Wir machten uns also ans Werk. Wir fingen mit dem Fällen am unteren Rand der Parzelle an, da wir das Holz ja nach oben hinausziehen würden. Der Mond war für ein paar Tage in Erdferne, die Säfte der Bäume durch den Winter in Ruhe. Ich schnitt die ersten Bäume um. Zuerst die Fällkerbe, dann, etwas höher der Fällschnitt, darauf bedacht, eine Bruchleiste, ein ‚Scharnier‘, zu lassen, welches den Baum in der Fallrichtung halten soll. Manchmal brauchte man einen Keil, den man in den Fällschnitt trieb, um dem Baum die nötige Neigung zu geben. Erst ächzend, fast seufzend löste er sich vom Stumpf, um dann krachend mit splitternden Ästen seinen Fall zu beenden. War ein Baum gefallen, war mir immer, als herrschte für ein paar Sekunden tosende Stille. Es roch nach frischem Holz. Und jede Holzart hat einen anderen Geruch. Irgendwer zählte die Jahresringe und unbewusst dachte man dabei an sich selber. Ja einmal geht es auch an mich…
Waren mehrere Stämme am Boden, machten wir uns ans Entasten, eine nicht ungefährliche Arbeit, denn das Holz steht dann unter Spannung. Dabei ist eine gute Beobachtung des zu schneidenden Astes notwendig, um zu sehen, wo man sägen muss, um nicht das Sägen-Schwert einzuklemmen oder damit der wegschnellende Ast einen nicht verletzt. Nicht direkt am Stamm entasten, lieber einen längeren Stummel lassen, von der Länge eines Brennholzscheites. Denn das war die Bestimmung alles anfallenden Abfallholzes. Auch ist es praktisch, zur Mitte hin einen längeren Ast am Stamm zu lassen, da dieser verhindert, dass der Baum beim Rücken, beim Wegziehen an den Hängen ins Rollen kommt. Nicht nur, weil das gefährlich sein kann, sondern auch, weil es die Ketten oder das Seil verwurschtelt.
Da in der Parzelle nicht genügend ausreichend gute Bäume vorhanden waren, suchten wir in der Umgebung nach weiteren. Wir brauchten ‚über den Daumen‘ rund 120 Stück! Beim Entasten maßen wir die Bäume aus und bestimmten dabei gleich, wozu sie dienen sollten. Rot waren die längsten und am gleichmäßig dicksten, also 10 bis 11 Meter, für den Boden, blau die Balken für das Dach, die 8 Meter Länge haben mussten, grün die 3,5 Meterstücke, die dicksten, für die Pfeiler des Dachstuhls. Nun längten wir sie ab, maximal auf 11 Meter, um damit um die Kurven des Weges zu kommen.
Nach und nach rückten wir einen Teil von ihnen mit der Winde bis etwas über den oberen Böschungsrand, indem wir die Kette 2 Meter vom Stammende anhängten. Anschließend, nachdem wir die Winde weiter oben in der Wiese platziert hatten, zogen wir sie auf die darüber liegende Parzelle. Daraufhin wieder Umstellen der Winde in Richtung Weg und erneutes Rücken der Stämme. Nun zogen wir die Stämme einzeln oder zu mehreren, je nach Gewicht, bis hinten an den Windenschild, woran wir sie mit den Rücke-Ketten einhängten. Erst ging es seitlich, dann steil nach unten auf den Weg. Zum Glück war die Erde leicht gefroren, sonst wären wir mit dem Traktor samt Holz ‚Schlitten gefahren‘! So griffen die Räder auf dem Boden und auch die Stämme bremsten etwas. Doch dann auf dem Weg wurde es chaotisch. An der ersten Kurve fächerten die angehängten Stämme auseinander und ein Teil rutschte seitlich auf der Böschung weiter. Dort wurden sie stellenweise von den anderen Bäumen aufgehalten. Mit Mühe kamen wir bis unterhalb der Baustelle.
