Katzenjammer. Uwe Kling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Kling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844212556
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vielleicht doch? - Versuchen wir doch mal das mit dem zu verbinden. Aua!” Hans’ Hand war zur Seite gezuckt und hatte ihm dabei in den Magen geschlagen. “Ich fürchte, ich muss hier ganz weit vorne anfangen.”

      Er ging an die hintere Wand des Labors und legte seine Hand an die Wand, wo sie von einem grünlich leuchtenden Sechseck gescannt wurde. Daraufhin öffnete sich direkt darunter eine Tür zu einem weiteren Kühlfach, in dem mehrere Gefäße mit verschieden großen Gehirnen standen. Er nahm sich ein menschlich aussehendes heraus und trug es zurück zum OPTisch.

      “Oh nein, Chef. Bitte nicht.” Angst erfüllte Hans Augen.

      David sah ihn verdutzt an. “Was ist denn jetzt wieder los?”

      “Erst redest du nur von Wartung, dann drohst du mit Umprogrammierung und jetzt willst du mir ein ganz neues Gehirn einbauen.” Er sprach ungewöhnlich hastig.

      “Verlockende Vorstellung”, grinste David, dann schüttelte er aber den Kopf. “Keine Angst. Ganz so schlimm wird es nicht.”

      “Aber …”

      “In deinem Gehirn sind ein paar Regionen anscheinend ziemlich durcheinander geraten. Ich möchte sie nun mit deiner Grundkonfiguration vergleichen, die in diesem Gehirn hier, quasi als Backup, abgelegt ist.” Er schloss das Gehirn ebenfalls an das Organ an und setzt sich die Haube wieder auf.

      Hans Gesichtszüge entspannten sich.

      Die Wand hinter David schob sich lautlos zur Seite, Aurora trat ein und ging vorsichtig zum OPTisch. Im letzten Moment, bevor sich die riesige Tür hinter ihr wieder ganz geschlossen hatte, schlüpfte eine schwarz weiß gefleckte Katze herein. Sie sprang auf den Labortisch und begann mit einem Affenarm zu spielen, der in einer ovalen Schale mit einem violetten Gelee steckte. Geschickt wich sie der blind um sich schnappenden Hand aus, die dabei Hans Schädeldecke anstieß. Die Katze stutzte und näherte sich vorsichtig der wippenden Knochenplatte. Wieder patschte die Affenhand auf die Schädeldecke, wodurch diese heftig zu schaukeln begann. Der Katze schien das zu gefallen, denn sie half mit ihrer Pfote nach, um sie immer wilder tanzen zu lassen. Durch den Zusammenprall mit einer Schale, mit einer weißen, schleimigen Flüssigkeit, wurde der Tanz jäh gestoppt. Neugierig schlich die Katze um die Schale herum, schnüffelte und begann schließlich davon zu trinken.

      Aurora stand neben David und legte ihre Hand auf seine Schulter, um auf sich aufmerksam zu machen. Er öffnete die Augen und nahm die Haube ab.

      “Entschuldigung, dass ich störe David”, begann sie, “aber…”

      “Oh nein!”, schrie dieser. “Das darf ja wohl nicht wahr sein.”

      Er stürmte an seiner entsetzt zur Seite springenden Frau vorbei, auf den Labortisch mit der Katze zu. Diese schreckte auf, machte einen Buckel und fuhr wild fauchend die Krallen aus. David versuchte sie zu packen, doch sie wich geschickt aus. Bei dem Handgemenge kippte die Schale um und die Flüssigkeit lief über den Rand des Tisches auf den Boden. Alle Stellen am Tisch und am Boden, die von der Flüssigkeit benetzt wurden, begannen sofort zu dampfen und es bildeten sich sehr schnell größer werdende Löcher.

      “Schnell, Wasser”, rief David, “ich versuche das Biest zu fangen.”

      Seine Frau sah sich nach einem Eimer um.

      Die Katze versuchte vom Tisch zu springen, rutschte dabei in der Flüssigkeit aus und klatschte auf den Boden. David griff nach ihr, doch die Katze war wieder schneller.

      In einem weiten Bogen raste sie auf den Ausgang zu. Dabei rutschte sie immer wieder aus, da ihre Pfoten und ihr Fell ganz glitschig von der schleimigen Flüssigkeit waren. David versuchte keuchend hinter ihr herzukommen. Die Katze schaffte es nicht mehr rechtzeitig zu bremsen, schlitterte auf dem Boden entlang und landete mit einem leisen ‚Flapsch‘ an der Tür.

      Inzwischen hatte sich entlang dem Weg des Tiers eine dampfende Spur von Löchern gebildet. An der Stelle des Aufpralls fing auch die Tür an zu dampfen.

