“Scheiße”, rutschte es ihm heraus. Er hielt die Pizzaschachteln wieder gerade und hob angewidert den rechten Fuß. “Bäh, die Pampe ist mir schon in den Schuh gelaufen und ich habe es nicht bemerkt.”
Sie grinste und er stellte die Schachteln auf ein paar leere CD-Hüllen auf dem Couchtisch.
“Mach dir’s bequem”, sagte sie und deutete auf einen kleinen Schrank in der Ecke neben dem Sofa. “Da drüben sind Servietten zum Abwischen. Ich geh schnell ins Schlafzimmer und ziehe mich um.”
Martin stand da und wusste nicht, was er zuerst machen sollte. Der verklebte Fuß schwebte immer noch in der Luft und seine Hände, über die ebenfalls etwas von der öligen Flüssigkeit gelaufen war, hielt er nach oben wie ein Chirurg, der sich gerade die Finger desinfiziert hat. Er begann ein paar Finger abzulecken, gab es aber gleich wieder auf und winkte mit den Händen hin und her. “Ach”, grunzte er, ließ sich rückwärts auf das Sofa fallen und angelte mit spitzen Fingern nach einer Serviette. Dabei fegte er den ganzen Stapel vom Schrank. Lea drehte sich grinsend um und verschwand im Flur.
Als sie wieder kam trug sie ein rot kariertes Schlabberhemd, das weit über eine graue Jogging-Hose hing. Ihre lockigen, roten Haare hatte sie, bis auf ein paar wenige Strähnen, unter eine schwarze Baseballkappe mit NY Aufdruck gesteckt. Außerdem war sie barfuß.
Martin hatte sich inzwischen auch die Schuhe ausgezogen. Seine Socken baumelten von den Pizzaschachteln herunter und er war gerade dabei sich letzte Reste des Öls mit einer Serviette von den Zehen zu wischen. Als er Lea sah, konnte er seine Enttäuschung nicht verbergen. “Du hast toll ausgesehen in deinem Kleid.”
“Es ist aber total unbequem”, antwortete Lea, ging zum Tisch, öffnete die Wodka-Flasche und trank etwa ein Drittel auf einen Zug aus. Martin rutschte die Serviette aus der Hand. “Alkohol wirkt auf unsere Körper wie Koffein auf eure”, erklärte sie ihm, als sie seinen Blick bemerkte. “Und umgekehrt.”
Unsicher sah er sie an. “Mach nur so weiter, wenn du mir Angst machen willst.”
Sie grinste und hielt ihm die Flasche hin.
Martin schüttelte den Kopf. Plötzlich grinste er und kniff ein Auge zusammen. “Möchtest du vielleicht eine Dose Cola?”
Lea zog eine Schnute. “Nein, danke.”
Sie setzte sich an eine der Tastaturen und begann zu tippen. Ein Monitor rechts vor ihr wurde schwarz und das obere Drittel des Bildschirms begann sich mit langen Reihen von Zahlen und Buchstaben zu füllen. Martin nahm sich einen Stuhl und setzte sich neugierig neben sie. Auf der Mitte des Bildschirms blinkte jetzt der Cursor hinter dem Wort LOGON:. Sie tippt den Namen Alien-Force.
Er stutzt. “Sag mal …”, begann er langsam. “… ich erinnere mich vage, dass vor einem Jahr eine Hacker-Gruppe mit dem Namen Alien-Force in die Computer von Shell eingedrungen sein soll.”
Sie tippte unbeirrt weiter.
“Angeblich sollen etwa eine Woche später anonyme Spenden von insgesamt 3 Milliarden Dollar auf den Konten verschiedener Umweltschutz-Organisationen aufgetaucht sein. Die haben die Hacker-Gruppe aber nie gefunden.”
Lea tippte weiter, während sie sprach. “Mhm, davon habe ich auch gehört. War ein Riesending, was die da durchgezogen haben. Mit denen habe ich aber leider nichts zu tun. Ich arbeite nur alleine und das System, das dort geknackt wurde, ist so kompliziert, dass es nur von einer ganzen Gruppe geknackt werden kann. Eine einzelne hat da keine Chance.”
Er wirkte nicht überzeugt.
