101 Diamanten. Gudrun Anders. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gudrun Anders
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847684534
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fand sich in den Armen eines großen, starken Jünglings wieder und verliebte sich sofort in ihn – und er sich in sie. Worte waren in diesem Moment überflüssig.

      „Danke“, sagte der Jüngling. „Nur Liebe kann uns erlösen. Und das ist es, was den Menschen fehlt. Wir wissen es jetzt und können dieses Wissen jetzt an alle Menschen auf der Welt weitergeben. Liebe sagt mehr als Worte!“

      Der König wurde wieder gesund und das junge Paar war bald stadtbekannt als 'die Boten der Liebe'.

      Die Diamantenstadt

      Es war einmal eine wundersame Stadt, die bestimmt früher einmal sehr hübsch gewesen sein mochte. Aber jetzt war sie trist und leer. Keine Menschenseele weit und breit. Alle waren fort. Fort gegangen aus der öden Stadt, denn alle wollten dorthin, wo das Leben war und wo sie meinten, ihr Glück zu finden.

      Eines Tages kam eine hübsche, junge Frau mit ihrem Hund in diese Stadt. Es war gerade Herbst und der Winter brach herein. Schade, dachte die junge Frau bei sich, wie lebendig mag es wohl früher hier gewesen sein? Sicher waren die Häuser bunt gewesen und Blumen haben geblüht. Jetzt blätterte die Farbe von den Häuserwänden, die Vorgärten waren verwildert und Schnee lag über der Stadt. In jeder Ritze, in jedem Winkel.

      Ach, dachte die Frau, es ist kalt hier. Aber ich denke, ich muss hier bleiben. Wenn ich weiterziehe überrascht mich vielleicht ein Schneesturm. Ich werde es mir hier gemütlich machen. Sie sah sich die Häuser genau an und suchte sich zum Verweilen das schönste aus. In dem Haus war alles vorhanden, was sie so zum Leben brauchte. Kleidung, Essen, Möbel und etwas zum Lesen. Sie arbeitete einige Tage sehr hart, machte das kleine Häuschen sauber und fühlte sich dann recht wohl in ihrem neuen Heim, das wahrlich sehr gemütlich war.

      Eines Abends saß sie am Fenster und im Kamin prasselte das Holz. Sie hockte warm eingepackt in eine wollene Decke in ihrem Schaukelstuhl und blickte hinaus in die Weite des Universums. Es war Vollmond und die Sterne funkelten und blitzten am Firmament. Ein Lichtstrahl brach sich an der Kirchturmspitze und schien genau auf die junge Frau zuzukommen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, in die Kirche gehen zu müssen und ohne zu überlegen verließ sie ihren warmen Platz am Kamin und ging hinüber zur Kirche. Begleitet wurde sie von dem Funkeln der Sterne und sie wünschte sich, dass die ganze Welt voller Diamanten wäre. Das wäre ein Schauspiel! Sie ging in die Kirche hinein und traute ihren Augen nicht. Da waren lauter Diamanten! Sprachlos vor Erstaunen kniete sie nieder und dankte Gott aus tiefstem Herzen für das, was sie erleben durfte und dankte ihm dafür, dass immer noch Wunder auf dieser Welt geschehen.

      „Ja, mein Kind, du hast Recht, „ sagte eine alte Stimme plötzlich, die von überall und nirgends zugleich kam, „es können noch Wunder geschehen – aber nur demjenigen, der auch an Wunder glaubt! Glaube – und dir wird nichts geschehen. Glaube – und dir passieren die wundersamsten Dinge!“ Und so, wie die Stimme gekommen war, ging sie auch wieder – aber das Glücksgefühl, das die junge Frau empfand, blieb. Ja, es wurde sogar noch stärker. Es war wie eine wunderbare Kraft, die von innen kam. Und mit jedem Diamanten, den sie betrachtete, mochte er auch noch so klein sein, vergrößerte sich dieses Gefühl.

      Der Frühling kam und der Schnee schmolz. Und mit dem Frühling kamen auch die Leute zurück, die einst in dieser Stadt gelebt hatten, denn die Kunde von den Diamanten verbreitete sich schnell. Viele Menschen konnten sie gar nicht sehen und schimpften und zogen wieder weiter, aber die junge Frau blieb an diesem Ort, der ihr jetzt so gut gefiel. Und sie half den Menschen, die kamen, die Diamanten, die überall herumlagen, zu sehen und nicht nur den Staub und Dreck. Und sie lebte glücklich bis an ihr diamantenes Ende.

      Der Besuch der Brieftaube

      Es war einmal eine wunderschöne, strahlendweiße Brieftaube, deren Beruf es war, Briefe und kleine Geschenke von einem Ort zum anderen zu bringen. Ihr machte es sehr viel Spaß, aber glücklich war sie nicht. Tagaus, tagein flog sie durch die Lande, aber dass aufgrund der vielen Arbeit einmal etwas Außergewöhnliches passiert wäre, konnte sie nicht sagen. Ein Tag war wie der andere und so verging die Zeit wie im Fluge. Und dennoch: die Sehnsucht unseren kleinen Täubchens nach mehr Abwechslung blieb unauslöschlich in ihrem Herzen verankert.

