Der Zarewitsch. Martin Woletz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin Woletz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742791696
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seinem Neffen erzählt, der mit seinem neuen Motorrad einen Unfall verursacht hat. Dass der bereits aktenkundige Lieblingsneffe des stellvertretenden Vorsitzenden wahrscheinlich ein Einreiseverbot erhalten werden würde, wenn er nochmals vor den Richter kam, war allen klar. Das wäre für die Familie des Mannes nicht gerade ein Imagegewinn. Und mit Schande gingen diese Männer nicht zimperlich um. Ich hatte das für den Mann nicht unwesentliche Problem gelöst - doch heute bekam er dafür außer einem ehrlichen Dank nichts zurück.

      „Nun, ich bin froh, dass ich helfen konnte. Wir haben ja alle irgendwelche Probleme, bei denen wir uns sehr freuen, wenn wir Hilfe bekommen.“ Ich wollte es noch einmal versuchen, auf mein aktuelles Problem hinzuweisen, ohne jedoch aufdringlich zu wirken.

      „Ja das stimmt. Du hast mir geholfen, dafür bin ich Dir sehr dankbar. Und das, obwohl Du selbst sicherlich gerade jetzt auch sehr, sehr große Probleme hast.“ Der alte Mann nickte und ich blickte von ihm zu den anderen Männern am Tisch. Sie rührten mit den kleinen silbernen Löffeln in ihren kleinen gläsernen Teeschalen herum, schienen sich sehr darauf zu konzentrieren, dass sich der Würfelzucker ganz auflöste und nickten zustimmend aber schweigend. Wieso war das Gespräch heute eine Sackgasse? Scheiße! Das gibt’s doch gar nicht! Was war denn heute los? Je weiter ich in diesem Fall ermittelte umso weiter schien ich mich von meinem Ziel zu entfernen. Selbst meine besten Quellen waren versiegt! Heute Morgen war sich ein beschissener Schlepper bereits sicher, dass ich schon so gut wie tot sei, aber in der ganzen Stadt wusste niemand etwas davon! Das war doch nicht normal! Dann musste ich mich noch gegen Kollegen und diesen Spitzer vor Major Kahl verantworten, weil die Paragrafenhengste meine Ermittlungsmethoden in Frage stellten und vor mir lagen nur noch ein paar Lokale, für die ich sicherheitshalber meine Waffe eingesteckt hatte.

      Auf dem Weg aus dem Lokal schüttelte ich noch dem einen oder anderen die Hand, wie es üblich war, und verschwand durch die Milchglastüre. Nach wenigen Schritten öffnete ich meine Faust, nahm wieder einen weißen Zettel heraus und blickte kurz auf beide Seiten. Dieses ansonsten so verlässliche Nachrichtensystem ließ mich heute im Stich. Missmutig hantelte ich mich von einer Bar in die nächste und von einem Bordell ins andere, klopfte bei mehreren Clubs an, doch wie nicht anders zu erwarten, gab es keine Informationen. Nur leere weiße Zettel. Immerhin erfuhr ich von einem Clubbesitzer, den ich schon mehrere Male wegen unerlaubter Prostitution und fehlender Arbeitserlaubnis festgenommen hatte, dass er sich freuen würde, wenn mir wirklich mal jemand eine auf mein Maul hauen würde. Und für den Fall, dass ich mich davon nicht mehr erholen würde, lobte er vor mir eine Belohnung von zehntausend Euro aus. Nun war ich endgültig so übel gelaunt, dass ich ihm den kleinen und den Ringfinger seiner rechten Hand brach, als er mir zum Abschied auf die Schultern klopfen wollte.

