Seelenecho. Michaela Hössinger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Hössinger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650706
Скачать книгу
T-Shirt hoch und grub ihre Finger in seine Muskeln.

      Georg umnebelte ihre Sinne und mit einem Heißhunger nach Nähe stürzten sie übereinander her. Der Sessel kippte mit einem dumpfen Knall nach hinten als Georg Verena mit sich hoch zog und Richtung Schlafzimmer drängte. Ihre Kleidungsstücke segelten nach der Reihe zu Boden und legten eine Fährte bis zu ihrem Bett. Aufseufzend sank Verena zwischen die Kissen und nichts trennte mehr ihre nackte Haut von einander. Verena konnte ihre Gefühle nicht mehr im Zaum halten und folgte Georg in die sinnliche Welt der Liebe.

      Allmählich setzte die Dämmerung ein und Verena lag mit offenen Augen in ihrem Bett. Georg schlief neben ihr wie ein kleiner ­Junge, seine Haare waren durchwühlt und seine Atemzüge waren entspannt und ruhig. Doch Verena war überhaupt nicht ruhig. Wie hatte das nur passieren können.

      Sie wollte nicht, dass ein Mann wieder ihre Seele berührte und obwohl sie mit Georg geschlafen hatte, hatte das nichts zu bedeuten, gar nichts. In der Tiefe ihres Herzens wusste Verena, dass sie sich selbst belog, doch nie wieder würde sie einen Mann erlauben, massiv in ihre Persönlichkeit einzugreifen. Mit Georg war es nicht anders als mit den anderen Männern in den letzten Jahren und darum würde sie es genau so halten. Man hatte Spaß miteinander und dann ging wieder jeder seiner Wege. Doch warum war sie mit ­diesen Gedanken nicht zufrieden?

      Verena unterdrückte mühsam den Drang zu schreien, sie brauchte Bewegung und zwar gleich. Leise schlüpfte sie aus dem Bett und zog ihren Jogginganzug an und tappte barfuss bis zur Haustür. Kaspar begrüßte sie freudig und im nächsten Augenblick lief sie mit ihm aus dem Garten.

      Georg fühlte die Kälte, die Verena hinterließ als sie aus dem Bett stieg. Doch erst das leise Schnappen der Tür, die ins Schloss fiel, brachte in vollkommen zur Besinnung. „Verena?“ Natürlich blieb sein Ruf unbeantwortet. Nackt wie er war trat er zum Fenster und schob die Vorhänge zur Seite. Sie verließ mit Kaspar im Laufschritt den Garten. „Ja, lauf nur, aber so leicht entkommst du mir nicht“, murmelte Georg. In Gedanken an die letzte Nacht strich Georg über das Kissen und nahm noch ihren Duft wahr, der sich unwiderruflich in sein Gedächtnis verankert hatte.

      Verena blockte ihre Gefühle ab, zweifellos hatte in ihrer Vergangenheit sich etwas zugetragen, dass sie so handeln ließ. Sein Blick fiel wieder auf die Kartons und Taschen. „Damit ich schnell verschwinden kann.“ Die Worte hallten in seinen Kopf wieder, die ihr vor ein paar Tagen unbedacht entkommen waren. Sie würde wieder gehen, die Frage war, ob er bereit war, sie aufzuhalten.

      Im Grunde waren sie nicht so verschieden. Auch er hatte sich abgeblockt nach dem Tod von Inga und Christian. Er wollte nicht mehr lieben, einerseits weil es ihm wie ein Verrat vorgekommen wäre, anderseits wusste er nicht, ob er die Kraft hatte, erneut zu verlieren.

      In den letzten drei Jahren hatte er sich eingeredet, es sei besser nicht zu lieben, frei zu sein zu kommen und zu gehen, zwar Freunde zu haben, aber nicht sein Herz zu verschenken. Doch seit er ­Verena begegnete, hatte er das Gefühl, dass das nicht mehr genug war. Sein Haus kam ihm einsam vor und kalt. Das Leben war kalt und leer, wenn man niemanden hatte um es mit ihm zu teilen.

      Georg rang mit sich, was wollte er selbst? Hatte er überhaupt das Recht Verena vom Gehen abzuhalten? Er musste darüber nachdenken und fürs erste war es vielleicht das Beste etwas Abstand von Verena zu nehmen um Klarheit zu gewinnen.

      Kapitel 13

      Verena ließ sich Zeit und erst nach zwei Stunden kam sie zurück. Georg war verschwunden, nun gut, was hatte sie erwartet? Und es war auch besser so, dass allerletzte war, dass sie sich jetzt nach dieser Nacht ihm stellen musste. Doch warum war sie dann enttäuscht?

