Auf den ersten Blick wirkt sie, nach einem Brand im Jahre 1917 wieder aufgebaut, wie eine moderne Allerweltsstadt, breite Alleen, Hochhäuser, endlose Wohnblocks und nüchterne Geschäftigkeit, doch in dem vom Hafenkai bis zur hochgelegenen Festung aufsteigenden Häusermeer verstecken sich noch viele Zeugen von Salonikis kultureller Blüte in spätrömischer und byzantinischer Zeit.
Wir begannen unsere übliche Sightseeingtour zunächst einmal unten am Golf, fuhren die von modernen Apartmenthäusern geprägte Uferpromenade entlang, an deren Ende wir sofort auf das Wahrzeichen der Stadt stießen, den zwischen hohen alten Bäumen hervorragenden wuchtigen runden Turm, gemauert aus weißen Quadern mit eingebauten Schießscharten, endend in 30 m Höhe in zwei übereinander liegenden, von Zinnen gekrönten Wehrgängen. Er wurde im 16. Jahrhundert von den Türken in die 300 v. Chr. begonnene und immer weiter ergänzte Stadtmauer eingefügt. Der am Wasser liegende Teil dieser Mauer wurde Anfang des 20. Jh. allerdings gänzlich abgerissen, um dem Hafen den notwendigen Freiraum zu geben, den Turm ließ man als trutziges Wahrzeichen stehen.
In unmittelbarer Nähe galoppiert der wohl mächtigste Feldherr des Landes, Alexander der Große, als bronzene Statue auf einem sich ungestüm aufbäumenden Pferd neuen Heldentaten entgegen. Er wurde 356 v. Chr. ganz in der Nähe in Pélla als Sohn Philipp II., ab 359 v. Chr. König von Makedonien, geboren und folgte diesem nach seinem Tode im Jahre 336 v. Chr. im Alter von nur 20 Jahren auf den Thron. Sein großes Ziel war die Vereinigung eines abend- und morgenländischen Weltreiches. Auf seinen triumphalen Eroberungszügen drang er vor bis Indien und Nordafrika, verbreitete die griechische Kultur und Sprache und erschloss neue Handels- und Verkehrswege. Er starb bereits 323 v. Chr. mit nur 33 Jahren in Babylon angeblich an einer Fiebererkrankung. Im Laufe der danach entbrennenden Diadochenkriege um das hinterlassene Erbe, seine verbliebenen Angehörigen wurden fast alle kaltblütig ermordet, zerfiel sein großes Reich und wurde unter seinen Feldherren aufgeteilt.
Bei unserer weiteren Entdeckungstour stießen wir als nächstes auf eine eindrucksvolle Hinterlassenschaft des römischen Kaisers Galerius, der von 293 bis zu seinem Tode im Jahre 311 in Thessaloniki residierte; den kolossalen über 12 m hohen Galeriusbogen, errichtet zur Erinnerung an seine Siege über die Perser im Jahre 297, erhalten ist die westliche Hälfte mit Reliefs, die Szenen aus dem Feldzug darstellen.
Wegen mangelnder Parkplätze mussten wir uns bei den Sehenswürdigkeiten allerdings auf kurze Fotostopps beschränken. Wunderschön auch die alten Kirchen, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilen, die Agia Sofia, die Hauptkirche der Stadt, die Kirche der Heiligen Sofia, eine fünfschiffige Kreuzkuppel-Basilika, etwa im 8. Jh. auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus aus dem Jahr 315 errichtet, die ockerfarbene Fassade etwas verwaschen, darüber die riesige flache Kuppel, in einem hübsch angelegten Park inmitten moderner Apartmenthäuser gelegen; ebenfalls die monumentale fünfschiffige Agios Dimitrios-Basilika, die größte Kirche Griechenlands, erbaut im 5. Jh. und dem Ortsheiligen Dimitrios geweiht, der um 300 unter Kaiser Galerius den Märtyrertod starb, die Fassade aus auffälligem Mauerwerk mit flachem Turm und weißem Gitterwerk an den bogenförmigen Fenstern; und noch einige mehr, die uns jedoch zum größten Teil verborgen blieben, da sie sich in den für uns zu engen winkligen Gassen der Oberstadt erheben. Thessaloniki wird übrigens bereits in der Bibel erwähnt im Zusammenhang mit der dortigen Gründung der 2. Christlichen Gemeinde in Europa durch den Apostel Paulus im Jahr 50 n. Chr., seine erste entstand in Philippi. Die gesamten frühchristlichen und byzantinischen Denkmäler von Thessaloniki wurden übrigens 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Von der malerischen Altstadt mit ihrem türkischen Basarcharakter und dem unglaublichen Menschengewimmel