      An Abenden wie diesem, wenn der ganze Tag schon schlecht gelaufen war und ich an jeder Ecke und an jedem Ende nur Absagen, Lügen und Müll aufgetischt bekam, wurde mir manchmal bewusst, dass ich niemanden hatte, den ich anschreien oder für diesen Tag verantwortlich machen konnte. Außer mich selbst. Es war auch niemand da, der mich wieder aufbaute, der mich anfeuerte und der sagte: „Mach Dir nichts draus, morgen ist ein neuer Tag. Morgen wird sicher alles besser!“ Außer mir selbst. Und es war auch niemand da, mit dem ich mich ins Bett legen konnte und mit dem ich zumindest Sex haben konnte. Es war schon einige Zeit her, dass ich mich an der 25-jährigen Brünetten versucht hatte. Das Klischee von der Unverträglichkeit zwischen Polizeiarbeit und Beziehung hatte meist gnadenlos zugeschlagen. Mein Pech, dass ich mit meiner Waffe auf sie gezielt hatte. Es war so ein Abend, an dem ich mir insgeheim wünschte, dass daheim eine wunderschöne Frau auf mich warten und mir jeden Wunsch erfüllen würde. Auf der anderen Seite könnte ich sie wahrscheinlich schon morgens wieder verlieren, denn im Alltag war ich beziehungsuntauglich und keine einigermaßen intelligente und hübsche Frau würde bei mir bleiben und sich meinen Launen hingeben. Ich überlegte noch ob ich ein paar hundert Euro in eine leidenschaftliche Nacht investieren sollte, als ich entschied in dem Café in der Nähe meiner Wohnung noch einen Drink zu nehmen und mir über die Haarfarbe und Ausstattung meiner anstehenden Investition klar zu werden. Ich bestellte mir einen Black Russian und ein paar Erdnüsse. Nachdem ich mit mir endlich über die wichtigsten Attribute meiner zukünftigen nächtlichen Gespielin übereingekommen war und zahlen wollte, schweifte mein Blick durch das Lokal.

      Das interessante an misslungenen Vorhaben und damit verbundenen vor Selbstmitleid strotzenden Stunden ist, dass man zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist um um sich herum noch irgendetwas wahrnehmen zu können. Ich hätte ehrlich nicht sagen können, ob die mit einem knappen schwarzen Seidenkleid bekleidete, hübsche junge Dame bereits im Lokal saß, als ich vorhin eintrat, oder ob diese wundervollen kastanienbraunen Locken und das verschmitzte Lächeln erst das Lokal betreten hatten, als ich mich mit meinem Nachtprogramm beschäftigt hatte. Jedenfalls stellte ich fest, dass die meisten nicht unwesentlichen Eigenschaften, die ich mir vorgenommen hatte heute Nacht gegen Bezahlung in Anspruch zu nehmen, sich in jenem Wesen wiederfanden, das so ganz und gar nicht professionell und käuflich wirkte. Sie schien eher gerade aus der Oper oder einem Theater in der Nähe zu kommen und selbst den Abend noch nett ausklingen lassen zu wollen. Doch warum war so eine attraktive Frau alleine im Lokal? Es musste doch ein Begleiter in der Nähe sein. Ich beobachtete die Szenerie unauffällig und wartete einige Augenblicke, ob nicht doch noch ein reicher Schnösel an ihre Seite treten würde. Doch nichts dergleichen geschah. Die Dame saß an der Bar, plauderte mit dem Barmann, als würden sich die beiden bereits seit geraumer Zeit kennen. Zwischendurch nippte sie an einem Glas Weißwein. Ich ließ meinen Tag nochmals kurz im Geiste ablaufen und fand, dass ich mich mit dieser Frau bekannt machen sollte. Würde sie mich abblitzen lassen, so wäre das nur eine weitere Niederlage an einem ohnehin beschissenen Tag. Käme es aber zu einem Gespräch so könnte dieser Scheißtag vielleicht noch ein nettes Ende nehmen.

      Ich stand also auf, nahm meinen Black Russian und die Erdnüsse mit, und ging zu der Rothaarigen hinüber. Sie bemerkte meine Absichten, lächelte und bot mir den Hocker neben ihr an. Ich stellte mich vor und erhielt die erste wichtige Information des Abends: die Frau hieß Sophia. Wir kamen schnell ins Gespräch und ich wunderte mich, wie leicht es mir fiel, mich mit ihr zu unterhalten. Ich erfuhr, dass sie als freie Journalistin arbeitete und erst vor kurzem nach Wien gezogen war. Sie kam von einer Firmenfeier und dieses Lokal lag auf ihrem Heimweg. Sie wohnte nicht weit weg von hier. Und damit auch nicht weit weg von mir! Wir plauderten noch lange und als der Barmann um drei Uhr morgens das Lokal schloss, verabredeten wir uns für den nächsten Abend am gleichen Ort. Ich ging heim und stellte zufrieden fest, dass ich keine Frustnummer hatte bezahlen müssen. Sophia war ein sehr positiver Abschluss dieses total verkorksten Tages.

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