R.S. Volant
Der Sklave des Königs
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Inhaltsverzeichnis
Die Hure Amanoue
Das Licht von Asconien
Teil 1
Der Sklave des Königs
1
I
Es war ein wunderschöner, sonniger Sommertag und Heinrich von Austrien war glänzend gelaunt, denn er hatte gleich zwei gute Gründe dafür: Sein Sieg über Prinz Baijan und sein achtundzwanzigster Geburtstag. Beides wollte er ausgiebig feiern und so war er nun mit einigen seiner engsten Gefolgsleute auf dem Weg nach Magiyar. Sie hatten etwas außerhalb der tiranischen Stadt ihr Lager errichtet und nun war der König aus eben diesem Grund mit seinen Freunden unterwegs zu einem der berühmten tiranischen Freudenhäusern, um mit ihnen dort ausgelassen zu feiern. Henry, wie der junge König auch unter seinen Freunden genannt wurde, ritt zwischen Herzog Richard, der sein Onkel war und dem alten General Laurentis, der bereits unter seinem Vater gedient hatte. Die Beiden kannten die tiranischen Freudenhäuser aus ihrer eigenen Jugend und erzählten nun schon eine ganze Weile von ihren erotischen Erlebnissen, die sie dort genossen hatten. „Wirklich, Henry", sagte der Herzog schwärmerisch, „du kannst mir glauben! Wenn die Tiraner auch elende Hunde und ein Volk von Banditen sind, ihre Freudenhäuser sind vom Feinsten! Nirgends findest du schönere und vor allem willigere Huren, als hier!" „Ihr werdet sehen, Eure Majestät, auch die Auswahl ist immens!", rief ihm der alte General schelmisch grinsend zu, „Frauen, aus allen Teilen der Welt. Manche mit einer Haut, so schwarz wie die Nacht und Körpern, so biegsam, wie der einer Schlange!" Henry blickte den General lachend an und schlug ihm scherzhaft auf die Schulter. „Na das, kann ich nun wirklich nicht glauben, mein lieber General!", erwiderte er ungläubig, drehte sich zu dem hinter ihm reitendem Graf Satorius und dessen Sohn um und zwinkerte ihnen zu, woraufhin auch sie lachend ihre Köpfe schüttelten. „Wirklich, Henry! Der General hat recht, Ihr werdet schon sehen", schwärmte der Herzog wieder, „Frauen, mit einer Haut wie Milch und langen, schwarzen Haaren, die glänzen wie Rabenflügel und ihre Augen, haben die Form von Mandeln!", rief er und verdrehte verzückt seine Augen. „Junge, teils unberührte Mädchen und auch Jünglinge", raunte er ihm leiser zu, „wie du sie noch nie gesehen hast!" Herzog Richard wusste von der Schwäche, die sein Neffe für junge, hübsche Männer hatte und wenn er es auch nicht für guthieß, so tolerierten er und die Anderen dessen Vorliebe, denn schließlich wollte keiner den König zum Feind haben.
2
Henry war bei seinem Volk und seinen Soldaten äußerst beliebt, denn er war schon als Prinz immer viel mit ihnen unterwegs gewesen und hatte auch stets tapfer an ihrer Seite gekämpft. Und so sahen die, die es wussten, darüber hinweg, während der Rest es entweder nicht wahrhaben wollte, oder nur hinter vorgehaltener Hand darüber tuschelte, wenn der König mal wieder einen neuen Favoriten hatte. Recht lange dauerten diese Affären eh` nie und wenn er mit seinen Soldatenfreunden manchmal in seiner Jugend ein Freudenhaus besucht hatte, dann hatte er durchaus auch mit Frauen verkehrt und keine hatte sich je über ihn beschwert. Schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht und sie stiegen im Hof des tiranischen Freudenhauses, von ihren Pferden. Es war ein großes Gebäude, das eher an einen kleinen, altgriechischen Palast erinnerte, mit einem schön angelegten Garten, so wie es in diesem Teil des Landes üblich war. In seiner Mitte waren formale Wasserbecken angelegt, in denen üppige Seerosen blühten und Henry und seine Gefolgsleute blickten sich staunend um. Überall waren Blumenbeete angelegt und schattige, verschlungene Pfade luden zum Spazierengehen ein. „Hauptmann Falco!", rief der König und der Soldat kam augenblicklich zu ihm. Er deutete eine Verbeugung an und salutierte nach austrischer Art, indem er seinen rechten Arm quer über seine Brust legte und mit seiner Faust kurz seine Herzseite berührte. „Mein König?", fragte er und sah dabei Henry offen ins Gesicht. Henry mochte Falco, der erst kürzlich, wegen seiner ausgezeichneten Leistungen zum Hauptmann befördert worden war, nachdem der alte Hauptmann der königlichen Leibwache im Kampf gegen die Tiraner gefallen war. „Sagt Euren Leuten, dass sie hier warten sollen. Ihr selbst, könnt ruhig mit uns kommen, seht es als kleine Belohnung für Eure treuen Dienste, die Ihr mir bis jetzt geleistet habt, an!", lächelte der König ihm zu und obwohl Falco kein besonderer Freund von Freudenhäusern war, nahm er die Einladung dankend an, denn es wäre einer Beleidigung gleichgekommen, wenn er abgelehnt hätte. Man hatte bereits die Türen geöffnet und ein großer, glatzköpfiger Diener, hieß sie willkommen. Er geleitete sie durch eine kleinere Empfangshalle, blieb dann kurz stehen und verbeugte sich etwas übertrieben, vor einer reichverzierten, zweiflügeligen Türe. „Hohe Herren aus Austrien", sagte er mit einer seltsam hohen Stimme, die irgendwie so gar nicht zu ihm passte, „seid willkommen, in unserem Haus. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch wohl und genießt die kommenden Stunden!" Er öffnete die Türen und trat beiseite. Wieder verbeugte er sich tief und deutete dabei ins Innere eines großen Saales. Nacheinander betraten sie den Raum, erst der Herzog mit Henry, dann der General, gefolgt von Graf Satorius und seinem Sohn, der ebenfalls den Rang eines Hauptmannes trug und zum Schluss, Falco.
3
Es war, als wären sie in eine andere Welt eingetaucht, staunend blieben sie stehen und blickten sich fast ehrfürchtig um. „Habt ihr schon jemals, so etwas gesehen?", fragte Henry und drehte sich lachend zu den Anderen um. Er hatte beide Arme ausgestreckt und drehte sich langsam im Kreis, „und wir, nennen sie Barbaren!" In der Mitte des Saales stand ein großer Springbrunnen aus weißem Marmor und die gewölbeartige Decke wurde von riesigen, reichverzierten Säulen gestützt, die aus dem gleichen, edlem Stein gefertigt waren. Der ganze Raum war erfüllt von einem schweren, süßlichen Duft, der ihnen fast die Sinne raubte und überall standen große, bequeme Liegen, die mit üppigen Stoffen und bunten Seidenkissen bestückt waren. Auf einigen davon saßen wunderschöne, kaum bekleidete Frauen aus verschiedenen, fernen Ländern, von denen man zwar schon von den