Minuten später erschallte das Türsignal. Zeitgleich erzitterte heftiger Gewitterdonner die Erde.
›Nur gut das der Hauseingang Schutz bietet‹, dachte Milo, als er zum Eingang eilte. Bevor er die Eisentür öffnete, sie führt in den privaten Wohnbereich, holte er noch mal kräftig Luft.
Nach einer herzlichen Begrüßung stellte ich Milo – meine Begleitung vor. Zu meiner Rechten stand mein überaus bezauberndes, junges, blondes Erden Eheweib Linda Baston. An der Hand hielt sich unser Sohn fest. Er war im neunten Lebensjahr. Sein Geist wirkte abwesend und der Blick nervös. Ich fühlte gleichsam, was in meinem Sohn emotional vorging. Sanftes streicheln über sein lockiges, nachtblaues Haar drückte mein Mitgefühl aus. Im Geist sprach ich zu ihm: ›Nur Geduld, gleich bist du wieder bei ihm.‹ Jede meiner Silben wurde mit einem inneren aufgewühlten Beben meines Sohnes begleitet.
Noch bevor es mir gelang, ihm mental zu beruhigen, stürmte er ins Haus.
Milo schmunzelte zufrieden. ›Sie sind oben im Wohnzimmer‹, rief er den Knaben freundlich nach.
Ich holte schwer Luft. ›Das es bereits jetzt so stark bei ihm ausgeprägt sein könnte, damit hatten wir nicht gerechnet.‹
Milo nickte verständlich und dazu tätschelte er mich mitfühlend ...‹
Jene Berührung fühlte sich zunehmend wie ein fester Schultergriff an.
»Sire es ist gleich soweit.«
»Was ist soweit?«, Akyms lahme Flüsterstimme klang verwirrt.
Fibs lächelte und zeigte auf das Hud. »Na die Passierprozedur an der Weltentor-Passage.«
Akym fiel es sichtbar schwer, den Grips ins Cockpit zu bringen. »Davor brauche ich noch einen großen Kaffee«, murmelte er schlaftrunken.«
* *
Gerade als Akym den letzten Schluck Kaffee trank, war die "Weltentor-Passage" in greifbarer Nähe. Sie sah für ungebetene Besucher, die es eventuell bis hierher geschafft hatten, wie eine schier unendliche hochexplosive Gaswolke aus. Und das war sie auch! Erst wenn es einen Code übermittelt bekam, wurde die mit einer nebelartigen Substanz gefüllte Passage sichtbar. Auf der anderen Seite des Weltentores beginnt das sagenumwobene und nirgends kartografierte Shumerer System. Kein ungebetener Besucher bekam es jemals zusehen.
Das Ziel des Bergungs-Shuttle Soter ist diesmal nicht der Heimatplanet Advenu, sondern das Rettungsraumschiff Concordia α U P. Es liegt nur wenige Flug Kilometer von der Passage vor Anker.
Bevor die Soter dort festmachen konnte, mussten sie noch dir Weltentor Anmeldeprozedur durchlaufen. Nach der Kennziffern Eingabe erfolgte ein vom Weltentor ausgehender Shuttle Scan. Bei dem wurde vom Shumerer Menschen das Spaa Gen und beim Aiws die Biomatrix abgefragt.
Eine gelbe Anzeige auf dem Cockpit Hud zeigte an, dass sie einfahren durften. Synchron zur Bestätigung öffnete das Weltentor. Wobei der Spalt nicht viel größer wurde, als das Bergungs-Shuttle Soter. Fibs bugsierte es gekonnt hindurch. Auf der anderen Seite, fuhr ihre Tarnung zurück.
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Der Soter, was der Retter bedeutet, wurde bereits seit Jahrtausenden als solcher eingesetzt. Technisch gesehen ist er auf dem neusten Shumerer Stand. Aber! Bei besonderen Einsätzen oder Schäden kann die Besatzung auf altbewährte Technik als auch auf einen analogen zuverlässigen alternativen Antrieb zugreifen. Damit erkundeten bereits die Ur-Shumerer die Galaxien.
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Wenn der Soter komplett war, hatte er aufgrund seines viergliedrigen und verdrillten Aussehens den Spitznamen Sandwurm. Jener Gulco sah auf den zweiten Blick genauso altertümlich wie der Soter aus. Der Eindruck vertiefte sich noch durch die Shuttle Außenhaut. Sie sieht nach stark verwittertem Stoff aus. Dem war mitnichten so. Die Außenhautbespannung bestand aus der lebendigen organischen Materie der Nochos. Deren eigentlicher Lebensraum liegt in der Vierten und in höheren Dimensionen. Ebensolche Wesen umspannten die vier, rund um den Shuttle Rumpf verteilten, doppelten Tragflächen. In denen sind – beziehungsweise waren – die autark arbeitenden Sol Antriebsgondeln untergebracht.
