Homo sapiens movere ~ geopfert. R. R. Alval. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. R. Alval
Издательство: Bookwire
Серия: geopfert
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847606376
Скачать книгу
mir zu helfen. Möglicherweise zählte ich auch einfach zu den zehn Prozent der movere, die die Attacke eines Vampirs überlebten.

      Jawohl!

      Und jetzt nennt mich Zahnfee!

      Nein, ich war mir sicher, dass es etwas mit dieser Rudelsache auf sich hatte. Der Panther… war das Alan gewesen?

      Obwohl es mir überhaupt nicht in den Kram passte, würde ich mich bedanken müssen.

      Langsam schälte ich mich aus dem Bett und betrachtete gedankenverloren meine nackten Zehen, die nicht in das Bild mit den gelben Enten passen wollten. Ich erinnerte mich an Lauras Lachen, als wir diesen Teppich gekauft hatten und ich ihr erklärt hatte, dass ich die Enten toll fand. Sie passten zu den blauen Vorhängen – hatte ich betont. Jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Prüfend richtete ich mich auf.

       Yeah, ich kann stehen!

      Ganz allein. Auf meinen Beinen.

      Na gut, sie trugen mich. Trotzdem schlurfte ich wie eine alte Omi zu meinem Kleiderschrank. Hey, immer schön langsam, sagte ich mir. Ich lebte noch. Alles andere war erstmal zweitrangig. In aller Ruhe zog ich mich an, schlüpfte in meine Pantoffel und trottete zur Küche. Ich hatte nicht nur riesigen Durst, ich hatte auch einen Bärenhunger.

      Es wunderte mich nicht, dass ich Alan in meiner Küche vorfand. Er hatte Eierkuchen gemacht, einen riesigen Stapel davon und stellte mir eine Tasse kalten Tee vor die Nase. Wow, konnte Alan hellsehen? Heißen Tee hätte ich nämlich ausgeschlagen. „Maya hatte ihn für gestern Abend gedacht.“

      Ooh-kay? Möglicherweise konnte er nicht hellsehen, sondern Gedanken lesen. Woher hatte er eigentlich gewusst, dass ich kurz davor gewesen war, die Radieschen von unten anzusehen? Natürlich hatte er gewusst, seit wann ich wieder im Haus war. Davor hatte ich nämlich keine Post von ihm bekommen.

      Ich konnte also davon ausgehen, dass jemand das Haus bewacht hatte.

      Aber Bingham war nicht durch die Tür gekommen!

      „Laura war hier.“, murmelte ich. Vielleicht, weil ich seine Reaktion sehen wollte. Vielleicht auch, weil ich bestätigt haben wollte, dass es unmöglich war. „Ich weiß.“ Ähm, hoppla! Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. „Du hast sie auch gesehen?“ War das möglich? „Nein. Aber sie hat mich gerufen. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Das ganze Rudel hat es gespürt. Aber ich hatte keine Ahnung, dass es dich betraf. Bis Laura mich um Hilfe bat.“ Also war sie wirklich hier gewesen. Aber wie war das möglich? „Sie ist tot.“ Und das ist deine Schuld! Meine Gedanken schrien es so laut, dass ich mir unsicher war, ob ich es doch aussprach. „Ich weiß.“ Gut. Trotzdem hatte ich sie gesehen. Alan hatte sie gehört.

      Und sie hatte mir versprochen, mit mir zu reden.

      Leise setzte er sich mir gegenüber an den Tisch. Den Teller mit den Eierkuchen hatte er in die Mitte gestellt, einen leeren Teller vor mich. Ebenso Besteck, Zucker, Marmelade und Sirup. „Danke.“, murmelte ich, während ich mir einen Eierkuchen auf den Teller legte, ihn mit Zucker bestreute, einrollte, ein großes Stück abschnitt und in meinen Mund schob. Himmlisch. „Wofür?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Für das Essen. Den Tee. Das ich noch lebe.“

      „Keine Ursache.“ Während ich kaute, betrachtete ich sein Gesicht. Er wirkte selbstzufrieden. Beinah schon glücklich. „Hey, wenn du denkst, ich stehe damit in deiner Schuld, vergiss es. Ich bin dir dankbar. Wirklich. Aber ich vergesse nicht, was du mir angetan hast. Das kann ich dir nicht verzeihen.“

      „Du redest von der Sache mit Laura, oder?“

      „Auch. Aber ich meine das, was vorher passiert ist.“ Alan runzelte die Stirn und fauchte leise. „Was meinst du? Dass ich dich zu meiner Alpha gemacht habe? Geht es darum? Oder dass ich dich für mich beanspruche? Verdammt Sam, wenn Roman mich nicht entführt hätte, wärst du mit mir ins Bett gegangen! Freiwillig.“ Ich lachte bitter. „Ja, und hinterher hätte ich mir dafür in den Hintern gebissen. Ich sollte dem Wandler wirklich dankbar sein, findest du nicht?“

