Der Sklave des Königs. R.S. Volant. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R.S. Volant
Издательство: Bookwire
Серия: Das Licht von Asconien
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742723345
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dich sauber", sagte er fast barsch. Amanoue sah noch immer nicht zu ihm. „Wenn Ihr gegangen seid, `err", sagte er matt und seine Stimme klang dabei völlig gefühllos. „Hast du mich nicht verstanden? Ich meinte jetzt, sofort!", befahl Henry, „na los, mach! Wenn ich wiederkomme, wirst du fertig sein! Ich werde dich, mit mir nehmen!", sagte er energisch, drehte sich um und verließ das Zimmer. Draußen auf dem Flur stand ein Diener, der Henry wieder über die Hintertreppe nach unten geleiten wollte, doch er ließ ihn einfach stehen und ging allen Protest des Dieners ignorierend, über die große Treppe nach unten. Der Saal war dieses Mal gut besucht und fast alle Liegen waren besetzt, doch der König von Austrien achtete nicht darauf, sondern durchschritt den großen Raum mit einer geradezu majestätischen Arroganz. Dafür achteten einige der anwesenden Gäste ganz genau darauf, wer da plötzlich ihre Runde störte. Henry hatte nicht einmal bemerkt, dass es Tiraner waren und einer von ihnen war Prinz Baijan, sein ärgster Feind. Der blickte ihm etwas verwundert nach, stutzte allerdings nur kurz und wandte sich dann wieder seinen Vergnügungen zu. Henry hatte den Saal bereits wieder verlassen und kaum hatte er den Empfangsraum erreicht, war auch schon der Eunuch bei ihm. Der Hausdiener war außer sich und schimpfte, mit den Armen wild fuchtelnd, auf ihn ein. Henry verstand kein Wort und es war ihm auch egal, wenngleich die Worte sicher nicht freundlich gemeint waren. „Halt´s Maul", fuhr er den Dicken an. Der blickte ihn zwar empört an, war aber augenblicklich still. „Hör zu! Ich will den Asconier kaufen, nenne mir seinen Preis!" „Der Asconier ist nicht zu verkaufen", erwiderte der Dicke etwas verwundert, „asconische Sklaven sind selten, daher ist er zu wertvoll und wird unserem Haus sicher, in den nächsten Jahren gut dienen. Der Herr vor Euch, hat bereits sehr gut für seine Entjungferung bezahlt und Ihr selbst seid uns noch den doppelten Preis schuldig. Ihr seht, der Asconier ist sehr gefragt." Er grinste schmierig und Henry hätte ihn am liebsten umgebracht. „Ich will mit deinem Herrn reden! Führe mich zu ihm", sagte er barsch. „Kein Herr", antwortete der Eunuch, „eine Herrin", und ging ein Stück voraus. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?" Sie betraten wieder den schmalen Gang, doch dieses Mal gingen sie in die andere Richtung, bis sie am anderen Ende angekommen waren. Der Eunuch öffnete eine Tür und ließ Henry zuerst eintreten. Sie befanden sich in einem schön eingerichteten Raum, der auf einer Seite hin zum Garten geöffnet war und Henry konnte sein Erstaunen, über die wundervolle Bauweise des Hauses kaum verbergen und sah sich bewundernd um. „Wartet einen Moment, bitte", sagte der dicke Hausdiener und verließ den Raum wieder, kam aber bald darauf wieder zurück, in Begleitung einer vornehm gekleideten Frau. Ihr Haar

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      war vollkommen von einem schönen, seidenen Schal bedeckt und sie musterte Henry unverhohlen. „Ihr wollt meinen asconischen Sklaven kaufen?" Ihre Stimme klang angenehm sanft und sie lächelte ihn an. „Nun, ich sage Euch gleich, dass er sehr teuer ist und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr den Preis für ihn bezahlen könnt." Sie lächelte wieder, doch dieses Mal voller Mitleid und das machte Henry erst richtig wütend. Er sah sie geradezu unverschämt an, aber das schien ihr nichts auszumachen, sondern sie im Gegenteil noch zu amüsieren. Ihr Alter war schwer zu schätzen und wenn sie auch nicht mehr jung war, so war sie doch immer noch sehr attraktiv. „Nennt mir endlich seinen Preis!", sagte er ungeduldig. „Vergesst es! Ich verkaufe ihn nicht. Wieso sollte ich auch? Er ist zu schön und sehr begehrt. Ich habe gestern, ein kleines Vermögen mit ihm verdient! Vielleicht sollte ich ihn selbst einmal versuchen", erwiderte sie, an den grinsenden Eunuchen gewandt und beide kicherten. Jetzt platzte Henry endgültig der Kragen. „Wisst Ihr, wer ich bin?", donnerte es aus ihm heraus. „Nun, ich würde sagen, ein nicht mehr ganz junger Mann, schwuler Mann", verbesserte sie sich, „der sich dummerweise, in eine meiner männlichen Huren verguckt hat." Sie betonte das Wort ´Huren` ganz besonders. „Ich bin König Heinrich von Austrien!", schrie er in seiner Wut hinaus und sie sah ihn überrascht an. „Wirklich", meinte sie, sah ihn aber immer noch respektlos an. „Gut, dann eben schwuler König, wenn Euch das lieber ist!" Sie machte eine lässige, leicht abfällige Handbewegung und der Eunuch kicherte wieder. „Ich biete Euch 500 austrische Goldstücke", antwortete Henry und schnaufte tief durch. Seine Stimme klang jetzt wesentlich ruhiger, beinahe kalt. Sie sah ihn wieder an und ihre Augen zuckten kurz. „800", erwiderte sie völlig gelassen. „Ich bitte Euch! Kein Sklave ist 800 Goldstücke wert!" Er schüttelte leicht seinen Kopf. „500, sind schon ein Vermögen!" „Nun, vielleicht ist er es Euch nicht wert, mir aber schon. Ich werde sicher ein Vermögen, in den nächsten Jahren mit ihm verdienen. Er ist noch sehr jung und danach schicke ich ihn noch ein paar Jahre auf die Straße." Sie sah ihn eiskalt an. „Oder ich lasse ihn kastrieren", sie machte erneut die lässige, abfällige Handbewegung, „so hübsche Eunuchen sind gefragt." „600!" Henry musste sich zur Ruhe zwingen. Als König war er es nicht gewöhnt, dass man ihm Widersprach, schon gar nicht, von einer Frau. „700!" „650!"

