Tausche Mann gegen Therapieplatz. Anja Pauli. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anja Pauli
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847636014
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völlig auf dem Kriegspfad stand, realisierte ich entsetzt in dieser Nacht. Vorher hatten wir ja auch noch nicht so viel geredet...

      Und das, wo mein Vater ein fanatischer Verfechter des deutschen Genitivs war, der sich schon aufregte wenn mir mal ein ,wegen dem Stuhlbein‘ anstatt ,wegen des Stuhlbeines‘ herausrutschte.

      Ich stellte mir vor wie er sich mit meinem Vater unterhalten würde. „Juten Tach Herr Marleaux, isch bin der Hajo Hübner und isch bin der neue Freund von dem Karina und misch liecht wirklich viel daran, das se misch akzeptieren. Ich danke Sie dafür.“

      Karina jetzt bist du aber wirklich zickig, nur die Absicht zählt.

      So lange du ihn noch verstehen kannst! Ist es doch nicht schlimm.

      Es wurde langsam hell, Samstag würden wir uns wiedersehen. Wirklich nur noch Samstag.

      Wir hatten uns zum Kinobesuch verabredet. Markus und Alexandra wollten auch mitgehen, und so trafen wir uns alle um 20 Uhr bei Alexandra. Einen Pressetermin hetzte ich vorher ab, und als ich ankam standen die anderen bereits vor der Tür.

      Hajo schien augenscheinlich sehr viel Wert auf eine öffentliche Zurschaustellung seines angezüchteten Bauchumfangs zu legen, denn er trug einen weißen Blouson, der seine Rundungen auch für die rosaroteste Brille klar und deutlich zur Geltung brachte.

      Noch überlegend, ob sich meine Finger wohl bei einer Umarmung hinter seinem Rücken treffen könnten, oder ob schon bei der Mitte seiner Taille die Spannweite meiner Arme vollends ausgeschöpft war, kam er auf mich zu, drückte mich an eben diesen Umfang und flüsterte mir zärtlich ins Ohr: „Hallo mein Schatz, wie hab isch misch jewünscht endlich wieder bei disch zu sein. Ich habe disch so vermisst.“

      Ja, ich dich doch auch.

      Von dem Kinofilm bekamen Hajo und ich nicht viel mit!

      Aber ich muss sagen, es war der prickelndste Film, den ich je gesehen habe. Ein Schauer nach dem anderen lief mir über den Rücken, also muss er wohl gut gewesen sein. Der Film selbstverständlich!

      Beim anschließenden Essen erfuhren wir dann im Wesentlichen die Handlung des Films, damit wir bei eventuellen Nachfragen wenigstens wussten, ob es sich nun um einen Action,- Horror- oder Liebesfilm gehandelt hatte.

      Direkt nach dem Dessert und auf einen Kaffee verzichtend verabschiedeten wir uns von den anderen und gingen zum Auto, fuhren lange durch die Gegend und entschlossen uns dann am nahen Golfplatz zu parken.

      Beim regen Austausch von Zärtlichkeiten – wobei der tiefe Blick in die Augen denn doch nicht mehr so wichtig war – beschloss ich, erst einmal nichts zu beschließen und alles auf mich zu kommen zu lassen und GENIESSEN!

      Als es hell wurde und der Drang zur Toilette stärker wurde als der Drang nacheinander, starteten wir den Wagen in Richtung unseres Bekannten Dieter.

      Um unser Eintreffen um 6.30 Uhr morgens war er zwar nicht sichtlich erbaut, dennoch luden wir uns zum Kaffee ein.

      Der sichtlich müde Dieter erzählte uns, dass er gleich zu einem Reitturnier müsste und fragte, ob wir nicht mitkommen wollten. Einem ausgiebigen Frühstück, das bei diesen Veranstaltungen üblicherweise angeboten wurde, konnten wir nichts entgegensetzen und so beschlossen wir, dass dies eine wunderbare Idee sei.

      Auf dem Turnierplatz angekommen stürmten wir gleich zum Frühstücksbuffet und deckten uns mit reichlich Proviant ein. Zwischen Kaffee und Brötchen – Hajo trank Bier – gesellten sich langsam einige Turnierteilnehmer zu uns.

      „Sag mal, zu wem gehört die Frau neben dir?“ fragte einer der Teilnehmer.

      Jetzt bloß keinen Fehler mein Lieber!

      „Welche?“ Die Unwissenheit in Hajos Gesicht hätte wirklich jeden überzeugt...

      „Da, die neben dir“, beharrte der Teilnehmer.

