Alltagsattraktionen. Jan Lipowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jan Lipowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847634614
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Selbstironie“ (TU Spektrum)

      „Jan Lipowski unterhält Leser mit Alltagsbewältigungsprosa...“ (Uni aktuell)

       ... zu „Montagslaune“

      „... das beste Rezept gegen Montagslaunen“ (Freie Presse)

      „Stimmungsaufheller“ (Stadtstreicher)

      „Montagslaunen und viele skurrile Geschichten von Jan Lipowski“ (blitzpunkt)

      „Gute Laune für den Montag“ (VS aktuell)

      „Lachen ist das beste Rezept – auch gegen Montagslaunen“ (TU Spektrum)

      „Endlich wieder Montag!?“ (team:)

       ... zu „Rotweinlaune auf Weißweinbasis“

      „Jan Lipowski sorgt mit Humor für gute (Rotwein)Laune“ (WochenSpiegel Sachsen)

      „... amüsante Kurzgeschichten“ (Uni aktuell)

      „... feine literarische Form“ (Stadtmagazin BLITZ!)

       „Hochprozentig gute Laune“ (Freie Presse)

      – Frauen –

       „Eine Erzählung ohne Frau

      ist eine Maschine ohne Dampf.“

      (Anton Pawlowitsch Tschechow)

       * * *

       „Gut zurechtgemacht fürs Ausgehen

      ist eine Frau dann, wenn ihr Begleiter

      lieber mit ihr Zuhause bliebe.“

      (Olga Tschechowa)

      Taktikfehler

       Da ich im Supermarkt scheinbar immer genau diejenige Kasse erwische an der die Schlange am langsamsten voran rückt, änderte ich meine Taktik: Ich stelle mich ab sofort an die Kasse mit der hübschesten Kassiererin, dann sind Wartezeit und Zahlung wenigstens etwas angenehmer. Doch heute ging es wirklich extrem langsam: ein Mütterchen suchte ewig nach fünf Cent, Obst war nicht abgewogen, diverse Strichcodes wollten nicht eingescannt werden, dann war natürlich – der Klassiker – die Bon-Rolle alle! Schließlich fiel eine Flasche Rotwein vom Band … und als ich dann endlich an der Reihe war, wechselten die Kassiererinnen!

      Wobei dies zu harmlos ausgedrückt ist, denn meine Kassen-Grazie wurde durch eine derart unappetitliche Erscheinung mit Tendenz zur optischen Umweltverschmutzung abgelöst, dass folgender Gedanke in mir spontanen Ekel hervorrief: „Die fasst gleich alle meine Artikel, die auf dem Band liegen, an!“ – Für einen Wechsel war es jedenfalls zu spät. Aber nein, nein, von der mochte ich nicht einmal Wechselgeld annehmen. Daher nahm ich zum Bezahlen meine EC-Karte und steckte sie schnell und korrekt ins Lesegerät. Das Gerät piepst hektisch. Flugs schnappt sich die Kassenqualle meine EC-Karte, leckt ihren Daumen an, wischt feucht über den Magnetstreifen und grunzt: „So, jetze geht’se!“

      »Rigatoni mit Soße Ihrer Wahl« – oder: Wann und warum ich Trinkgeld gebe

       Siebzehn Uhr dreißig. Endlich Feierabend. Ich verlasse eilig das Büro. Der Arbeitstag war wie im Fluge vergangen und nun standen einige Einkäufe im Chemnitz-Center an, was man eigentlich Röhrsdorf-Center nennen müsste, denn es befindet sich vor den Toren der Stadt, die einer meiner Freunde einst als befestigten Campingplatz ohne Zentrum verspottet hatte.

      Trotz »optimaler Rundreise« durch besagtes Einkaufszentrum wurde ich schnell pflastermüde und hungrig. Wahrscheinlich war ich bereits als hochgradig unterzuckert zu bezeichnen, als ich vorm »Nudelmacher« gegen ein Schild lief: »Rigatoni mit Soße Ihrer Wahl: 3,50 Euro!«, das klang nach Rettung und ich ging hinein.

