Sobald Adrian nach Dahl brie portiert war, rannte Akym ins Labor. Mit zittrigen Fingern entkleidete er sich und dann gab er den bis eben getragenen Overall und zwei neue Stofftaschentücher in einen spezial Behälter. In dem hatte Milo eine Tinktur aufgebracht, die es ermöglicht das, während eines Portiervorganges, Duftmoleküle in Geweben dauerhaft konserviert werden. Sowie das Präparierte mit Sauerstoff in Berührung kam, erblühte sein zarter Duft zu einem kräftigen Bouquet.
An den köstlichen Lockstoff klebte jetzt Akyms vor Durst dahinschmelzender Verstand. Je mehr er von dem Duft trank um so stärker schwoll das Verlangen an. Es bereitete ihm unermessliche Qualen davon abzulassen und den bereitliegenden Amphispray an die pulsierende Halsader zudrücken. Bei jedem Sprühstoß schrie er den Groll heraus.
Auf Linderung wartend, fiel er auf die Knie. … Als er dann in einen ungetragenen schwarzen Overall schlüpfte, sah er erschöpft aus.
Der Overall entsprach überhaupt nicht seiner hageren Körperfülle. Ihm störte es nicht das er damit, wie eine halbe Portion aussah. Solange daraus nicht Adrians ahl pii entströmte, war es ihm egal.
* *
Beim verlassen des Alkovens überkam Akym ein anderes Verlangen. Den Appetit nach einem belebenden Advenu Kaffee wollte er sofort nachgeben. Mit flotten Schritten legte er die schier endlosen Meter, über denn schmalen Gang zum Cockpit zurück. Dort führte sein Weg schnurstracks zum Nahrungsreplikator.
Indessen er dann den Kaffee auswählte, wechselte das Standard Dämmerlicht in ein beständiges grelles Rotlicht.
Unbeirrt davon bestellte er: »Kaffee Nummer drei.«
Während das Gewünschte aufbereitet wurde, blickte Akym ins glühend Rot erleuchtete Cockpit. Der Anblick weckte bittere Erinnerungen an einen über drei Jahre zurückliegenden Befreiungseinsatz. In Gedanken sah er hier: Adrian und seinen Sohn schwerverletzt auf der Portierplattform liegen. Unwillkürlich rieselte ihm ein eisiger Schauer übern Rücken. Nur gut, dass der würzige Duft des Kaffees in die Nase stieg und ihm so, aus den Gedanken riss. Gleich Vorort schlürfte er genüsslich die ersten Schlucke.
Indessen Akym trank, hafteten Fibs Augensensoren für Nanosekunden im kurzwelligen Auf und Ab vom roten Alarm. Die eifrigen Pupillen Bewegungen signalisierten, dass er Daten aus seinem alten Leben vom pironischen Datenspeicher einlas. Die dazu hinterlegten Erinnerungen, beförderten ihm ein verschlagenes Grienen ins Gesicht.
Akym beobachtete den treuen Fibs. An der lebhaften Mimik ahnte er, in was für verstaubte Dateien der Aiws herumstöbert. »Sehnsucht danach?«
»Nein Sire«, rutschte es grinsend über Fibs wohlgeformten Lippen. Synchron dazu blickte er zum Steuerpult. Auf dem Eingabefeld vom virtuellen Display wählte er den Button zum Deaktivieren der Weltraumminen. Ein Signal bestätigte den Befehl. Gleichzeitig streckte Fibs einen Mittelfinger lässig nach oben.
Die Kampfansage belustigte Akym.
Obwohl Fibs wusste: Diese Gemütsverfassung ist gut für den Boss, unterband er den Spaß mit Handzeichen.
Akym kannte dieses Gebaren. Um herauszufinden, was diesmal dahintersteckt, löste er die mentale Lärmunterdrückung. Und nachdem der Druck auf den Ohren nachließ, analysierte er vom alternativen Antrieb das Vibrieren sowie Stampfen. Der lief, weil Fibs ihm eine intensive Pflege zukommen ließ, wie ein geöltes Uhrwerk. So verwunderte es nicht, dass sie bereits nach wenigen Sekunden zufrieden mit den Augenbrauen zuckten.
Aus der akustischen Verzückungen riss sie die fordernde Citraa (Computer) Stimme: ›Warnung! Das unsichtbare energieabsorbierende Gitter ist in Sensoren Reichweite ...‹
»Zeigen!«, befahl Akym mit stahlharten Tonfall.