      Den Kopf schüttelnd stopfte ich ein weiteres Stück in den Mund, kaute, schluckte es hinunter und sprach weiter. Hm, meine Energie kehrte zurück. Sehr gut! „Warum Alan? Ich hätte Laura da rausholen können! Du hättest mir nur vertrauen müssen. So wie ich dir vertraut habe. Ich war so blöd! Ich bin zweimal auf dich und Roman hereingefallen. Warum hast du das getan?“ Alan schluckte, sichtlich geschockt, weil ich ihn damit konfrontierte. „Du weißt es?“

      Oh ja, und ob ich das tat. „Roman hat mich vergessen lassen. Kevin und den Angestellten der Versicherung hat er andere Erinnerungen gegeben. Aber bei mir hat das nicht geklappt, stimmt’s? Darum konnte ich mich an nichts erinnern. Ich weiß, woran ich mich hätte erinnern sollen, wenn es denn funktioniert hätte. Warum ausgerechnet diese Erinnerung und wieso der Plan, dass ich bei dir einziehe? Eigentlich ist das nebensächlich. Vermutlich, dass du dir sicher sein kannst, dass ich dein Spiel nicht doch durchschaue. Die wichtigste Frage ist doch: Warum hast du mir nicht vertraut? Ich hätte Laura helfen können. Mein Plan war perfekt. Du weißt das! Genauso habe ich nämlich auch dich rausgeholt. Das, Alan, kann und werde ich dir nicht verzeihen. Niemals.“

      Er hatte mir ruhig zugehört. Ein bisschen, als wäre er versteinert. Jetzt holte er tief Luft, stand auf und lief wie ein hungriges Raubtier in der Küche auf und ab. „Ich hatte meine Gründe. Herr Gott nochmal, ist das wichtig?“ Während ich langsam den Kopf schüttelte, aß ich weiter. „Jetzt nicht mehr. Ich habe dir das Leben gerettet, du mir. Wir sind quitt.“ Alan schnaubte. „Noch nicht. Du packst ein paar Sachen und kommst mit mir. Ich kann das Risiko dich zu verlieren nicht eingehen. Ich werde mit Bingham reden und ihn dazu auffordern herauszufinden, welcher Vampir dich gebissen hat. Derjenige wird sich dem Rudel gegenüber verantworten müssen.“ Ich verschluckte mich doch wahrhaftig an meinem Eierkuchen! Hastig trank ich den Tee, damit auch der letzte Krümel aus meiner Kehle verschwand. Besorgt legte Alan eine Hand auf meinen Rücken, die ich reflexartig von mir schüttelte. „Fass mich nicht an!“, zischte ich, immer noch hustend, bevor ich endlich wieder richtig atmen konnte.

      „Gestern Nacht hat dich das nicht gestört.“, erwiderte er leicht belustigt. „Gestern Nacht war ich halbtot und mein Kopf zu nichts zu gebrauchen. Ich dachte, du bist mein Zahnarzt!“ Auf sein fragendes Gesicht hin winkte ich ab. „Du isst, ich packe deine Sachen.“ Oh nein, so nicht! Ich war froh, dass sie alle wieder hier waren. „Vergiss es. Ich ziehe nicht zu dir. Und spar dir die Mühe, Bingham zu fragen. Es war Bingham. Senior. Er meinte, ich sei eine Mörderin und das ich bestraft werden müsse.“ Alans schöne Gesichtszüge entglitten, bis sie etwas beunruhigend Fratzenhaftes an sich hatten. Das Tier in ihm saß sehr nah unter der Oberfläche. „Alan?“ Ich verspürte leichte Panik. „Er hat was?“

      Viel zu ruhig diese Stimme.

      Die Gefahr, die von ihm ausging, war nahezu greifbar. Doch ich wusste, dass nicht ich diese Wut zu spüren bekäme.

      Ich erzählte ihm, was vorgefallen war; was Bingham mir gesagt hatte. Nachdem ich geendet hatte, ging er wortlos aus der Küche in den Flur, wo ich ihn wenig später telefonieren hörte.

      Was er am Telefon sagte, gefiel mir ganz und gar nicht.

      Zeit für einen Kaffee. Einen großen, nicht entkoffeinierten, heißen Kaffee. Ich brauchte dringend einen klaren Kopf. Ohne Koffein war es nach dieser Nacht schlichtweg unmöglich. Selbst auf die Gefahr hin, dass ich dadurch noch nervöser und aufgedrehter wurde, was ich mir jedoch kaum vorstellen konnte.

      Ich hatte den Biss eines Vampirs überlebt.

      Möglicherweise nur durch die Hilfe des Rudels, aber ich hatte überlebt. Nur, zu welchem Preis? Bingham würde es wieder versuchen, oder nicht? Wen hatte ich in seinen Augen umgebracht, abgesehen von dem Wandler, dass ich es verdient hatte zu sterben?

      Hatte der Wandler ihn damals so weit unter Kontrolle gehabt, dass er nicht mehr unterscheiden konnte? Weshalb hatte er so lang gewartet? Ich war mir sicher, dass er mich hätte finden können. Auch als ich bei Humphrey untergetaucht war.

      Während