Die Elf Augen. B. L. Hach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B. L. Hach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783741841088
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merkwürdige, bunt verzierte Holzstäbe.

      »Ähm, denkst du, was ich denke?«, fragte Arnold.

      Agatha nickte. Ihre Eltern hatten sie immer vor Waffen jeglicher Art gewarnt. Agatha hatte ja nicht mal eine Spielzeugpistole bekommen, als sie vor Jahren an Karneval als Cowboy verkleidet hatte. Und jetzt das hier?

      Herr Schmidt beschnüffelte aufmerksam den Raum. Ihm gefiel es hier. Außer nach Turnhalle roch es nach Thea und das war, gleich nach Greta, sein Lieblingsgeruch. Vor lauter Begeisterung achtete Herr Schmidt nicht darauf, wo er hinlief. So stolperte er über ein Seil, das den Boden entlang gespannt war. Entrüstet über das Hindernis, schnappte er zu. Mit aller Kraft begann Herr Schmidt an dem Seil zu ziehen.

      Plötzlich gab es einen lauten Knall. Ehe die Zwillinge sich versahen, steuerte ein übergroßer Roboter direkt auf sie zu. Es schien, als hätte er hinter dem Laufband gelauert und auf den richtigen Moment des Angriffs gewartet. Sein Metallkopf drehte sich um 360 Grad, wie ein Überwachungsgerät. In seinen Augen blitzten Leuchtdioden auf. Als sich sein Blick auf die Kinder fokussierte, fuhren acht Arme aus seinem Metallkörper. Damit schlug und boxte er in alle Richtungen. Die Kinder waren einen Moment starr vor Schreck. Dann setzten ihre Reflexe ein.

      »Pass auf, Agatha«, schrie Arnold.

      Agatha duckte sich im letzten Moment, sonst hätte sie eine gewaltige Faust abbekommen.

      »Er hat es auf Greta abgesehen«, rief sie und war schon wieder aufgesprungen.

      Tatsächlich, der Roboter hatte sich um seine Achse gedreht und rollte brummend in die Mitte des Raumes. Dort saß Greta, völlig ungeschützt. Agatha konnte es kaum fassen: Dieser Roboter war feige. Er nahm sich tatsächlich die Kleinste vor! Agatha wurde wütend, so wütend wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Mit ihrer Wut spürte sie eine unglaubliche Kraft. Beinahe unbesiegbar fühlte sie sich! Mit hochrotem Kopf und lautem Gebrüll rannte sie auf den Roboter zu. So schnell, dass sie kaum noch zu sehen war. Mit voller Wucht stieß sie ihm in den harten Bauch. Der Roboter fiel hinten über – samt Agatha. Sie setzte sich auf seine Brust, wo die Schaltzentrale blinkte. Mit bloßer Faust hieb Agatha auf die Lichter und Schalter ein, in alle Richtungen stieben Funken davon. Kamen die von der Elektronik des Roboters oder ... aus Agatha selbst?! Es kümmerte sie kein bisschen. Agatha war ganz damit beschäftigt, das Metall zu zerbeulen. Bald stieg Rauch aus dem Roboterkopf empor. Es piepste ein paar Mal, dann breitete sich eine beruhigende Stille aus.

      »Den hast du erledigt«, stellte Arnold fest und schluckte. Es war das erste Mal, dass er seine Schwester so gesehen hatte. So schnell, so stark. Fast wie eine Superheldin.

      »Hast du dir weh getan?«

      Agatha zuckte mit den Schultern. Vorsichtig tastete sie ihren Kopf nach Verletzungen ab. Es schien alles in Ordnung zu sein. Nur ihre Hände, die schmerzten höllisch! Vorsichtig beugte und streckte sie ihre Finger. Zum Glück hatte sie sich nichts gebrochen! Knöchelbrüche waren eine langwierige Sache ...

      Erschöpft ließ Agatha sich auf den Boden sinken.

      Herr Schmidt, der sie mit seinem Bellen die ganze Zeit über angefeuert hatte und der Meinung war, damit auch einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben, rannte zu ihr. Mit seiner langen Zunge leckte er über ihr Gesicht. Sie waren wirklich ein gutes Team! Hätte er mehr Zeit gehabt, er hätte richtig mitgemischt! Ausnahmsweise schrie Agatha beim Anblick seiner Zunge nicht sofort los – das musste er ausnutzen …

      Arnold legte sich neben seine Schwester auf den Rücken und schloss die Augen. Auch er war von dem Schreck ziemlich mitgenommen. Die Zwillinge hätten absolut nichts dagegen gehabt, sich einen Moment einfach nur auszuruhen. Aber Greta, die den Kampf wie ein lustiges Schauspiel verfolgt hatte, machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Sie hatte den überdimensionalen Bildschirm entdeckt, der direkt über ihnen an der Decke befestigt war.

