Gleich hinter Trier verengt sich das Tal, die Hänge werden steiler, man fühlt sich dazwischen gemütlich „eingebettet“, kein Stress, keine Hektik, Landschaftsgenuss pur! Auf dem Wasser allerlei unterwegs, schneeweiße Ausflugsschiffe, voll besetzt, schnittige Motoryachten, vereinzelt auch Segler, Gruppen von Paddlern, ab und zu auch Lastkähne (im Verlaufe des Flusses sind einige Schleusen zu überwinden). Aus dem Kassettenrekorder flotte Rhythmen, über allem eine strahlende Sonne, was kann schöner sein?!
Zunächst am linken Ufer entlang ging es über Klüsserath (Name einer der besten Lagen: Klüsserather Bruderschaft), über Trittenheim (Trittenheimer Altärchen), von hoch oben aus den Weinbergen grüßt die hübsche kleine Laurentiuskapelle aus dem 16. Jahrhundert; dann über eine Brücke zum rechten Ufer hinüber, nach Neumagen-Dhron, der älteste Weinort Deutschlands, schon die Römer benutzten ihn als Anlegestelle. Die steinerne Nachbildung einer römischen Skulptur, ein mit Fässern beladenes, von Galeerensklaven gerudertes Schiff auf dem kleinen Marktplatz erinnert an jene ferne Zeit.
Weiter geht’s in engen Schleifen; in dem kleinen Örtchen Niederemmel wechselten wir wieder die Seite, um hinüber nach Piesport zu gelangen, ebenfalls ein bekannter Weinort (Piesporter Goldtröpfchen). Sehenswert die malerischen Häuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und die schöne alte Michaelskirche. Ein einladendes Schild vor einem Weingut verführte uns zu einer kurzen Weinprobe und zum Erwerb einiger Flaschen des edlen Getränks. Weiter durch die nächste Schleife, dann trennten uns immer dicht am Ufer entlang nur noch etwa 12 Kilometer von unserem Tagesziel, der Doppelstadt
- Bernkastel-Kues -
damals für uns noch ein absolutes Muss für eine Unterbrechung mit Übernachtung. Inzwischen haben schwarze Schafe unter den Wohnmobilisten, die die Parkplätze zum tagelangen Campen missbrauchten, dafür gesorgt, dass der begehrteste Platz für Wohnmobile ganz gesperrt und ansonsten ein zeitliches Limit gesetzt ist. Für uns kein Drama, denn es gibt noch andere wunderschöne Stellen, an denen man willkommen ist.
Doch jetzt zurück zum Freitag, d. 31.08.90. Am späten Nachmittag erreichten wir also den am linken Ufer liegenden Stadtteil Kues, von drüben grüßte uns schon von hoher Warte aus die mächtige Ruine der Burg Landshut, Ende des 13. Jh. vom Trierer Erzbischof Heinrich von Finstingen erbaut, nach wechselvoller Geschichte, die nachfolgenden Bewohner aufzuzählen, würde zu weit führen, 1692 durch einen unglücklichen Brand zerstört und nie wieder aufgebaut; seit 1920 ist sie im Besitz der Stadt und wurde zur Gaststätte umfunktioniert. Jeder Zentimeter Boden wird auch hier für den Weinanbau genutzt, bis dicht an dieses Wahrzeichen heran reichen die Reben (zu seinen zahlreichen berühmten Weinen gehört auch der Bernkasteler Doktor, der den todkranken Kurfürsten Erzbischof Boemund von Trier geheilt haben soll).
Jetzt noch über die Brücke, rechts ab und die nächste Straße hinunter zum Parkplatz direkt am Fluss, wieder links bis an das unbefestigte Ende, wo sich schon etliche Wohnmobile eingefunden hatten. Das Glück war uns hold, und wir konnten uns noch in der ersten Reihe platzieren, direkt neben der Anlegestelle des weißen Ausflugdampfers.
Da es noch zu früh für unser schon erwähntes Hobby war, nutzten wir die Zeit, den in der Nähe regelmäßig abfahrenden quittengelben offenen kleinen Bus zu erklimmen, der dann im Kriechgang die steilen Kehren durch den Weinberg hinauf zur Ruine schnaufte. Von oben genossen wir den traumhaften Blick auf das hübsche Städtchen, die engen Moselschleifen, klitzeklein die weißen Ausflugsdampfer und die in der Sonne aufblitzenden Autos auf der Straße. Moselaufwärts, so weit das Auge reicht, weite Rebhänge, in den Höhen dunkel bewaldet, am Fuße in einiger Entfernung das Nachbarstädtchen Graach. In dem in der Burgruine untergebrachten Ausflugslokal, wie schon erwähnt, erfrischten wir uns mit einem kühlen Alsterwasser, bevor wir mit dem wartenden Bus die halsbrecherische Fahrt nach unten antraten.
