Leider konnten wir die historische Altstadt, die sich im engen Tal der Salzach zusammendrängt und seit 1996 gleichfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, nur in weitem Bogen umfahren, die meisten der engen Gassen sind den Fußgängern vorbehalten. Dort, am linken Salzachufer schlägt das Herz der Stadt, fast schon verschwenderisch reihen sich die Sehenswürdigkeiten aneinander. Im Zentrum erhebt sich der monumentale Dom St. Rupert, einer der bedeutendsten Sakralbauten Europas, 1614-28 auf den Fundamenten einer Basilika des 8. Jh. errichtet, die prachtvolle Portalfront mit ihren imposanten Statuen und den sie flankierenden 81 m hohen Türmen bildet jährlich die glanzvolle Kulisse für die Jedermann-Aufführung der Salzburger Festspiele. Ganz in der Nähe liegt das elegante Erzbischöfliche Palais (seit 798 ist Salzburg Erzbistum), das den Erzbischöfen der Mozartstadt als Residenz diente und in seiner heutigen Gestalt zwischen 1596 und 1792 errichtet wurde. Die prunkvollen Räume werden vom Land Salzburg gern zu Repräsentationszwecken genutzt, zu Festspielempfängen und ähnlichen Anlässen, auch für Konzerte.
Die berühmteste Straße in der Altstadt ist die altehrwürdige Getreidegasse mit ihrem mittelalterlichen Flair, ihren nostalgischen Lädchen und den schmiedeeisernen Zunftschildern; ihr Hauptanziehungspunkt das Haus Nr. 9, Mozarts Geburtshaus.
Es gibt noch unendlich viel zu entdecken, die vielen Kirchen aus den verschiedensten Stilepochen, von Romanik, über Gotik und Renaissance bis zu Barock, die Denkmäler, Museen und herrlichen Parks usw., usw., von dem Festspielbezirk unterhalb der hoch aufragenden schroffen Felswand des Mönchsbergs ganz zu schweigen, ein Tag reicht bei weitem nicht aus, um auch nur einen Bruchteil kennen zu lernen.
Trotz dichten Verkehrs herrschte eine heitere und entspannte Atmosphäre, mitten in dem Gewühl mit rassigen Pferden bespannte Fiaker, deren prächtig anzusehende Kutscher den beeindruckten Fahrgästen stolz die vielen Sehenswürdigkeiten vorführten. Diese faszinierende Stadt war noch einmal ein Höhepunkt, bevor wir das herrliche Österreich verließen, nur noch etwa 5 Kilometer trennten uns von der Grenze nach
- OBERBAYERN -.
Unser Ziel war zur Abwechslung wieder einmal ein See, und zwar der mit über 80 Quadratkilometern Wasserfläche größte in Bayern, der Chiemsee, auch Bayerisches Meer genannt. Ganz anders die Landschaft als am Vortag, grüne Hügel, zum Teil bewaldet, behäbige wohlhabende Dörfer, meistens etwas erhöht stehend die hübschen weißen Kirchen mit ihren typischen Zwiebeltürmchen, einige goldfarben in der Sonne schimmernd, mittelalterliche Städtchen, wunderschön die weißen Häuser mit ihren von leuchtenden Sommerblumen überquellenden hölzernen dunkelbraunen Balkongeländern, die schroffen Berge etwas in den Hintergrund gerückt.
Leider erwies sich der See mit seinen zum Teil moorigen Ufern und gesperrten Naturschutzzonen für uns als völlig ungeeignet. Von der Straße am nordwestlichen Ufer konnten wir wenigstens einen Blick auf zwei seiner Inseln erhaschen, die kleine, Frauenchiemsee oder auch nur Fraueninsel genannt, mit altem Benediktinerinnenkloster, das etwa 1/3 der Gesamtfläche von 15,5 ha einnimmt, weithin sichtbar der frei stehende wuchtige Turm und seine charakteristische Zwiebelkuppel, und die benachbarte etwa 240 ha große Insel Herrenchiemsee oder einfach Herreninsel, auf der sich das Prunkschloss König Ludwigs II. erhebt, ein bayerisches Versailles, leider aber hinter dem dichten Geäst hoher Bäume verborgen.
