Casa Pipistrelli Das Haus der vergessenen Dinge. Peter Platsch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Platsch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741821790
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Augen glitzern lässt.

      Heute Abend wird Julias Lieblingsgericht gekocht. Julia isst am liebsten Nudeln, am allerliebsten Spaghetti und am aller, allerliebsten Spaghetti mit Tomatensoße und viel Parmesan-Käse.

      Nur ihr kleiner Bruder Leo freute sich auch darauf. Ihre große Schwester Elisabeth, Mama und Papa essen lieber Fleischgerichte. Aber die Familie hatte die Vereinbarung getroffen, dass jede Woche ein anderes Familienmitglied den Speiseplan für die nächste Woche zusammenstellen darf, dem sich die anderen unterordnen müssen. So gibt es nie Streit über das, was auf dem Teller liegt.

      Mama hat aus dem letzten Italienurlaub vor drei Jahren die langen, schlanken Spaghettigabeln mitgebracht, und Julia bekommt jedes Mal Sehnsucht nach dem Meer, wenn sie die Spaghetti damit aufrollt.

      Julia trägt die tiefen Teller zu dem langen Esstisch, an dem bequem zehn Personen Platz finden, verteilt sie auf die Plätze, an denen die fünf Familienmitglieder immer zum Abendessen sitzen. Auf jedem Teller sind unterschiedliche Nudeln gemalt. Den mit den Spaghetti darauf stellt sie auf ihren Platz. Leo ist schon auf seinen Stuhl geklettert. Er sitzt auf einem dicken Kissen, sodass sein kleines, rundes Kinn gerade an den Tellerrand stößt. Mit seinem Lego-Auto fährt er geräuschvoll zwischen seinem Teller, der Gabel, dem Glas und Serviette hin und her.“ Dann wechselt er sein Motorbrummen in einen quietschenden Bremston, dass Julia beinahe der letzte Teller vor Schreck aus der Hand gefallen wäre und ruft mit verstellter Papa-Stimme: „Kinder wir sind da, ist das nicht ein schöner Platz, direkt am Meer! Alle aussteigen, wir müssen jetzt…..“ In diesem Augenblick kommt Vater in die gemütliche Wohnküche und fragt lachend: „Wo sollen wir aussteigen, Leo?“

      „Auf dem Campingplatz am Meer, Papa.“

      „Ach ja...“ hilfesuchend schaut er zu seiner Frau, die am Herd gerade die Tomatensoße aus dem Kochtopf in eine Schüssel gießt und sich verzweifelt auf die Unterlippe beißt.

      „Ist deine Schwester schon zu Hause?“

      „Nein, sie muss heute Überstunden machen und kommt später“, wirft Julia ein.

      „Dann lasst uns schon mit dem Abendessen anfangen und wenn Katrin kommt, werden wir darüber reden, was wir dieses Jahr in den Ferien unternehmen werden“.

      „Hallo ihr Lieben!“ Katrin wirbelt in die Stube und lässt sich mit einem Schnaufer auf ihren Stuhl fallen. “Gut, dass ihr schon angefangen habt, ich habe überhaupt keinen Hunger, der Chef hat uns Pizza spendiert.“

      Mama und Papa werfen sich einen fragenden Blick zu. „Du!“

      Papa holt tief Luft. „Also.....jetzt habt ihr ja bald Ferien und wir hatten ja geplant, ans Meer zu fahren. Aber.....dieses Jahr......“

      Julias helle Augen werden immer dunkler.

      „... dieses Jahr wird es wohl nicht klappen, weil Mama und ich den Hof nicht alleine lassen können. Dies ist nun der erste Sommer, seitdem eure Großeltern nicht mehr bei uns sind, und wir müssen uns erst einmal daran gewöhnen, dass sie uns nicht mehr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir haben den Hof modernisiert, der neue Kuhstall, der Bulldog, das hat alles viel Geld gekostet und gehört immer noch der Bank. Wir werden diese Jahr wohl nicht in den Urlaub fahren können.“

      In die plötzliche Stille - es ist nur noch das Klappern der Gabeln auf den Tellern zu hören, platzt Julia: „Alle fahren weg, nur wir nicht!“

      „Also, ich habe damit kein Problem, bei uns in der Firma ist die Hölle los. Wir haben einen großen Auftrag bekommen und mein Chef hat schon Urlaubssperre für die nächsten drei Monate angekündigt. Der Sommer ist dann eh schon vorüber“, versucht Katrin den Eltern zu helfen. „Aber ich will ans Meer“, quengelt Leo und knallt mit seinem Lego-Auto gegen den Spaghettitopf .