konnten wir auch nur einige kurze Blicke erhaschen. Als wir in einer der geschäftigen Hauptstraßen auf einen sehr schönen Kuppelbau stießen und endlich eine Möglichkeit fanden, unser Mobi direkt davor am Straßenrand abzustellen, wollten wir die Gelegenheit nutzen, ihn auch von innen zu besichtigen und Näheres darüber zu erfahren. Leider waren die Türen jedoch verschlossen. Während wir etwas enttäuscht zurückkehrten, wurden wir von einem netten Griechen in mittlerem Alter angesprochen, der uns auf unsere Fragen erklärte, dass das Gebäude gar nicht mehr als Kirche, sondern als Museum genutzt würde. Er erzählte uns, dass er 25 Jahre in Deutschland gelebt hätte und sehr erfreut sei, sich einmal wieder mit Deutschen unterhalten zu können. Er schenkte uns spontan die gerade eingekauften frischen Feigen und bat uns inständig, mit auf einen Kaffee o. a. zu seiner Frau nach Hause zu kommen. Er stieg also zu uns ins Mobi und lotste uns in die Nähe seines Heimes mitten in der Innenstadt, ein paar Schritte in eine schmale ruhige Seitengasse, und wir standen vor einem sehr hübschen Reihenhaus. Seine ebenfalls ausgesprochen nette Frau nahm uns begeistert auf; bei kaltem, frisch gepressten Obstsaft und selbst gebackenen leckeren Plätzchen saßen wir eine ganze Weile in ihrem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer in angeregter fröhlicher Unterhaltung beisammen. Sie gaben uns ihre Telefonnummer mit und baten uns, sie während unseres Urlaubs doch noch einmal zu besuchen, sie würden dann griechisch für uns kochen.
Mit den besten beiderseitigen Wünschen trennten wir uns schließlich, er begleitete uns noch bis zu unserem Mobi und winkte hinter uns her, bis er aus unseren Blicken entschwand.
Bevor wir die quirlige Stadt jedoch verließen, arbeiteten wir uns noch an den nördlichen Rand der Oberstadt vor, um wenigstens einen Blick auf die dort in weiten Teilen noch erhaltene mächtige byzantinische, zinnengekrönte Stadtmauer zu werfen Sie umfasst den alten Stadtkern bis hinauf zur Zitadelle, die als gewaltiges Bollwerk mit sieben Türmen im 15. Jahrhundert von den Türken, die ab 1430 die Stadt beherrschten, in die 10 m hohen Stadtmauern eingefügt wurde, erst 1912 ging sie übrigens in griechische Hände über. Ein herrlicher Blick von dort oben über die Dächer der Stadt hinweg auf den azurblau schimmernden Golf, an den wir auf dem kürzesten Wege zurückkehrten, um dann um die Bucht herumzufahren auf die bekannte Halbinsel Chalkidike, die mit ihren drei Fingern wie eine Hand ins Ägäische Meer ragt.
Nach fast 70 Kilometern trafen wir auf die Kassandra, die westlichste der schmalen Landzungen, folgten der Straße hoch über der Ostküste noch etwa 20 Kilometer bis zum kleinen Ort Nea Fokea. Auf der Suche nach einem schönen Platz direkt am unterhalb liegenden Strand schlichen wir eine sehr enge und äußerst steile Abfahrt hinunter. Enttäuscht von dem Dreck, der uns unten erwartete, arbeiteten wir uns wieder nach oben, wechselten über von knorrigen Kiefern bewaldete Hügel hinüber auf die Westseite, wo wir nach weiteren rund 30 Kilometern auf eine hoch über dem
- Thermäischen Golf -
liegende hübsche Taverne stießen und den dazugehörigen Parkplatz spontan, die Erlaubnis des Wirtes voraussetzend, für unsere Übernachtung auserkoren. Wir kamen gerade recht, um einen traumhaften Sonnenuntergang zu erleben, hinter dunklen Bergrücken am Ende der weiten Bucht versank wie in einer Explosion der gleißendhelle Sonnenball, den ganzen Horizont bis hoch hinauf in orangerotes Licht tauchend, das leicht bewegte Meer golden schimmernd, ein immer wieder faszinierendes Naturschauspiel!
Der Wirt hatte natürlich nichts gegen unsere Übernachtungspläne, bei flackerndem Kerzenlicht und herrlichem Blick auf den inzwischen durch einen fast vollen Mond silbrig glänzenden Golf genossen wir die ganze Palette seines Angebotes. Als wir noch mit gutem Appetit bei der immer wieder andere Überraschungen bietenden Vorspeisenplatte waren, Stromausfall, dauernd dieser Streik! Doch dank sofort angeworfenem