Da wir bei dem anhaltenden herrlichen Sommerwetter gerne wieder irgendwo in die Fluten steigen wollten, suchten wir weiter nach einem geeigneten Platz. Mit dem nur 10 Kilometer entfernten kleinen romantischen
- Simssee -
entdeckten wir eine wahre Perle. An seinem Südzipfel eine frei zugängliche Wiese, ein kurzer Steg führte in das glasklare Wasser, und ein großer durch Büsche und Bäume unterteilter Parkplatz bot sich uns auch für die Nacht als toller Stehplatz an. Also über eine Stunde reines Badevergnügen, danach angehübscht und auf zu unserem nächsten Hobby, dem Testen von Restaurants. Bei unserer Suche hatten wir nicht weit entfernt schon das passende Objekt, ein sehr einladendes hübsches Fachwerkhaus, entdeckt, der Name Gock’l Wirt versprach Gemütlichkeit und gute bayerische Küche. An solch herrlichem Sommerabend saß man natürlich draußen, sehr originell in großen aufgeschnittenen Fässern, auf runder Bank an kleinen runden Tischen. Die handgeschriebene Speisekarte ließ uns das Wasser im Munde zusammenlaufen. Nach dem vielen Fisch entschieden wir uns für etwas Deftigeres, zunächst eine sehr würzige Leberknödelsuppe, danach knusprigen mageren Schweinebraten mit Semmelknödeln und Gemüsebukett. Dazu schmeckte natürlich ein frisch gezapftes Pils, ich entschied mich für die Abwandlung zum Radler, in unseren Breiten als erfrischendes Alsterwasser bekannt. Die Wartezeit konnte man sich mit der Besichtigung einer bunten Ansammlung von interessantem Krimskrams auf dem gesamten Gelände und uralten, überwiegend landwirtschaftlichen Geräten verkürzen, darunter auch zwei imposante Dampfmaschinen, die sich nach Einwerfen von 0,50 DM quietschend in Bewegung setzten.
Aus Vernunftgründen wählten wir zum Dessert einen frischen Obstsalat; um meine seit Jahren gehaltene Kleidergröße 40 nicht noch mehr zu gefährden, musste ich auf eine der heiß geliebten Mehlspeisen verzichten.
Zum Schlafen verzogen wir uns auf dem schon erwähnten Parkplatz ganz an die Seite neben eine weiß blühende Hecke mit freiem Blick auf den mondbeschienenen See. Wir waren mutterseelenallein und schliefen selig und süß, bis wir am frühen Sonntagmorgen durch lautes Klappen einer Autotür direkt neben unserem Wagen und eine keifende Stimme geweckt wurden. Als ich die Tür öffnete, stand ich einer aufgebrachten älteren Frau (Weib zu sagen, verbietet mir die Höflichkeit) gegenüber, die in urbayerisch, das ich aber leider nur in Hochdeutsch wiedergeben kann, lauthals verkündete: „Ihr dürft hier überhaupt nicht stehen, immer diese verdammten Saupreußen, macht, dass Ihr heimkommt!“ Aha! Als ich ihr höflich, aber bestimmt zu verstehen gab, dass sie darüber wohl kaum zu bestimmen hätte, zog sie weiter meckernd zum See. Nun, wir ließen uns die Urlaubslaune durch solch eine Xanthippe nicht verderben, zumal die Sonne wieder ihr Bestes gab. Warum nicht noch einen herrlichen Badetag anhängen!? Das taten wir dann auch mit Hingabe.
Es verstand sich von selbst, dass wir am Abend beim Gock’l-Wirt zu Wiederholungstätern wurden. Dieses Mal entschieden wir uns für die angebotenen Wildgerichte mit Spätzle und diversen anderen frischen Zutaten. Dazu schmeckte ein trockener Roter ganz besonders gut. Da ich wohlweislich auf eine Suppe verzichtet hatte, konnte ich mit etwas ruhigerem Gewissen den köstlichen lockeren Topfenpalatschinken genießen. Nun, beim Schwimmen hatten wir sicher schon einige, leider nur wenige Kalorien vorab verbrannt.
Am Montagmorgen wurden wir durch das gleiche Ritual wie am Vortag geweckt. Die „nette Dame“ pflegte wohl jeden Tag in die Fluten zu steigen. Aber, warum sie sich auf dem riesigen Parkplatz unmittelbar neben uns stellen musste, wird uns wohl ein ewiges Rätsel sein. Na ja, uns trieb es sowieso weiter. Die Sonne spielte auch wieder mit, also setzten wir bestgelaunt unsere romantische Seentour fort (das Wasser übt eben immer noch eine große Faszination auf uns aus). Durch nach wie vor wunderschöne Voralpenlandschaft, die zum Teil schon beachtliche Höhen erreicht, war zunächst der bekannte Tegernsee unser Ziel. Mit seinem Kranz schöner, bis hoch hinauf mit Wald und grünen Wiesen bedeckter Berge gehört er zu den beliebtesten Luftkur- und Wintersportgebieten Oberbayerns. Doch leider ist er fast ganz in privater Hand und nur an sehr wenigen Stellen frei zugänglich. Nur sechs Kilometer lang und bis zu zwei Kilometern breit, hat man ihn schnell umrundet. Der hübsche gleichnamige Ort am Ostufer ist heilklimatischer Kurort, aus einer 746 gegründeten Benediktinerabtei hervorgegangen.
Etwas weiter südlich kommt man in das nicht weniger einladende Rottach-Egern, schon von weitem grüßt der hohe spitze Turmhelm der schneeweißen spätgotischen Pfarrkirche St. Laurentius; sie liegt fast unmittelbar am See, umgeben vom Ortsfriedhof, auf dem viele