In der Bank ist alles vorbereitet. Der Bankdirektor legt Andi und Neil einen Stapel Briefe vor. Es sind Belege für ein Banksafe in New York, die Bestätigung der New Yorker Filiale, die Bestätigung der Bank, dass sie Aktien im Wert von dreissigtausend Dollar zum aktuellen Kurs im Safe deponieren hat. Als aktueller Kurs wird wie vereinbart, die gestrige Börsennotierung von vierundfünfzig Dollar pro Aktie angenommen. Es ist ein stattliches Aktienpaket, welches soeben den Besitzer wechselt. Neil schaut Andi ungläubig an. Jon setzt unter alle Papiere seine Unterschrift und besiegelt den Handel.
«So, jetzt musst du noch unterschreiben», klärt ihn Neil auf, «dann bist du Mitbesitzer eines Rennstalls. Ich gratuliere!»
«Es geht alles mit rechten Dingen zu?»
«Ich glaube schon, ich würde unterschreiben, sonst kriegst du noch eine saftige Spesenrechnung.»
Um siebzehn Uhr Brasilienzeit setzt Andi die Unterschrift unter die Bankbescheinigung und ist jetzt Aktionär des Jon Franklin Racing Teams.
Wenn das nur gut geht?
Der Rückzieher
Neil und Andi lassen sich mit dem Boot auf die Insel zurückfahren. Jon muss sofort zum Flughafen. Er wird in New York erwartet. Bevor er nach Buenos Aires weiterfliegen kann, stehen Verhandlungen mit dem Sponsor auf dem Programm.
Im Hotel kommen sie gerade rechtzeitig, um mit den Mädchen das letzte gemeinsame Abendessen zu geniessen. David und die Mädchen reisen morgen Samstag weiter. Sie müssen in der argentinischen Pampa noch einen Auftrag mit Werbefotos für Jeans erledigen. Andi und seine Freunde verzichten auf die Reise in die argentinische Provinz. Man wird sich aber in Buenos Aires wieder treffen.
Es gibt ein lustiger Abend und eine noch heissere Nacht. Im Zimmer von Dixi feiert man gemeinsam das grosse Glück von Andi. Es ist wirklich eine wilde Party, welche bis weit nach Mitternacht dauert. Gegen vier Uhr schläft er mit Jodi und Dixi im Arm ein. Die Beiden sind schon vorher eingenickt.
Brutal werden sie vom Portier um neun Uhr geweckt. Die Mädchen müssen bis Mittag ihre Zimmer räumen. Um Zeit zu sparen wird gemeinsam geduscht.
Bob und Andi kümmern sich darum, dass das Gepäck ins Boot verladen wird. Sie begleiten die Models noch bis zu einem Taxistand. Dort trennen sich ihre Wege. Während die vier Models zum Flughafen fahren, lassen sich Andi und seine Freunde zu einem Hotel in Strandnähe fahren. Sie wollen schliesslich noch etwas von Rio sehen. Die nächsten zwei Tage besuchen sie alle Sehenswürdigkeiten in und um Rio. Vom Zuckerhut bis zum grossen Fussballstadion wird alles besichtigt, das in einem Reiseführer Erwähnung findet. Nach dieser Tortur, Rio im Schnellverfahren, fliegen sie noch am Sonntagabend weiter nach Buenos Aires. Erst spät in der Nacht erreichen sie das Hotel. Die Models werden erst am Montag erwartet.
«Was gibt's?», fragt Andi den Kellner beim Frühstück, der mit einer Tafel, auf der sein Namen steht, um die Tische eilt.
«Telefon in Zelle drei, Senior Krüger.»
«Ja - Krüger?», meldet er sich und wartet gespannt, welches der Mädchen ein Problem hat, für welches sie seine Unterstützung braucht.
«Mick Moor, entschuldigen Sie die Störung».
«Schon gut. - Was ist los?»
«Ich habe sie bereits gestern überall gesucht, konnte jedoch ihren Aufenthaltsort nicht ausfindig machen. Ich hatte mit Jon telefoniert. Ich wollte einige Dinge für die nächsten Grand Prix mit ihm besprechen. Wissen Sie was er mir gesagt hat?»
«Keine Ahnung?»
«Das geht mich nichts mehr an, der neue Besitzer des Jon Franklin Racing Teams ist Herr Andi Krüger. Er besitzt jetzt die Aktienmehrheit, ich habe damit nichts mehr zu tun. Was sagen sie dazu?»
