0 oder 1. Franziska Thiele. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franziska Thiele
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847690788
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      Franziska Thiele

      0 oder 1

      Roman

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Teil 1

       Teil 2

       Teil 3

       Teil 4

       Impressum neobooks

      Teil 1

      -Ich-

      Auch ich war ganz zu Anfang mit dabei, um meinen Lebensunterhalt im Internet zu verdienen. Der Glaube, dass wir, dass ich mich nicht mehr unterordnen, mich nicht mehr gesellschaftlichen Strukturen unterwerfen müsste, welchen man zwangsläufig unterliegt, wenn man sich mit der Gesellschaft umgibt, in der wir alle lebten, er war einer der Hauptgründe für diese Entscheidung. Wir wussten und wollten, ich wusste und wollte, dass wir die Konventionen, die wir am Leib und in den Köpfen trugen, nicht mehr von Bedeutung waren, dass wir sie wie unsere Kleider ablegen konnten, wenn nur, und davon ging ich damals fest aus, diese Überzeugung vorherrscht würde. Bin ich ein Verächter der Gesellschaft? Keineswegs, denn wäre ich nicht überzeugt von den Menschen gewesen, dann hätte ich die Schritte nicht unternommen, die ich unternommen habe. Ich war überzeugt davon, dass auch viele andere Menschen dieser Konventionen überdrüssig geworden waren, sich nicht mehr durch ständige Vergleiche ihres Lebens mit dem der anderen, ihrer Überzeugungen mit denen der anderen, nicht mehr unter diesem Druck, der zu einer Durchschnittlichkeit und hierdurch zu einer zwangsläufigen Unterdrückung der von diesem Durchschnitt abweichenden Gedanken führt, leben wollten – davon waren wir überzeugt. Die Idee, es gab sie schon lange und auf welche Lehren man sie auch zuschneiden wollte, es galt dieses Mal nicht nur die Lehren zu finden und zu beschreiben, sondern die Möglichkeit zu nutzen, sich von ihnen zu befreien.

      Ich wollte, ich könnte beginnen mit meiner Geschichte, doch will ich zuvor, dass ihr mich versteht, der ich ein Teil dieser Welt geworden bin, die wir geschaffen haben. Es gab alle Welten vorher, gleichzeitig und somit auch nachher und parallel, nur haben wir uns einige zu eigen gemacht. Es ist mir wichtig, dass klar ist, warum ich anfangs die Überzeugung hatte, dass dies für uns alle eine, vielleicht die einzige Möglichkeit war, dass wir uns endlich befreien konnten. Endlich! Frei! Das ist es, was die meisten zu Revolutionen bewegt, nur meistens nicht die Revolutionsführer, die denken nicht an Freiheit, sondern an die neue Macht. Dies war hier nicht möglich und es galt Macht in jeglicher Möglichkeit zu unterbinden. Eine Struktur, die sich selbst bestimmt und trotzdem durch alle Akteure bestimmt wird, es war bereits die Grundidee des Internets, wie es früher als herkömmliches Netzwerk benutzt wurden ist. Dachten wir schon damals, alles sei möglich? Dachten wir schon damals, wir seien frei im Internet? Spätestens seit der NSA Affäre, die den Auftakt zu ersten kritischen Stimmen der breiten Masse gab, wussten wir, dass wir es nicht waren, dass wir nicht frei waren. Aber das war nur ein Tropfen, der weggewischt wurde und verdampft ist. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, hieß es früher. Ich kann jetzt heiße Steine fühlen, wann ich will und wo ich will. Sie können so heiß sein, dass man sich früher daran verbrannt hätte, jetzt aber merke ich nicht mehr viel davon. Aber das ist ein anderes Thema. Nach der Affäre gab es sicherlich einige Proteste, es musste sie geben, doch es war bereits alles geplant und ich stand mittendrin. Ich wusste es und auch die Affäre, sie hatte mich in meiner Überzeugung, in meinem Drang, eine Welt für all die Menschen zu schaffen, die sich nicht mehr dem willkürlichen staatlichen Machtapparat und der überflüssig gewordenen und nur noch als Instrument benutzten Lohnarbeit unterwerfen wollten, eine Welt für all die Menschen, wo alle Möglichkeiten für jeden offen waren, denn ich wusste, dass es möglich war, dass die Schritte bald erfolgt sein würden und dann, wenn erst mal die Umstellung kam, war es ganz so, wie ich dachte: Die Affäre, sie war seit Jahren vergessen, denn was möglich war, das sahen nun auch die Menschen. War es zu früh? Das frage ich mich jetzt manchmal. Habe ich den Menschen nur meine Überzeugungen aufgedrängt ohne die ihre zu beachten? Ja und Nein. Denn jeden, den man fragt, der will frei sein, aber, und nun das nein: nicht alle waren soweit, die Oberflächlichkeiten der trügerischen Freiheiten, die nur als frei gesehen wurden, weil es genug Begrenzungen, genug strafbaren darum herum gab, aufzugeben. Und das schlimmste: Manchmal frage ich mich, ob ich selbst soweit war, soweit bin. Aber dafür ist es jetzt viel zu spät. Die wichtigen Fragen, denn Fragen sind oft wichtiger als die Antworten, die kommen leider oft erst dann, wenn man die scheinbar richtigen Antworten negiert vorfindet und zwar durch das eigen aufgestellte Konzept, in unserem Fall: Leben. Ist es je zu spät für diese Fragen? Geht es uns besser oder schlechter? Man kann es nicht mehr vergleichen, wir haben eine andere Welt geschaffen. Ich weiß noch nicht einmal, ob es der Plan war, alle mit zu nehmen, in diese Welt. Nicht von Anfang an, aber alle sollten diese Möglichkeit bekommen dürfen, denn es lief darauf hinaus, die freie Wahl war immer eine der trügerischsten Wahrheiten gewesen. Es gab bald keine Arbeitsplätze mehr, so wie man sie lange Zeit noch künstlich aufrecht gehalten hatte. Ich sehe das noch immer als Erlösung an, obgleich es gerade den älteren und das sind die meisten, nicht gleich leicht viel. Doch es war offensichtlich, dass das, was sie Alltag nannten, Arbeit, nur eine sinnlose Beschäftigungsmaßnahme geworden war. Doch ist es nicht das menschlichste, an dem zu hängen, woran man gewöhnt ist? Obgleich es ohne Sinn und sogar nur ist, um abzulenken? Abzulenken davon, dass die Menschen unnötig geworden waren? Waren sie es? Sind sie es? Für wen ist die bedeutende Frage vorgesehen, doch dazu kommen wir noch. Vorerst war mir wichtig, dass ihr meine Intention hinter all dem versteht, die Gute, die Freiheit.

