Verlangen. Monica J. Wagner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monica J. Wagner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847627180
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ob du schon irgendwas hast für uns.“

      Jordan hörte ein knistern in der Leitung, es endete in einem rascheln und rauschen. „Was machst du da?“ Jordan hielt den Hörer ein wenig auf Abstand.

      „Sorry, ich esse gerade mein Abendbrot, es ist leider kalt geworden. Der Burger schmeckt trotzdem, hm lecker…“

      Jordan konnte noch nie verstehen, wie Pathologen an ihrem Arbeitsplatz essen konnten, das gehörte wohl zum Berufsbild.

      „Und hast du schon was? Tut mir leid das ich nerve, doch der Fall geht mir echt an die Nieren.“

      „Kein Problem, doch der Kerl macht mir echt Arbeit. Sie ist übel zugerichtet. Sie ist mittlerweile das vierte Opfer und ich habe das Gefühl das er experimentiert.“

      „Er experimentiert?“ Jordan kniff die Augen zusammen, vor seinem geistigen Auge liefen die letzten Minuten des Opfers ab. Er sah ihre Angst in ihren Augen, die Gewissheit das dies ihre letzten Minuten auf Erden waren, es gab kein Entkommen vor diesem Monster. Im Kopf hörte er ihre Schreie.

      „Jordan, bist du noch dran?“

      „Ja ja, ich bin noch dran.“ Jordan fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, in der Hoffnung, er könne so seine Gedanken wegwischen. „Was meinst du mit experimentieren?“

      „Zum Beispiel die Schnitte die ihr zugefügt wurden, sie waren sehr präzise und verursacht durch einen scharfen Gegenstand. Der Mörder war nicht darauf aus, sie mit dem Messer zu töten, er wollte ihr damit einfach nur Schmerzen zufügen. Die Tat mit dem Stiel hingegen, war mit einer absoluten Brutalität, das war wohl der Moment, wo seine Wut überhand nahm.“

      „Kannst du denn feststellen, was er zuerst gemacht hat?“

      „Nein kann ich leider nicht, tut mir leid mein Junge.“

      „Okay, danke Todd, jetzt fahr nach Hause und lass deine Frau nicht länger warten. Grüße Thelma von mir, okay?“

      „Ja mache ich, ich sag schon mal zurück – und Jordan – kriegt den Kerl!“

      Nachdenklich legte Jordan den Hörer auf die Gabel. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar und stützte sein Kinn auf die Faust. Was für ein scheiß Tag das doch heute war…. Er ließ den Tag Revue passieren und immer wieder drifteten seine Gedanken zu Taylor. Immer wieder hatte er ihren entsetzten Gesichtsausdruck vor Augen, als sie zum letzten Opfer fuhren. Er sah ihre Angst und Sorge. Sah ihre nicht geweinten Tränen und er war so manches Mal gewillt, sie in seine Arme zu ziehen und sie fest zu halten, bis sie sich all das Schreckliche von der Seele geweint hatte. Er spürte eine gewisse Distanziertheit in ihrem Blick, doch wo kommt das her? Wieso mache ich mir eigentlich so viele Gedanken um diese Frau, ich kenne sie gar nicht? Taylor rührte etwas in ihm, das spürte er, und dieses Gefühl machte ihm Angst.

      Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Als er den Anrufer allerdings anhand der Nummer ausmachte, war er gar nicht mehr so erfreut über die willkommene Störung. Zögerlich nahm er das Gespräch entgegen. „Was willst Du?“ fragte er schroff.

      „Oh hallo Jordan, ich dachte nicht, das du noch ran gehst.“

      „Wieso rufst du dann jetzt an?“ Er spürte seinen Groll wieder aufsteigen, den er doch so mühsam versuchte unter Kontrolle zu bringen. Am anderen Ende wurde es ruhig.

      „Entschuldige war ein harter Tag heute, was ist? Wieso rufst du mich an, Carol?“

      „Ich wollte wissen, wie es dir geht. Ich habe dir gestern auf dem AB gesprochen, doch du hast dich nicht gemeldet, da machte ich mir Sorgen.“

      Beim Klang ihrer Stimme, sah er wieder ihr Gesicht vor sich. Sie hatte ihre Haare mit Sicherheit zu einem Zopf gebunden, so trug sie es am liebsten. Die verschiedensten Erinnerungen schwirrten plötzlich in seinem Kopf herum. Wie sie zusammen die Wohnung einrichteten. Für ihn war es damals alles. Er dachte, er sei am Ziel, Carol war für ihn einfach alles was er sich wünschte. Als sei er aus einem Traum erwacht, schüttelte Jordan den Kopf.