Bereits bei den ersten sichtbaren Bildern blickte Fibs ehrfürchtig auf das dargestellte Gitter, das zeigte nur ein winziges Bruchstück von dem, was das gesamte Eridani Alpha System umspannt. Dieses Teilstück jedoch genügte Fibs, um auf seiner Steuerkonsole die Buttons für Bend Kraftfeld Generator und alle Maschinen stopp zu aktivieren. Innerhalb von Sekunden fiel der Soter in dem Normalen dreidimensionalen Raum, dann trieb er antriebslos im All.
Akym trat an den Platz, rechts neben Fibs heran. Der hastig getrunkene heiße Kaffee bescherte ihm Hitzewallungen. Bevor er sich hinsetzte, öffnete er den Overall bis auf Brusthöhe, und dann setzte er sich hin. Die wedelnden Hände sorgten zusätzlich für Kühle. Nachdem es erträglicher wurde, signalisierte Akym mit einem bedächtigen Kopfnicken, das er zur Eingabe der erforderlichen Sicherheitschiffre bereit ist.
Ohne sichtbares Handeln nahm Fibs Kontakt zur Gitter Leitstelle auf. Wenige Datenzeilen später kam im Cockpit ein grüner Energiestrahl zum Datenabgleich an. Der scannte nur den Menschen.
Die biometrischen Daten stimmten mit den vorgegebenen Werten überein. Vor Akym materialisierte eine virtuelle Tastatur. An der Ruhe, die seine sehnigen Finger beim Eingeben der Zahlenfolgen ausstrahlten, sah man, er macht es andauernd.
Am Ende der Zeichenfolge angekommen, hob er die Finger von der Tastatur. Sofort verschwand die Eingabehilfe. Synchron dazu verließ ein unsichtbarer Leitstrahl das Gitter. Beim Einsetzen der kraftvollen andockenden Schwingungen sah Fibs den Boss an: »Sire, wir haben dreißig Sekunden.«
»Na dann – los!«
»Aye Sire.« Zwei Fingerzeiger auf dem virtuellen Display genügten, dass der Soter auf dem Leitstrahl mit ein Sul, Unterlichtgeschwindigkeit durch das Gitter glitt.
~
(Unmittelbar vorm Gitter ist es nicht möglich, eine stabile Bend Blase aufzubauen. Erst hinter dem Gitter ist es gefahrlos machbar.)
~
… Auf der anderen Seite angekommen, setzte der Soter die Reise in einer neuen Bend Blase mit Sol acht fort. Die Route führte sie am äußeren Ausläufer unserer Galaxie – der Milchstraße entlang. Daran grenzt das Eridani Alpha System. Dort etwa im vorderen Drittel beginnt das geschützte und dicht besiedelte Ugari Gebiet. Das streiften sie nur, ihr Ziel lag auf einem benachbarten, lebensfeindlichen Planeten.
* *
Der weitere Flug verlief ruhig. Akym gönnte sich nach dem anstrengenden Suchtanfall ein wenig Zeit zum Kraftschöpfen. Er hatte es sich dazu im Sessel bequem gemacht. Wie er nun so im Halbschlaf lag, strandeten seine Gedanken bei einer Begebenheit, die einundzwanzig Jahre zurücklag.
Von dem damaligen Besuch hat er gleichfalls Video Aufzeichnungen. In Gedanken versetzte er sich dahin zurück. ›... Es war ein unruhiger August Tag. Über der schottischen Stadt Perth lag schwüle Luft. Am Horizont zog eine rasch herankommende Gewitterfront auf. Deren tiefschwarzen Vorboten erstreckten sich bereits zum Ufer jenseits des Flusses Tay, wodurch es diesseits am frühen Nachmittag bereits an die hereinbrechende Dunkelheit im Winter erinnerte. Kräftige, fein geäderte Blitze tauchten alles in ein gespenstisches Licht. Der tobende Sturm peitschte die Bäume in der Gannochy Road mächtig durch.
Das Unwetter kümmerte die vierköpfige Familie Sawon in ihrem Anwesen nicht. Sie wussten, der Schutzschild trotzte den entfesselten Naturgewalten.
Vater Milo und die neunjährige Tochter standen am Fenster und hielten Ausschau nach dem Besuch. Auf dem Sofa lag Mutter Ella. Der üppigen Figur hingen noch einige Schwangerschaftspfunde an. In den Armen hielt sie das jüngste Familienmitglied. Im Schutz der Mutter nahm selbst das winzige, kaum drei Wochen alte Geschöpf keine Notiz von dem Donnern und Grollen. Er saugte genüsslich an der Brust. … Für einen Moment unterbrach er die Mahlzeit. Sogleich, ohne die Milchquelle loszulassen, huschte ein stilles Lächeln übers zarte Gesicht.
Mutter Ella erwiderte das Lächeln und streichelte dem knuffigen Sohn liebevoll die pausbäckigen Wangen. »Ob der Süße wohl spürt, wer draußen unterwegs ist.«
Vater