Seelenecho. Michaela Hössinger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Hössinger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650706
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Das Lächeln war wieder in Georgs Augen zurückgekehrt und Verena fragte sich warum sie sich gerade wie eine Maus fühlte, die von einer Katze beobachtet wurde.

      „Ohne unhöflich zu sein. Wieso denkst du, dass ich etwas über dich erfahren will?“ Verena versuchte desinteressiert zu klingen. Doch Georg lehnte sich weit herüber und seine Augen fesselten ihre, Verena wurde etwas heiß und seine Stimme schickte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken.

      „Das, Reni, sagt mir meine Berufserfahrung.“ Verena musste einmal schlucken, ihr Kopf schien plötzlich so leer.

      „Na dann wollen wir deine Kompetenz als Polizeiinspektor nicht in Frage stellen.“

      „Eine kluge Antwort. Doch leider müssen wir unser Gespräch morgen fortsetzen. Ich muss auf die Wache. Tschüß.“

      „Schönen Tag noch.“ Und erst als Georg bei Tür draußen war, fiel ihr auf, dass er sie Reni genannt hatte.

      Kapitel 6

      Verena hievte bereits den dritten Kübel mit Pflanzen auf die Ladefläche. Hans Weidmann war ein Geschäftsmann und zwar durch und durch. Jener holte gerade noch den riesigen Hoya, eine Wachsblume aus dem anderen Gewächshaus. Eine ziemlich teure ­Pflanze, von der Emilia schon lange träumte. „Doch was soll’s“, dachte sich Verena seufzend. Sie konnte es sich leisten und Emilia war nun wirklich eine gute Seele. Außerdem hegte sie den Hintergedanken sich damit für ihren gesamten Aufenthalt in Großkirchen ihre ­Leckereien zu sichern.

      Über die einzige Sache, deren sie sich noch nicht ganz im ­Klarem war, war die Tatsache ob sie tatsächlich selbst dazu in der Lage war, diese Blumen in Emilias Beeten fachgerecht einzusetzen. ­Verenas Stärke lag sicherlich nicht bei Pflanzen. Selbst Kakteen ­hatten bei ihr geringe Überlebenschancen. Aber da musste sie eben jetzt durch. Seufzend warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war bereits elf und unter Betracht ihrer Gartenkenntnisse brauchte sie sicherlich den Großteil des Nachmittags, wie es aussah, blieb ihre Arbeit heute liegen.

      „Was soll’s Kaspar. Wir haben niemanden, der uns deswegen Vorschriften machen kann.“ Herr Weidmann rechnete ihr die Summe zusammen und Verena zählte ihm ganze zweihundertfünfundfünfzig Euro in die ausgestreckte Hand.

      „Emilia wird ganz aus dem Häuschen sein, Frau Ritter.“

      „Na, dass will auch mal hoffen“, murmelte sie leise. Emilia würde hoffentlich ihre Geste zu schätzen wissen.

      „Wenn sie Hilfe brauchen, rufen sie mich an, aber vermutlich wird ihnen Emilia die Schaufel aus der Hand reißen. Sie ist sehr eigen, was ihren Garten betrifft.“ Wie nett, dass er sie darauf hinwies. Verena klopfte auf die Ladefläche um Kaspar zum Einsteigen zu bewegen. Sie bedachte ihren Rüden mit einem strengen Blick. „Hör zu, mein Freund. Wehe du machst an diesen zweihundertfünfzig teurem Grünzeug irgendetwas kaputt, dann bringe ich dich ins Tierheim.“ Kaspar winselte kurz auf und sah zur Seite, als ginge es nicht ihn an.

      „Hier haben sie noch ein paar Handschuhe. Einen schönen Tag noch und wie gesagt, wenn sie mich brauchen…“

      „dann rufe ich sie an. Ihre Karte habe ich in der Tasche.“ Verena schüttelte den Mann die Hand.

      Sie brauchte erheblich länger zu Emilias Café als bei der Hinfahrt. Inzwischen hatte sich ihre botanische Fahrt zu einem kleinen Verkehrsproblem entwickelt und Kaspar schien Verenas Warnung ernst zu nehmen und verbellte alles und jeden, der sich an ihnen vorbei bewegte. Doch auf jeden Fall lag es Verena daran, ihre Lieferung unbeschadet an ihr Ziel zu bringen.