      „Nein, mir geht’s gut danke.“

      „Na, so hörst du dich aber nicht an.“

      „Wenn du mich um diese Zeit angerufen hast um mir zu sagen, das ich mich nicht gut anhöre, dann ist es besser wir legen sofort wieder auf, okay?“ Jordan biss sich auf die Zähne um sich weitere Kommentare zu verkneifen.

      „Ich …..ich wollte doch nur deine Stimme hören...“

      Durchs Telefon hörte er ihr unterdrücktes Schluchzen. Wieso bringe ich heute jede Frau gegen mich auf? Er atmete tief durch und ließ seine Stimme weicher klingen.

      „Ich denke heute ist kein guter Zeitpunkt, um nach meinem Befinden zu fragen, denn augenblicklich bin ich kein guter Gesprächspartner. Hör zu, ich weiß ehrlich nicht wieso du angerufen hast, ich denke es ist besser für uns beide, wenn wir uns nicht mehr sprechen.“

      „Bitte Jordan, es tut mir leid, ich vermisse dich.“

      Er hörte ein zittern in ihrer Stimme, es machte ihn mürbe.

      „ Bitte Carol“, er musste einmal tief durchatmen, es kostete ihn unglaublich viel Kraft.

      „Mach es uns nicht schwerer als es schon ist, das bringt uns auch nicht weiter. Ich wünsche dir alles Gute.“ Noch ehe sie etwas erwidern konnte, legte er auf. Jetzt fühlte er sich richtig mies, er musste hier raus.

      Jordan schnappte sich seine Jacke, stieg ins Auto und fuhr los. Er war so aufgewühlt. Der Anruf hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Viel zu spät erkannte er wo er hinfuhr. Als er anhielt, war es schon zu spät.

      Sie hatte ihn vom Fenster aus gesehen, als er auf dem Parkplatz fuhr. Mit einem Morgenmantel über dem Pyjama bekleidet, verließ sie die Pension und steuerte auf seinen Wagen zu.

      „Was machen sie zu so später Stunde hier? Ist es nicht ein bisschen spät für eine Befragung oder sind sie gekommen um mich wieder zurecht zu weisen?“

      Jordan saß immer noch im Auto und starrte aus dem Fenster. Er konnte sich selbst nicht erklären, wieso er ausgerechnet hier hin gefahren war. Vielleicht stand er heute auf Folter, er wusste es nicht. Nein, das war gelogen, er wusste es ganz genau. Er hatte sich bei ihr durchweg wie ein Arschloch benommen. Es wunderte ihn, das sie überhaupt nach draußen gekommen war, nachdem er sie so behandelt hatte und das schon zwei mal. Er atmete tief ein und schaute sie an. Er musterte ihr Gesicht, es wirkte so klar. In ihrem Gesicht war nichts mehr von dem Schrecken heute Morgen zu sehen. Sie sah, wie er sie musterte. Ihre Wut, die sie noch verspürte, als sie die Treppe runterkam war wie weggeflogen. Sein Blick war so durchdringend und intensiv das es ihr den Atem raubte. Sie fühlte sich unsicher, sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte, also am besten in die Offensive gehen, oder?

      „Detective? Ist irgendwas?“

      Taylors Herz raste jedesmal, wenn er sie so anblickte. So lehnte sie sich am Kotflügel an und schaute in den Himmel, nur um seinem Blick zu entkommen. Jordan stieg aus und gesellte sich neben sie. Der Wind frischte auf und ließ Taylor erschauern. Jordan spürte ihr zittern. Er zog seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern. Die Wärme seiner Jacke lullte sie richtig ein, sie zog sie strammer um sich und bei jedem Luftzug roch sie ihn.

      „Danke.“

      Er stand ihr gegenüber und blickte sie an. Haarsträhnen hatten sich aus ihrem locker hochgesteckten Knoten gelöst und umspielten ihr Gesicht. Dieser Anblick ließ seinen Mund trocken werden, er hätte Stunden hier mit ihr stehen können. „Nun um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau warum ich hier bin.“

      Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und zuckte mit den Schultern. Sie sah eine Traurigkeit in seinem Blick aufflackern, die sofort verdrängt wurde, was sie neugierig machte. Zerknirscht lehnte er sich ans Auto und stob mit seinem Fuß im Dreck.

      „Nein, ich weiß wieso ich hier bin. Anscheinend haben sie ein