Schnee von gestern ...und vorgestern. Günther Klößinger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günther Klößinger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737520829
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örtliche Tagblatt, „Die Allgemeine“, bemüht sich mehr oder minder redlich, das Sensationelle im Alltäglichen zu entdecken und kleine Ereignisse wortgewaltig in kulturell bedeutende Events umzumünzen. Da wird schon mal der Häkelkreis in der Seniorenresidenz zum sozialen Großprojekt.

      Immerhin kann die Stadt mit einer Veranstaltungsreihe auch überregional punkten: dem jährlich stattfindenden Opernfest. Kurz vor Ostern präsentiert man bei hochkarätigen Eintrittspreisen mittelprächtige Solisten und Orchester. Dennoch erfreut sich das Festival großer Beliebtheit und lockt ein im wahrsten Sinne des Wortes buntes Völkchen von Klassikfans in die Stadt. Merkwürdig bleibt dennoch, dass sich neben dem farbenfrohen Treiben der Musikliebhaber ganzjährig mehr und mehr lichtscheue Subjekte vor Ort breitmachen.

      Der erstaunlich hohen Kriminalitätsrate stellt sich ein eingespieltes Team von Ermittlern entgegen. Allerdings müssen Kommissar Prancock und seine Mitstreiter nicht nur gegen das Verbrechen, sondern auch gegen zunehmend leere Kassen ankämpfen. Das kleine Polizeirevier ist chronisch unterbesetzt und überlastet. Kein Wunder, dass die höchst engagierten Beamten hier stets zwischen wahnsinnigem Stress und Urlaubsreife schwanken.

      Kurzum: eine ganz normale deutsche Stadt, wie wir sie wohl alle kennen.

      Personenkarussell

      Kommissar Fox Prancock (Pranke)

      Der zeitweise etwas bärbeißige Brite hat vor Jahren quasi in die deutsche Kripo eingeheiratet. Ist seine Erfolgsquote im Job auch exzellent, hat das Privatleben umso mehr gelitten. Seit Fox Prancocks Ehe den Bach runterging, ist er alleinerziehender Vater. Inzwischen hat er sich jedoch wieder in eine neue Beziehung gestürzt.

      Sowohl in der Eltern- als auch der Polizistenrolle sind seine Ausdrucksweise und sein Vorgehen nicht immer gesellschaftsfähig. So macht er sich meist zusätzliche Probleme und bringt sich mit seiner impulsiven Art stets in verzwickte Situationen.

      Kommissar Steffens (Steff)

      Der ewige Junggeselle befindet sich mit Fox Prancock in einem Dauerwettlauf zur obersten Sprosse der Karriereleiter. Da er bevorzugt im Hintergrund agiert, steht er nach außen hin etwas im Schatten seines englischen Kollegen. Steffens’ Qualitäten liegen eher in der Recherche und der Computerarbeit als in publikumswirksamen Großaktionen. Inspirieren lässt er sich gerne vom Helden der Groschenromanserie „G-Man Gary Button“.

      Else Müller

      Bis vor nicht allzu langer Zeit war sie Prancocks Ehefrau und Chefin. Infolge eines Burn-outs ließ sie Berufs- und Familienleben hinter sich und brannte mit einem Mathelehrer durch. Da sich dieser mittlerweile auch aus dem Staub gemacht hat, steckt Else in einer tiefen Sinnkrise. Jedoch konnte sie, dank einer außergewöhnlichen Vermittlungsaktion ihrer Tochter, wieder ein freundschaftliches Verhältnis zu ihrem Exmann aufbauen.

      Petra Roth (Penny)

      Bevor sie sich als Privatdetektivin selbstständig gemacht hat, war sie die Sekretärin von Fox und Else Prancock. Nach deren Scheidung steht sie zwischen den Stühlen, hat aber einen besonderen Draht zur Tochter der beiden.

      Daneben ist sie hinter den Kulissen für manchen Ermittlungserfolg von Kommissar Steffens verantwortlich. Dass sie mit ihm nicht nur kriminaltechnisch zu tun haben möchte, scheint dieser nicht zu bemerken.

      Ilka Trebes

      Die Jungjournalistin bei der örtlichen Tageszeitung „Die Allgemeine“ ist die neue Freundin von Fox Prancock. Sie avancierte schnell zu einer Vertrauten seiner Tochter und versteht sich sogar gut mit Else. Als sie gemeinsam in einen schicksalhaften Fall des Kommissars verwickelt waren, warfen die beiden Frauen alle gegenseitigen Vorbehalte über Bord.

      Jasmin (Jassy)

      Die mittlerweile 16-jährige Tochter von Fox und Else fühlte sich lange Zeit von ihren Eltern vernachlässigt. Umso wichtiger sind ihr ihre Freundinnen und Freunde geworden. In der neuen Partnerin ihres Vaters sieht sie nun aber so etwas wie eine große Schwester.

