der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum. Yule Dackelpfötchen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Yule Dackelpfötchen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737517836
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waren ziemlich verwirrt, als sie diese Inszenierung das erste Mal in dem dunklen Etablissement beobachtet hatten, indem sie gelegentlich verkehrten, bezahlten und das sie von Champignioll natürlich nicht bekamen, für diese allabendlichen Vergnügungen zu gewinnen, hatten sie sich hin und wieder auch selbst von mehr oder weniger betrunkenen Gästen durch die Luft schleudern lassen und auch Nebenjobs für menschliche Gäste der Kneipe durchgeführt, die wie die Ermittlungen Champigniolls ergaben, nicht immer so ganz mit dem Gesetz der Menschen im Einklang gestanden sein sollen. Obwohl das Grüppchen der Bier trinkenden Zwerge, das im Laufe der Zeit zahlenmäßig stark angewachsen war (alle waren neugierig auf das leckere Bier) sich äußerst reumütig zeigte, hatte Champignioll ihnen, zur Untermalung des erzieherischen Effektes, fast die Hälfte ihrer Zauber dauerhaft entzogen. Dies bedeutete für die Zwerge, das sie nun mehr als vorher mit reiner körperlicher Kraft malochen mußten, weniger mit Magie. Klar, das der Name Champignioll von ihnen ab diesem Zeitpunkt oft, aber nie als Kosewort zur gegenseitigen Betitulierung verwendet wurde.

      Salidor beschloß, sich gleich auf den Weg zu Flabiloll zu machen. Er verließ den Laden und schlug den Weg durch die verwinkelten Gäßchen in Richtung Wald, zur Weide der Windpferde ein. Er freute sich darauf, wieder einmal mit einem dieser schönen Wesen durch die Lüfte zu gleiten, das war schöner als die atomare Zerlegung und spätere Wiederzusammensetzung seiner sämtlichen Gliedmaßen beim Teleport.

      Salidor, der wesentlich längere Beine hatte als Zwubicks und außerdem keinen Korb vor sich her tragen mußte, hatte eigentlich nicht vor gehabt, seinem kleinen Gehilfen hinterher zu gehen. Er folgte vielmehr automatisch den ihm vertrauten Winkeln und Abbiegungen der Gäßchen, während er darüber nachgrübelte, wie er Champignioll davon überzeugen könne, den überlasteten Zwergen ihre Zauber wiederzugeben.

      Den Kopf gedankenverloren gesenkt, betrat er eine längere, etwas breitere Gasse, auf der sich ein paar wenige antiquierte, kleinere Tante- Emma- und Trödler- Abraham- Läden der Menschen befanden. Obwohl er für Menschen unsichtbar war, sah er aus alter Gewohnheit kurz auf, um zu sehen, wer in der Gasse unterwegs war.

      Er war sehr überrascht, als plötzlich, vielleicht zwanzig Meter vor ihm Zwubicks aus einem Blumenladen herauskam, eine wunderschöne Rose mit extrem großer Blüte in seinen Händen haltend. Der Zwerg hatte ihn nicht bemerkt.

      „Nanu?“ wunderte sich Salidor. Nicht Neugier, sondern Freundschaft und Interesse verführten ihn dazu, Zwubicks, der zielstrebig dem anderen Ende der Gasse entgegeneilte, zu folgen. „Wirklich merkwürdig...“, dachte er sich, denn eigentlich war Zwubicks ja unsichtbar, wie sollte er also die Rose gekauft haben können? Er hatte doch alle Tränke abgegeben, hatte er sie vielleicht geklaut? Nein, das glaubte er nicht. Aber was dann ... ?

      Zwubicks bog rechts ab und überquerte zielstrebig einen weitläufigen, mit alten, wuchtigen Wackersteinen gepflasterten Platz, auf dem in regelmäßigen Abständen Platanen hinauf in den Himmel ragten.

      Diese Platanen als Tarnung nutzend, folgte Salidor dem kleinen, breitschultrigen Blumenkind, das sich jetzt selbst hinter einer Platane, mit besonders korpulentem Stamm, versteckte und nervös von einem seiner stämmigen Zwergenbeine auf das andere wippte.

      Salidor schlich sich von Zwubicks unbemerkt hinter den nächst stehenden Baum, wobei er sich etwas albern vorkam und auch ein wenig Gewissensbisse hatte, einen Freund zu bespitzeln, aber er war ja kein Spion, sondern einfach nur gutgemeint neugierig und um das Wohl seines Schützlings besorgt. Zur Sicherheit belegte er sich kurzerhand noch mit einem kleinen Zauber, der ihn auch für Zwerge unsichtbar machte.

      Zwubicks, die Rose mit dem schönen roten Kelch nervös in seinen patzigen Händen drehend, spähte an der rissigen Rinde des Baumes vorbei auf das Schaufenster des Metzgerladens, keine zehn Zwergenschritte entfernt.

      Salidor, der recht gute Augen hatte, sah in dem Schaufenster nur Preistäfelchen und ausgestellte Fleischwaren, oder Plastikimitate solcher, wie etwa einen großen Ringel Fleischwurst, zwei Kopflose Hühnchenleiber und mehrere Körbe, aus denen kleinere Würste hervorquollen.

