Schnee von gestern ...und vorgestern. Günther Klößinger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günther Klößinger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737520829
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      Günther Klößinger

      Schnee von gestern ...

      ... und vorgestern

      epubli Berlin

      Schnee von gestern ... und vorgestern

      Günther Klößinger

      Umschlaggestaltung:www.kreatyv.de

      Umschlagfoto: © kristina rütten www.fotolia.de / Dieter Schütz_pixelio.de

      Copyright: © 2014 Günther Klößinger

      published by: epubli GmbH, Berlin

      ISBN 978-3-7375-2082-9

      Es war einmal ein Krimi – Vorwort

      Am Anfang jeder Geschichte steht eine Idee. So eine geistige Initialzündung entsteht zumeist aus einem inspirierten Moment heraus und begeistert im Idealfall zunächst einmal den Autor. Manchmal folgt der kreative Prozess aber auch Irr- und Umwegen, sodass das künftige Werk nur noch wenig mit dem ursprünglichen Gedanken zu tun hat. Mit den Romanen um Kommissar Prancock und seinen Sidekick Steffens verhält es sich ganz ähnlich.

      Es war eine dunkle, stürmische Nacht im Herbst des Jahres 2002. Ich konnte mal wieder nicht schlafen und da ich kein Mathematik-Freak bin, hatte ich keine Lust, mich mit Schäfchenzählen oder ähnlichen Rechenoperationen in den Schlaf zu wiegen. Stattdessen sinnierte ich über das Leben, das Universum und den ganzen Rest, während Wind und Regen vor dem Fenster für die richtige „Sturm und Drang“-Stimmung sorgten. Tatsächlich hatte ich einen Gedankenblitz: Ich sah einen Rockmusiker in der Midlife-Crisis vor mir, dem beim Geschrei seiner Kinder und dem Genörgel seiner überforderten Frau die Inspiration abhandenkommt. Er beschließt, back to the roots zu gehen und wie ein pubertierender Pennäler einfach abzuhauen. Einfach raus ins feindliche Leben, endlich wieder Erfahrungen aus erster Hand, die ihm hoffentlich Stoff für neue Songs bringen würden. „Wow! Welch eine Story!“, dachte ich. Noch im Halbschlaf fand ich die Idee grandios und schlummerte selig ein.

      Tags darauf setzte ich mich voller Tatendrang an meinen Computer und begann, die Erzählung niederzuschreiben. Doch bald entpuppte sich die Idee, die mich zunächst so begeistert hatte, als echter Langweiler. Ich fand keinerlei passende Worte für die Charaktere, jeder Satz strotzte nur so vor Plattitüden und die zu beschreibende Midlife-Crisis schwappte auf mich über. Das fühlte sich nach einer echten Schreibblockade an, und diese hatte nach noch nicht einmal zwei getippten Seiten eingesetzt. Frustriert hielt ich inne und fragte mich, wie es dazu hatte kommen können.

      „Das haste nun davon“, schalt ich mich, „da willst du mal so richtig große Literatur verfassen, ganz und gar vielschichtige Typen mit all ihren Abgründen und Aufregungen erschaffen, sie durch ein ergreifendes Schicksal jagen – und was passiert? Du fällst auf die Nase!“

      Aber Moment: Die Hauptfigur der geplanten Schmonzette wollte zurück zu ihren Wurzeln. Vielleicht sollte ich mir auch mal Gedanken darüber machen, wo denn die meinen lagen. Ich bin von jeher ein Erzähler und liebe es, Gruselgeschichten und Märchen vor Publikum zu erzählen. Und dabei geht es vor allem um eines: Spannung!

      Mit einem einzigen Tastenklick löschte ich das Ursprungskapitel des begonnenen Schicksalsromans und schrieb stattdessen aus einer spontanen Laune heraus die Worte „Die Leiche lehnte an der Wand“ in die frei gewordene Datei. Ich hatte keine Idee, keinen großartigen Plan, kein festes Personarium im Kopf, sondern ließ mich einfach treiben. Und wie aus dem Nichts war da Kommissar Prancock, damals noch Inspektor, ein polternder Engländer, der in einer x-beliebigen deutschen Stadt für die hiesige Kripo arbeitet. Auch sein Kollege Steffens trat umgehend auf den Plan, ebenso Prancocks Familie und Freundeskreis. Ebenso formierten sich die Gegenspieler innerhalb kürzester Zeit. Der Kriminalfall nahm mehr und mehr Gestalt an. Ich schrieb mich in einen wahren Rausch hinein. Nach dreißig Seiten befand ich die Grundlage der Story für tragfähig genug, um weiterzumachen. Das dargestellte Verbrechen faszinierte mich … doch hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie der Fall zu lösen wäre.