      »Schauen«, verlangte sie. Offenbar hielt sie das Gerät für einen Fernseher. »Schauen. Schauen.« Das konnte Stunden so weitergehen. Wenn Greta sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie hartnäckig.

      Widerwillig öffnete Arnold die Augen. »Agatha«, sagte er langsam und deutete nach oben. »Guck dir das an.«

      Der Bildschirm war in zahlreiche kleine Felder unterteilt. Jedes zeigte eine Aufnahme aus dem Haus. Sie erkannten das Schlafzimmer ihrer Eltern, ihre Küche und ihr Wohnzimmer! Außerdem Übertragungen aus einem anderen Wohnzimmer. Das ihnen ebenfalls bekannt vorkam.

      Es dauerte einen Moment, bis Agatha es zuordnen konnte. »Das ist doch das Wohnzimmer von Tante Cleo! « Sie setzte sich auf. »Ich erkenne ihr Sofa. »Und schau mal da! Das ist ihr Schlafzimmer. Sie liegt im Bett und schnarcht!«

      Aufgeregt betrachteten sie die Ausschnitte. Da war die Eingangstür von Tante Cleos Haus zu sehen, ihr Badezimmer, die Küche sowie jeder andere Raum. Nach wenigen Sekunden wechselte die Kameraeinstellung automatisch.

      »Warum wird unser Haus überwacht?«, fragte Arnold. »Und das von Tante Cleo gleich mit? «

      Agatha stand auf.

      »Das fragen wir sie am besten selbst«, schlug sie vor. »Und zwar so schnell wie möglich.«

      5. Kapitel

      Tante Cleo verheimlicht etwas

      Agathas Fahrrad hatte seit Monaten einen Platten. Es blieb den Kindern nichts anderes übrig, als sich auf Arnolds Rad zu verteilen. Ein Zwilling saß auf dem Sattel, der andere auf dem Gepäckträger mit Greta auf dem Arm. Herr Schmidt wurde in das Körbchen am Lenker verfrachtet. Er versuchte sich einzureden, dass das der beste Platz sei. Tatsächlich aber befürchtete er starken Fahrtwind, der seinem Fell – offiziell saufarben, aber er nannte es lieber grau meliert – nicht gut bekommen würde.

      Sie wollten gerade losfahren, da entdeckten sie ihren Freund Moritz. Er wohnte im Haus gegenüber und saß wie immer auf dem Fensterbrett seines Zimmers. Von dort beobachtete er Amseln, Dompfaffen und anderes Federvieh. Seine absolute Lieblingsbeschäftigung.

      »Happy Birthday!«, rief Moritz den Zwillingen zu, ohne sie auch nur anzusehen. Mit seinem Fernglas suchte er den Himmel ab.

      »Habe heute Nacht seltene Exemplare gesichtet«, erklärte er mehr sich selbst. »So selten, dass ich nicht mal ihren Namen weiß. Muss unbedingt rausfinden, was das für Vögel waren. Riesendinger! Und einen Gestank haben die hinterlassen!«

      Vögel. Allein das Wort ließ Agatha zusammenzucken.

      »Wir müssen was Dringendes erledigen«, rief Arnold. »Kannst du unser Haus im Auge behalten?«

      »Nichts leichter als das«, rief Moritz zurück. »Ich rühre mich sowieso nicht von der Stelle, bis ich diese Viecher noch einmal gesehen habe. Die waren so groß, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen!«

      Und ob wir das können, dachte Agatha. Träumten sie etwa alle das gleiche?! Oder .... sie wagte es kaum zu denken: War es etwa kein Traum?! Gab es ihre nächtlichen Besucher wirklich?

      Um sich abzulenken, trat Agatha kräftig in die Pedale. Außerdem wollte sie schnell bei Tante Cleo ankommen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden. Manchmal meinte sie, riesige Schatten flögen über sie hinweg. Dann wieder spürte sie eine entsetzliche Kälte an ihrem ganzen Körper. Wie im dicksten Winter. Irgendwas stimmte einfach nicht. Aber wann immer Agatha den Kopf hob, war da nur der wolkenlose Himmel. Die Angst ließ sie immer schneller treten. Arnold schien es recht zu sein. Offenbar wollte er auch so schnell wie möglich runter von der Straße, ins Sichere.

      Das Haus von Tante Cleo hatte genau die richtige Größe für eine Person. Es war butterblumengelb angestrichen, hatte ein spitzes Dach und der Vorgarten war über und über mit Rosen bepflanzt.

      Wie üblich wollte Greta den Klingelknopf selbst drücken. Auch wenn das ein Weilchen dauerte – irgendwann gelang es ihr immer. Heute hatten die Zwillinge keine Geduld dafür. Agatha presste ihren Zeigefinger auf den Knopf und nahm ihn gar nicht mehr herunter. Arnold schlug mit der Faust gegen die Tür. Herr Schmidt, der die Anspannung spürte, bellte, so laut er konnte. Tante Cleo sollte endlich die