Zwei weitere prachtvolle Monumentalbauten ganz in der Nähe, auf der anderen Seite der Ringstraße gelegen, musste ich unbedingt meiner Fotosammlung hinzufügen, die Zwillingsbauten des Kunsthistorischen und des Naturhistorischen Museums, beide 1872-81 im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. im Stil der Neorenaissance errichtet und äußerlich, ganz besonders mit ihren Kuppeln über dem mittleren Portal, fast völlig gleich. Sie sollten den würdigen Rahmen bilden für die umfangreichen Sammlungen der Habsburger, die im Laufe der Jahrhunderte (ab 13. Jh.) auf einen Bestand von 480.000 Einzelobjekten angewachsen sind. Die beiden genau gegenüberliegenden Museen verbindet der mit kurz geschorenen Rasenflächen und in verschiedenen Größen und Formen gestutzten Buchsbäumen und einzelnen Kiefern hübsch angelegte Maria-Theresien-Platz. In der Mitte thront die Namensgeberin auf hohem, kunstvoll gestalteten, mit Skulpturen geschmückten Sockel.
Um etliche Erinnerungsfotos reicher, mussten wir uns allmählich um einen geeigneten Stehplatz bemühen, was sich allerdings zunächst als sehr schwierig herausstellte. Am Donau-Ufer war es leider nicht möglich, also folgten wir zuletzt dem Hinweis auf eine Freizeitanlage, und dort entdeckten wir gleich beides, einen sehr schönen ruhigen Parkplatz unter hohen alten Bäumen und ein gemütliches Lokal für unser Abendessen. Die Auswahl fiel uns nicht leicht, ich jedenfalls entschied mich für Tafelspitz mit Apfelkren, und beim Dessert kam ich an Topfenknödeln (Quarkklößen) mit Kompott nicht vorbei. Was den Wein anbelangt, wählten wir einen leichten Weißen aus der nahen Wachau. Statt der feurigen Life-Musik der letzten Abende ertönten leise Walzerklänge aus der Konserve.
Schlummerten wir danach friedlich auf einsamem Parkplatz, so lagen wir 30 Jahre zuvor in den weichen Betten des Parkhotels Schönbrunn, 1907 als Gästehaus des Kaisers Franz Joseph I. errichtet, später zu modernem Hotel mit Wiener Flair umgebaut. Dadurch konnten wir uns gleich am nächsten Morgen mit einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Wiens beschäftigen, dem direkt neben dem Hotel liegenden beeindruckenden Schloss Schönbrunn. Das barocke Residenzschloss wurde 1696 - 1730 als Lustschloss errichtet, Maria Theresia ließ es 1744-49 zur kaiserlichen Residenz ausbauen. Die Besichtigung der Prunkräume nahm natürlich einige Zeit in Anspruch, von den insgesamt 1.441 Räumen sind immerhin 42 für Besucher zugänglich, ihre Innenausstattung ist zum großen Teil original erhalten; größte Kostbarkeit ist jedoch das Millionenzimmer, der einstige Privatsalon Maria Theresias, dessen Wände mit Rosenholz vertäfelt und mit filigranem Goldschmuck überzogen sind, in die Täfelung sind 260 kostbare persische Pergamentminiaturen eingelassen.
Auch der das Schloss umgebende weitläufige Park mit dekorativen Brunnenanlagen und der erhöhten Säulenhalle Gloriette ist einen Besuch wert. Er ist wunderschön in geometrischem französischen Stil angelegt, weitet sich dann zu einem englischen Landschaftspark aus. Schloss und Park gehören seit 1996 zu den Welterbestätten der UNESCO, 2001 wurde auch die historische Altstadt aufgenommen.
Den sich im Westen anschließenden Tierpark Schönbrunn schenkten wir uns damals jedoch, es gab in dieser faszinierenden Stadt noch so viel anderes zu besichtigen. Gern ließen wir uns bei anhaltend herrlichem Sonnenschein per Fiaker, die überall auf Kundschaft warten, gemütlich kreuz und quer durch die Straßen kutschieren. Natürlich war u .a. auch der Prater unser Ziel, ein Teil der riesigen Parkanlage zwischen Donau und Donaukanal, einstiges kaiserliches Jagdrevier, wo wir in einer der Gondeln des überdimensionalen Riesenrades, eines der vielen Wahrzeichen Wiens, 65 m in den blauen Himmel stiegen und aus Schwindel erregender Höhe einen herrlichen Ausblick genossen. Am Abend wurde dann in Grinzig beim Heurigen auf den Traumtag angestoßen.
