Homo sapiens movere ~ geopfert. R. R. Alval. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. R. Alval
Издательство: Bookwire
Серия: geopfert
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847606376
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hingegen hätte ich angehört.

      Wahrscheinlich.

      „Ich muss mich an Formalitäten halten, Sam.“

      Oh, achso. „Ich frage dich das ungern, aber welchen Vampir hast du getötet?“ Na da wurde doch das Huhn in der Pfanne verrückt! Er glaubte wirklich, dass ich einen Vampir umgebracht hatte?

      Ich?

      Für wen hielt er mich denn?

      Für Superwoman?

      Selbst bei dem tollen Trick mit den Energiepunkten knockte mich diese Fähigkeit hinterher blöderweise aus. Sofern der Vampir still hielt! Wäre ich also auf die hirnrissige Idee gekommen, einen Vampir auf diese Weise zu erledigen, wäre ich direkt neben der Leiche gefunden worden.

      In tiefster Bewusstlosigkeit.

      Für alle anderen Methoden, die möglicherweise zum Ableben eines Vampirs führten, war ich als Mensch gänzlich ungeeignet. Blutsauger waren einfach zu schnell für mich. Zu stark.

      Noch dazu hatte ich keinen Grund einen zu töten. Na ja ... selbst wenn ich einen hätte, würde ich mir vermutlich eher in die Hosen machen. Ich hatte nicht wirklich Angst vor ihnen, aber ungeheuren Respekt. Sie waren gefährlich für mich.

      Für movere im Allgemeinen!

      Entsetzt starrte ich Alan an, klappte meinen Mund auf und wieder zu.

      Schluckte.

      Versuchte, geeignete Worte zu finden. „Spinnst du jetzt völlig?“

      Unwirsch wedelte ich mit den Schreiben. „Das hier ist absoluter Schwachfug! Wenn du mir das zutraust, sorry, dann kennst du mich kein bisschen. Wen soll ich denn eigentlich umgebracht haben? Hast du eine Ahnung, wie viele Vampire ich kenne? Zwei! Beide heißen Bingham.“ Oho, Moment! In meinem Gehirn ratterte es wie in einem großen Uhrwerk. Bingham hatte mich als Mörderin bezeichnet. Hieß das, er glaubte, dass ich seinen Sohn umgebracht hatte?

      Nein. Stopp.

      Roman war am Leben.

      Hatte er vielleicht geglaubt, der Wandler sei Roman?

      Unwahrscheinlich. Schließlich hatte Roman sich im gleichen Raum aufgehalten. Jeder der Anwesenden musste ihn dort gesehen haben. „Genau. Und Roman ist seit dem Abend verschwunden.“ Wie bitte? „Dafür kann ich doch nichts. Vielleicht war ihm alles zu viel und er hat Urlaub genommen?“ Die Möglichkeit bestand durchaus. Schließlich hatte auch ich mich eine Weile von der Welt abgekapselt. „Glaubst du, dass sie Roman meinen? Müsste sein Vater ihn nicht spüren? Du weißt schon, dieser Vampirkram?“

      Alan schnalzte mit der Zunge. „Tatsache ist, Roman ist weg. Er vernachlässigt seine Geschäfte. Niemand kann ihn erreichen. Und offensichtlich ist Bingham der Meinung, dass das deine Schuld ist. Nur hätte ich nicht gedacht, dass sein Vater dich ohne Gericht bestrafen würde. Das verstößt gegen die Gesetze des Clans. Er wird sich dafür verantworten müssen. Vor seinem und vor unserem Gericht.“ Ha, wie schön. Und was nützte mir das? „Hör mal, ich habe ihn nicht umgebracht. Das weißt du doch.“ Sein distanzierter Blick gefiel mir nicht. „Tut mir leid, Sam. Ich weiß es nicht. Falls du dich erinnerst, ich war nicht ganz ich selbst. Als du mich zurückgeholt hast, lehnte ein toter Roman an der Wand und du bist auf einen Kopf zugetaumelt. Ich fürchte, ich bin kein guter Zeuge, was diesen Abend betrifft.“

      Ich spürte, wie mein Kiefer nach unten klappte, konnte aber nichts gegen meine Sprachlosigkeit tun.

      Ribbert wusste, dass zwei Romans dort gewesen waren, oder nicht? Und die anderen? Die mussten doch auch etwas gesehen haben. Richtig? „Für die Zeit, bis das Ultimatum abläuft, bist du in meinem Gewahrsam. Es ist dir nicht gestattet, das Anwesen zu verlassen. Zu deinem Schutz, das verstehst du doch, oder Sam?“

      Na aber sicher doch ... So viel also zum Thema Vertrauen.