      Drinnen lehnte eine junge Frau lasziv hinter der Theke, die ob ihrer Erscheinung und ihres hübschen aber überaus gelangweilten Gesichtsausdruckes glatt als »Miss Servicewüste Sachsen« durchgegangen wäre. Sie hatte wunderschöne Locken – aber letztlich sind dies ja auch nur verkrüppelte Haare, die nicht gleichmäßig gewachsen sind. Ich dachte mir »Wer schön sein will, muss leiden!« und löste folgenden Bestellvorgang aus:

      Ich: „Einmal »Rigatoni mit Soße Ihrer Wahl« bitte.“

      Miss Servicewüste: „Große Portion?“

      Ich: „Ja, wie im Angebot auf der Tafel, die dort steht … ähem liegt.“

      Sie: „Welche Soße?“

      Ich: „Ja, ähm, »Soße Ihrer Wahl« – siehe Tafel.“

      Sie: „Aha.“

      Ich: „Ja.“

      Sie: „Äh – und welche denn?“

      Ich: „Na wie im Angebot: »Mit Soße Ihrer Wahl«.“

      Sie: „Nein…“

      Ich: „Doch!“

      Sie: „Nein, das steht doch dort nur so…“

      Ich: „Wie? Sie haben gar keine?“

      Sie: „… Soße IHRER Wahl!“

      Ich: „Ja…, genau…“

      Sie: „Und welche konkret?“

      Ich: „Ja, ich verlasse mich da voll und ganz auf Sie.“

      Sie: „Ich habe Rahm-Schinken-Soße, Tomatensoße, Käsesoße jeweils mit oder ohne Knoblauch und Pilzsoße.“

      Ich: „Ja, das klingt gut!“

      Sie: „Ich weiß nun aber immer noch nicht, was Sie genau haben wollen.“

      Ich (lese vor): „Heute im Angebot! Tagesgericht – 3 Euro fünfzig – »Rigatoni mit Soße Ihrer Wahl«, das möchte ich bitte.“

      Sie: „Aber welche Soße denn nun? – Ich tue sonst von allen was drauf!“

      Ich: „Wie? Das wird hier also unter »Wahl« verstanden?“

      Sie: „Also Sie treiben mich noch in den Wahnsinn! Welche Soße – also welche der Soßen, die ich eben aufgezählt hab’?“

      Ich: „Ich möchte doch einfach nur bekommen, was bei Ihnen heute im Angebot ist. Woher soll ich denn wissen, was davon die »Soße I-h-r-e-r Wahl« ist.“

      Sie: „Na, das will ich doch von Ihnen wissen!! Also es geht nicht um meine, sondern um I-H-R-E Wahl! Also sozusagen um … um … Deine Wahl. Ja?“

      Ich: „Ähm, seit wann duzen wir uns?“

      Sie: „Also bitte!“

      Ich: „Gut…, geben Sie mir eine, die gut schmeckt.“

      Sie: „Die schmecken alle gut, aber die Geschmäcker sind halt verschieden! Deshalb steht da ja auch »Soße I-h-r-e-r Wahl«!!“

      Ich: „Ja, klar.“

      Okay, der Hunger ist nun stärker als mein Spiel- beziehungsweise Demütigungstrieb und ich möchte die junge Frau nicht weiter in kritische Blutdruckbereiche hineintreiben. Und wer weiß, was sie mir jetzt für eine Pilzsoße kredenzen würde…

      Abgebrüht wie ein Beutel Grüntee nach dem vierten Aufguss lächle ich Sie an. „Verstanden“, sage ich, „also ich nehme die Tomatensoße ohne Knoblauch und Sie… – selbstredend ernst!“ und würze das Ganze mit einem netten Lächeln und einem versöhnlichen Trinkgeld meiner Wahl. Denn ich weiß, Frauen sind extrem sensibel und werden in ihrer Feinfühligkeit letztlich wohl nur noch von uns Männern übertroffen.

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