„Dann legen wir los!“
Sie beschleunigte und leitete den Quantum Transit ein. Die Last Hope drehte sich Lautlos im All und machte plötzlich einen Satz nach vorne. Schließlich begann sich der Rumpf zu dehnen. Nur eine Sekunde später folgte der Rest des Schiffes, das schließlich mit einem Lichtblitz verschwand. In zehn Stunden würden sie die Nordgrenze erreicht haben. So lange musste die Flotte alleine klar kommen. Sie mussten durchhalten.
16. November 2320 – Last Hope (Annäherung an die Nordgrenze der vereinigten Sternsysteme):
Sogar in weniger als zehn Stunden hatten sie die Nordgrenze erreicht. Immer wieder hatten sie Funksprüche von angegriffenen Schiffen erhalten, welche die Dringlichkeit ihres Eingreifens verdeutlichten. Die Stimmung war bestenfalls angespannt. Niemand wusste, ob sie noch rechtzeitig in den Kampf eingreifen konnten, um wenigstens einige der Schiffe zu retten. Kate beendete den Quantum Transfer und sofort gerieten sie in ein Trümmerfeld, dessen Ausmaße gewaltig waren. Es waren Trümmer von UMS Schiffen, daran bestand kein Zweifel. Kate ballte ihre Hände zu Fäusten, unfähig dazu, das auszusprechen, was ihr gerade durch den Kopf ging. „Wir kommen zu spät.“, brachte schließlich Lilly zur Sprache, was die anderen bereits alle dachten. In diesem Moment knisterte es in den Lautsprechern. Zef hatte alle Kanäle auf laut gestellt, damit man sie mithören konnte. „Hier…UMS…brauchen Hilfe.“ Kate setzte sich in ihrem Sessel sofort auf. „Bekommst du das noch etwas klarer?“, fragte sie, ohne einen Blick von den Navigationskontrollen abzuwenden. „Ich versuch’s.“ Schließlich nahm das Rauschen ab. „Hier spricht Captain Morgan von der Last Hope, könnten sie ihre Botschaft wiederholen?“ „Hier ist Captain Ransom von der UMS Prometheus. Unsere Systeme sind schwer beschädigt. Wir brauchen dringend Hilfe.“ „Wie ist die Position der Prometheus?“, wandte sie sich jetzt an Lilly, welche die Sensoren bediente. „Ungefähr eine Lichtminute von unserer Position entfernt. Sie ist Manövrierunfähig. Position eins sieben acht neun Komma fünf. Genauer bekomm ich es nicht. Die Sensoren sind gestört. Es gibt zu viele Interferenzen hier draußen.“ „Danke.“ Kate gab die Koordinaten ein und beschleunigte auf volle Geschwindigkeit.
Es war nur ein kurzer Sprung, doch als die Last Hope wieder in den Normalraum eintrat, erwartete sie die Hölle.
5
Als die Last Hope in den Normalraum eintrat, wurde sie sofort heftig durchgeschüttelt, als Trümmerstücke gegen die neuen Schilde prallten und somit eine bläulich schimmernde Kugel um das Schiff sichtbar machten. Kate versuchte so gut es ging auszuweichen, dennoch schlugen noch etliche Trümmerteile in die Schilde ein. „Was zum…“
Kate schaffte es aus dem Trümmerfeld heraus und die Erschütterungen ließen nach.
Sie warf einen fragenden Blick zu Lilly, die hastig einen Scan der Umgebung durchführte. Ihre Miene änderte sich sofort und sie warf einen vielsagenden Blick zu Kate. Kate hatte es bereits vermutet, aber Lilly sprach ihre Befürchtungen aus.
„Es war die Prometheus. Sie wurde vollkommen zerstört.“
Betroffenes Schweigen herrschte auf der Brücke. Jeder wusste, dass mit der Prometheus viele Menschen ihr Leben gelassen hatten, die tapfer für den Erhalt der Menschheit gekämpft hatten. Im Darstellungsbereich tauchte plötzlich eine verbrannte Kugel auf. Die gesamte Oberfläche war schwarz und karg. Kate kannte den Planeten, zumindest hatte sie ihn gekannt. Sie hatte ihn vor zehn Jahren besucht. Eine wunderschöne Welt mit riesigen Naturreservaten. Ungefähr vierhundert Familien und ihre nächsten Verwandten hatten auf dieser Welt gelebt.
