplanes (1: 2 000), worauf ich das geplante Gebäude einzeichnete, mitsamt den vorgesehenen Zufahrtswegen. Auf eine Vergrößerung des Katasterplanes übertrug ich nun die Umrisse des neuen Stalles und dessen Lage in Bezug auf die existierenden Gebäude, inklusiv Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung oder Lagerung. Da inzwischen auch Umweltaspekte berücksichtigt werden mussten und die landschaftliche Eingliederung, fuhr ich mit dem Moped auf die andere Talseite und machte mehrere Fotos von unserem Hang. In eines zeichnete ich das neue Gebäude ein in der Hoffnung, dass es denen im Amt ebenso gefallen würde wie mir selber.
Katasterplan mit bestehenden und geplanten Gebäuden
Nun konnte ich mich konkret ans Zeichnen machen, musste doch die Baugenehmigung, die Voraussetzung für ein offizielles Bauen und für Beihilfen, zuerst beantragt werden. Ist diese mal eingereicht und hat man zwei Monate nach Abgabe keinen Bescheid, kann man mit dem Bauen anfangen. Meist kommen aber vorher schon etwaige Einwände oder zusätzliche Auflagen, welche den Termin verzögern können. Bis zu einer bestimmten Grundfläche ist es nicht nötig, einen Architekten in Anspruch zu nehmen. Oder man muss zwei Gebäude machen. Doch war diese Fläche grösser als unser vorgesehener Neubau. Das Beste ist jedenfalls, alles auf einmal durchzuziehen, wenn man auf Zuschüsse angewiesen ist, da man bestimmte Subventionen nur einmal beantragen kann, anschließend für einen längeren Zeitraum nicht mehr.
Für die Subventionsanträge war es notwendig, ein Maximum an Kostenvoranschlägen vorlegen zu können, sowohl von Firmen, Material-Händlern als auch von Eigenarbeit. Für die Ausrüstung der Käserei war ein anderer Fond zuständig als für die Gebäude. Für das Solare wieder ein anderer. Wichtig ist, sich gut zu erkundigen, welche Behörde was finanzieren kann und mit welchem Programm und ob man auch mehrere Programme zugleich in Anspruch nehmen darf.
Unsere Freunde in Portugal hatten von unserem Bauvorhaben erfahren und boten an, meine laienhaft gezeichneten Pläne etwas fachmännischer zu gestalten. Das könnte nur nützlich sein, denn die Entscheidungsträger in den Ämtern waren bestimmt eher an von Architekten entworfene Pläne gewöhnt. Wer nicht genügend Erfahrung hat, sollte auf jeden Fall einen Architekten befragen, da so ein Gebäude ja viel Gewicht aushalten muss. Das Gewicht von den paar Tonnen des Traktors, weil ja der Heuboden befahrbar sein muss, und so zirka 60 Tonnen Futtervorrat. Und, was man zu leicht übersieht: Die Druckkraft des Windes, besser gesagt von Stürmen, deren Geschwindigkeit bis 120 Stundenkilometer gehen kann! Nach dem ersten großen Sturm zog ich gerne noch weitere Versteifungen ein, um weitgehend sicher zu sein, dass alles auch in Zukunft standhielt!
Es kann durchaus sein, dass man heute bestimmte Arbeiten nicht mehr selber ausführen darf, wenn man Subventionen beantragt. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Subventionen eher die Baubranche ankurbeln sollen und dadurch bald wieder an den Geldgeber zurückfließen, und weniger den Bauern helfen sollen, mit wenig Eigenkapital alles selber zu machen. Außerdem wird von Versicherungen oft eine Zehnjahresgarantie vom Ausführenden verlangt, die eine Privatperson nicht geben kann. Wer also ganz freie Hand haben will, muss auf Zuschüsse verzichten. Lässt man hingegen alles von Firmen ausführen, kommt so ein Vorhaben wie das unsere so teuer, dass man es sich nicht mehr leisten kann. Und selbst mit ‚Fachleuten‘ am Werk ist man vor bösen Überraschungen nicht sicher!
Die Subventionen belaufen sich in der Regel auf 30% vom Nettobetrag der aufgewendeten Summen, können aber auch höher sein. Die beim Kauf der Materialien zu zahlende Umsatzsteuer von rund 20% bekommt man im folgenden Jahr zurück, was einem oft eine gute Hilfe fürs Weiterbauen ist, da die Zuschüsse (zumindest die letzte Rate) in der Regel erst gezahlt werden, nachdem ein Bauabschnitt zu 100% fertig ist. Im Falle einer Baustelle wie der unseren ist das bei endgültiger Fertigstellung und Abnahme des Gebäudes (vor allem der elektrischen Anlage). Und das auch nur nach einer gewissen Bearbeitungsfrist. Das ist verständlich, nicht nur von Seiten der Geldgeber, sondern zwingt auch den Bauern bei Selbstbau, möglichst bald zu einem Abschluss der Arbeiten zu gelangen.
Masse-Plan
Bei einem Zuschusssatz von 30% werden damit in der Regel alle Materialien bezahlt. Wenn man die eigene Arbeit nicht rechnet, reicht das, um das Vorhaben zu verwirklichen. Bei manchen Arbeiten, wie Ausschachten kann man aber auch seine eigene Arbeit in Rechnung stellen. Dazu soll man sich entweder einen Kostenvoranschlag von einem Unternehmer machen lassen und ihn möglichst schon mit dem Subventionsantrag einreichen, und später eine Rechnung an sich selber ausstellen. Oder man muss die zu bewegende Erdmenge in Kubikmeter umrechnen und anhand einer Preisliste, welche jeder Kleinunternehmer besitzt, in Euro umrechnen und dann eine Rechnung ausstellen. Ähnlich läuft es, wenn man eigenes Material verwendet, wie Holz und dieses selber zurechtschneidet. Auch hier sollte man sich einen Kostenvoranschlag vom Sägewerk holen, und dann gemäß den verarbeiteten Kubikmetern in Euro verwandeln! Wichtig ist, möglichst viele Rechnungen von Materialien und Dienstleistungen Dritter vorweisen zu können! Und jede Rechnung muss quittiert und mit der Scheck- oder Überweisungsnummer versehen sein. Das erleichtert die Abwicklung der Subventionszahlungen erheblich. Kumpel von mir machten andere Baustellen nebenher schwarz, um dann mit den dabei anfallenden Materialrechnungen ihre eigenen Bauvorhaben subventionieren zu lassen. Doch im Amt wird nachgeprüft. Es ist nicht garantiert, dass eine solche Handlungsweise auch unbemerkt durchgeht!
Da nicht alle Kosten genau im Voraus zu errechnen sind und auch das Eintreffen der Zuschüsse bisweilen dauert, nahm