      “Oh nein, oh nein, oh nein”, rief David und prallte ebenfalls gegen die Tür, fiel rückwärts um und blieb leicht benommen liegen.

      David schüttelte sich. Die Katze versuchte sich unter dem Regal mit den Organen zu verstecken, aber die Spur mit den dampfenden Löchern verriet ihren Aufenthaltsort und David versuchte sich von der anderen Seite her anzuschleichen.

      Hans hatte sich aufgesetzt und beobachtete das Chaos um sich herum mit Kopfschütteln. Dabei wickelten sich einige der Nervenfasern, die immer noch an sein Gehirn angeschlossen waren, um sein linkes Ohr.

      Die Katze hatte Davids Absicht bemerkt, schoss wild fauchend unter dem Regal hervor und steuerte wieder auf den Labortisch genau gegenüber zu. David versuchte sie mit einem gewagten Hechtsprung zu erreichen, aber er berührte nur noch das Ende des Schwanzes mit den Fingerspitzen, als er hart auf dem Boden aufschlug. Durch den Schwung, den er hatte, rutschte er auf dem glitschigen Boden schräg durch den Raum und landete krachend in einem Regal mit leeren Flaschen und Behältern. Als er wieder auf den Beinen war, begann sich sein roter Overall überall, wo er mit der Flüssigkeit in Berührung gekommen war, aufzulösen.

      “Schnell”, rief er Aurora wieder zu, “Wasser.”

      Sie blickte auf einen inzwischen gefüllten Eimer, zuckte die Schultern und goss alles über David.

      “Huah, kalt!”, schrie er und schüttelte sich. Doch die Ausbreitung der Löcher auf seinem Overall stoppte.

      “Schnell, gieß Wasser überall hin wo sich Löcher bilden. Beeil dich!”

      Auch in der Tür hatte sich inzwischen ein recht großes Loch gebildet. Die Katze sah ihre Chance und während David damit beschäftigt war sich die Augen zu wischen und Anweisungen zu geben, nahm sie Anlauf und sprang in die Freiheit.

      David schrie wild herum. “Ein Mist, ein verfluchter”, er stampfte mit dem Fuß auf, wodurch er wieder auf dem feuchten Boden ausrutschte. “Zu Hause wäre so was nicht möglich.” Er schlug mit der Faust auf den Boden.

      Seine Frau verteilte Wasser im ganzen Raum und stoppte damit die Ausbreitung der Löcher. Ganz neblig war es inzwischen und außerdem stank es bestialisch.

      “Ach, Aurora”, David begann resigniert in den Überresten der Taschen seines Overalls zu kramen. Als er nur ein sehr aufgeweichtes, klebriges Stück Papier zu Tage förderte, wurde seine Miene noch enttäuschter. “Du sollst doch aufpassen, dass die IE002 nicht überall rein kommt. Jedes mal bricht Chaos aus.”

      “Du wolltest die Katze doch schon längst deaktivieren”, sagte sie erbost. “Was kann ich dafür, dass du die Experimente mit deinen Intellektuellen Einheiten nicht ordentlich abschließt?”

      Er hielt ihr das klebrige Papier entgegen. “Äh, du hast nicht zufällig etwas bei dir?”

      Grunzend sah sie auf seinen Bauch und schüttelt den Kopf. Als sie aber Davids Dackelblick bemerkte, zuckt sie mit den Schultern, griff in die Tasche ihrer Jacke und reichte ihrem Mann ein Stück Schokolade.

      “Danke, meine Liebe”, seufzte er erleichtert und biss hinein. Sofort hellte sich seine Miene wieder etwas auf.

      Sie hielt sich die Nase zu und machte ein angewidertes Gesicht. “Was ist das hier für ein bestialischer Gestank?”

      “Das ist eine neue Generation von unseren ehemaligen Selbstzerstörungs-Mikroben”, antwortete David, wischte sich über die mit Schokolade verschmierten Lippen und versuchte ächzend aufzustehen. “Unsere erste Generation konnte ja nur Metall zersetzen, wobei als Abfallprodukt Wärme und Energie entstand, … verflucht.” Er rutschte immer wieder mit dem Fuß auf dem glitschigen Boden aus und hockte erneut auf allen Vieren. Aurora schüttelte den Kopf und reichte ihm die Hand.

      “Ah, danke, meine Liebe”, David griff danach und schaffte es endlich, sich aufzurichten.

      “Es wird aber immer schwieriger genügend Metall zur Erzeugung der Energie, die ich für den Betrieb dieses Labors benötige, heranzuschaffen.”

      “Äh, Chef”, Hans