«......... ja, was soll ich dazu sagen?», Andi weiss nicht, ob er sich ärgern soll, oder ob es sich nur um einen Scherz handelt, «ich habe beim Kartenspiel einige Aktien gewonnen. Aber dass ich dadurch Besitzer des Teams geworden bin, das ist für mich neu.»
«Es sieht ganz so aus. Auf jeden Fall kümmert sich Jon um nichts mehr. Er hat mir auch erklärt, dass Bausch und Lomb wegen Erfolglosigkeit als Sponsor zurückgetreten ist. Die Formel-1 erreicht in Amerika einfach nicht die gewünschten Einschaltquoten.»
«Von wo rufen Sie eigentlich an?»
«Ich bin bis Mittwoch in Montevideo abgestiegen.»
Er gibt Mick Moor noch die Faxnummer des Hotels durch und beendet vorerst das Gespräch: «Ich melde mich wieder, ich muss das alles zuerst Verdauen.»
«Was ist mit dir los?», fragt Neil, als er zurück an den Tisch kommt.
«Ach nichts Besonderes! - Ich bin nur soeben alleiniger Besitzer eines Formel-1-Teams geworden. Leider ist es eines, welches keinen Hauptsponsor mehr hat.»
«Gratuliere!», meint ein verunsicherter Bob.
«Du meinst, Jon hat sich abgesetzt?», fragt ein ungläubiger Neil.
«Es sieht ganz so aus.»
Danach erzählt er seinen Freunden alles, was ihm Mick erzählt hat. Am Tisch herrscht betretene Ruhe, jeder denkt nach, was das für Konsequenzen haben könnte? Aber so recht schlau wird keiner. Die Drei ziehen sich in Andis Zimmer zur Beratung zurück.
Noch bevor sie mit der Besprechung beginnen können, klopft an die Zimmertür.
«Ein Fax für Senior Krüger», meldet ein Hotelpage.
Andi nimmt das Schreiben in Empfang. Es ist ein Schreiben von Jon. Gespannt liest er es vor:
Hallo Andi!
Entschuldige bitte, dass ich mich aus dem Team zurückziehen muss. Leider sind die Einschaltquoten in Amerika für die Formel 1 so gering, dass der Sponsor das Interesse verloren hat. Ich muss so schnell wie möglich ein Team für die Indy Car Serie auf die Beine stellen. Ich kann mich nicht um zwei Teams kümmern, also habe ich an dich gedacht.
Auf einer Bank in New York habe ich die restlichen Aktien deponiert. Es sind noch vierzig Prozent. Die sind mein Abschiedsgeschenk an Bob Wilson und Neil Jounot. Jeder erhält zwanzig Prozent. Die restlichen sechzig Prozent sind bereits in deinem Besitz.
Um euch den Einstig zu erleichtern, habe ich Bausch und Lomb dazu überredet, die Spesen für die beiden nächsten Rennen zu übernehmen, das entsprechende Papier liegt unterzeichnet in den Beilagen. Bitte beachte, es handelt sich nicht um einen Fixbetrag, sondern um Garantien, die Spesenrechnungen zu übernehmen. Ihr seid also gezwungen zu fahren.
Wenn Ihr das Team auflöst, bezahlt der Sponsor nichts. Falls ihr das Team verkauft, so werdet Ihr nur einen bescheidenen Gewinn erwirtschaften, denn einen Käufer zu finden, welcher einen reellen Preis zahlt, wird nicht einfach sein. Ich habe es drei Wochen lang versucht und jetzt habe ich genug. Vielleicht habt ihr als Europäer mehr Glück.
Also, wenn ich noch einen Rat geben darf, ich würde weiter fahren und versuchen einige Erfolge zu erringen. Als Newcomer werdet ihr nicht so hoch gemessen, wie es bei mir der Fall war. Ich bin sicher, Ihr könnt es schaffen. Wenn ihr noch zusätzliche Sponsoren organisieren könnt, steht genügend Fläche auf den Autos zur Verfügung, Bausch und Lomb wird keine Schwierigkeiten machen, wenn ein weiterer Schriftzug auf dem Auto erscheint, sogar wenn er etwas grösser ausfällt als sein Schriftzug, hat er nichts dagegen, die Formel 1 ist für ihn unwichtig geworden. Den Vertrag für die nächsten zwei Rennen schicke ich per Kurierdienst nach Buenos Aires.
Viel Glück