      Eines Tages nun hatte unsere kleine Brieftaube die Aufgabe, einen Brief an die von allen gefürchtete Hexe Burgel zu bringen. Wer mochte wohl der Hexe schreiben? Noch nie hatte sie einen Brief erhalten! Und jetzt bekam sie einen wunderhübschen mit vielen kleinen Verzierungen und einer hübschen Handschrift. Wusste denn der Schreiber dieses Briefes nicht, dass die Hexe böse war? Konnten böse Hexen Freunde haben?

      Aber unser Brieftäublein schob alle ihre Ängste beiseite und machte sich auf in Richtung zu dem kleinen Hexenhäuschen mitten im Wald, wo es so dunkel war. Kurz vor dem Haus hielt die Taube inne. Was war das? Um das Hexenhäuschen herum wuchs eine riesige Mauer von großen Ausmaßen. ‚Wie soll ich bloß die Mauer bewältigen?‘, dachte die arme Brieftaube, der man aufgetragen hatte, immer getreulich ihre Pflicht zu tun und nicht zu murren. Und so flog sie weiter, guckte sich noch einmal um, ob es nicht irgendwo ein Türchen zum durchschlüpfen gab und machte sich dann auf den Weg nach oben. Aber je höher sie flog, umso höher wurde die Mauer rings um das Hexenhäuschen und bald musste das Täubchen aufgeben, denn höher konnte es nun wirklich nicht fliegen und Kräfte für den Abstieg brauchte es ja schließlich auch noch.

      So ließ es sich langsam wieder zu Boden gleiten und blieb ziemlich sprachlos vor der riesengroßen Mauer liegen und ruhte sich erst einmal etwas aus. Aber es musste ja seine Pflicht tun und der Hexe ihren Brief bringen! Das Täubchen machte nach dem anstrengenden Flug erst mal eine Mittagspause und sammelte wieder Kräfte. Aber der Gedanke, wie es die Mauer überwinden konnte, beschäftigte es doch sehr und da es schon einmal von den Waldgeistern gehört hatte, betete unser Täubchen und bat die Geister um Rat. „Hallo“, rief es in den Wald hinein, „Waldgeister, bitte helft mir! Ich soll der Hexe Burgel einen Brief bringen, aber ich kann die Mauer nicht überwinden. Bitte sagt mir, was ich tun kann!“

      „Je mehr du es unbedingt willst, desto weniger wird die Mauer fallen“, sprach eine dunkle Stimme, die direkt von oben kam. Aber zu sehen war nichts.

      „Das verstehe ich nicht“, sagte unsere Taube. „Ich muss doch diesen Brief wegbringen zu der Hexe, die hinter dieser Mauer wohnt. Ich muss meine Pflicht erfüllen. Und das ist meine Pflicht. Also sagt mir, wie die Mauer fallen kann!“

      „Rede nicht in diesem Ton mit uns, sonst verraten wir dir das Geheimnis nie!“ Das Täubchen sann eine Weile nach. Sie hatten Recht. So kam es bestimmt nicht weiter. Also musste es sich etwas einfallen lassen.

      Eine Weile verging, ohne dass etwas geschah. „Liebe Waldgeister, ich habe es mir überlegt. Ich möchte nett sein und vielleicht ist dieser Brief für die Hexe sehr wichtig. Bitte helft mir, dass sie diese Informationen erhält. Ich werde dann jedermann erzählen, wie gut ihr mir geholfen habt und das niemand vor dem dunklen Wald und euch Angst zu haben braucht.“ Sprach es und die Mauer verwandelte sich zu einem Nebel, durch den unser Täubchen hindurch fliegen konnte. Gleich darauf sah es auch das Hexenhäuschen und bekam es mit der Angst zu tun. Was war, wenn die Hexe böse war? Oder ihr gar ein Leid zufügen wollte? Kaum hatte es das gedacht, ging die Tür auf und ein freundliches Gesicht lächelte unser Täubchen an. Es gehörte zu einer Frau, die wunderhübsch aussah und an eine Zigeunerin erinnerte. Barfuß, mit langen, pechschwarzen Haaren stand sie dort in der Tür und lächelte.

      „Aber, aber.... Ich dachte immer, Hexen wären alt und grau und runzelig und haben einen Raben auf der Schulter“, stammelte das Täubchen, das gar nicht so recht wusste, was es von dieser Situation halten sollte. „Wie du siehst, bin ich anders. Und ich bin auch keine Hexe. Die Menschen halten mich dafür, weil sie die wahren Werte nicht erkennen können, sondern nur nach dem äußeren Schein gehen.“

      „Ach so, „ meinte das Täubchen und verstand jetzt gar nichts mehr. „ Siehst du, es ist so: man sollte immer das tun, was einem wirklich Spaß macht. Und ich fühle mich hier in meinem Häuschen mit meinen Büchern sehr wohl. Hier kann