Homo sapiens movere ~ geopfert. R. R. Alval. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. R. Alval
Издательство: Bookwire
Серия: geopfert
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847606376
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      „Das bist du sehr wohl. Du hast die Möglichkeit dazu.“ Ich schnaubte empört. „Klar. Na sicher doch. Dann hätte ich aber neben dem Opfer gelegen. Außerdem, wie kann man mich des Mordes anklagen, wenn es kein Opfer gibt? Gibt es doch nicht, oder?“

      „Die Verbindung zu ihm ist abgetrennt. Ich gehe wirklich davon aus, dass sie Roman meinen. Keine Verbindung heißt so viel wie, er ist tot.“

      „Oder dass er nicht gefunden werden will?“, spekulierte ich mit klopfendem Herzen. „Auch das ist möglich, aber eher unwahrscheinlich.“ Wütend sprang ich auf. „Schön. Schiebt es ruhig in die Schuhe des blöden Menschen. Der Vampir hat seine Jahrhundertdepression oder was auch immer und ich darf dafür meinen Kopf hinhalten? Ohne mich! Du kannst mich mal. Ihr blöden Andersweltler könnt mich alle mal! Ihr hättet in euren Löchern bleiben sollen, wo ihr hingehört!“ Ich hatte es gründlich satt als Sündenbock abgestempelt zu werden, sprang wütend auf und schritt energisch zur Tür.

      „Was hast du gesagt?“ Alan kam mir bedrohlich nahe. „Du hast mich doch gehört.“ Eingeschüchtert streckte ich hinter meinem Rücken die Hand nach der Türklinke aus, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie ich diese öffnen konnte, ohne einen Schritt auf Alan zumachen zu müssen. „Ihr Menschen denkt, ihr seid die Besten, hm? Ihr denkt, ihr seid die Intelligentesten. Ihr denkt, ohne euch ginge die Welt zu Grunde. Besonders ihr movere. Dabei seid ihr nichts. Noch weniger als nichts! Alle Menschen. Man sollte euch alle…“ Alan kniff die Augen zu, presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und winkte ab. „Man sollte uns alle…? Was? Sprich dich ruhig aus.“

      Zum Teufel! Ich war so wütend. „Nichts, vergiss es. Geh in das Gästezimmer und bleib dort!“

      Oh, der konnte mich mal so was von gern haben! „Nein. Na los Alan, ich will es wissen. Was sollte man mit uns? Sag es.“

      Sein Gesicht verzog sich zu einer raubtierhaften Grimasse, die mir Angst einjagte. „Euch von der Oberfläche verschwinden lassen. Euch in eure überheblichen Ärsche treten. Ihr seid nichts weiter als Vieh. Man sollte euch Manieren beibringen und Gehorsam. Euch zusammentreiben und einsperren, zu unserer Belustigung. Wer sich dem nicht fügt, verschwindet. So wie ihr es mit euren Haustieren macht, wenn sie nicht mehr zur Einrichtung passen.“ Seine Nasenflügel blähten sich auf, seine Augen glitzerten bedrohlich. Gut, wenigstens kannte ich jetzt seine Meinung über mich. Über Menschen und movere im Allgemeinen.

      Ich hatte es ja unbedingt wissen wollen.

      Ich nickte.

      Zu Wörtern war ich nicht fähig.

      „Geh in dein Zimmer. Jetzt sofort!“ Jawohl mein Herr und Meister! Was bildete sich dieser Kotzbrocken eigentlich ein? Der würde sich noch wundern. Ich würde zwar in das besagte Zimmer gehen, aber auf keinen Fall dortbleiben. Dann lieber lief ich Bingham in die Arme, als dass ich mich mit einem Mann unter demselben Dach aufhielt, der solch eine Meinung von mir hatte. Klar, ich hatte ihm auch ein paar unschöne Dinge an den Kopf geworfen. Aber gegen das, was er mir entgegengeschleudert hatte, war meines doch recht harmlos gewesen.

      Tapfer schluckend verließ ich sein Arbeitszimmer, bog um die Ecke und öffnete die Tür zum Gästezimmer. Als erstes fiel mir das Bett ins Auge, dass – im Gegensatz zu meinem früheren Zimmer – für zwei Personen geeignet war.

      Ansonsten glich es dem hinteren Zimmer wie ein Ei dem anderen. Dunkles Parkett, helle Teppiche, weiße Tapete mit dezentem Muster, eine einladende Couch, ein riesiger Flachbildfernseher, zwei gemütliche Sessel, ein marmorierter Tisch, ein viertüriger Kleiderschrank, ein Badezimmer mit Dusche, Wanne und WC. Wütend riss ich das Fenster auf und fuhr erstaunt zusammen. Okaaay, das ist nicht wie in dem anderen Zimmer.

      Das war wirklich die Krönung!

      Wollte er mich hier wahrhaftig einsperren?