      Ihre poetische Ader lebt Jasmin vor allem beim Schreiben von Rocksongs aus, zudem ist sie Sängerin und Gitarristin einer Schülerband.

      Vor Kurzem war sie Opfer einer Entführung und hat an den traumatischen Erlebnissen noch immer zu knabbern.

      Nick (großer Zauberer)

      Er ist Jasmins Freund und Muse zugleich: Beide lieben Musik, Poesie und Kino. Für ihn ist seine Freundin eine Märchenprinzessin und er ist ihr großer Zauberer. Es ist unübersehbar: Der Junge ist auf dem Fantasy-Trip. In der gemeinsamen Band spielt er Bass und schreibt ebenfalls Songs.

      Momentan fühlt er sich allerdings von Jasmin schwer vernachlässigt, da diese mehr Zeit mit ihren Busenfreundinnen als mit ihm verbringt.

      Jessica (Jessy)

      Seit Jahren ist sie Jasmins beste Freundin. In der Schule gelten die beiden gar als das Dreamteam „Jassy und Jessy“. Jessicas entwaffnender Humor hat die gemeinsame Clique schon vor so manchem Dauerstress bewahrt.

      Als Keyboarderin der Schülerband bringt sie ihr Temperament und ihren Witz ebenso ein wie ihre Musikalität.

      Robert (Robby)

      Er ist der Drummer der Band von Jassy und Co. Jasmin war einmal seine große Liebe. Das Ende ihrer Beziehung hat ihn hart getroffen, doch Jessica schaffte es, ihn aus seinem Tief heraus und in die Band herein zu holen. Seither ist er Jessys Freund.

      Als Schlagzeuger tobt er sich zeitweilig ziemlich lautstark aus, im Freundeskreis ist er eher der ruhende Pol, der die anderen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt.

      Janine (kleine Hexe Jeannie)

      Sie ist eine alte Bekannte von Nick. Der selbst gewählte Spitzname spiegelt ihre Persönlichkeit trefflich wider, denn Janine hat eine leicht esoterische Ader und arbeitet im örtlichen „New Age Shop“. Sie eroberte Jasmins Herz im Handumdrehen und wurde deren spirituelle Freundin.

      Freitag

      „Ich bring ihn um!“, presste er hervor. Seine bislang nur mühevoll im Zaum gehaltene Wut jagte mit zügelloser Gewalt herein. Raserei wurde zum alles beherrschenden Element. Schweißperlen glitzerten unheilschwanger über funkelnden Augen. Die wilden Blicke schossen wie unsichtbare Pfeile durch den Raum und suchten mit irrer Entschlossenheit ihr Ziel. Ein Knall ließ die Wände so stark erzittern, dass die Spinne in einer Ecke der Decke fluchtartig das Netz verließ, um dann schließlich auf eine andere Website zu wechseln.

      „Na, na, Steffens! Was regst du dich denn auf? Dass unser neuer Boss ein Arschloch ist, haben wir doch von Anfang an gewusst“, sagte Prancock zu seinem Kollegen. Dabei ließ er den Blick nicht von dem Klumpen Coffee-Creamer, der trotz heftigster Rührbewegungen nicht im dunklen Strudel der Tasse verschwinden wollte. Der Kommissar musste schmunzeln. Er wusste genau, was Beschwichtigungsversuche mit Steffens’ Adrenalin-Spiegel anstellten: Sie brachten ihn noch näher an die Explosionsgrenze.

      „Versuch erst gar nicht, dein Grinsen zu verbergen, Fox. Du hast gut lachen. Du machst die nächsten zwei Wochen Urlaub in Frankreich und ich darf mit diesem Kotzbrocken alleine …“

      „Wahrscheinlich erst einmal den Türstock sanieren. Alle Achtung: In nur sechs Wochen hast du’s geschafft, das Ding fast komplett aus den Angeln zu knallen!“ Fox unterbrach seinen Vortrag mit einem genüsslichen Schlürfen.

      „Vielleicht fällt sie ja mal ganz aus dem Rahmen und erschlägt den Scheißkerl“, brummelte Steffens mit einem Seitenblick auf die Tür und bediente sich dann ebenfalls an der Kaffeemaschine.

      „Was soll hier wen erschlagen?“, fuhr eine eisige Stimme in das Büro. Erschrocken blickten Fox und Steffens auf: Die windschiefe Tür öffnete sich. Kriminalhauptkommissar Häfner trat, um majestätischen Schritt bemüht, herein und markierte den großen Boss. Abschätzig musterte er seine Untergebenen. Prancock schaffte es gerade noch rechtzeitig, die richtige Taste des Dienstcomputers zu drücken. Augenblicklich verschwand das Ballerspiel