Andi kennt inzwischen den Körper von Dixi bis ins kleinste Detail. Die Scheiben des Mercedes sind verdunkelt, so dass niemand ins Innere des Wagens sehen kann. Schliesslich muss man sich irgendwie die Zeit im Stau vertreiben und da David das Fahren übernommen hat, haben die drei Freunde Hände und Kopf frei für die vier liebeshungrigen Schönheiten.
Die Stunde des Rechtsanwalts
Beim Nachtessen sitzt Andi mit seinen Freunden wie immer mit den vier Models am gleichen Tisch. Als sie beim Dessert angelangt sind, kommt Jon zu ihnen an den Tisch. «Unsere Fahrer wollen mit ihren Freundinnen nicht im gleichen Camp wie das Team die Ferien verbringen. Jetzt haben wir einige Zimmer zu viel reserviert, wollt ihr in unser Feriencamp mitkommen und dort ein paar Tage ausspannen? Ich hätte dann auch Gelegenheit, eine Revanche von Andi zu verlangen.»
Alle am Tisch blicken sich überrascht an. Alle Blicke verraten das Gleiche. Nur raus aus Sao Paulo. Im Feriencamp soll es sehr schön sein. Man braucht kein Auto, alles ist auf diese Insel vorhanden. Golfplatz, Pool, Motorboote, Tennisplätze, ein langer Sandstrand nur für Hotelgäste und ein Kasino.
«Gerne kommen wir mit, danke für die Einladung!», erklärt Andi stellvertretend für die andern. Allen kommt es gelegen, Andi und seine Freunde wollen sowieso noch den Grand Prix von Argentinien besuchen und auch die vier Models werden noch einmal für Fotoaufnahmen gebraucht. Man hat schon heute Nachmittag diskutiert, wie man die zwei Wochen überbrücken will. Auf Reisen im überfüllten Lokalbussen hat niemand Lust. Vom Verkehrschaos in Sao Paulo hat sowieso jeder genug und nach Argentinien will man auch noch nicht. In Rio ist das Wetter bedeutend angenehmer.
Die Ferienanlage bei Rio ist ein wahres Paradies. Das Unterhaltungsangebot ist sehr reichhaltig. Andi versucht sich im Golfen. Bob, Neil und die Models treiben sich mit Vorliebe am Pool herum. Von Jon sieht man den ganzen Tag nichts. Als Teamchef hat man keine Zeit, faul in der Sonne zu liegen. Zum Nachtessen erscheint Jon sehr früh und beim Aperitif trifft er sich mit Andi.
«Wie sieht es heute mit einer Revanche aus? Am Pool gibt es eine schöne Gartenwirtschaft, dann müssen wir nicht verdursten, wenn wir spielen. Ab neun Uhr geht es los, abgemacht!»
Ab jetzt trifft sich Andi jeden Abend mit Jon und pokert mit ihm, mit immer höheren Einsätzen. Den Tag verbringt Andi mit Dixi am Pool oder am Strand. Die Liebe kommt dabei nicht zu kurz. Während Andi am Abend spielt, vergnügt sich Dixi in der Disco zieht alleine auf der Bühne ihre Show ab.
In Hochform ist auch Andi, er hat schon einige tausend Dollar gewonnen, den Jon spielt, vermutlich um seine Frust loszuwerden und ist nicht besonders erfolgreich.
«So langsam geht mir das Bargeld aus», stellt er fest, «akzeptierst du auch, dass ich Aktien einsetze?»
«Welche Aktien?»
«Aktien vom Jon Franklin Racing Team natürlich, was glaubst du denn sonst?»
«Wie steht den der Kurs?»
«Keine Ahnung, wir werden morgen in der Bank nachfragen. Ich zahle dir die Schulden einfach mit Aktien im entsprechenden Gegenwert. Wir spielen weiter um Dollar und notieren die Schulden, O.K?»
«Meinetwegen», willigt Andi ein, schliesslich kann er nach dem er fünfzehntausend Dollar gewonnen hat, nicht einfach aufgeben, das wäre nicht fair.
Als sie das Spiel beenden, hat Jon wieder sechstausend Dollar zurückgewonnen. Andi hat in der gleichen Zeit für dreissigtausend Dollar Aktien gewonnen, den Jon spielt nur noch mit Aktien, während Andi Bares einsetzt. Da er immer noch ein grosses Dollarguthaben hat, ist er damit einverstanden.