      Wäre ich nicht derart perplex, würde ich hysterisch lachen und ihm eine knallen. Aber mein Körper war erstarrt. Es gelang mir kaum, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. „Du lässt das zu?“ Er fuhr sich müde über das Gesicht, stand auf, kam auf mich zu, kniete sich vor mich und legte seine Hände auf meine Oberschenkel. „Mir sind die Hände gebunden, Sam. Als Alpha muss ich das tun, was für das Rudel gut ist. Wenn die Pir dich ausgeliefert haben wollen, muss ich das tun. Ob es mir gefällt oder nicht. Ein Krieg ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können.“

      Verdammt, er hatte mich reingelegt! Er konnte keinen Krieg gebrauchen? In meiner Wohnung am Telefon hatte er ganz anders geklungen. Er hatte mir nichts davon gesagt, dass er glaubte, dass ich einen Vampir abgemurkst hatte und Bingham lediglich Rache für seinen Sohn übte. Ich könnte ihm das nicht verübeln, wenn ich Roman wirklich umgebracht hätte.

      Was für ein Spiel spielte Alan eigentlich?

      Erst machte er einen auf besorgt, dann auf verführerisch und jetzt auf Lieferant? Also ... Sam-Auslieferant ... sozusagen.

      Ohne mich.

      So hatten wir nicht gewettet!

      Ich dachte, er wollte mich vor Bingham schützen und herausfinden, was diesen gegen mich aufgebracht hatte. Jetzt musste ich erfahren, dass er es bereits wusste und dass er vorhatte, mich an die Vampire auszuliefern, um sein geliebtes Rudel zu schützen!

      War ich nicht auch Teil des Rudels?

      Ich blöde Kuh hatte doch tatsächlich geglaubt, es sei ihm wichtig, dass ich in Sicherheit war. Ich hätte mich ein weiteres Mal darauf eingelassen, ihm zu vertrauen.

      Nur gut, dass er bereits jetzt die Karten auf den Tisch legte. So käme ich gar nicht erst in Verlegenheit enttäuscht zu werden. Leider, so musste ich zugeben, war das dennoch der Fall. Ich war zutiefst erschüttert. Mein Gehirn war geschockt von dem, was er mir eröffnet hatte.

      Er verteidigte mich mit keiner Silbe.

      Er zog nicht in Erwägung, dass ich unschuldig war.

      Er machte keinen Vorschlag, die Sache aufzuklären oder Beweise für meine Unschuld zu sammeln.

      Ribbert wollte er nicht hineinziehen, da dieser dann ebenfalls angeklagt wäre. Immerhin hatte der den Wandler – der zufällig aussah wie Roman – einen Kopf kürzer gemacht.

      Es war beinah so, als würde alle mit dem Finger auf mich zeigen und schreien: Die war’s!

      Ja, genau.

      Ich war es.

      Ich hatte den Wandler aufgehalten.

      Und was hatte ich jetzt davon? Eine Anklage vom Clan der Pir, dem hiesigen Vampirobermackerchefclan. Die höchste Instanz der Vampire. Richter und Henker in einem.

      Toll, einfach toll!

      „Dann nützt es nichts, wenn ich hier bei dir rumsitze. Wir müssen etwas unternehmen. Roman ist dein Freund. Habt ihr nicht irgendein geheimes Zeichen? Irgendwas, womit ihr euch im Notfall erreichen könnt?“ Falls es sich wirklich um Roman handelte. Aber da ich keinen anderen Vampir kannte, musste es um ihn gehen. Außerdem hatte ich, abgesehen von dem Wandler, noch nie jemanden getötet. Weder mit Absicht noch aus Versehen. Wie kamen die Vampire nur auf diese Idee?

      Und Alan?

      Ich verstand ihn nicht.

      Auf der einen Seite war ich seine Alpha und seine unersetzbare Auserwählte. Auf der anderen Seite wollte er mich ausliefern. „Haben wir nicht. Es sieht ihm nämlich nicht ähnlich, sich einfach so aus dem Staub zu machen, ohne sich hin und wieder zu melden. Oder zumindest erreichbar zu sein.“ Das hieß im Klartext, er stimmte mit den Vampiren überein.

      Er traute es mir zu!

      „Dann sollten wir etwas unternehmen, um ihn zu finden. Ich gehe ganz sicher nicht freiwillig zu irgendwelchen Blutsaugern.“ Alan nickte. „Verständlich, angesichts deiner… Unannehmlichkeiten. Aber es lässt sich nicht ändern. Wie ich schon sagte, mir sind die Hände gebunden.“ Er wirkte ziemlich zerknirscht. Verdammt nochmal: Wollte