      Ein Zettel lag auf dem Kissen: „Wir sehen uns.“ Das war alles? Wir sehen uns. Warum machte sie sich Gedanken, wenn Georg es anscheinend auf die leichte Schulter nahm. Männer, nichts als Probleme brachten sie mit sich. Verstimmt begab sie sich in die Küche um ein Glas Wasser zu trinken, da stand das Messgerät, das noch immer eingeschaltet war. Es funktionierte und passenderweise hatte es bereits Aufzeichnungen gemacht. Es hatte ihre erotischen Energien aufgefangen und in Kurven fest gehalten. In ziemlich großen Kurven. Wütend riss Verena den Bogen ab und warf ihn zerknüllt in den Eimer. Zum Kuckuck damit.

      Mit energischen Schritten begab sie sich ins Bad. Es berührte sie nicht – Georg und sie waren Freunde und mehr war da nicht. Doch eine Stunde später gestand sie sich widerstrebend ein, dass sie sich beim Frühstück einsam fühlte.

      „Wo bleibt denn heute Georg? Weißt du, wo der Junge ist?“ Emilia betrachtete aufmerksam Verenas Miene.

      „Nein, warum sollte ich?“

      „Nun, ich dachte, da ihr ja jetzt jeden Tag zusammen ward und na ja, und die Poldi hat mir erzählt, dass er heute die ganze Nacht bei dir war.“

      Verena atmete hörbar aus. „Haben die Leute hier nichts anderes zu tun als anderen hinterher zu spionieren. Es geht niemanden etwas an und auch wenn Georg die ganze Nacht bei mir gewesen ist, so hat das gar nichts zu bedeuten. Und ganz sicherlich interessiert es mich nicht, was Georg den ganzen Tag treibt und er ist auch nicht verpflichtet sich bei mir abzumelden.“

      Emilia sah verstört auf Verena, sie hatte doch nur eine harm­lose Frage gestellt. „Anscheinend bist du heute schlecht gelaunt. Entschuldige, dass ich dich gefragt habe.“ Verena bemerkte Emilias Verstimmtheit, doch der Ärger hinderte sie daran einzulenken.

      Verena blickte auf ihre Uhr, sie war mit der Gräfin von Stegersbach um neun Uhr dreißig verabredet. Es kam ihr gerade recht, das kleinkarierte Dorfleben von Großkirchen für einige Stunden hinter sich zu lassen. „Guten Morgen, Emilia meint zwar du stehst heute nicht auf Gesellschaft, doch ich wage trotzdem den Versuch.“ Karla nahm ohne zu fragen auf Georgs Stuhl Platz, kraulte Kaspar zur Begrüßung hinter den Ohren und war unverschämt guter Laune.

      „Morgen Karla. Was treibt dich denn schon so früh ins Café?“ Verena versuchte ihre Falten auf der Stirn zu glätten.

      „Puh, ich hatte eine anstrengende Nacht. Eine Kuh von Eberhardt hat gekalbt und das dumme Vieh war nahe dran dabei drauf zu gehen. Manches Mal frage ich mich, wie die früher ihre Jungen zur Welt gebracht haben. Wenn es so weiter geht, müssen wir noch einen Kreissaal für Kühe einrichten.“ Doch Karla wirkte durchaus frisch nach dieser durchwachten Nacht. Ganz anders als sie heute.

      „Und wie steht’s bei dir. Warum heute so missmutig?“ Karla biss herzhaft in ihren Schokoladekuchen.

      „Was? Hat Poldi von gegenüber dich heute noch nicht angetroffen, damit sie dir die neuesten Einzelheiten von meinen Leben berichten konnte?“

      In Karlas Augen funkelte es belustigt. „Das Dorfgetratsche ist manches Mal schon ziemlich anstrengend. Aber ich habe es nicht von Poldi, sondern von Maria Kerschner. Ihr seid übrigens schon die ganze Woche das Gespräch in Großkirchen.“

      „Das ist nicht dein Ernst, haben die denn keine anderen Sorgen?“

      „Doch, aber deine Person ist wesentlich interessanter, abgesehen von deiner Arbeit, hast du es geschafft, einer der begehrtesten Junggesellen der Gegend zu angeln. Sie sind neidisch.“ Karla konnte das Lachen nur schwer unterdrücken.

      „Ich habe mir niemanden geangelt und das allerletzte was ich will, ist eine Beziehung. Herr Gott noch mal, ich komme auch ohne einen Kerl hervorragend zurecht.“ Verena schnaubte verärgert durch die Nase.

      „Wieso nicht? Du und Georg scheint euch doch fabelhaft zu verstehen.“

      „Vielleicht solltet ihr diese Angelegenheit einfach mir und Georg überlassen. Es geht nämlich niemanden etwas an.“ Verena hatte absichtlich laut gesprochen, um sicher zu sein, dass sie gehört wurde. Sollten sie sich diese Tratschtanten das mal untereinander verklickern.

      „Die Sache scheint tatsächlich ernst zu sein.“ Verena fehlten die Worte, hörte ihr denn niemand zu? „Aber ich sehe schon, das Thema ist noch ziemlich heikel. Wie kommst du mit deiner Arbeit voran?“ Der abrupte Themenwechsel kam so überraschend, dass Verena für wenige Sekunden über die Frage nachdenken musste.

      „Mit