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war vollkommen von einem schönen, seidenen Schal bedeckt und sie musterte Henry unverhohlen. „Ihr wollt meinen asconischen Sklaven kaufen?" Ihre Stimme klang angenehm sanft und sie lächelte ihn an. „Nun, ich sage Euch gleich, dass er sehr teuer ist und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr den Preis für ihn bezahlen könnt." Sie lächelte wieder, doch dieses Mal voller Mitleid und das machte Henry erst richtig wütend. Er sah sie geradezu unverschämt an, aber das schien ihr nichts auszumachen, sondern sie im Gegenteil noch zu amüsieren. Ihr Alter war schwer zu schätzen und wenn sie auch nicht mehr jung war, so war sie doch immer noch sehr attraktiv. „Nennt mir endlich seinen Preis!", sagte er ungeduldig. „Vergesst es! Ich verkaufe ihn nicht. Wieso sollte ich auch? Er ist zu schön und sehr begehrt. Ich habe gestern, ein kleines Vermögen mit ihm verdient! Vielleicht sollte ich ihn selbst einmal versuchen", erwiderte sie, an den grinsenden Eunuchen gewandt und beide kicherten. Jetzt platzte Henry endgültig der Kragen. „Wisst Ihr, wer ich bin?", donnerte es aus ihm heraus. „Nun, ich würde sagen, ein nicht mehr ganz junger Mann, schwuler Mann", verbesserte sie sich, „der sich dummerweise, in eine meiner männlichen Huren verguckt hat." Sie betonte das Wort ´Huren` ganz besonders. „Ich bin König Heinrich von Austrien!", schrie er in seiner Wut hinaus und sie sah ihn überrascht an. „Wirklich", meinte sie, sah ihn aber immer noch respektlos an. „Gut, dann eben schwuler König, wenn Euch das lieber ist!" Sie machte eine lässige, leicht abfällige Handbewegung und der Eunuch kicherte wieder. „Ich biete Euch 500 austrische Goldstücke", antwortete Henry und schnaufte tief durch. Seine Stimme klang jetzt wesentlich ruhiger, beinahe kalt. Sie sah ihn wieder an und ihre Augen zuckten kurz. „800", erwiderte sie völlig gelassen. „Ich bitte Euch! Kein Sklave ist 800 Goldstücke wert!" Er schüttelte leicht seinen Kopf. „500, sind schon ein Vermögen!" „Nun, vielleicht ist er es Euch nicht wert, mir aber schon. Ich werde sicher ein Vermögen, in den nächsten Jahren mit ihm verdienen. Er ist noch sehr jung und danach schicke ich ihn noch ein paar Jahre auf die Straße." Sie sah ihn eiskalt an. „Oder ich lasse ihn kastrieren", sie machte erneut die lässige, abfällige Handbewegung, „so hübsche Eunuchen sind gefragt." „600!" Henry musste sich zur Ruhe zwingen. Als König war er es nicht gewöhnt, dass man ihm Widersprach, schon gar nicht, von einer Frau. „700!" „650!"
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Sie sah kurz zu ihrem Diener und der spitzte kurz seinen Mund, was Henry nicht entgangen war. „650", wiederholte er daher, beinahe sanft. „Goldstücke, wie gesagt!" Sie blickte ihn wieder an. Henry nickte. „Austrische Goldstücke", wiederholte er ruhig. „So sei es!" Sie streckte ihm wie ein Viehhändler ihre Hand entgegen und er schlug ein. „Hole den Asconier", befahl sie dem Eunuchen. „Ich kann nur für Euch hoffen, dass er das auch wirklich wert ist", sagte sie dann nachdenklich, an Henry gewandt, „Ihr könntet mindestens ein Dutzend, der schönsten Jünglinge, dafür bekommen“, meinte sie lächelnd, doch hätte sie gewusst, welchen Schatz sie in ihren Händen hielt, sie hätte Amanoue nie verkauft. Während sie warteten, tranken sie noch einen Becher Wein und vereinbarten, dass ihr das Geld am nächsten Tag, mit einem Boten zugestellt werden würde und wenig später kam der Eunuch mit Amanoue zurück. Die Herrin ging noch einmal zu ihm und strich ihm mit den Fingerspitzen sanft über den kleinen Po. „So hübsch", sagte sie bedauernd, „vielleicht hätte ich dich doch behalten sollen?", seufzte sie schwer und deutete kurz in Henrys Richtung. „Dort ist dein neuer Herr, diene ihm gut!" Amanoue sah sie überrascht an und sank auf seine Knie. „Bitte, Herrin, schickt mich nicht fort", flehte er sie an, „habe ich Euch nicht gut gedient? Ich werde mich bemühen und in Zukunft noch viel besser, für Euch arbeiten! Das verspreche ich, bitte, verkauft mich nicht!" „Steh auf, mein schöner Asconier und folge deinem neuen Herrn. Er hat einfach zu viel, für dich geboten und ich konnte dem nicht widerstehen. Es lag nicht an dir, du warst die beste, männliche Hure, die ich je besaß, mein Kleiner“, antwortete sie tröstend, half ihm auf und lächelte ihn nochmals zärtlich an. Da beide auf tiranisch gesprochen hatten, hatte Henry kein Wort davon verstanden und schließlich trat er etwas ungeduldig zu ihnen und berührte kurz Amanoues Arm. „Komm", sagte er sanft und der Eunuch führte sie hinaus, doch Amanoue folgte Henry nur zögernd und blickte sich noch einmal um. „Herrin?!“, kam es verzweifelt über seine Lippen und sie blickte ihnen bestürzt hinterher. „Falls Ihr seiner irgendwann müde werden solltet, nun, ich würde ihn jederzeit wieder nehmen!", rief sie auf austrisch und plötzlich voller Zweifel ihnen noch nach, doch Henry reagierte nicht. „Bestimmt nicht", sagte er leise, wie zu sich selbst und zog Amanoue mit sich. Als sie den Hof betraten, legte er Amanoue, der nur die kurze Sklaventunika und den kleinen Lendenschurz trug, seinen schönen Umhang um. Die Wachen, die die ganze Zeit gewartet hatten, erhoben sich sofort und nahmen Haltung an, allerdings blickten sie völlig verdutzt dabei auf Amanoue und erst dann auf ihren König. „Was ist das?", fragte Hauptmann Falco gequält. „Das ist Amanoue", antwortete der König, wie selbstverständlich.
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II
Amanoue und der König
Es war inzwischen dunkel geworden, als sie wieder das Lager erreichten und es herrschte das absolute Chaos. „Meine Güte, wo zum Teufel, habt Ihr gesteckt?", schnauzte der Herzog ihnen entgegen. „Wir haben sämtliche Wachen, auf die Suche nach Euch ausgeschickt! Eure Majestät, wie konntet Ihr nur ohne ein Wort, das Lager verlassen?!" „Jetzt bin ich ja wieder da", antwortete Henry gereizt. Unterwegs war ihm klargeworden, was er getan hatte und nun fürchtete er sich fast davor, seinem Onkel zu beichten, dass hinter ihm im Sattel über die Hälfte seiner Kriegskasse saß. Direkt vor seinem Zelt hielt er an und stieg vom Pferd. Amanoue schwang sein Bein ebenfalls über den Hals des Tieres, rutschte von dessen Rücken und jeder