      Von diesem Moment an ging ich allerdings mit der gebotenen Ernsthaftigkeit an die Geschichte heran, und innerhalb eines Jahres brachte ich „Blüten aus Babylon“, den ersten Roman um Kommissar Prancock, zu Papier. Nach der Beendigung des Skripts stellte ich fest, dass mir die Charaktere der Geschichte derart ans Herz gewachsen waren, dass es mich drängte, diese weiterzuentwickeln. Die Idee für einen neuen Fall schwirrte bereits in meinem Kopf herum, und so ging das Team um den Anti-Gentleman Prancock in die zweite Runde. „Schnee von gestern … und vorgestern?“ entstand dann in den Jahren 2003 bis 2005.

      Danach lagen die Manuskripte aus verschiedenen Gründen lange Zeit in der Schublade. Ich widmete mich verstärkt meinen Aktivitäten als musikalischer Märchenerzähler „Gynni K.“ und verlor das Genre „Krimi“ ein wenig aus den Augen. Im Jahr 2010 schließlich nahm ich die beiden Romane wieder einmal zur Hand und stellte fest, dass ich noch zu hundert Prozent hinter den Storys stand. Die dargestellten Motive erschienen mir trotz des zeitlichen Abstandes als zeitlos, wie zum Beispiel Kriminalistik und Verbrechen, aber auch Erwachsenwerden, Konkurrenzkampf und Beziehungskram. Auch die angeschnittenen gesellschaftlichen und politischen Themen à la Asylproblematik, Rechtsradikalismus, Atompolitik und die Halbwelt der Geheimdienste haben nicht an Aktualität und Brisanz verloren.

      Je mehr ich mich wieder mit den Texten befasste, desto stärker wurde das Gefühl, sie sollten nicht weiterhin in den Tiefen meines Schreibtisches verstauben. Gleichzeitig bemerkte ich aber auch, dass die beiden Romane stilistisch nicht mehr meinen Vorstellungen entsprachen. Brachten die Handlung und die Charaktere in mir eine Saite zum Schwingen, wollte ich sprachlich noch mehr Schwung und Biss reinbringen. Und so machte ich mich daran, die zwei Bücher literarisch und sprachlich zu polieren und in eine neue Form zu bringen.

      Zugleich stellte ich fest, dass eine Erzählung in welcher Form auch immer im Hinblick auf alltägliche Details innerhalb weniger Jahre zum historischen Roman mutiert. Unser Zeitalter ist dermaßen schnelllebig, dass viele Elemente aus den Geschichten mittlerweile hoffnungslos veraltet wirken. Amüsiert stellte ich fest, dass in den längst vergangenen Tagen, an denen die Urfassungen der Bücher entstanden waren, internettaugliche Handys eine echte Sensation darstellten, der Umgang mit Suchmaschinen eine richtige Herausforderung war, in der Gastronomie allerorten hemmungslos geraucht wurde und Navis für den durchschnittlichen Autofahrer Zukunftsmusik waren. Ich widerstand der Versuchung, solche Inhalte zu aktualisieren. Wozu auch? In fünf bis zehn Jahren wären sie abermals veraltet. Zudem sind sie Teil der Atmosphäre und spiegeln die Zeit wider, in der ich die Romane schrieb.

      Zunächst ging ich davon aus, dass das Überarbeiten der Texte etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen würde – nach nunmehr vier Jahren liegt „Schnee von gestern … und vorgestern?“ mit diesem Werk endlich vor und „Blüten aus Babylon“ befindet sich in der Endkorrektur.

      Dass dieses Buch seinen Weg zu Ihnen gefunden hat, freut mich. Ohne die Unterstützung und Ermunterung einiger lieber Menschen wäre es nie so weit gekommen. Daher möchte ich mich an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die an mich und an diese Geschichten geglaubt haben. Zuallererst ist da meine Frau Cornelia, die mich immer wieder dazu ermutigte, weiterzumachen. Darüber hinaus gilt mein besonderer Dank meinen Erstleserinnen Susi und Laura Fechner, die mir stets wertvolle Impulse gaben. Ein ebenso herzliches „Danke“ geht schließlich an meine Lektorin Anne Baum, die nicht nur inhaltlich immer den Durchblick behielt, sondern mir eine literarische Stilberatung von unschätzbarem Wert angedeihen ließ.

      Günther Klößinger, Oberkaufungen, den 15.04.2014

      Ortstermin

      Wir befinden uns in einer typischen deutschen Stadt. Viele nennen sie eine Kleinstadt, böse Zungen sprechen gar von einem etwas zu groß geratenen Dorf. Wohlwollende Mitbürger werden jedoch nicht müde, das besondere Flair hervorzuheben, das es so angenehm macht, hier zu leben.

      Die beschauliche Innenstadt mit ihren auf mondän getrimmten Boutiquen und nostalgisch anmutenden Läden vom Obstmarkt bis hin zum „New Age“-Shop verströmt eine durchaus heimelige Atmosphäre. Die Gastronomie ist gediegen und gemütlich. Gerade angesichts der kleineren Cafés und Lokale werden die Kritiker und Spötter mit der stets spürbaren Provinzialität versöhnt: In den Gaststuben herrscht