Nachdem wir endlich einen günstig gelegenen Parkplatz gefunden hatten, machte ich mich auf weitere Motivsuche, drei Jahre später, nach dem Erwerb eines Rollstuhls, wurden solche Unternehmungen natürlich gemeinsam gemacht.
U. a. entdeckte ich an der steilen der Donau zugewandten Seite die Fischerbastei, ein Bravourstück historischer Baukunst, entstanden zwischen 1899 und 1905 als ein Teil der ehemaligen Festungsmauer, verteidigt von den unterhalb in der so genannten Wasserstadt lebenden Fischern, die dort im Mittelalter einen florierenden Fischmarkt betrieben. Mit ihren vielen Türmen, Arkaden und Wehrgängen wirkt sie wie eine romanische Ritterburg.
Von der Aussichtsterrasse aus bot sich mir über ausladende Baumwipfel hinweg ein herrlicher Panoramablick auf die ungarische Hauptstadt, links vor mir das mächtige Palastgebäude und das in der Ferne verlaufende westliche hügelige Ufer, jenseits der Donau das sich unendlich weit und völlig flach ausdehnende ehemalige Pest.
Nicht weit entfernt ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, die älteste und wohl bekannteste Brücke, die 1839-49 auf Anregung des ungarischen Grafen István Széchenyi in klassizistischem Stil erbaute, 375 m lange Kettenbrücke, deswegen auch Széchenyi Lánchid genannt; am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört, wurde sie 1949 originalgetreu wieder aufgebaut.
Im Südhof der Bastei stieß ich auf das 1903 vollendete bronzene Reiterstandbild Stephan I., Staatsgründer und König von Ungarn (997-1038), der 1083 heilig gesprochen wurde, thronend auf wuchtigem mehrstufigen Sockel in neoromanischem Stil, verziert mit Szenen aus dem Leben des Königs und von vier Löwenstatuen bewacht.
Von dort waren es nur ein paar Schritte bis zu meinem nächsten Fotomotiv, der ersten und bekanntesten Kirche Budapests, der Matthiaskirche, zwischen den Jahren 1255 und 1269 im Auftrage des Königs Béla IV. als romanische Basilika unter dem Namen Liebfrauenkirche erbaut, im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgestaltet und erweitert. Ihren heutigen Namen verdankt sie dem König Matthias Corvinus, der die Kirche 1470 um einen fünfstöckigen Turm und das königliche Oratorium erweitern ließ. Da hier die Krönungszeremonien für die ungarischen Könige stattfanden, wurde sie zeitweise auch Krönungskirche genannt.
Als die Türken im Jahre 1541 Buda eroberten, wandelten sie die Kirche in eine Moschee um. Ihre endgültige Form erhielt sie im 19. Jh., als man sie im neogotischen Stil neu gestaltete. Ihr besonderes Merkmal sind die beiden völlig ungleichen Türme, der so genannte verhältnismäßig niedrige Bélaturm auf der linken Seite (wenn man vor der Westfassade steht) kegelförmig und mit buntem Mosaik ausgelegt, umringt von vier kleineren gleichen Türmchen, alle mit einem metallenen Kreuz geschmückt, rechts der mit 80 m doppelt so hohe gotische Matthiasturm, die Fassade gestaltet durch rundum laufende Reihen schmaler Spitzbogenfenster, vorgesetzte schlanke, von ebensolchen Türmchen gekrönte Pfeiler, unzählige Ornamente und allerlei sonstigen Zierrat, bis an die hohe Spitze heranreichend.
Der große Platz davor, der Dreifaltigkeitsplatz, zentral im Burgviertel gelegen, wird dominiert durch die sich auf mehrstufigem Sockel, nach oben hin verjüngende monumentale barocke Skulptur gleichen Namens von 1714, die der Erinnerung an die Pestepidemie von 1691 dienen soll. Die Spitze des 14 m hohen Denkmals bildet eine Dreifaltigkeitsgruppe, während auf den Sockelzonen Heiligenfiguren platziert sind. Das Postament ist mit Wappen und Reliefs geschmückt. Es ist die Nachbildung des originalen Monuments, da dieses im Zweiten Weltkrieg ebenfalls schwer beschädigt wurde.