      Währenddessen tappten Bernie und Peter durch das Labyrinth der Gassen, ohne es zu bemerken in mehr oder weniger großen Zirkeln um den Kräuterladen herum, in der irrigen Annahme, dort müßten sie irgendwann auf das Auto stoßen, mit dem sie in die Stadt hinab gefahren waren. Salidor hatte den Würzrauch in Bezug auf dessen zeitliche Nachwirkung wohl doch etwas unterschätzt. Ohne Gegenzauber gegen diese Erinnerungsdiebstahl waren die Erklärungen des Zauberers somit vorerst sämtlich für die Katz und die beiden Freunde irrten munter ziellos durch die Gegend.

      Jetzt kamen sie schon zum dritten Mal an der Bäckerei mit dem daran angrenzenden Blumenladen vorbei.

      „Ich glaube, mein Opa wird langsam senil“, meinte Bernie zu seinem nachdenklich neben ihm her trottenden Freund. „Neulich hat er sein Portemonnaie versteckt und nicht wiedergefunden.“

      „Warum hat er denn sein Portemonnaie versteckt?“ fragte Peter, während sie an der Gabelung, an der es rechts auf den großen Platz ging, auf dem Zwubicks und Salidor immer noch in ein leeres Schaufenster starrten, links abbogen.

      „Er glaubt, meine Oma würde daraus stibitzen und befürchtet deshalb wohl, es könnte einmal nicht mehr genug darin sein, um in seiner Stammkneipe ein Bier zu trinken.“

      „Meinst Du wir sind auch senil?“ fragte Peter, nachdem er eine Weile nachdenklich geschwiegen hatte.

      Bernie zuckte unsicher mit den Schultern. „Kann schon sein. Ich jedenfalls kann mich nicht mehr daran erinnern, wie wir hierher gekommen sind...“. Peter hielt kurz im Gehen inne, klopfte ihm auf die Schulter und gab zu, dass es ihm nicht anders erging. Dann trotteten sie weiter. Bei ihrer nächsten Runde um den Bäckerladen, aus dessen angelehnten Fenstern sich knusprige Duftwolken frisch gebackener Brote auf die Gasse hinaus zwängten, um vorbeiziehende hungrige Pilger zum Kauf zu verlocken, bogen sie diesmal nach rechts, auf den großen Platz ab, auf dem Zwubicks in genau diesem Moment hinter dem Baum erstarrte, der ihm als Blickschutz diente. Der ganze Zwerg war wie eingefroren, bis auf die wulstigen Finger seiner Hände, die, die Rose haltend, begannen immer heftiger zu zittern.

      Jetzt sah Salidor auch warum und schlagartig wurde ihm alles klar. Fast schon hatte er es sich gedacht. Hinter der Theke, nahe am Schaufenster war jetzt eine rundliche, junge Frau mit quirligem, dunkelblondem Lockenhaar erschienen, die mit ihren massigen Händen hierhin und dorthin zeigte, ab und zu eine Wurst von hinter der Theke hervor nahm und mit einer Maschine dünne Scheibchen davon abschnitt.

      Die Statur der Frau in der blauweiß karierten Schürze mit den vor Leben glühenden roten Backen hatte, eventuell vom vielen Würste essen, doch schon einen beträchtlichen Umfang bekommen, der Kopf wirkte fast ein wenig klein in der Proportion.

      Das schien Zwubicks aber gar nicht zu stören. Wie wild ließ er die Rose zwischen seinen Fingern hin und her wandern und wippte vor und zurück, in einer Agilität, die Salidor bisher noch nicht bei einem Zwerg gesehen hatte und deren stille Zeugnisname ihn nun grinsen lies.

      Schmachtend hob der Zwerg sein breites Kinn, seine Augen ganz auf die junge Dame gerichtet, um ja jedes begehrte Gramm von ihr mitzubekommen.

      Salidor war so gerührt von dem verliebten Zwerg da vor ihm, das er Bernie und Peter gar nicht bemerkt hatte, die nun den Platz überquerten und den Elf natürlich auch nicht sehen konnten. Aber selbst wenn sie ihn gesehen hätten, waren sie immer noch so benebelt vom Würzrauch und so in ihr Gespräch vertieft, das ihnen da gar nichts Besonderes aufgefallen wäre. Salidor beschloß genau in dem Moment, genug gesehen zu haben und nun hinüber zu seinen geliebten Windpferden zu eilen, als Bernie und Peter gerade hinter im vorbei flanierten. Padautz! Der flott rückwärts schleichende Zauberer krachte mit dem rechts neben Bernie trottenden, wohlbeleibten Peter zusammen.

      Es erschreckten sich nun vier Personen: Salidor, der sonst immer ein gutes Gespür dafür hatte, wenn Menschen in seiner Nähe waren, aber diesmal so abgelenkt war, weil er sich für Zwubicks freute, Peter sowieso, weil er auf ein unsichtbares Hartes geprallt war und Bernie und Zwubicks, die der Schreckensaufschrei Peters aus ihrer jeweiligen Träumerei riß.

      Während Salidor den Unsichtbarkeitszauber rückgängig machte, damit Bernie und Peter