«Ich kann nicht mehr, ich muss schlafen», erklärt Jon, schon einige Male ist er eingenickt und auch Andi geht es nicht besser, «wir treffen uns um zwei Uhr am Pool, Anzug mit Krawatte nicht vergessen, wir fahren zur Bank und ich übergebe dir die Aktien. Gute Nacht, danke dass du mir geholfen hast, meine Sorgen loszuwerden.»
Als Andi in sein Zimmer schleicht, schläft Dixi bereits und er verzichtet darauf, sie zu wecken und legt sich schlafen.
Am nächsten Morgen muss er sich beeilen, dass er noch vor zehn Uhr zum Frühstück kommt. Er trifft Neil, welcher auch nicht viel früher aufgestanden ist.
«Guten Morgen Andi», begrüsst ihn Neil, «sieht man dich auch wieder einmal? Du bist anscheinend spielsüchtig geworden.»
«Ja, so kann man es auch sehen, aber es ist eher Jon, welcher süchtig ist. Ich konnte ihn doch nach seinem Frust vom Grand Prix nicht einfach allein lassen. Wir haben ja noch eine gemeinsame Woche vor uns.»
«Dir scheint es aber auch zu gefallen, wenn man so hübsche Mädchen allein ins Bett gehen lässt, ist man wirklich ein hoffnungsloser Fall. Hat es sich wenigstens gelohnt?»
«Ich weiss nicht so recht, eigentlich schon, zumindest auf dem Papier sieht es sehr gut aus, dreissigtausend Dollar, aber nicht in bar, sondern in Aktien.»
«Jetzt spinnst du, als Jurist muss ich dir sagen, dass die unter Umständen nichts wert sind!»
«Na wenn schon, selbst wenn man nur die Dollars betrachtet, habe ich dazu verdient. Wenn auch nur ein paar hundert Dollar. Du siehst, es ist nichts passiert, er hat mich nicht ausgenommen.»
«Aber du ihn!», bemerkt Neil abschätzig, «er war doch sehr betrunken.»
«Das ist sein Problem, ich habe ihn mehrmals aufgefordert, das Spiel zu beenden. Es scheint ihm aber nichts auszumachen, viel zu verlieren. Die Amerikaner haben da ein ganz anderes Verhältnis zum Geld.»
«Was machst du jetzt mit den Aktien?»
«Ich denke, ich werde sie ihm verkaufen, wenn er wieder bei Kasse ist. Wenn das nicht geht, so hoffe ich, dass ich als Aktionär eines Rennstalls, bei jedem Grand Prix einen gratis Eintritt erhalte.»
«So kann man es auch sehen. Wann geht ihr zur Bank?»
«Heute Freitagnachmittag um zwei Uhr, könntest du mich begleiten, sonst mache ich noch einen Fehler und verspiele in der Bank mehr, als die ganze Nacht hindurch.»
«Du weisst, dass ich in Brasilien nicht als Anwalt arbeiten kann, aber als dein Freund darf ich dich natürlich schon begleiten, wenigstens kann ich ein Schriftstück vor der Unterschrift lesen. Ich bin selber gespannt, was der Ami vorhat.»
«Du kannst dir als Anwalt wohl gar nicht mehr vorstellen, dass es auch anständige Leute gibt!», meint Andi ironisch, «sehen wir das Ganze als zusätzliche Abwechslung im Ferienprogramm an.»
«Gib mir die Schuldscheine, ich will sie noch etwas unter die Lupe nehmen, wir sehen uns um viertel vor zwei Uhr am Pool.»
Neil macht eine ernste Miene, als ihm Andi die Schuldscheine vorlegt.
«Das sind tatsächlich echte Schuldscheine, damit kannst du ihn in jedem Land, ausser vielleicht in Amerika, betreiben. Ich glaube es einfach nicht, dass einer so viel Geld verlieren kann.»
«Die Amerikaner denken da eben anders.»
«Ich habe mich über Internet erkundigt, die Aktiengesellschaft ist Besitzerin eines Fabrikgelände in Florida, vier grosse Transporter, die gesamten Rennutensilien, inklusive vier Boliden. Es scheint ein moderner Betrieb, mit etwa siebzig Angestellten zu sein. Die Finanzlage ist gut, der Hauptsponsor bestreitet ein Grossteil des Budgets. Die Zukunft des Teams ist gesichert.»
«Dann kann mir ja nichts passieren, oder?»
«Ich hoffe es doch sehr. Jedenfalls konnte ich an der Sache keinen Hacken finden. Also, lassen wir uns überraschen, vielleicht kann ich etwas lernen.»
Fein