Um etliche Fotos reicher kehrte ich zum Mobi zurück, und wir machten uns per Motorkraft auf den Weg zu unserem letzten Ziel am Budaufer, dem nahen grünen, mit herrlichen Bäumen bestandenen 235 m hohen Gellért-Hügel direkt über dem Donauufer, ebenfalls seit 1987 ein Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Seinen Namen hat er von dem als Märtyrer gestorbenen Bischof Gellért, der im Auftrag von König Stephan I. als Mönch aus Venedig nach Budapest kam und eine bedeutende Rolle in der Verbreitung des Christentums in Ungarn spielte. Laut Legende wurde er von heidnischen Ungarn in ein Holzfass gesteckt und vom Südhang aus in die Donau geschleudert, genau an der Stelle hat man ihm ein Denkmal gesetzt.
Schon von weitem wird die auf der Spitze des Hügels 1850-54 von den Habsburgern nach der Niederschlagung des Unabhängigkeitskampfes der Ungarn 48/49 errichtete mächtige Zitadelle sichtbar, erbaut mit der Intention, von dort oben die ungarische Hauptstadt besser kontrollieren zu können und die Budapester Bevölkerung an die noch andauernde Herrschaft der Habsburger zu erinnern. Dank günstig gelegenem Parkplatz gelang es uns, gemeinsam einen Blick in die inneren Höfe werfen, in denen große Bildtafeln die Geschichte Budapests zeigen.
Vom Südende der Bastei aus konnte jetzt auch mein Schatz das sich von dort ebenfalls darbietende einmalige Panorama genießen. Unmittelbar vor der Festungsmauer erhebt sich übrigens weithin sichtbar die aus Anlass der Befreiung vom Faschismus 1947 aufgestellte 14 m hohe Freiheitsstatue, eine bronzene Frauengestalt auf gemauertem zweistufigen Sockel, die einen großen Palmwedel in ihren hoch erhobenen Händen gen Himmel hält.
Von hoher Warte aus nutzte ich noch die Möglichkeit, ein weiteres der vielen imposanten Wahrzeichen der Stadt in unsere Fotosammlung einzufügen, das sich am anderen Ufer äußerst eindrucksvoll 268 m lang ausdehnende Parlamentsgebäude, bis zum roten Stern auf der großen Kuppel des runden Mittelturms fast 100 m hoch, das drittgrößte und mit Sicherheit eines der prunkvollsten auf der ganzen Welt. Dieser neogotische Palast, zwischen 1885 und 1904 nach dem Vorbild der Westminster Abbey in London erbaut, hat mehr als 700 Räume. Mit seiner reich verzierten Fassade und den vielen spitzen Türmchen und Erkern wirkt er wie ein Märchenschloss aus Tausendundeiner Nacht.
Allmählich wurde es Zeit, unsere Sightseeingtour auf der anderen Donauseite fortzusetzen, auch dort gibt es schließlich noch genug zu entdecken. Die direkteste Möglichkeit, in die Innenstadt zu gelangen, ist über die alte, von mächtigen steinernen Löwen flankierte Kettenbrücke, am Anfang bereits von mir erwähnt. Sie galt seinerzeit als technisches Wunderwerk, denn mit den Trossen, an denen die Fahrbahn hängt, war sie eine der ersten stählernen Hängebrücken der Welt. Auffallend die wie Triumphbögen gestalteten wuchtigen Pylone.
Aus der Geruhsamkeit der Burganlagen kommend, fädelten wir uns also in den pulsierenden großstädtischen Verkehr der Millionenmetropole ein. Vorbei an einer großen gepflegten Grünanlage erreichten wir die breite Straße der Volksrepublik (der ungarische Name ist zu zungenbrecherisch, von den Ungarn wird sie kurz „Nép“ genannt), eine Prunk- und Prachtstraße aus dem 19. Jahrhundert, inzwischen Andrássy ut getauft nach dem ehemaligen ungarischen Ministerpräsidenten Gyula Andrássy (1867-1871), der berühmteste Boulevard Budapests, etwa 2,5 km lang. Der erste Abschnitt, überwiegend hohe Mietshäuser, ist architektonisch besonders sehenswert, namhafte Architekten haben sich hier verwirklicht, nach dem damaligen Zeitgeschmack gibt es viele Balkone, Erker, Balustraden und freskengeschmückte Treppenaufgänge.
Hinter einem großen achteckigen Platz, ein zentraler Verkehrsknotenpunkt, die Ungarn nennen ihn „das Oktogon“, beginnt der schönste Teil, eine breite Promenadenallee mit Grünstreifen, die durch das alte Kunstviertel führt, bis man nach Überquerung eines weiten runden Platzes das elegante Diplomatenviertel mit vielen imposanten Botschaftsgebäuden erreicht. Besonders herausragende Bauwerke an der Straße sind die Ungarische Staatsoper, eines der prachtvollsten Beispiele der Neorenaissance-Architektur,