Doch nun zurück zu unserer Rundreise. Der Dienstagmorgen zeigte sich zunächst bedeckt, bei leichtem Regen mussten wir zum ersten Mal die Scheibenwischer betätigen, während wir Wien direkt an der Donau entlang verließen. Aber schon etwa fünfundsiebzig Kilometer weiter, als wir die ausgesprochen hübsche kleine Stadt Krems erreichten, brach die Sonne zögerlich wieder aus den Wolken hervor. So langsam es ging, kreuzten wir durch die engen Straßen der Altstadt, die zu den besterhaltenen Ensembles von Renaissance- und Barockbauten gehört, es gibt ein Renaissance-Rathaus, mehrere alte Kirchen und zahlreiche gut erhaltene Bürgerhäuser, die teils noch aus dem späten Mittelalter stammen, viele mit Lauben und Erkern, geschmückt mit historischen und biblischen Bildern. Auffallend viele dekorative Brunnen und Säulen schmücken die Straßen.
Gleich hinter Krems beginnt eine der schönsten Flusslandschaften Europas, die Wachau, seit 2000 Weltnaturerbe der UNESCO, ein etwa 32 km langes, tief eingeschnittenes Donautal zwischen den Höhen des Waldviertels im Norden und des Dunkelsteiner Waldes im Süden. Links und rechts auf den mit Wein bestandenen, zum Teil auch von karstigen Felsen durchsetzten bewaldeten Hängen thronen Burgen und Schlösser, Klöster und Ruinen.
Nach nur wenigen Kilometern weiter westlich trafen wir auf Dürnstein, eines der bekanntesten touristischen Ziele in der Wachau. Schon von weitem grüßt von hohem Fels die mächtige Ruine der Burg Dürnstein, in der 1193 Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde. Nahe dem Donauufer überragt der markante barocke weiß-blaue Turm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt die Dächer des kleinen gemütlichen Städtchens.
Auf der Suche nach einem geeigneten Stehplatz wurden wir am frühen Abend in einem der nächsten malerischen kleinen Orte fündig, aber erst, nachdem wir uns durch engste Gassen an das
- Donau-Ufer -
vorgearbeitet hatten. Mein Adrenalinspiegel stieg bedenklich an und die Stimmung drohte umzuschlagen, als ich aussteigen musste, um einige Einzelhändler zu bitten, die Werbefahnen für Eis und Sonstiges abzunehmen und teilweise ihre ausgestellte Ware beiseite zu räumen. Ein herausragender Erker war nur gaaaaanz langsam zu umfahren, und trotz meiner Einweisung war eine leichte Schramme als Erinnerung nicht zu vermeiden. Dafür wurden wir aber mit einem Superplatz entschädigt mit tollem Blick auf den Fluss und eine sich am gegenüberliegenden Ufer auf einem felsigen Hang erhebende trutzige Burg. Zu unserer größten Freude entdeckten wir auch noch in nächster Nähe ein sehr einladendes Restaurant, in dem wir wieder mit Genuss der österreichischen Küche frönen konnten. Mit einbrechender Dunkelheit wurde die Burg durch mehrere Scheinwerfer dekorativ angestrahlt, sehr romantisch.
Der erste Blick aus dem Fenster am Mittwochmorgen zeigte wieder bedeckten Himmel. Also widmeten wir uns erst einmal in aller Ruhe unserem Frühstück, köstlich angereichert mit ofenwarmen Brötchen und leckerem Kuchen aus einer nahen Bäckerei, sowie frischem Obst von dem netten Einzelhändler vom Vortag, der seine Ware wieder wie gewohnt ausgebreitet hatte. Gott sei Dank mussten wir ihn nicht wieder behelligen, da wir einen etwas breiteren Weg aus dem Labyrinth fanden. Noch etwa 70 km begleitete uns die schnell dahinfließende Donau, schneeweiße Ausflugsschiffe voller fröhlicher Menschen waren in beiden Richtungen unterwegs, die Sonne strahlte inzwischen wieder vom fast wolkenlosen Himmel.
Mit Linz, der oberösterreichischen Hauptstadt, erreichten wir die drittgrößte Stadt des Landes. Hübsch die historische Altstadt