Sie hörte auf zu tippen und sah ihn an. “Den Namen habe ich schon sehr lange und es ist einfach ein blöder Zufall, dass die den gleichen Namen wie ich benutzt haben. Ich gebe zu, die Aktion finde ich Superklasse. Ich bin der Meinung, wie ihr hier auf der Erde mit eurer Umwelt umgeht, ist eine Schande. Auf unserem Heimatplaneten ist das ganz anders. Wir haben gelernt mit der Natur zu leben. Wir versuchen zwar inzwischen den Schwerpunkt unserer Technologie weg von der biologischen, hin zu einer elektronischen Basis zu verschieben …”, sie seufzte. “Papa ist da zwar anderer Meinung, aber ich bin der festen Überzeugung, dass das der richtige Weg ist. Befürworter wie Gegner dieser Bestrebungen sind sich aber einig, dass Maßnahmen, egal in welche Richtung, nur im Einklang mit der Natur unseres Planeten getroffen werden dürfen.”
Martin konnte sich ein schräges Grinsen nicht verkneifen. “Ja, ja, auf deinem Planeten ist natürlich alles ganz anders.”
Sie seufzte. “Du glaubst mir immer noch nicht oder?”
“Lea”, er wurde ernst. “Du bist die tollste Frau, die je mit mir ausgegangen ist. Ich glaube dir alles, was du willst.”
Sie lehnte sich seufzend auf ihrem Stuhl zurück und schug die Beine übereinander. Nachdenklich begann sie, ihren Fuß zu reiben und verzog dabei das Gesicht.
“Tun deine Füße weh?”
“Ach, diese blöden Stöckelschuhe”, sie schüttelte den Kopf. “Dr. Smooth hatte genaue Anweisungen, wie ich mich aufdonnern sollte. Ich blöde Kuh habe das natürlich haarklein befolgt.”
“Soll ich dir vielleicht deine Füße ein wenig massieren?”, seine Augen begannen zu leuchten und er setzte mit tieferer Stimme nach, “ich bin extrem gut im Füße massieren.” Sie zuckte die Schultern und streckte sie ihm entgegen.
Er berührte sie sanft und wurde blass. Lea hatte an beiden Füßen sechs Zehen.
“Was ist denn los?”, fragte sie. Dann bemerkte sie seinen Blick. “Ach so. Das kannst du ja noch nicht wissen. Unserer Rassen sind sich, bis auf ein paar geringfügige Unterschiede, extrem ähnlich.” Sie nickte in Richtung ihrer Füße. “Einen dieser Unterschiede hast du gerade entdeckt.”
Er wollte etwas erwidern, aber sein Unterkiefer gehorchte ihm nicht.
Lea lächelte zufrieden. “Du darfst gerne anfangen”, forderte sie ihn auf.
Seine Hände bewegten sich widerstrebend auf ihre Füße zu.
“Keine Angst, die beißen nicht.”
Martin schloss die Augen und atmete tief durch. “Alles Quatsch, alles Quatsch, alles Quatsch, Quatsch, Quatsch”, murmelte er vor sich hin. Dann begann er sanft ihren rechten Fuß zu bearbeiten.
Lea lehnte sich zurück und schloss die Augen. Martin nahm sich zunächst die Ferse vor. Kräftig arbeitete er sich von unten bis zur Mitte der Fußsohle hoch. Er massierte den Ballen von Innen hin zu den beiden Seiten. Dann begann er die große Zehe vom Ansatz bis zur Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger zu rollen. An der nächsten Zehe arbeitete er sich von der Spitze bis zum Ansatz hinab. Lea begann leise zu seufzen.
Als er zur sechsten Zehe kam, zuckte sie mit dem Fuß zurück.
“Entschuldigung”, Martin sah sie erschrocken an. “Ich wollte dir nicht weh tun.”
“Schon OK”, antwortet Lea. “Ich bin da nur …”, sie kniff das linke Auge zusammen, “… ziemlich empfindlich.”
“Gut”, er strich sanft über die Zehen. “Dann werde ich jetzt ganz vorsichtig sein.”
“Ja, bitte”, sie streckte ihr Bein wieder ganz aus. “Ja, so ist das angenehm.”
Martin rieb ganz vorsichtig an der sechsten Zehe von der Spitze zum Ansatz.
“Oh, ja”, Lea schloss die Augen wieder und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. “Sehr angenehm.” Sie legte den Kopf zurück und atmete hörbar durch den geöffneten Mund aus.
Er schluckte.
“Ja …” Sie atmete tief ein. “Genauso. Ja.” Ihre Augenbrauen wanderten nach oben. “Uuh!”