Die Positiven. Gerhard Freitag. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerhard Freitag
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847688846
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„Die besucht offensichtlich die letzte Klasse auf der Titan-First-High, muss daher etwa 17, 18 Jahre alt sein und vielleicht haben wir die Chance, dass sie nächstes Jahr ein Studium auf Terra beginnt.“

      „Toku, du musst umdenken“, neckte Eve, Wenn es so ist, wie du vermutest, dann ist das schon heuer.“

      „Ach ja, wir haben ja schon 2100,…also, dass sie heuer ein Studium auf der Erde beginnt.“

       „Ganz wohl fühle ich mich nicht bei dem Gedanken, dass wir Ende Jänner nach Terra zurückkehren und Mona Myers bleibt ohne Unterstützung bis zum Sommer allein hier.“

      „Nun, dann müssen wir halt schon heute Nachmittag beginnen, ihr die ganze Tragweite ihrer Gabe so näher zu bringen, dass sie bis dahin auch ohne unsere Hilfe überlebt.“

       „Bisher hat sie ja auch überlebt. Allerdings ist es schon ein Riesenunterschied, ob man weiß, dass man Mutant ist, oder eben nicht.“

      Das Net in der Küchenbox meldete, dass der Kaffee fertig sei. „Was möchten Sie dazu essen?“ fragte es. „Wie immer“, antwortete Eve laut, nachdem sie in den Gedanken Tokus festgestellt hatte, dass dieser keine besonderen Wünsche an das Frühstück hatte.

      Sie schlüpften aus dem Bett, verrichteten die übliche Morgentoilette und begaben sich in die Küchenbox.

       „Zuerst müssen wir feststellen, aus welchen Familienverhältnissen Mona stammt. Was sie weiterhin zu tun gedenkt und wie wir ihr dabei eventuell helfen können. Wie wir sie davor schützen können, sich irgendwie aus Versehen zu verraten und wie es dann in Zukunft weitergehen soll.“

      „Wenn sie überhaupt Titan verlässt!“

       „Ich hatte den Eindruck eines Mädchens aus gutem Haus. Etwas schüchtern vielleicht, aber durchaus imstande, ein Studium auf Terra anzustreben.“

      „OK, wir ziehen uns normal an und nehmen die Sportkleidung mit. Mona kann dann entscheiden, was wir im Sportzentrum tun wollen. Unsere spezifische Unterhaltung ergibt sich dann sicher ganz von alleine.“

      „Bestimmt. Mona hat wahrscheinlich heute sehr schlecht geschlafen. Ich wüsste allerdings nicht, wie wir die Sache hätten anders angehen sollen.“

      Sie tat ihnen schon leid. Zuerst war sie mit ihren Klassenkameradinnen- und Kameraden zum Ball gegangen. Wahrscheinlich auch noch dazu zum ersten Mal. Dann hatte sie eine grässliche Stimme wie aus einem Horrorfilm zu einer Kammer der Energiestation befohlen und dann wurde sie mit mehr als merkwürdigen Hinweisen auf Fähigkeiten ihres Gehirns wieder zurückgeschickt. Nun ja, wie hätten sie es sonst machen sollen?

      Gegen 15:30 Uhr Standard gingen sie mit ihren Sporttaschen in der Hand zu den Liften des Sektors Gelb, fuhren dort nach Ebene 50, dort mit der Vakbahn zum Sektor Rot und dort mit den Rolltreppen zur Ebene 48, wo die Sportstätten lagen.

      In Ticity gab es verschiedenste Sporteinrichtungen, Freizeitclubs und Fitnessstudios. Diejenigen auf 48 Rot waren allerdings unter den Bewohnern ziemlich beliebt, da sie sehr viele verschiedene Möglichkeiten boten.

      Fast jede Hallensportart unter Gravitation war vertreten. Dazu gab es noch die beliebten Antigrav- und Minigravsportarten wie z.B. Minigraphtennis – ein 50m langes und 22m breites Tennisfeld mit nur 0,5 GE und damit ganz speziellen Bedingungen. Oder Null-GE-Ball. Bei dieser Sportart spielten 5 Mann gegen 5 Mann innerhalb einer Kugel mit Null GE und mussten eine glatte und schwer zu packende Metallkugel in ein Feld in der gegnerischen Halbkugel mit einer Kraft von mindestens 0,2 Newtonmeter platzieren.

      Sehr beliebt war auch Minigravtauchen, wo in einer wassergefüllten, verformbaren Blase mit nur 0,3 GE farbige Stäbe in einer bestimmten Reihenfolge in gegnerische Wholes gesteckt werden mussten.

