INGRATUS - Das Unerwünschte in uns. Tabea Thomson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tabea Thomson
Издательство: Bookwire
Серия: Die Shumerer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738081008
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Jener wurde durch einen ahl pii erzeugt. Der ahl pii ist ein Pheromon, das aus allen Hautporen, Speichel und Haaren entsteigt. In dem vorliegenden Fall entsprang es dem blutjungen sowie bildhübschen Aditt Shumerer Mischling Adrian Sawon. Seitdem das Energiebündel reift, steckte sein körpereigener Duft Akyms zweites ich in Brand. Was daran lag, weil er gleichfalls ein Aditt ist und sein ahl pii bis ins Detail mit dem von Adrian harmoniert.

      Ein Löschen des leidenschaftlichen Flächenbrandes ist durchaus machbar, allerdings im Moment war es unerwünscht. Somit blieb Akym dem verführerischen Jüngling kampflos ausgeliefert.

      Nur allzu gern möchte er das Gewissen von der Last befreien. Bloß zum jetzigen Zeitpunkt versteht es weder Adrian noch seine Familie. Ihm blieb nichts anderes übrig als zu schweigen. Damit er weiterhin das gut gehütete Geheimnis wahren konnte, nahm er einen Enzym Blocker. Was ihm allerdings Sorgen machte, war: ›was passiert, wenn ich es einmal vergesse zu injizieren, und wenn ich vielleicht noch mit ihrem Speichel in Berührung komme.‹

      Auf das Vergnügen wollte Akym gern verzichten! Er akzeptiert den Schutzbefohlenen bedingungslos mit all den Launen und Eigenarten. Dennoch will er niemals mit Adrian eine feste Partnerschaft eingehen. Folglich hat er nicht das Bedürfnis sich auf ihn – dem Auserwählten – zu prägen.

      Akyms tiefe Gefühle gelten alleinig seinem Capac Shumerer Ehegatten Narel. Bei ihm – einem Aditt – jedoch lag das Problem, denn seine Gattung kann die ahl pii nicht Verschmelzen.

      ~

      Bisher verabreichte sich Akym den Blocker stets pünktlich. Aber unter Zeitdruck oder war es nur Aufregung, vergaß er es. Das Vorkommnis geschah am Vorabend vor Adrians Reise zum Rettungsraumschiff Concordia α U P, auf dem Planeten Advenu in der Stadt Sinu i, im Hause Camden.

      Die außen Temperatur an dem frühen Nachmittag hatten mit den zweiundvierzig Grad einen Wohlfühlfaktor. Milo Sawon mit Sohn Adrian, Akym Pors sowie der Gastgeber Edan Camden und ein Aiws Pilot wählten für die Zusammenkunft die Südterrasse. Sie ist von dichten mannshohen Hecken ummantelt.

      Entgegen sonstigen dienstlichen Gepflogenheiten hatte ihr Umgang heute was sehr Familiäres. Wodurch Milo, ein stattlicher Gatte mit extra breiten Schultern und wachsamen Augen, endlich mal sein strenges Organisationstalent ruhen ließ, aber stattdessen wirkte er nunmehr sehr besorgt. Und sein Sohn Adrian wiederum, ein ansonsten sehr resolut auftretender, zeigte heute neben seiner eigentlichen anmutigen Shumerer Erscheinung auch seine schüchterne und scheue Seite. Selbst Akym, ein scharf kalkulierender Kämpfer mit strengen Regeln, zeigte sich von einer lockeren Seite. Der Aiws Pilot ignorierte sogar das Protokoll. Dessen Stelle übernahm, sein redegewandtes und durchaus humorvolles Wesen.

      Nach einem kühlen Begrüßungstrunk setzten sie sich, dicht gedrängt, an einen kleinen runden Tisch und besprachen Adrians bevorstehende Reise mit der Fracht-Bark. Diese wird ihm vom Tor der Stadt Dahl brie abholen und Nonstop zur Concordia bringen. Doch zunächst besprachen sie organisatorisches. Über allem stand Adrians Wohlergehen. Es war wegen seiner schweren Erkrankung besonders schwierig umzusetzen. Daher nahmen an der Besprechung zusätzlich noch einige Concordia Heiler via holografischer Interface Konferenz teil. Zu den Teilnehmern zählte: Marte – eine überaus fürsorgliche mit einer großen Portion Warmherzigkeit sowie Doc Eric – der allzeit bereite Helfer, mit dem Drang nach skurrilen sowie Ralph – einem charakterstarkem viel Könner, dem so schnell nichts in den emotionalen Schwitzkasten brachte.

      Letztgenannter wird während der Reise Adrians Biodaten überwachen.

      Doc Eric versicherte: »... sollten Sie Probleme bekommen weiß die Kalab ihres Gatten, was zu tun ist. Notfalls bekommt er von uns die exakte Anweisung. Machen Sie sich keine Sorgen, genießen Sie einfach seine Nähe.«

      ~

      Allein der Gedanke, den Gemahl gegenüberzustehen, brachte Adrians ahl pii zum Überquellen. Sein bis eben noch verschlossenes und scheues Wesen blühte auf. Selbst sein ansteckendes Lachen, kam überschäumend zurück.

