- Lutrákion -
genau das Richtige, ein kilometerlanger feinkiesiger, fast menschenleerer Strand, hinter den Häusern himmelhoch ein mächtiger, sich lang hinziehender schroffer, bizarr geformter Bergrücken, kahl bis in die hohen Gipfel.
Wir fuhren direkt bis ans Ufer und stürzten uns schon bald in die kristallklaren erfrischenden Fluten. Von da an war Relaxen angesagt bis in die Abendstunden. Zum Abendessen fanden wir uns auf der weinumrankten Terrasse einer genau gegenüber an der Promenade liegenden Taverne ein, wo wir uns gefüllte Weinblätter, gut gewürzte Súvlaki - Fleischspieße mit zartem Lammfleisch - dazu pikanten Reis und Bauernsalat schmecken ließen, natürlich durfte auch eine Karaffe gut gekühlter Retsina nicht fehlen. Da es nach Aussage des netten Wirtes nicht verboten war, am Strand zu übernachten, blieben wir natürlich gern dort stehen. In unseren bequemen Stühlen saßen wir noch lange unter dem wieder funkelnden Sternenhimmel, die Bucht durch den leuchtenden Vollmond in silbriges Licht getaucht, und ließen uns das am Morgen am Straßenrand gekaufte in appetitliche Häppchen zerteilte frische Obst schmecken. Das einzige Geräusch, das an unsere Ohren drang, war das auf- und abschwellende „melodische“ Zirpen der Grillen.
Am Freitagmorgen war ein Ausflug in die Geschichte geplant. Dafür fuhren wir kurz über die Brücke zurück auf den Peloponnes, durch grüne Maisfelder und endlos weite Trockenplätze, auf denen kleine kernlose Trauben, in der heißen Sonne schmorend, sich zu den dunklen süßen Korinthen entwickeln. Unser Ziel war das etwa 6 km südwestlich von der am Vortag besuchten modernen Stadt liegende Alt-Korinth, vom 8. bis 2. vorchristlichen Jahrhundert eine blühende Handelsstadt, bis sie 146 v. Chr. von den Römern gänzlich zerstört, danach von Cäsar jedoch wieder aufgebaut wurde. Vor über 150 Jahren sorgte ein schweres Erdbeben für die fast vollständige Vernichtung. Da nach dieser Katastrophe kein modernes Bauwerk mehr im Wege stand, begann man mit den Ausgrabungen der Zeugen aus der Antike.
Und genau diesen galt unser Besuch. Weil die ausgedehnte Ruinenstätte natürlich nicht gerade ebenes Terrain war, blieb mein Schatz auf einem unserer bequemen Klappstühle unter einem kühlen Schatten spendenden Baum neben dem Parkplatz mit herrlichem Rundumblick zurück, während ich mich auf Fotosafari machte. Man stößt nur noch auf wenige Überreste der archaischen Stadt, dennoch geben sie einen guten Eindruck ihrer einstigen Bedeutung und sind Zeugen einer bewegten Vergangenheit. Im Zentrum die gewaltige Agora (Marktplatz), fast ausschließlich römischen Ursprungs aus dem 4. Jh. v. Chr., seitlich ist ein Gewölbe zu erkennen, das Teil einer Reihe von 15 solcher Läden war, dazwischen eine auf die Agora vorspringende Terrasse, eine so genannte Bema (Rednertribüne) für den römischen Statthalter, von der aus der Apostel Paulus im Jahr 51 n. Chr., der dort eine seiner vielen Christengemeinden gründete (belegt in den Korintherbriefen im N.T.), gepredigt haben soll; anlässlich der Christenverfolgung wurde er im Jahre 67 in Rom enthauptet.
Am besten erhalten ist noch am Nordrand der Agora das einst reich ausgestattete Brunnenhaus der Quelle Peirene, die für ihr klares Wasser bekannt war; hinter den sechs Arkaden befanden sich der Brunnen und zahlreiche Statuen, davor ein römisches Schwimmbecken. Auch die Unterhaltung kam in jener Zeit nicht zu kurz, u. a. entdeckte man ein Odeon aus dem 1. Jh. n. Chr., einst ein überdachtes Musiktheater.
Oberhalb der Agora erheben sich die sieben verbliebenen majestätischen Säulen (einstmals 38) des dorischen Apollontempels (um 540 v. Chr.) neben dunklen Zypressen in den tiefblauen Himmel, zusammen mit dem etwa drei Kilometer entfernten mächtigen 575 m hohen Tafelberg und seinem etwas niedrigeren Pendant eine grandiose Kulisse bildend. Auf dem höchsten Gipfel sind noch die Mauern und Überreste der riesigen Burganlage Akrokorinth zu erkennen, im Altertum und im Mittelalter die Akropolis von Korinth. Hier stand einst der Tempel der Aphrodite, Korinth war einer der wichtigsten Orte des Aphroditekults. Von diesem antiken Heiligtum ist allerdings fast nichts mehr verblieben, zum einen durch Erdbeben zerstört, zum anderen hat man die Burg auf den Überresten errichtet und Teile der Steine als Baumaterial genutzt. Die strategische Lage der Festung war ideal für die Überwachung der See- und Landwege. Im Norden, Osten und Süden wurde sie geschützt durch steil abfallende Geröll- und Felshänge, im Westen gab es eine vorgebaute Mauer und zusätzlich einen mächtigen Wall rund um die gesamte Burg. Auf dem entgegengesetzten Gipfel befindet sich die Ruine eines Turmes, den die Franken während einer jahrelangen Belagerung der Festung gebaut haben, später erweiert von den Venezianern und den Osmanen.