Im kompletten Zustand bestand das Shuttle aus vier Segmenten. Der Bug war erheblich kleiner als das Heck. Jede Seite besaß ein Cockpit. Ebenso gab es vorn wie hinten zwei Maschinenräume und Heiler-Sektoren sowie die Überlebensalkoven. Frontseitig gab es einen winzigen Alkoven für maximal drei Personen und am Heck standen zehn große Doppeldecker Alkoven – für je fünfundzwanzig Mann zur Verfügung. Im Bedarfsfall war es möglich, die komplette Soter, in zwei Segmente zuteilen. Abgekoppelt konnten sie unabhängig voneinander geflogen werden. Waren sie jedoch miteinander verbunden, führte mittig ein schmaler Gang, vom Bug und Heck Cockpit, zu den beidseitig gelegenen Maschinenräumen. Linksseitig waren die Alternative und rechts die normale Antriebstechnik untergebracht. Ungefähr auf halben Weg befanden sich auf der linken Seite die Alkoven. Jene waren nur mit dem Nötigsten zum Überleben ausgestattet. Die Sparsamkeit trifft ebenso für die Stellflächen der Maschinenräume zu. An der Qualität der Technik wurde nicht gespart. Die freigesetzten Flächen verfügten über holografische Technik, sie stand den Heiler-Sektoren zur Verfügung. Es konnten dann im Bug maximal drei und im Heck fünfzig Staze-Biobetten bereitgestellt werden.
In den vergangenen fünf Monaten wurden so über zweitausend aus Gefangenschaft befreite versorgt. Wobei es sich dabei vorwiegend um Sklaven, entführte Rebellen und Aufständische aus dem unterdrückten UPC Terrain handelte.
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Die Sartor ist schon seit etlichen von Zehntausenden Dekaden im Einsatz, wenn man den Antriebsgeräuschen lauscht, kommt es einen so vor, dass man die Siegesgesänge der längst vergangenen Besatzungen hört.
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Auf der anderen Weltentor Seite drosselte der Soter ihre Geschwindigkeit bis zum Stillstand. Der Grund hierfür war ganz simpel: Im gesamten Eridani Alpha System herrscht stets dichter Flugverkehr. Daher mussten sie, weil sie sich nicht im Rettungseinsatz befanden, auf einen der nächsten freien Flugkorridore warten. Währenddessen kreuzte das Rettungsraumschiff Julian ihre Flugbahn. Sie wird in den nächsten Tagen dort festmachen, wo die Concordia jetzt liegt.
Die Julian ähnelt in Form und Farbe einem irdischen Rochen.
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Als die Julian vorbeifuhr, kam ein Funkgruß für Fibs an. Der Absender war der erste Maschineningenieur. Wie Fibs nun dessen nette Worte las, gingen seine Erinnerungen noch mal zum letzten Befreiungseinsatz der Soter: »... unsere Crew vom "Sandwurm" – Bergungs-Shuttle war wegen der gebotenen Eile wohl zu unachtsam gewesen. Als Folge dessen gerieten wir in den Hinterhalt eines UPC Kampfkreuzers. Wodurch unsere zwei hinteren Sektoren heimtückisch von Partikelstrahlen, wie ein Sieb durchlöchert wurde. Einige Treffer landeten im Steuerraum vom Maschinenraum. Wodurch der Hardron-Sol-Antrieb und die Hardron-Sol-Kerne kollabierten. Der hinterhältige Verfolger roch in unserem holprigen Flug schon den kapitulierenden Atem. Mit der nächsten Salve wollten sie ihm uns ganz nehmen. Doch kurz bevor die feindlichen Partikelstrahlen uns erreichten, bretterten wir aus der Bend Blase. – Die feindlichen Waffen trafen ins Leere.
Dem Feind waren wir entkommen, aber das; was uns danach erwartet hat, war auch nicht besser. Ungebremst und hart schlug der Soter im normalen Raum auf. Es katapultierte uns unkontrolliert durch den Weltraum. Es dauerte Sekunden, eher der Pilot alles zur Stabilisierung erforderliche ausbalancieren konnte. Der Copilot wollte parallel laufend den alternativen Antrieb hochfahren. Doch dessen Zündmagneten und die Nesto C-Spulen sprangen nicht an. – Das gab es noch nie! – Das roch nach Sabotage! – Wer steckt dahinter? … Nur zu gern hätten wir die vorliegenden Daten ausgewertet. Bloß wir rechneten damit, unser Feind verfolgt uns noch. Und sobald die hinterhältige Höllenbrut unseren Sandwurm auf ihren Monitoren sieht, wird unsere Situation so gut wie aussichtslos sein.
Das mussten wir verhindern! Wir drei Ingenieure gaben alles, damit die Technik wieder lief. Auf die Schnelle gelang es nur, einen Bose-Konvektor in Gang zu setzen. Bloß der nützte