      Am Eingang des Sportkomplexes wartete schon Mona Myers. Auch sie hatte eine Sporttasche in der Hand und meinte zur Begrüßung: „Hallo Mitbewohner. Ich dachte mir, dass ich Sportsachen mitbringen sollte. Was sollten wir denn sonst hier machen?“

      Eve und Toku sahen einander schuldbewusst an, nickten dann Mona freundlich zu und Eve antwortete: „Tut uns leid. Offenbar haben wir in der Aufregung völlig vergessen, auch unsere Namen zu nennen. Ich bin Eve White und mein Freund hier heißt Toku Namashida. Wir wissen ja, dass du Mona Myers heißt. Allerdings viel mehr wissen wir noch nicht. Bitte sag einfach Eve und Toku zu uns.“

      „OK, mach ich. Und nun: Was sollte denn das Ganze, gestern Abend? Es war eine so unheimliche Performance von euch, dass ich heute früh gar nicht mehr so sicher war, ob ich nicht alles geträumt hatte.“

      „Hast du keineswegs“, sprach Toku sie telepathisch an. „Wie du siehst, kannst du auch am ersten Tag des neuen Jahrhunderts noch immer meine Gedanken empfangen, obwohl du bis gestern Abend vermutlich nicht einmal gewusst hast, dass so etwas möglich ist.“

      Mona konzentrierte sich: „Ich versuch es jetzt auch. Könnt ihr mich hören?“

      „Sehr gut“, antwortete Toku, „Doch jetzt sollten wir nicht länger schweigsam hier herumstehen“ und fügte laut hinzu: „Was wollen wir machen?“

      „Wie wär´s mit Billardspielen?“ fragte Mona „Da können wir uns auf eure Art unterhalten, dabei spielen und es ist völlig unauffällig.“

       „Gute Idee.“

      „Das kann ich aber nicht“, meinte Eve. „Wie wäre es mit Schwimmen, habt ihr Badesachen dabei?“

      „Ich schon“, meinte Mona.

      „Ich auch“, kam von Toku.

      „Dann lasst uns ein paar Längen schwimmen. Dabei spricht man normalerweise auch nicht gerade viel.“

      Sie betraten den Sportkomplex und gingen Richtung Schwimmhalle, wo auch die Umkleideräume waren.

      Wenig später trafen sie im Schwimmbecken zusammen. Aufgrund des besonderen Datums waren auffällig wenige Leute gekommen und es war sehr viel Platz. Wer wollte schon nach durchfeierter Nacht am ersten Jänner eines neuen Jahrhunderts ausgerechnet schwimmen gehen?

      Toku erzählte schließlich auf telepatischem Wege die Geschichte der Mutanten, warum sie vom Rest der Menschheit gefürchtet wurden, dass es auf Terra eine Gruppe gab, die sich selber PM´s nannte und dass deren Anführer Gerry Suffex hieß.

      Eve erzählte über die unterschiedlichen Begabungen und dass sie wahrscheinlich noch lange nicht alle Möglichkeiten von positiver Mutation erkannt hatten, dass Gerry eine Maschine zur Bestimmung der Kräfte gebaut hatte und dass sie jedenfalls alle telepathisch begabt seien. Warum alle bisher gefundenen Mutanten Telepathen von unterschiedlicher Stärke waren und einige auch noch einen weiteren Extrasinn hatten, wusste auch sie nicht zu beantworten.

      Mona war sehr aufgeregt und wollte schließlich einige Experimente machen. Eve und Toku erzählten ihr daraufhin von der Angst der Gruppe ins Gefängnis zu kommen, bzw. in ein Lager gebracht und desequentziert zu werden.

      Schließlich berichtete Mona, dass sie eine gute Schülerin sei, ihre Eltern eine hohe Stellung bei NANO hätten und dass sie im Sommer nach Terra zurückkehren solle, um in den USA Chemie zu studieren.

      „Das ist ja wunderbar“, rief Toku telepathisch aus. „Dann schickst du uns einfach eine Mail, wann du ankommen wirst und wir setzen uns mit dir in Verbindung. Es wird sicher eine Möglichkeit geben, dass du möglichst bald nach England kommst, mit Gerry sprichst, die Gruppe kennen lernst, an den PSI-Tester angeschlossen wirst und so weiter…...“

      „Na ja, aber ich weiß noch immer zu wenig über das Ganze“, meinte Mona nicht ganz so euphorisch.

      „Wir bleiben hier ja noch in stetiger Verbindung“, war Eve ein. „Wir hätten die Absicht, dir noch einiges beizubringen, was dir hilft, möglichst unauffällig weiter zu leben, zu lernen, mit deinen Eltern, Freunden und Klassenkameraden genau so weiter zu machen, als ob du das alles