Kurz vor 19.00 Uhr saßen wir dann an einem weiß eingedeckten Tisch mit Kerze und buntem Sommerblumengesteck in dem nahen Hotelrestaurant Zur Post, die nette Bedienung und das leckere Essen, nicht zu vergessen der fruchtige Riesling aus hiesigen Lagen, trugen sehr zum Gelingen des Abends bei. Als wir in der Dämmerung froh gestimmt zurückkehrten, hatten sich in der Zwischenzeit noch mehr Wohnmobilisten diesen schönen Platz zur Übernachtung ausgesucht. Natürlich wurden wieder Erfahrungen ausgetauscht. Zuletzt landeten unsere netten Nachbarn, ein „mittelalterliches“ Ehepaar aus Nordhausen (ehemalige DDR) bei uns an Bord. Wir stießen mit einem Gläschen Wein aus unseren gerade erstandenen Vorräten auf unser gemeinsames herrliches Hobby an, es wurde noch ein sehr lustiger Abend.
Am wieder sonnigen Samstagmorgen, Petrus sei Dank, setzten wir unsere Fahrt auf der rechten Uferseite fort. Später, als wir endlich im Besitz eines Rollstuhls waren, haben wir diesen schönen Ort noch etwas näher kennen gelernt, ganz besonders hübsch ist der Bernkasteler Stadtteil mit seinen malerischen Fachwerkhäusern in den engen Gassen, das sehenswerte Renaissance-Rathaus am Marktplatz.
Doch jetzt weiter mit unserer gemütlichen Moseltour. In Zeltingen-Rachtig (Zeltinger Himmelreich), hübsch eingebettet in Rebenhänge und Laub- und Nadelwälder, geht’s wieder auf die andere Seite, dann durch die benachbarten traditionsreichen Winzerorte Ürzig (Ürziger Würzgarten) und Kröv (Kröver Nacktarsch – sehr drastisch!), in beiden bestimmen schöne mit Erkern geschmückte Fachwerkhäuser das Stadtbild. In einer weiteren Schleife taucht der an beiden Ufern sich erstreckende Wein- und Urlaubsort Traben-Trarbach auf, auch hier malerische Fachwerkbauten und stattliche Patrizierhäuser, auf dem rechten Ufer überragt von der Ruine Grevenburg; nur der Bruchteil eines einzigen Giebels blieb von der um 1350 von den Grafen Sponheim errichteten und als Residenz genutzten Burg erhalten; wie so viele Burgen und Schlösser wurde sie oft belagert und hart umkämpft, nach wechselnden Besitzern 1680 von Ludwig XIV. erobert und dann im Laufe der vielen Erbfolgekriege schließlich im Jahre 1734 von französischen Truppen gesprengt.
Wieder Uferwechsel und weiter über das lang gestreckte kleine Örtchen Enkirch, zu Recht die Schatzkammer des rheinischen Fachwerkbaus genannt; hinein in die nächste Schleife, die Zeller Hamm. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum bekannten Weinbauort Zell (Zeller Schwarze Katz), von Rebhängen umrahmt, den wir bei einem späteren Besuch mit dem Rollstuhl genauer erkundeten, denn die Reste der alten Stadtbefestigung nebst mächtigem Obertor, die Pfarrkirche St. Peter (1786-1793) mit ihrem dreigeschossigen Turm und das ehemalige spätgotische Kurfürstliche Residenzschloss mit Renaissanceanbau aus dem 16. Jahrhundert und den barocken Hauben auf seinen zwei dicken Türmen, heute als Hotel genutzt, sind durchaus sehenswert, hübsch anzusehen die Fachwerkhäuser, ebenfalls aus spätgotischer Zeit, ein beliebtes Fotomotiv der Brunnen der Schwarzen Katz im Zentrum und der Runde Turm aus dem 13. Jahrhundert, der als weithin sichtbares Wahrzeichen, gekrönt von einer dunklen Barockhaube, malerisch aus den Weinbergen oberhalb der Stadt herausragt, ebenfalls ein Relikt der früheren Stadtbefestigung.
Weiter geht’s durch herrliche Landschaft, inzwischen wieder am linken Ufer, an der engsten Stelle der fast 14 km langen Schleife erhebt sich auf Bergeshöhe die stolze Marienburg, auf der einen Seite reichen die Reben bis an ihre Mauern heran, auf der anderen fällt der bewaldete Hang steil ab bis hinunter zur Mosel. Das ehemalige Augustinerinnenkloster wurde 1515 aufgelöst und in eine Befestigungsanlage umgewandelt; sie dient heute als Jugendbildungsstätte des Bistums Trier.
Ein kleiner malerischer Ort folgt auf den anderen, Weingüter laden zur Probe ein, in den Rebhängen sehr dekorativ manch schöne alte Kirche oder kleine weiße Kapellen;