Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck. Gisela von Mossen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gisela von Mossen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844252477
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wurde sie erweitert und nach wechselnden adeligen Eigentümern Anfang des 16. Jh. durch Kurfürst Richard von Greiffenklau zu einer Festung ausgebaut. Dieses Bollwerk hielt selbst dem Ansturm der französischen Truppen stand und musste erst 1799 nach einjähriger Belagerung wegen Hungers kapitulieren, danach wurde es von den Franzosen gesprengt, von den Preußen zwischen 1817 und 1828 wieder aufgebaut und zu einer der mächtigsten Wehranlagen Europas entwickelt, zu Stein gewordene Macht am Rhein.

      Nachdem wir endlich den Rollstuhl erworben hatten „erstürmten“ auch wir diese weitläufige sehr interessante Anlage mitsamt dem zusammengeklappten Rolli per Sessellift und genossen u. a. den sich von oben bietenden traumhaften weiten Blick.

      Doch jetzt zurück zu unserem Rundumblick vom Mobi aus. Auf der Moselpromenade reges Leben; etwas weiter aufwärts machte ein holländisches Flusskreuzfahrtschiff fest, und die Passagiere mischten sich unter die flanierenden Spaziergänger. Das gegenüberliegende Ufer mit einem Campingplatz in idealer Lage wird verbunden durch eine kleine Personenfähre, die sich ständig zwischen den bergauf und -ab fahrenden Berufs- und schneeweißen Ausflugsschiffen hindurchmogelt.

      Nur der kleine Park trennte uns von dem berühmten Denkmal direkt am Deutschen Eck, ein ursprünglich 1897 auf wuchtigem 23 m hohen vielstufigen, von Kolonnaden umgebenen Sockel errichtetes monumentales 14 m großes Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I., das kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch eine amerikanische Artilleriegranate schwer beschädigt, daraufhin abgebaut und eingeschmolzen wurde; den verbliebenen Sockel hat man 1953 zum Mahnmal der Deutschen Einheit umfunktioniert, die Stelle des zerstörten Standbildes nahm ein Flaggenstock mit der Bundesflagge ein. Das war genau der Zustand, den wir bis zu unserem Besuch im September 1990 vorfanden. Drei Jahre später wurde nach kontroversen Diskussionen das Reiterstandbild auf Grund einer Schenkung durch ein Koblenzer Verlegerehepaar in Bronze rekonstruiert und im September 93 feierlich eingeweiht, das natürlich bei unserem ersten Besuch mit Rolli im Gepäck zu unserem Besichtigungsprogramm gehörte.

      Nach kurzem Ausflug in die Geschichte wieder zurück an Bord. Das Speisen im Restaurant musste an jenem Abend natürlich ausfallen, da wir den gerade noch ergatterten Superplatz auf keinen Fall aufgeben konnten, die Lokale waren für uns zu weit entfernt, um sie zu Fuß erreichen zu können, später mit dem „Rolli“ stellte das kein Problem mehr dar. Wir hatten jedoch vorgesorgt und uns unterwegs mit Leckerem für ein Abendessen an Bord eingedeckt, zusammen mit einigen Gläschen Moselriesling aus unserem Vorrat wurde es auch ein Genuss, und dazu noch diese Aussicht! Wir kosteten sie aus bis in die späten Abendstunden, als die Lastkähne nur noch durch ihre verhältnismäßig kleinen Positionslaternen zu erkennen waren und die Ausflugsschiffe mit ihrer bunten Illumination schemenhaft über das Wasser glitten; die Festung war durch Scheinwerfer in gespenstisches Licht getaucht, dazu ein fast voller Mond und ein funkelnder Sternenhimmel, also auch am letzten Abend Romantik pur.

      Der Sonntagmorgen machte uns den Abschied leicht. Dicke Wolken hatten sich zusammengezogen, und es fing etwas an zu regnen. Da wir nicht zu spät zu Hause ankommen wollten, wählten wir nicht die sonst übliche Strecke, die eine ganze Weile sehr schön am rechten Rheinufer entlangführt, sondern entschieden uns für das schnellere linksrheinische Autobahnnetz. Am frühen Nachmittag parkten wir unser Mobi wieder an seinem angestammten Platz, damit war unsere herrliche 23-tägige Vierländer-, Seen- und Flusstour zu Ende, jetzt begann wieder die Zeit der kurzen Wochenendtrips.

      An die sonnigen Gestade Griechenlands

      Ein Jahr darauf, im Spätsommer 1991, zog es uns wieder in den sonnigen Süden, und zwar dieses Mal nach GRIECHENLAND. Wir hatten bereits auf dem griechischen Fährschiff Erotokritos der Minoan Lines eine Passage gebucht von Ancona an der Ostküste Italiens bis nach Patras, dem bedeutenden Hafen im Norden der griechischen Halbinsel Peloponnes und 19 Tage später die Rückfahrt.