      -Erzähler-

      Sicherlich gab es noch immer viele Zweifler. Doch sind Zweifler ohne Möglichkeiten, eine Veränderung einzuführen oder überhaupt ihre Zweifel darzustellen, vor allem für sich selbst eine Last. Obgleich es vielen nur noch als Bestätigung Ihrer Selbst blieb – der Zweifel als Erkennungsmerkmal des Menschlichen. Der Zweifel bestätigte das menschliche Gehirn, mehr noch: das Bewusstsein. Die meisten lebten längst fast ausschließlich in der, wie man noch früher sagte, virtuellen Welt, heute gibt es mehrere Namen dafür, doch erübrigt sich dies, wenn sich alle ohnehin darin befinden. Das Zentrale Nervensystem, man brauchte es noch, Übel und Segen zugleich, Schnittstelle des Menschlichen Bewusstseins. Das Gehirn blieb also erhalten, ebenso das Rückenmark und damit oft auch die Wirbelsäule und weitere Nervenstränge, die des Darms, ohne dass der Darm weiterhin der Verdauung diente. Je nach Bedarf konnten die übrigen Teile ersetzt werden und wurden es auch. Aber dies geschah langsam und allmählich, begann bei Tabletten, die den Schmerz milderten, führte weiter zu Operationen, in denen man Teile von Organen herausnehmen konnte, wie es bei der früheren Volkskrankheit, die durch die sich verbreitende bösartige Krebszelle entstand, der Fall später. Später konnte man nicht nur Organe, sondern auch Blut tauschen, spenden und jemandem wieder geben. Schließlich konnten unterstützende, nicht physiologische Systeme wie Herzschrittmacher eingesetzt werden, später natürlich Hände und Arme, Beine und alles weitere. Es war ein Vorgang mit zunehmender Geschwindigkeit, sowie die Netzwicklungen sich beschleunigten. Sogenannte Behinderte, die es gab, Menschen mit körperlichen Fehlfunktionen oder fehlenden Gliedern, bei ihnen wurden zuerst fehlende Körperteile rekonstruiert und wieder eingesetzt – die Nervenbahnen wurden wieder verbunden und der Behinderte konnte das Körperteil bewegen. Das war die öffentliche, die positive Seite dieser Entwicklung. Längst waren die Wissenschaftler soweit, alle möglichen menschlichen Körperteile, die der ständigen Zersetzung, dem Altern, ausgesetzt waren, zu erneuern. Was blieb waren Gehirn und Rückenmark mit alle den Nerven, die den Menschen noch ausmachten. Freilich kamen