      Erneut setzte ein grauer Peugeot, der letzte Rest der Kolonne zum Überholen an und gestikulierte wild und vor allem ärgerlich zu ihr hin. Verena antwortete mit einem grimmigen Lächeln, im Moment erwarb sie sich gerade einen neuen Ruf. Und dann ging alles furchtbar schnell. Der Fahrer des Peugeots sah plötzlich einen Laster auf seiner Fahrbahn auf sich zu kommen, der aus der Kurve auftauchte. Alle starrten erschreckt auf die Situation, Verena bremste um den Peugeot die Möglichkeit zu geben, schneller an ihr vorbei zu kommen. Doch der tat nach kurzer Unschlüssigkeit dasselbe. „Scheiße!“ Verena trat heftiger auf die Bremse, sie konnte beim besten Willen nicht ausweichen. Kaspar wurde jaulend mit den Blumenkübeln an die Bordwand gedrückt und panisch versuchte er sich zu befreien. Verena hielt sich fest und presste die Augen zusammen, doch der einzige Ruck war, als ihr Pick up zum Stillstand kam, der Lastwagen fuhr mit quietschenden Reifen an ihr vorbei und der Peugeot? Nun der hatte den letzten Ausweg in den Graben gewählt. „Scheiße“, kam es Verena noch mal über die Lippen. Besorgt sah Verena zurück nach Kaspar, der gerade mit seinen hektischen Bewegungen den Hoya köpfte. Verena sprang aus dem Wagen und öffnete die Ladefläche um ihren Hund zu befreien und gleichzeitig mit dem Rüden kippten auch zwei der Kübel auf die Straße. Konnte es noch schlimmer kommen?

      Der Fahrer des Lasters sah zu ihr herüber. „Alles in Ordnung?“

      „Einigermaßen. Lassen sie uns lieber nach dem Anderen sehen.“

      Nach einem kurzen Blick auf Kaspar konnte sie keine ernstzunehmenden Verletzungen an ihm feststellen. Er humpelte zwar, doch sie musste sich später damit beschäftigen. Sie eilten über die Straße und erleichtert mutmaßte Verena das nur an Blech Schaden entstanden war. Der Peugeotfahrer kletterte gerade schimpfend aus seinem Auto. „Frau am Steuer. Der blöden Ziege geben sie einen Führerschein. Das gehört gesetzlich verboten.“

      Der Erleichterung wich Verärgerung. „Na, jetzt reißen sie sich mal zusammen. Soweit ich weiß, ist es bereits gesetzlich verboten an unübersichtlichen Stellen zu überholen. Wer hat denn ihnen einen Führerschein gegeben?“ Verena fühlte den Knoten im Bauch, der sich immer bildete, wenn sie echt wütend wurde. Nur weil es der Kerl eilig hatte und nicht einen Kilometer hinter ihr fahren konnte, wären sie beinahe alle auf einer Tragbahre gelandet.

      „Herrgott noch mal, sind sie verletzt?“, bellte Verena nach.

      „Verletzt? Jetzt sehen sie sich doch meinen Wagen an. Das ist ihre Schuld! Ich sag doch immer, dass die Weiber zu Hause hinter dem Herd bleiben sollen.“ Verena zog hörbar die Luft ein, jetzt reichte es aber.

      „Beruhigen sie sich doch. Seien wir doch froh, dass nicht mehr passiert ist“, lenkte der Lastwagenfahrer ein.

      „Nicht mehr passiert? Nicht mehr passiert? Der Wagen ist ein halbes Jahr alt, noch nicht einmal richtig eingefahren.“ Dem Peugeotfahrer traten fast die Augen aus den Höhlen als er lauthals zu brüllen begann und einen Schritt auf Verena zu machte. Doch Kaspar brachte ihn mit einem warnenden Knurren zum Stehen. „Nehmen sie ihre Töle an die ­Leine. Reicht es nicht, dass sie meinen Wagen ruiniert haben, vielleicht beißt mich das blöde Vieh auch noch.“

      „Seien sie doch nicht so aggressiv, damit machen sie es doch auch nicht besser“, versuchte es der Fahrer des LKWs erneut. Doch der Kerl wollte sich nicht beruhigen und fing sogar mit dem anderen einen Streit an. Alle waren Schuld nur nicht er. Verena begann am Straßenrand gewissenhaft Kaspar auf Verletzungen zu untersuchen. Sie atmete erleichtert auf, als sie zu dem Schluss kam, dass lediglich sein Hinterlauf durch den Aufprall eine Prellung erlitten hatte. Winselnd lag er zu ihren Füßen, so als ob das alles seine Schuld wäre.

      „Brauchen sie Hilfe?“, tönte eine Frauenstimme.

      „Ja, nein, ach ich weiß nicht.“

      „Ich bin Karla Sonnleitner. Sind sie verletzt?“

      Verenas Blick fiel auf die große Tasche, zweifellos eine Arzttasche. „Mir geht es gut. Soweit ich es beurteilen kann, wurde niemand verletzt außer mein Hund. Aber vielleicht sehen sie mal nach dem anderen da. Ich bleibe lieber hier, sonst gibt es vielleicht doch noch Verletzungen.“

      „Karl Kafka, der brüllt schon sein ganzes Leben. Ich sehe mal kurz nach ihm, doch ich glaube nicht, dass er auf den Rat eines Tierarztes, der auch noch weiblich ist, was gibt. Seit seine Frau ihn verlassen hat, ist er gegenüber unserem Geschlecht ausgesprochen unfreundlich. Also nehmen sie es nicht persönlich. Dann sehe ich nach ihrem Hund.“ Die brünette Frau lächelte ihr aufmunternd zu und ging dann gelassen auf die beiden Männer