      Die aufgetaute Stimmung wurde dann bei einer Besprechungspause zu Akyms Albtraum. Er scherzte und plauderte mehr als sonst mit Adrian. Sein Schützling ließ nichts unbeantwortet. Das eine oder andere Mal geschah das mit vollem Mund. Dadurch sprudelten nicht nur erheiterte Wörter aus ihm. Etliche Speicheltröpfchen landeten so auf den Speisen. Und kaum das Akym einen verhängnisvollen Bissen zwischen seinen Zähnen hatte, schnappte die Enzym Falle zu. Die Vorboten zeigten sich bereits am späten Nachmittag. Anfangs hatte er keine auffälligen Symptome. Das änderte sich erst als im Pors Anwesen, im privaten Fitnessraum, ein lange hinausgeschobener väterlicher Wettkampf zwischen Milo – Adrians Vater – und Akym stattfand. Es war insofern ungewöhnlich, weil Akym zuvor noch nie derlei sportliches Duell verloren hatte. Hinzu kam noch, er witterte seltsame Gerüche und er war überreizt. Akym begründete die Wahrnehmungen damit, dass er und sein Gemahl Narel demnächst die monatlichen fruchtbaren Phasen – das Lyvaa – durchlaufen.

      Obgleich die Erklärungen logisch erschienen, schmälerten sie Milos Vorahnungen nicht. Die Bestätigung erhielt er von den beauftragten Med Sensoren, sie zeigten: Akyms Libido ist ausgeprägter wie das von Narels.

      ~

      Am anderen Morgen erwachte Akym trotz der ausgiebigen Liebesnacht weit vor dem glückselig schlummernden Ehegatten. Die Frische des Tages wollte er für den Fitnesslauf nutzen und auf dem Rückweg kann er die Bestellungen in der zentralen Nahrungsmittelverteilung abholen.

      Bevor er aufbrach, überprüfte er nochmals die Einkaufsliste. Hingegen seiner Annahme berechnete der Citraa, das er nur einen Rucksack braucht. Die stehen stets einsatzbereit unten in der gemeinschaftlichen Küche. ...

      ~

      (Die öffentlichen Wohnräume sind im Erdgeschoss. Zu den zählen unter anderen die Gemeinschaftsküche und der daran anschließende gemeinschaftlichen Wohnraum..

      Auf dem Peshk – Gwen parkähnlichen Anwesen steht rechts und links je ein viereckiger Wohnturm mit Glasfassade zum Garten. Dazwischen sind die zuvor genannten Räume. Vom Peshk Wohnturm gelangt man zuerst in den zum Feiern einladenden Wohnraum und dann in die viel benutzte Küche. Und vom Gwen Wohnturm aus gesehen ist es gerade andersherum.)

      ~

      … Allerdings wird er weder die Rucksäcke noch die Abholliste vorfinden, denn Adrian und der Butler Mexus sind bereits damit unterwegs. Davon ahnte Akym nichts, bis er die Tür öffnete und Adrians zurückgelassene verheißungsvolle Botschaft in seine Nase schoss. Einem hungrigen Raubtier gleich verschlang ihm die ahl pii Sucht. Sein Ego wehrte sich gegen das urwüchsige Verlangen. Der reife Körper jedoch unterwarf sich bereitwillig. Er entzündete mit hitzigen Schweißausbrüchen und zittern am ganzen Körper geradezu ein Freudenfeuer in seinem anschwellenden Phallus. Sein ohnehin schon triebhaftes Verlangen nach dem Jüngling wuchs ins unermessliche, aber Adrian und er sind mit einem unzerbrechlichen Eid an einen anderen Partner gebunden. Sein Schwur verhinderte nun, dass er dem steinharten Verlangen nachgab, und gleichzeitig löste er einen geistigen Konflikt aus, qualvoll stöhnend sackte er zusammen. ...

      Die IPS Sensoren hatten Milo bereits bei den ersten Anzeichen benachrichtigt. Und nachdem er dem Freund auf den Rücken neurale Blockaden gesetzt hatte, flüsterte Akym mit erschöpfter Stimme: »Das Lysanders Vermächtnis so fordernd sein wird, damit rechnete ich nicht.« Verbissen lächelnd blickte er Milo an. »Schöner Schlamassel! – Und nun?«

      »Yep! ...« Milo kannte bereits seit Jahrzehnten Akyms Geheimnis, er klopfte daher seinem Freund mitfühlend auf die Schulter. »... Im Moment dürfen wir deine ahl pii Übereinstimmung nicht ändern. Und zur Sucht Behandlung müssen wir auf ungewöhnliche Therapien ausweichen.«

      Akym nickte zustimmend, dabei tupfte er den erneut einsetzenden heißen Schweiß von der Stirn. »Ich akzeptiere alles. Nur gib es sofort, bevor es wieder unerträglich wird.«

      Entgegen seiner Erwartung injizierte Milo nichts Linderndes. Er schlug stattdessen vor: »Sobald die beiden geweckt sind, werde ich dich von dem lästigen Befinden befreien. Bis dahin, und damit wir einen weiteren Zusammenbruch verhindern und gleichfalls die Sucht im Zaum behalten, brauchst du ständig Adrians ahl pii. Den beschaffst