      Entgeistert sah ich mir die flackernden Linien an, die das Fenster mit einem verwirrenden Muster zierten. Dabei hatte ich vorgehabt, so schnell wie möglich zu verschwinden. Die paar Meter nach unten machten mir als movere nichts aus. Diese Lichtschranken allerdings – falls es nur Lichtschranken waren – würden sofort einen Alarm oder wer-weiß-was auslösen. Waren es jedoch keine Schranken, sondern Lichtgitter, würden die alles, was ihren Weg kreuzte, in Flammen aufgehen lassen.

      Wie weit war Alan bereit zu gehen? „Oh, du hast es also schon entdeckt. Ich an deiner Stelle würde nicht testen, ob sie einen Alarm auslösen. Du brauchst deine Hände sicher noch.“ Dieses Arschloch! Ich hatte ihn nicht mal hereinkommen gehört. „Du wirst nicht lang hierbleiben. Der Clan der Pir ist bereits informiert und auf dem Weg hierher. Du kannst vorher etwas essen.“

      Für meinen Geschmack ein wenig unsicher, stellte er einen herrlich duftenden, reichlich gefüllten Teller auf den Tisch. Dachte er, ich würde damit nach ihm werfen, wenn er nicht aufpasste?

      Der Kerl hatte echt keine Ahnung!

      Am liebsten hätte ich ihm in seinen aufgeblasenen Hintern getreten. Es kostete mich einiges an Selbstbeherrschung, mich zurückzuhalten. Ich bedankte mich nicht, bedachte ihn keines weiteren Blickes, ließ das Fenster offen und ging regungslos an ihm vorbei ins Bad, dessen Tür ich mit einem lauten Rumps hinter mir zu krachte.

      Er hatte die Vampire schon informiert!

      Weshalb hatte er mich erst gerettet, wenn er mich jetzt an sie auslieferte? Hätte er mich nicht einfach sterben lassen können? Ich war doch sowieso schon fast hinüber gewesen. Ich wäre jetzt bei Laura.

      Meine Hände zitterten.

      Die Frau, die mich aus dem Spiegel heraus ansah, sah mir überhaupt nicht ähnlich. War ich so blass, weil ich dermaßen entsetzt war oder war die Blässe nur eine Nachwirkung des gestrigen Erlebnisses? Wie konnte Alan mir das antun? Wenn ich Teil des Rudels war, wie er sagte, warum unternahm er dann nichts? Weshalb bat er nicht darum, die Sache aufklären zu dürfen? Warum verteidigte er mich nicht? Warum glaubte er nicht an mich? Wollte er Rache, weil ich mich die letzten Wochen nicht als seine Alpha präsentiert hatte?

      Super, ich heulte!

      War das denn zu fassen?

      Wütend drehte ich das kalte Wasser auf, wusch mir damit das Gesicht, trocknete mich ab, kämmte flüchtig mit den Händen durch meine Haare, straffte meinen Rücken, holte tief Luft und trat wieder in das Zimmer.

      Alan war weg.

      Nur um mich zu vergewissern, dass er wirklich der Arsch war, den ich glaubte, in ihm zu sehen, drückte ich die Türklinke nach unten. Sie war abgesperrt.

      Wie ich vermutet hatte.

      Zu dumm, werter Herr Garu, dass du nicht alle meiner Fähigkeiten kennst, hm?

      Er wusste, dass ich Chakren beeinflussen konnte. Außerdem war ihm bekannt, dass ich Energiezuflüsse unterbrechen konnte und diverse gesteigerte Bewegungsmöglichkeiten besaß. Dass mich jedoch weder verschlossene Türen noch andere Sicherheitssysteme aufhalten konnten, wusste er glücklicherweise nicht.

      Was glaubte er, wie ich meinen Job verrichtete? Dachte er, ich hätte nur mit Kameras und Bewegungsmeldern zu tun?

      Vermutlich.

      Immerhin hatte er keine Ahnung, dass ich auch schon einigen Museen und verschiedenen anderen, extrem hoch gesicherten Einrichtungen, einen Besuch abgestattet hatte. Lächelnd drehte ich mich zum Fenster, schloss die Augen und suchte den Anfangspunkt des geschickt gewebten Musters. Dass es sich dabei um ein geklügelt ausgedachtes Netzwerk handelte, was menschliche Technik und echte Magie miteinander verwob, war mir einerlei. Ich musste nur den Ursprung finden. Und der dürfte bei einem Lichtgitter nicht weit entfernt sein.

      Bingo!

      Zwei Runen zitterten, als ich sie mit meinen Energiesensoren berührte und mit deren Hilfe außer Kraft setzte. Magie ... Pah! Dass ich nicht lachte. Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen, du aufgeblasener Fellarsch. Er war sich anscheinend derart sicher, dass ich hier – gezwungenermaßen – brav wartete, dass er weder an einen Bewegungsmelder noch an eine Kamera gedacht hatte. Auch nach