Die Stämme mussten aus dem Weg. Wo könnte man sie lagern? Genau! Auf dem Hang neben der Baustelle! Dort könnten wir sie auch später zurechtschneiden, da die Stämme bergabwärts sicherlich leichter zu bearbeiten wären, als auf dem Flachen! Wir hängten die Ketten vom Rückeschild ab und ich fuhr mit dem Traktor den Hang hinauf, indem ich zugleich das Windenseil abrollen ließ. Oben verankerte ich den Schild gut im Boden und einen nach dem anderen zogen wir die Bäume nach oben, soweit, dass später unterhalb davon noch ein zweites Lager von Stämmen eingerichtet werden konnte, da uns klar war, dass wir 120 Stämme niemals nebeneinander auf der kleinen Wiese ablegen konnten!
Holzlager
So, das Lagerproblem hatte sich schier von selber gelöst. Blieb nur noch das Schleppen der Stämme auf dem kurvigen Weg. Da fiel mir ein, dass ich noch rund 30 Eisenstangen von 25 Millimetern Durchmesser rumliegen hatte, die ich beim Michel, dem Schrotthändler gekauft hatte. Mit diesen verstärkte ich bei Bedarf die Gitterzäune, die außen um unser Gelände gingen, da im Lauf der Zeit die Eichenpfosten abgefault waren. Wir packten also diese fast 2 Meter langen Pfosten in die Ladeschaufel und fuhren wieder den Weg zum Holzschlag hoch. In den Kurven und an all den Stellen, wo die Bäume ausgeschert waren, drückten wir nun Eisenstangen mit dem Frontlader in die untere Wegböschung. Und je frostiger es wurde, umso besser hielten diese! Manche verbogen sich sogar beim Schleppen des Holzes, andere gaben nach und legten sich um.
Nach weiteren zwei Wochen war alles Bauholz aus dem Wald geschafft und das Brennholz auf Kessellänge geschnitten im Wald aufgestapelt. Wir waren heilfroh, denn am Ende hatte sich die Piste in eine Rutschbahn verwandelt, wo alleine das Hinauffahren schon kritisch genug war, gar nicht zu reden von der Talfahrt mit dem Holz hinten dran, das jetzt eher schob als bremste!
Inzwischen hatte ich die genaue Zahl an Balken mit den entsprechenden Längen sortiert und wir machten uns daran, sie endgültig abzulängen und zu kennzeichnen. Denn die 11-Meter-Stücke, so gerade sie im Wald auch ausgesehen hatten, erwiesen sich, wie sie da nebeneinander lagen als gar nicht mehr so gerade! Wir müssten wohl einige der Bodenbalken in zwei Stücken machen, sonst kämen wir nicht hin! Aber, durch den Doppel-T-Träger, der in der Mitte verlief war das kein Problem. Als wir alle Stämme ihrer späteren Bestimmung zugeordnet hatten und als auch deren Zahl stimmte, ging es ans Entrinden, eine gehörige Knochenarbeit, aber notwendig um den Parasitenbefall zu vermindern. Diese Arbeit überließ ich gerne Jeremy und anderen Helfern, um mich stattdessen um den Hof zu kümmern, den ich manchmal etwas vernachlässigt hatte. Dafür schärfte ich die Werkzeuge rasierklingenscharf. Dann konnten wir uns an das Sägen machen.
Entrinden
Dazu kamen eigentlich nur die Nachmittage in Frage, weil da die Sonne etwas durchkam, was das Arbeiten erleichterte. Auch ist gefrorenes Holz schwer zu sägen. Ich rüstete also die große Stihl mit dem 90-er Schwert von Joey mit dem ‚Scheide-Ansatz‘, der ‚Gruminette‘ aus. Von den Holzfällern wusste ich, dass man für Längsschnitte eine Spezialkette braucht oder aber zumindest den Schärfe-Winkel ändern muss, auf 10°, anders ausgedrückt, fast im rechten Winkel zur Kette. Je härter das Holz, desto näher an die 90°! Wir wollten uns an den Pfeilern von 3,5 Metern Länge einüben, denn das erschien uns einfacher, als sofort die 10 Meter-Stämme anzugehen!
Motorsäge mit Brett-Schneide-Aufsatz
Da wir den Stamm in einen Vierkant verwandeln wollten, musste er an seinem dicken Ende etwas verjüngt werden. Auf das dünne Ende zeichneten wir ein Quadrat, was dem Querschnitt des Balkens entsprechen sollte. Doch das