„Siehst du, so ist es vernünftig!“ lobte Querini. „Das Reich Gottes verlangt die Einsicht, Andersgläubige zu bekämpfen.“
Dersto setzte sich schweigend und starrte den Legaten an.
„Mein Sohn“, fragte der Jesuit weiter, „du reist nach Sachsen?"
"Woher wißt Ihr das, Monsignore?“
„Unsere Beichtkinder sitzen überall und Konfratres auch. Vergiß nicht, die Kirche weiß alles, und wir Väter der Kompanie Jesu, wissen noch mehr. Niemand kann uns täuschen. Du brauchst einen Reisepaß, wenn dich August nicht als Walen aufknüpfen soll.“
“Ich bin kein Wale!" protestierte Dersto erregt. „Walen nennt man jene, die die Gebirge nach Erzen, edlen Steinen und seltenen Erden zur Glasherstellung durchstreifen. Sie leben wie die Zigeuner, heimlich, stets verfolgt. Ich hole nur das, was mir gehört.“
Querini beeindruckte das nicht, er fuhr ungerührt fort: "Außerdem gehört eigentlich auch die Hälfte dieses Schatzes der Signoria von Venedig. Hast du das Gesetz vergessen? Auch uns steht ein Teil zu - der Zehnt. Wenn ich die Sünde auf mich nehme, die Republik um ihren Anteil zu bringen, mußt du schon etwas für meinen Orden tun. Glaubst du, wir wollten uns einem neuen Armutsstreit aussetzen? Also...!“
„Befehlt!“
„Hör zu, Messer Hieronymo!“, begann Querini nach dem alten Rezept: Im Konflikt verstärke den Kontakt, damit die Ohren weicher werden. „Papst Gregor ist in echter Sorge um das Heil seiner Herde in Böhmen und Sachsen. Die Gewaltakte gegen unsere Glaubensbrüder nehmen zu.“ Jetzt legte er seinen Arm um Derstos Schultern. „Der Heilige Vater sorgt sich ...“
„... um die spärlicher eingehenden Taler“, unterbrach ihn Dersto.
„Du begreifst schneller, als ich gedacht habe. Ja, deshalb müssen wir unseren katholischen Glauben wieder einführen. Dazu benötigen wir solche Köpfe wie dich. Du hast Übung im Umgang mit Häretikern. So einen Mann brauche ich, um die sächsischen Lutheraner, Calvinisten und Kryptocalvinisten gegeneinander zu bringen.“
"Was muß ich tun?“
„Du reitest an der Festung Stolpen vorbei. Erkunde, wie die Städte der Lausitz bewaffnet sind. Haben sie Musketen? August ist als geizig bekannt. Zum zweiten brauchen wir einen Adligen, der Pater Canisius in Wien regelmäßig über die Politik des sächsischen Hofes informiert.“
„Und Geld?“
„Nichts da, du wirst für den Sachsen eine Silberader finden, die abbauwürdig ist. Du nimmst einen Diener mit, er wird dir helfen, klarer zu denken: Joseph Paßler. Er weiß alles Nötige. Dafür wird dir Bischof Vladislaw einen Geleitbrief ausstellen und einen Beutel Gold schenken - weil du fest zur römischen Kirche stehst. Er freut sich schon darauf, daß er dem ruhmreichen Orden Jesu dienen darf. Wir werden ihn noch viele blanke Talerchen kosten. Aber sollte er störrisch sein, schicken wir ihn zum Abrasten in ein abgelegenes Kloster, vielleicht zu seinem Freund Carranza.“
„Ich bin Euer Diener, Pater. Betet für mich.“ Dersto kniete nieder. Schweigend legte ihm der Legat die Finger auf den Scheitel. Schließlich erhob sich der Graf und küßte die Hand des Geistlichen. Dann ging er durch das taufeuchte Gras davon.
Querini blieb noch und blickte zufrieden die Elbe hinab. Wie das Wasser dieses Flusses würden die Irrlehren fortgespült. Die Rache des Herrn ist über mich gekommen, dachte er zufrieden. Wenn wir die Protestanten gespalten haben, werde ich auch die Häresie aus Böhmen vertreiben. Bruder Joseph wird mir helfen. Seinen Plan, ein Kind umzubringen und damit die Bevölkerung aufzustacheln, werden wir gegen die Juden Prags nutzen.
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