„Verdammt!“, brach es aus Kate hervor.
Sie schlug mit ihrer Faust auf den Rand ihrer Konsole. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Irgendwelche Anzeichen von Invasoren Schiffen?“
Lilly wandte sich ihren Instrumenten zu.
„Keinerlei Anzeichen.“
Kate wurde etwas ruhiger und versuchte sich zu entspannen, denn ihre Hand krallte sich an den Rand der Konsole, dass ihre Knöchel schon weiß hervortraten. Es hätte gerade noch gefehlt, dass sie direkt in eine Falle geflogen wären.
„Such die Umgebung in einem Radius von etwa fünfzig Lichtjahren ab. Melde dich, wenn du etwas entdeckst.“
„Verstanden.“
Es dauerte einige Minuten, bis Lilly sich wieder meldete.
„In etwa fünfzehn Lichtjahren Entfernung gibt es ein Signal. Es sind die Invasoren.“
„Können wir sie abfangen?“
„Sicher, ich berechne einen Abfangkurs!“
„Was haben sie vor Captain?“
Kate hatte die Brücke verlassen und sofort bemerkt, dass ihr Sloane hinterhergekommen war. Er war der Einzige an Bord, der sie siezte. Auch dies war bereits ein Punkt gewesen, der für eine längere Diskussion gesorgt hatte. Kate kannte ihre Crew gut und erwartete zumindest keine falsche Förmlichkeit. Was natürlich nicht bedeutete, dass sie die Befehlshierarchie ablehnte. Offenbar gab es hier jedoch unterschiedliche Ansichten.
„Commander, ich habe jetzt wirklich keine Zeit für Diskussionen, wir haben nicht viel Zeit, um diese Schweine einzuholen. Wieso fragen sie?“
„Ich möchte lediglich meiner Pflicht nachkommen und eventuell Bedenken anbringen.“
„Ja. Ich habe vor die Invasoren direkt anzugreifen.“, sagte Kate seufzend. Es gefiel ihr nicht so ganz, in welche Richtung dieses Gespräch lief.
„Mit diesem Angriff sind sie eindeutig zu weit gegangen. Und ich habe vor endgültig den Schlussstrich zu ziehen. Bis hier her und nicht weiter!“
„Ich muss sie daran erinnern, dass dies unvorsichtig und voreilig ist. Die Streitkräfte der Invasoren haben offenbar eine neue Waffe, die es ihnen ermöglicht eine ganze Welt in wenigen Augenblicken zu zerstören und beinahe die gesamte Flotte der UMS vernichtet hat. Was könnten sie dann mit unserem Schiff anstellen, wenn wir uns unüberlegt in einen Kampf stürzen? Wir sollten auf Verstärkung warten und uns einen Plan überlegen.“
Kate schlug mit ihrer Faust auf ein Schott direkt neben Sloane, der betroffen stehen blieb.
„Verdammt,…es gibt keine Verstärkung mehr. Die gesamte Flotte wurde vernichtet! Wer sollte uns noch helfen?“
Sloane schwieg.
„Wenn sie lieber aufgeben möchten, sie können gerne eine der Fluchtkapseln nehmen. Es wird sie niemand daran hindern. Ich wäre froh, wenn sie endlich weg sind.“
Sloane gab sich von dieser Rede unbeeindruckt.
„Als erster Offizier ist es meine Pflicht sie auf die Risiken ihrer Entscheidung und meine Ansicht dazu darzulegen.“
„Richtig, ich kenne ihre Meinung jetzt.“, sagte sie und versuchte nicht wieder laut zu werden. Es fiel ihr schwer sich zu beherrschen. Vor allem da sie wusste, dass Sloane Recht hatte. Es war ein Risiko und es war unüberlegt. Doch sie musste handeln. Sie war nun mal so und es war das einzig Richtige.
„Meine Entscheidung steht dennoch fest. Und wenn wir bei diesem Einsatz sterben sollten, ist das immer noch besser, als von ihnen versklavt zu werden, oder noch Schlimmeres.“
Dieser Satz schien Neugierde in ihm zu wecken. Kate merkte, dass sie bei ihrem letzten Satz mehr von sich preisgegeben hatte, als sie hatte wollen.
„Was meinen sie damit?“
„Nichts.“, murmelte sie und sah