Im Laufe der bewegten Geschichte wurde die Anlage einige Male durch kriegerische Angriffe oder Erdbeben zerstört und wieder aufgebaut. Zahlreiche verschiedene Herrscher und Besatzer haben hier gethront, und alle ließen Spuren ihrer Epoche zurück, wie auch in Alt-Korinth. Entsprechend sind die Ruinen ein Mix aus imposanten römischen, makedonischen, fränkischen, byzantinischen, venezianischen und osmanischen Wehrmauern, Kapellen, Moscheen, Zisternen usw..
Um etliche neue Eindrücke und Erinnerungsfotos reicher kehrte ich zu meinem Schatz zurück, der in der Zwischenzeit die sehr interessante Umgebung per Fernglas erforscht hatte. Nach einer kurzen Erfrischung ging es frohgemut weiter; wieder über die Brücke auf das Festland hinüber, dann auf herrlicher Küstenstrecke, meistens hoch oben mit traumhaftem Ausblick auf den weiten tiefblauen Saronischen Golf, bis wir nach etwa 85 Kilometern die mit ihrem Hafen Piräus an der Ostseite dieses Golfes liegende Hauptstadt Griechenlands, Athen, erreichten, umgeben von bis zu 1.400 m hohen Bergen. Es war 12.00 Uhr mittags, die Sonne brannte mit 35°C erbarmungslos vom Himmel, die Stadt war restlos dicht, die zum Teil sehr engen Straßen in den Häuserschluchten von Auspuffgasen verpestet, es gab kein Entrinnen aus endlosem Stau. Irgendwann nach fast 2 Stunden führte dieser uns tatsächlich am Fuße der Akropolis vorbei, das einzig Sehenswerte an Athen, Griechenlands berühmteste Ruinenstätte, sich sehr eindrucksvoll auf einem 156 m hohen Felsplateau mitten aus dem wild wuchernden Häusermeer erhebend. Vor 24 Jahren anlässlich einer Flugreise nach Griechenland zu unserem 10. Hochzeitstag (unsere beiden Mädels blieben in der Obhut meiner Eltern zurück) hatte ich bereits die unendlich vielen Stufen nach oben erklommen, während mein Schatz am unten auf dem Parkplatz wartenden Sightseeingbus zurückblieb, war über das gesamte Trümmerfeld gestolpert und hatte alles Sehenswerte auf Fotos gebannt, den größten und immer noch prächtigen, um 440 v. Chr. erbauten dorischen Parthenon mit seinen 46 über 10 m hohen Marmorsäulen, den 20 Jahre danach entstandenen ebenfalls sehr imposanten Erechtheion, das Dach der Vorhalle statt Säulen von sechs schlanken Frauengestalten aus Marmor getragen, die mächtigen Propyläen (Torbauten), den ionischen Tempel der geflügelt dargestellten griechischen Siegesgöttin Nike und nicht zu vergessen den überwältigenden Blick von der Höhe auf die sich am Fuße bzw. den Hängen zwischen hohen schlanken Zypressen ausbreitenden Ruinen des Dionysos-Theaters, 67 Sitzreihen boten 17.000 Zuschauern Platz, und das weite Rund der Agora (antiker Marktplatz) mit dem Theseion, dem wohl besterhaltenen griechischen Tempel; seit 1987 steht die Akropolis in der Weltkulturerbeliste der UNESCO.
Eingezwängt in eine sich mühsam voranquälende Autoschlange, ohne Aussicht auf eine Parklücke blieb mir jetzt nur die Möglichkeit, wenigstens den monumentalen Parthenon durch unsere einigermaßen klaren Scheiben noch einmal aus anderer Perspektive im Bild festzuhalten. Irgendwie schafften wir es endlich, die Autobahn im Nordosten der Stadt zu erreichen und halbwegs zügig dem Verkehrschaos zu entkommen. Wie glücklich waren wir, als wir nach etwa 150 Kilometern in dem kleinen Ort
- Skala -
auf eine von feinem Sandstrand gesäumte Bucht stießen, Eukalyptusbäume und hohe Fächerpalmen boten genügend Schatten. Auf fester Grasnarbe fuhren wir bis an den fast menschenleeren Strand heran und stürzten uns so schnell wir konnten in das klare smaragdgrüne Wasser. Hinter einer fernen fast kahlen Bergkette aufsteigende dichte Qualmwolken, vielleicht eine der dort angeblich