Katzenjammer. Uwe Kling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Kling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844212556
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sah erleichtert aus. “Na ja, dass so ein Laden auch nicht mein Ding ist, hast du ja sicher schon gemerkt. Ich dachte mir, wenn eine Frau mit mir in so einen noblen Schuppen geht, dann wird das entweder ein Hauptgewinn oder ein komplettes Desaster. Bei einem Desaster hätte ich mir immer noch sagen können, dass die Sache einfach eine Nummer zu groß für mich gewesen ist.”

      Lea lächelte. “Und warum hast du dir diesen bescheuerten Nickname ‚Terminator‘ gegeben?”

      “Ich dachte mir, dieser Name macht was her. Da denken die Frauen an Muskeln, Stärke, den Mann ihrer Träume eben. Mit so jemandem wollen sie ausgehen.” Er zuckte die Schultern. “Bei Rumpelstilzchen clickt jede gleich weiter. Warum heißt du ‚Alien Woman‘?”

      “Weil ich eine Außerirdische bin.”

      “Ha, ha, netter Witz.” Martin lächelte unsicher. “Nun sag aber mal, warum ‚Alien Woman‘?”

      “Weil ich eine Außerirdische bin, wirklich.” Lea sah Martin fest in die Augen.

      Der wusste nicht so recht was er davon halten sollte. Prüfend blickte er sie an, als suche er etwas Bestimmtes. “Sind Aliens normalerweise nicht irgendwie…”, er verzog das Gesicht und meinte vorsichtig, “… schleimiger?”

      Lea grinste. “Du hast mich noch nicht sabbern sehen.”

      Er grinste zurück.

      “Und dein Vater, der Minister, ist jetzt einer derjenigen von euch, der unsere Regierung unterläuft, um dann die feindliche Übernahme der Erde so einfach wie möglich durchführen zu können.”

      “Quatsch, mein Vater ist kein Minister.”

      “Ah ja, stimmt”, Martin hob abwehrend die Hände, “der ist ja in Wirklichkeit ein Alien.”

      “Alien schon, aber kein Minister. Ich habe vorhin nur genutzt, was ich von dem Telefonat mitbekommen habe. Dabei habe ich fest die Daumen gedrückt, dass dieser Minister wirklich eine Tochter hat und Maurice das auch weiß.”

      “Oh”, Martin wirkte beeindruckt. “Das war aber sehr überzeugend.”

      “Na ja, wenn man seit knapp dreißig Jahren auf der Erde festsitzt, lernt man so einige Sachen. Und übernehmen wollen wir die Erde schon gar nicht. Wir sitzen hier einfach fest, weil wir eine Bruchlandung gemacht haben.”

      “Jetzt erzähl keinen Scheiß. Ich glaube an UFOs”, er nickte mit großen Augen. “Hast du ‚ID4‘ gesehen?”

      Lea runzelte die Stirn.

      “Ich bin der festen Überzeugung, sollten irgendwann irgendwelche Aliens hier auf der Erde landen, wird das garantiert in feindlicher Absicht sein.”

      Sie versuchte sich ihr Grinsen so gut es ging zu verkneifen. “Ich kann dir versichern, dass wir garantiert keine feindlichen Absichten haben.”

      Martin sah sie eine Weile schweigend an, dann legte er den Kopf auf die Seite. “OK. Du bist also ein Alien und wozu treffen wir uns hier? Machst du Feldstudien und nimmst mich gleich mit in dein Labor?”

      “Ich fühle mich einfach einsam, immer allein hinter meinem Computer.”

      “Das kenne ich”, er nickte. “Aber im Netz ist man nicht allein.” Lea sah auf. “Ich meine, du kannst mit Tausenden von Leuten kommunizieren, überall auf der Welt, jederzeit.”

      “Du hast eine Schachtel mit Pizza auf den Knien”, ergänzte sie, “neben der Maus eine Flasche Wodka.”

      “Na ja”, meinte er, “eher ein paar Dosen Cola.”

      “Egal.”

      “Jedenfalls fühle ich mich dort wohler als hier.” Martin nickte mit dem Kopf in Richtung Maurice.

      “Dann lass uns doch dorthin gehen.” Sie sah Martin fragend an.

      “Nichts lieber als das”, er stand auf und sofort war Maurice an ihrem Tisch.

      “Ist irgend etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit”, wendete er sich an Lea.

      “Doch, doch, Maurice. Alles ist bestens hier, genauso wie es sein soll. Nur wir sind hier fehl am Platz.” Damit drehte sie sich um und ging. Martin folgte ihr.