      Am 31. August, einem Samstag, brachen wir auf, der graue Himmel konnte unsere Urlaubsstimmung nicht verderben. Da wir in drei Tagen in Ancona sein mussten, gingen wir gleich in Düsseldorf auf die Autobahn, die uns auf altbekannter, landschaftlich sehr schöner Trasse, zunächst links, ab Karlsruhe rechts vom Rhein verlaufend, dabei manchmal direkt am Ufer entlang, nach etwa 450 Kilometern am Abend im hübschen Städtchen

      - Weil am Rhein -

      der südwestlichsten Stadt Deutschlands kurz vor der Schweizer Grenze landen ließ. Am idyllischen Marktplatz entdeckten wir ein gemütliches Restaurant, in dem wir uns nach der langen Fahrt ausgiebig delektierten an Rehmedaillons mit Sauerkirschen und Spätzle, dazu einige Schoppen wohlschmeckenden Wein aus badischem Anbau, köstlich der Eisguglhupf in Cassis zum krönenden Abschluss. Spontan entschlossen wir uns zu fortgeschrittener Stunde, der von schönen alten Laternen beleuchtete Platz war inzwischen menschenleer, gleich dort zu übernachten. Ruhig und ungestört schliefen wir in den Sonntagmorgen hinein, geweckt von dem melodischen Geläut der nahen Kirche.

      Nur einige Kilometer waren es noch bis zur

      - SCHWEIZER GRENZE -

      die wir via Autobahn am nördlichen Stadtrand von Basel ohne großen Aufenthalt passierten. Das Wetter war genau richtig für die herrliche Strecke, die jetzt vor uns lag, die Sonne strahlte vom blauen, fast wolkenlosen Himmel. Basel kannten wir bereits von vorhergehenden Besuchen, ließen es also rechts liegen und glitten schon bald auf angenehm leerer Autobahn in großzügigen Schwüngen, dabei einige Tunnel durchquerend, durch die grandiose Schweizer Bergwelt, ganz besonders beeindruckend am viel verzweigten Vierwaldstätter See mit seinen fjordähnlichen Einschnitten, eingerahmt von atemberaubenden schroffen Gebirgsmassiven, etliche über 2.000 m, aus tiefer hängenden weißen Wolken die teils schneebedeckten bizarren Gipfel hoch in den blauen Himmel reckend. Die an der Nordwestspitze des Sees gelegene sehr schöne Kantonhauptstadt

      - Luzern -

      veranlasste uns zu einem kleinen Schlenker; das Stadtbild zum Teil modern mit großzügigen Fußgängerzonen, die Altstadt zu beiden Seiten der Reuss, die von dort den See durchfließt, malerisch mit winkligen Gässchen und brunnengeschmückten Plätzen. Das alte Rathaus (um 1600), dekorativ einbezogen ein mittelalterlicher gemauerter Turm aus dem 14. Jh., spiegelt sich sehr effektvoll im stillen Wasser der Reuss. Eine weitere Sehenswürdigkeit die beiden berühmten überdachten Holzbrücken, davon besonders schön die aus dem 13. Jh. stammende älteste Europas, die Kapellbrücke, ruhend auf einer großen Zahl von Holz- und Betonpfeilern, die Brüstung aus dunklen dicht aneinander gefügten Latten zu beiden Seiten in ununterbrochener Reihe behängt mit Kästen voller überquellender bunt leuchtender Blütenpracht, das tief heruntergezogene Dach, geständert auf stabilen Balken, gedeckt mit Tausenden von kleinen Schindeln, daneben der wuchtige Wasserturm, ebenfalls aus dem 13. Jh., und im Hintergrund sehr eindrucksvoll der über 2.000 hohe Pilatus, ein Bergmassiv der Emmentaler Alpen, ein dankbares Fotomotiv.

      Davon ergaben sich noch eine ganze Menge, als wir, immer wieder das westliche bzw. das Südufer des herrlichen 114 Quadratkilometer großen Sees berührend, weiterfuhren, jede Gelegenheit, einen Parkplatz aufzusuchen, nutzend. Am Ende tauchten wir abermals in einen etwa 10 km langen Tunnel ein, um danach 30 km weiter südlich die zentralen Alpen mit ihren dramatischen fast 3.000 m und höher aufragenden Gipfeln auf bequeme Weise in dem 16,9 km langen St. Gotthard Tunnel zu durchqueren.

      Weiter ging's durch die einmalige Landschaft mit atemberaubenden Schluchten und himmelhohen Bergen; auf einem 17 km langen noch nicht ausgebauten Teilstück der Autobahn furchtbares Gedränge, dann zügig weiter, bis wir nach insgesamt etwa 300 Kilometern im südlichen Zipfel des TESSINS mit Lugano