      „Wer?“ Hajo sich immer noch dummstellend und Karina gänzlich in die andere Richtung schauend.

      „Na die Blonde neben dir. Nun stell dich nicht so blöd an, ich habe euch doch eben zusammen ankommen gesehen, aber wenn du sie nicht kennst, gehe ich zu ihr und finde es selber raus.“

      Jetzt wurde es brenzlig!

      „Wag es disch, dass is meine Freundin“, hörte ich Hajo sagen.

      Er lachte. Verführerstolz unverkennbar.

      Das durfte doch nicht wahr sein, da sprachen wir keine zwei Stunden vorher die ganze Geschichte ausgiebig durch, dass zunächst keiner etwas erfahren sollte und da kommt der Erstbeste, fragt nach und mein lieber Hajo sagt: „Das ist meine Freundin“.

      Ich sah dem anderen nach und dann wieder zu Hajo und bemerkte, dass meine rosarote Brille deutlich an Farbe verlor.

      Ja, so einfach konnte man einen vielversprechenden Tag schnell beenden. Bevor auch noch andere kommen würden und Hajo mich gleich allen als seine Zukünftige vorstellen würde, hatte ich nur noch einen Wunsch. Weg! Weg! Weg!

      Wir fuhren schweigend nach Hause. Hajo setzte mich bei meinen Eltern ab und begann sofort wieder auf Zärtlichkeiten bei unserer Verabschiedung zu bestehen.

      Vor dem Haus meiner Eltern! Was, wenn sie zufällig herauskommen würden!? Also ich glaube langsam musste ich doch mal etwas klarstellen.

      „Also dann, ich rufe dich die Tage mal an“, sagte ich schon aussteigend.

      „Wann?“

      „Ich denke übermorgen.“

      „Warum nicht morjen?“

      Wie sollte ich ihm jetzt bloß freundlich klarmachen, dass ich an einer so festen Beziehung mit ihm nicht interessiert war? Erstens war ich mir überhaupt nicht im Klaren darüber, was ich eigentlich für ihn empfand, und zweitens wollte ich mich nicht von einer Beziehung in die nächste stürzen. Und, und das war das Wichtigste, er wusste zwar von Robin, hatte es bis jetzt aber vermieden von ihm zu sprechen oder ihn, wie auch immer, mit einzubeziehen. Solange es in aller Heimlichkeit geschah, fand ich es Okay, es hatte eben auch etwas Besonderes an sich, er war etwas ganz für mich alleine. Wenn es erst öffentlich werden würde, dann kämen auf kurz oder lang auch Probleme auf uns zu und das wollte ich am allerwenigsten.

      Probleme hatte ich in meiner Ehe genug, jetzt wollte ich nur GENIESSEN.

      „Ich rufe dich an, morgen oder übermorgen“, verabschiedete ich mich mit einem schnellen Kuss.

      Zu einem ernsten Gespräch hatte ich jetzt wirklich keine Lust.

      Kaum hatte ich den Schlüssel im Haustürschloss meiner Eltern herumgedreht, da kam Robin auf mich zugeschossen. „Mama, Mama, guck.“

      Stolz präsentierte er mir den neuen Sandkasten, den der stolze Opa mit ihm aufgebaut hatte. Ich musste lachen, denn obwohl er erst wenige Minuten dort stehen konnte, war schon mehr Sand auf dem Rasen, als in der Sandkiste. Ich holte mir etwas zu trinken und dann backten wir gemeinsam Sandkuchen, verteilten Sandeis an Oma und Opa und boten auch den Nachbarn etwas von unserem leckeren Sandauflauf an.

      Gegen Nachmittag fuhr ich in den Reitstall, um ein Stündchen auszureiten, zu relaxen und mir klar darüber zu werden, was ich eigentlich wollte und was ich partout nicht wollte.

      Kaum dort angekommen traf ich auf Karin.

      „Hallöchen“, zwitscherte sie mit ihrem ,ach-Du-bist-doch-meine-beste-Freundin‘-Gehabe. „Wie geht es dir denn so? Wir haben uns ja schon lange nicht gesehen. Ich wollte dich ja immer mal anrufen, aber weißt du Termine, Termine“, endete sie mit einem tiefen Seufzer in ihrem so arg gestressten Dasein den Satz.

      „Gibt es was Besonderes?“ fragte ich schon vorahnend der Dinge die da kommen mögen.

      „Ja, also, es geht um den Hajo. Bitte erzähle es keinem weiter, du weißt doch die Leute reden sowieso