      Maurice wirkte sehr irritiert. “Aber Mademoiselle, ich kann Ihnen auch einen anderen Tisch geben oder soll Sie vielleicht jemand anders bedienen? Soll ich das vielleicht persönlich übernehmen?” Maurice folgte ihnen bis zur Tür. “Äh, verzeihen Sie, aber ich hätte gerne…”

      “Keine Angst”, Lea legte beruhigend ihre Hand auf Maurice’ Arm. “Ich werde meinem Vater nur das Beste von Ihnen berichten.”

      “Das meinte ich nicht”, Maurice zog seinen Arm zurück.

      “Ach ja, natürlich, Entschuldigung.” Lea gab Maurice einen Geldschein.

      Er sah ihn an, sah dann zu Martin und hob die Augenbrauen. “Die Krawatte und das Jackett sind nur eine Leihgabe.”

      “Oh”, Martin wurde rot. Er zog das Jackett und die Krawatte aus und hängte beides über Maurice’ Arm mit dem Geldschein. Dann öffnete er die Tür und atmete befreit auf. Der Straßenlärm überdeckte wieder die leise Musik und das Besteckklappern und Maurice war fast nicht zu sehen in dem großzügigen Durchgang zwischen den beiden mächtigen Topfpalmen mit dem Jackett, der Krawatte und dem Geldschein.

      Kapitel 3

      “Zu dir oder zu mir?” Martin wirkte sehr aufgedreht. “Mein Gott, ich habe immer davon geträumt, dass ich diese Frage einmal stellen kann.”

      “Mir wurscht”, meinte Lea. “Was hast du denn für eine Anlage?”

      “Och”, Martin zuckte verlegen mit den Schultern, “nichts Besonderes. Und ich wohne noch bei meinen Eltern, das heißt also, so richtig ungestört sind wir nicht.”

      “Was fragst du denn dann so blöd.” Martin wurde rot, Leas Stimme klang wieder versöhnlicher. “Also zu mir. Ich bin gespannt, was du von meiner Anlage hältst.”

      Sie gingen los und Lea hakte sich bei Martin ein, was für sie weniger eine vertrauliche Geste war. Sie brauchte einfach festen Halt wegen ihrer Stöckelschuhe, daher versuchte sie auch Martins glühende Ohren zu ignorieren. Unterwegs besorgten sei noch zwei Pizzas, ein paar Dosen Cola für Martin und eine Flasche Wodka für Lea.

      Lea stellte die Dosen und die Flasche auf den Pizzaschachteln ab, die Martin trug, um ihre Wohnung aufschließen zu können. Er folgte ihr. “Da drüben ist das Wohnzimmer”, sagte sie mit einem Kopfnicken schräg über den Flur.

      Er drückte die Tür mit der Schulter auf und betrat das, was Lea als Wohnzimmer bezeichnet hatte. Der Raum war von mehreren Monitoren spärlich beleuchtet. Er hörte das leise Surren vieler Lüfter. Auf einigen der Monitore liefen wilde Zahlenkolonnen, andere zeigten unterschiedliche, offene Arbeitsfenster, die ab und zu von selber umsprangen, wieder andere zeigten farbige Wabbelblasen, die immer wieder mit anderen Wabbelblasen verschmolzen und ab und zu von einem Monitor in den anderen hinüber glitten. Als sie das Licht anschaltete, konnte Martin auf einer schwarzen Schreibtischplatte an der Seite des Zimmers sechs offene Computergehäuse erkennen. Kabelstränge hingen heraus und schienen sich in einem gewaltigen Gewirr alle miteinander zu verflechten. Auf dem Boden neben der Platte lagen weitere Gehäuse, aus denen Kabel herausliefen und sich ebenfalls in dem Gewirr verloren. Alle möglichen Laufwerke, zum Teil offenbar gar nicht angeschlossen, aber dennoch surrend, waren zwischen den Kabeln verstreut. Außerdem lagen da noch mehrere Tastaturen, ein riesiges Pad und eine Unmenge an Mäusen.

      Martin stand mit offenem Mund da. “Äh, hast du das alles zusammengebaut?”, fragte er ehrfurchtsvoll.

      Lea war dabei einen Platz für ihre Verpflegung zu suchen. Mit dem Arm schob sie ein paar leere DVD-und Disketten-Hüllen vom Couchtisch, nahm die Dosen und die Flasche von den Schachteln in Martins Händen und stellte sie auf den nun freien Platz.

      “Bitte? Ja klar. Die Kisten,