      Julia ist der Appetit vergangen, sie stochert mit ihrer Gabel traurig in den Spaghetti herum.

      „Darf ich aufstehen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schiebt sie ihren Stuhl zurück und verlässt schluchzend die Stube.

      Sonst ist das Abendessen immer der Moment des Tages, an dem die ganze Familie beisammen sitzt, gemeinsam die für die Familie wichtigen Angelegenheiten bespricht, Julia und Leo von der Schule erzählen, Katrin die neuesten Computer-Anwendungen erklärt und über den Tratsch in der Gemeinde gelacht wird. Es ist immer lustig, obwohl auch manchmal über ernste Themen wie Glauben und aktuelle Weltpolitik diskutiert wird. Der Abend vergeht dann so schnell, dass Mama und Papa noch einen liebevollen Gutenachtkuss bekommen und die Kinder in ihren Zimmern verschwinden.

      Heute trottet sogar Leo, der Oberschmuser der Familie, mit gesenktem Kopf in sein Zimmer. Als der Reihe nach die Leselampen ausgehen, ist von niemandem das übliche „Gute Na..acht“ zu hören.

      Bedrückt sitzen die Eltern in der Stube. „Ach du meine Güte, da müssen wir uns `was einfallen lassen. Ich habe wegen der vielen Arbeit überhaupt nicht mehr an die Schulferien gedacht“, stöhnt Papa mit belegter Stimme. „Als die Großeltern noch lebten, war das alles viel einfacher.“

      Mama schaut gedankenversunken auf die halb leer gegessenen Teller. Der Tisch wird immer gemeinsam abgeräumt.

      „Weißt du, vor ein paar Tagen hat uns jemand einen Prospekt in den Briefkasten gelegt, in dem sie ein Sommer-Camp für Schüler anbieten. Das wäre doch `was für Julia, sie ist doch so sportlich und ein bisschen Nachhilfeunterricht in Mathe - das ist auch in diesem Paket enthalten - würde ihr für das neue Schuljahr gut tun. Es liegt irgendwo in den italienischen Alpen und ich glaube, es ist nicht einmal so teuer.“

      „Das ist eine gute Idee, da werde ich mir morgen gleich deren Website anschauen. Aber was machen wir mit Leo?“

      „Leo ist noch zu klein für so ein Camp, das Beste ist, wir bringen ihn für ein paar Tage zu Tante Ingeborg nach München. Da gibt es große Freibäder, den Tierpark und Onkel Volker, der ist doch jetzt in Pension, freut sich bestimmt, mit Leo auf die Spielplätze mit angegliedertem Biergarten zu gehen“.

      „Du bist genial mein Schatz!“ Julias Papa umarmt seine Frau, gibt ihr einen Kuss auf den lächelnden Mund und dann räumen beide frohgelaunt den Tisch ab.

      „Julia, Frühstück ist fertig. Trödle nicht so lange im Bad herum, sonst verpasst du noch den Schulbus.“

      Die grau grünen Augen, die schon morgens lustig funkeln, sind heute dunkel vor Trotz. Sogar der kleine goldene Punkt, der immer auf ihren Pupillen tanzt, ist verschwunden, als Julia sich an den Frühstückstisch setzt.

      „Papa und ich haben uns gestern Abend noch lange unterhalten und ich glaube, wir haben eine Lösung gefunden, die dir gefallen wird.“

      Der goldene Punkt glimmt wieder auf. Mit einem Hoffnungsschimmer in den fragenden Augen schaut Julia ihre Mama an.

      „Was hältst Du davon, diesen Sommer deine Ferien in einem Schüler-Camp zu verbringen?“

      „Alleine, ohne euch, ohne Leo und Katrin?“

      Enttäuschung klingt aus Julias Stimme, aber auch Neugier blitzt in ihren Augen.

      „Du bist da nicht alleine, da werden viele Mädchen und Jungen in deinem Alter sein und es wird eine Menge angeboten – Sport, Musizieren, bestimmt werden sie eine Theatergruppe bilden............“

      „Vielleicht kann ich auch reiten!“

      „Die haben bestimmt eine Website. Wenn du von der Schule zurückkommst, kannst du alles genau anschauen. So, jetzt beeile dich, sonst fährt der Bus ohne dich ab.“

      Als Julia nach Hause kommt, sitzt ihr Papa am Küchentisch vor seinem Laptop, mit einer Tasse Kaffee in der Hand.

      „Nun mein Schatz, wie war es in der Schule?“

      „Mmmm, wir haben in Mathe eine Ex geschrieben und ich war überhaupt nicht vorbereitet, das ist gemein, so kurz vor den Ferien, aber ich glaube,