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      Sie sah kurz zu ihrem Diener und der spitzte kurz seinen Mund, was Henry nicht entgangen war. „650", wiederholte er daher, beinahe sanft. „Goldstücke, wie gesagt!" Sie blickte ihn wieder an. Henry nickte. „Austrische Goldstücke", wiederholte er ruhig. „So sei es!" Sie streckte ihm wie ein Viehhändler ihre Hand entgegen und er schlug ein. „Hole den Asconier", befahl sie dem Eunuchen. „Ich kann nur für Euch hoffen, dass er das auch wirklich wert ist", sagte sie dann nachdenklich, an Henry gewandt, „Ihr könntet mindestens ein Dutzend, der schönsten Jünglinge, dafür bekommen“, meinte sie lächelnd, doch hätte sie gewusst, welchen Schatz sie in ihren Händen hielt, sie hätte Amanoue nie verkauft. Während sie warteten, tranken sie noch einen Becher Wein und vereinbarten, dass ihr das Geld am nächsten Tag, mit einem Boten zugestellt werden würde und wenig später kam der Eunuch mit Amanoue zurück. Die Herrin ging noch einmal zu ihm und strich ihm mit den Fingerspitzen sanft über den kleinen Po. „So hübsch", sagte sie bedauernd, „vielleicht hätte ich dich doch behalten sollen?", seufzte sie schwer und deutete kurz in Henrys Richtung. „Dort ist dein neuer Herr, diene ihm gut!" Amanoue sah sie überrascht an und sank auf seine Knie. „Bitte, Herrin, schickt mich nicht fort", flehte er sie an, „habe ich Euch nicht gut gedient? Ich werde mich bemühen und in Zukunft noch viel besser, für Euch arbeiten! Das verspreche ich, bitte, verkauft mich nicht!" „Steh auf, mein schöner Asconier und folge deinem neuen Herrn. Er hat einfach zu viel, für dich geboten und ich konnte dem nicht widerstehen. Es lag nicht an dir, du warst die beste, männliche Hure, die ich je besaß, mein Kleiner“, antwortete sie tröstend, half ihm auf und lächelte ihn nochmals zärtlich an. Da beide auf tiranisch gesprochen hatten, hatte Henry kein Wort davon verstanden und schließlich trat er etwas ungeduldig zu ihnen und berührte kurz Amanoues Arm. „Komm", sagte er sanft und der Eunuch führte sie hinaus, doch Amanoue folgte Henry nur zögernd und blickte sich noch einmal um. „Herrin?!“, kam es verzweifelt über seine Lippen und sie blickte ihnen bestürzt hinterher. „Falls Ihr seiner irgendwann müde werden solltet, nun, ich würde ihn jederzeit wieder nehmen!", rief sie auf austrisch und plötzlich voller Zweifel ihnen noch nach, doch Henry reagierte nicht. „Bestimmt nicht", sagte er leise, wie zu sich selbst und zog Amanoue mit sich. Als sie den Hof betraten, legte er Amanoue, der nur die kurze Sklaventunika und den kleinen Lendenschurz trug, seinen schönen Umhang um. Die Wachen, die die ganze Zeit gewartet hatten, erhoben sich sofort und nahmen Haltung an, allerdings blickten sie völlig verdutzt dabei auf Amanoue und erst dann auf ihren König. „Was ist das?", fragte Hauptmann Falco gequält. „Das ist Amanoue", antwortete der König, wie selbstverständlich.

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      II

      Amanoue und der König

      Es war inzwischen dunkel geworden, als sie wieder das Lager erreichten und es herrschte das absolute Chaos. „Meine Güte, wo zum Teufel, habt Ihr gesteckt?", schnauzte der Herzog ihnen entgegen. „Wir haben sämtliche Wachen, auf die Suche nach Euch ausgeschickt! Eure Majestät, wie konntet Ihr nur ohne ein Wort, das Lager verlassen?!" „Jetzt bin ich ja wieder da", antwortete Henry gereizt. Unterwegs war ihm klargeworden, was er getan hatte und nun fürchtete er sich fast davor, seinem Onkel zu beichten, dass hinter ihm im Sattel über die Hälfte seiner Kriegskasse saß. Direkt vor seinem Zelt hielt er an und stieg vom Pferd. Amanoue schwang sein Bein ebenfalls über den Hals des Tieres, rutschte von dessen Rücken und jeder