Homo sapiens movere ~ gezähmt. R. R. Alval. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. R. Alval
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738097320
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benötigte. „Hm, ich mag sie auch.“ Alisa hatte nicht gesagt, dass sie sie mochte. Obwohl das der Fall war. Es war auch ziemlich schwer, Rosalies schüchterne, doch gleichzeitig offene und liebevolle Art nicht zu mögen. „Sobald sich mit ihrem Auto und der Versicherung alles geklärt hat, werde ich sie einladen. Es war übrigens unnötig von dir zu sagen, dass es gruselig ist, im Haus eines Vampirs zu sein. Roman ist nicht gruselig. Und er ist ein Pir!“ Alisa kämpfte vergebens gegen das Glucksen, das sich aus ihrer Kehle quetschte. Pir… Vampir… das war doch dasselbe. Und außerdem: „Doch, dein Mann ist gruselig. Du merkst das bloß nicht mehr. Besonders, wenn er zu einer Statue erstarrt. Hast du dir schon mal überlegt, was ist, wenn er so bleibt? Muss ich ihn dann abstauben? Oder in den Garten stellen und hoffen, dass er kein Moos ansetzt?“ Briony schmollte kurz, fing dann jedoch herzhaft an zu lachen. „Du bist einmalig. Unmöglich, ein bisschen tollpatschig und… ach ja… unmöglich. Ah, aber darum mag ich dich ja auch!“ Immer noch lachend entriegelte sie das Auto.

      Briony lachte sogar noch, als sie längst den Parkplatz verlassen hatten.

      Rosalies Neugier

      Weller-Opt. Verdammt nochmal, wo hatte ich den Namen denn schon mal gehört? Vielleicht nicht im Zusammenhang mit Alisa, aber der Familienname war mir bekannt. Jeden Moment würde über meinem Kopf eine Glühbirne schweben und mit dem berühmten ‚Aaaah’-Effekt aufleuchten.

      Gleich.

      Jeden Augenblick.

      Nur noch eine Sekunde.

      Ich holte tief Luft. Nun, dann eben nicht. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich den schon mal gehört hatte. Oder gelesen. Nur wo? Vielleicht war es nur ein ähnlicher Name, denn Weller-Opt erschien mir nicht alltäglich. Möglicherweise…

      Die Lippen fest zusammenkneifend, gab ich den Namen in die Suchmaske ein.

      Na sieh mal einer an. Weller-Opt. Schwarz auf weiß. Zwar ein Mann, aber immerhin. Ohne zu überlegen klickte ich die Akte an, doch das war es auch schon. Statt dass mir diese geöffnet wurde, blinkte ein fettes ‚Zugriff verweigert’. Wahrscheinlich würden vorn beim Chef jetzt sämtliche Lämpchen blinken und ein Alarm losschrillen. Argh, hätte ich es nur auf sich beruhen lassen!

      Eiligst schloss ich die Suchmaske und machte mich an meine eigentliche Arbeit. Nur fünf Minuten später traten zwei Uniformierte ohne Anzuklopfen in mein Büro und forderten mich auf, sie zu begleiten. Unruhig und mit äußerstem Unbehagen meine Hände verknotend, folgte ich den zwei Männern, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie ihre Gewehre auf mich gerichtet und damit vor sich hergetrieben hätten.

      Im Endeffekt fühlte ich mich aber auch ohne diese übertriebene Geste wie ein Schwerverbrecher.

      Michaals Nerven

      Die Ellenbogen auf dem Schreibtisch abgestützt, vergrub Ribbert seufzend seinen Kopf in den Händen. Ein zweites Mal hatte er das Dokument von Alan studiert und hätte es sicher auch noch ein drittes Mal lesen können, ohne dass sich an dessen Inhalt etwas änderte. Joshua Kataman. Oder einfach Josh. Ribbert wusste, dass dieser ziemlich gereizt reagierte, wenn man ihn mit seinem ursprünglichen Namen ansprach und nicht mit der abgekürzten Variante. Er legte weiß Gott keinen Wert darauf, diesen Fehler zu begehen. Alan schickte ausgerechnet diesen aufgeblasenen Geparden zu ihm. Was bezweckte der Alpha des bannenden Rudels damit? Sicher, die Rudel waren durch das sich wiederholende Ritual eng miteinander verbunden und es bestand keinerlei Rivalität oder Aggressivität zwischen ihnen.

      Doch der Gepard war ein anderes Kaliber.

      Ribbert wusste, dass Josh sich dem Befehl seines Alphas nicht widersetzen konnte, obwohl er mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso wenig Wert wie er selbst auf diese Begegnung legte. Natürlich könnte Ribbert seinen Rudelzweiten mit der Aufgabe betreuen, doch das Anliegen war zu wichtig, als es nicht selbst zu regeln. Ach was! Er wollte ganz einfach nicht, dass der Gepard mit seiner Schwester zusammenarbeitete, die nun mal den Posten des Rudelzweiten innehatte.

      Bei jedem anderen Vertreter von Alans Rudel würde er ihr die Angelegenheit überlassen. Sie würde ihn darüber informieren und zusammen würden sie überlegen, wie weiter vorzugehen wäre. Ribbert hob den Kopf, rollte seine Schultern, die seltsam verkrampft waren, ließ seine Nackenwirbel knacken und ballte die Hände abwechseln zu Fäusten. Wie gern würde er Kataman die Kehle zerfetzen!

      Verdammt!

      Vermutlich dachte Alan sich überhaupt nichts dabei, weil er davon ausging, dass ein Alpha in der Lage war, sich zu benehmen.

      Fluchend wischte er den Laptop vom Schreibtisch, der krachend gegen die Wand flog und seine letzten Bits aushauchte. Elise steckte den Kopf zur Tür herein. „Hey Bruderherz, alles ok?“ Er nickte knurrend, wobei er seine Zähne zeigte, die sich in die eines Wolfs verändert hatten. „Na klar doch. Und sicher trägst du Kontaktlinsen, weil du alles unter Kontrolle hast, hm? Deine Augen sind golden. Erzähl mir also keinen Schwachsinn!“ Sie war die einzige, die ihm gegenüber derart großschnäuzig sein durfte.

      Sofern sie allein waren.

      Grazil und lautlos bewegte sie sich auf ihn zu, legte ihre Hand unter sein Kinn und schaute zu ihm auf. „Komm schon Michaal, was ist los? Dein Laptop ist doch sonst dein ein und alles.“ Knurrend wich er ein Stück zurück, wobei er nach ihrer Hand schnappte wie ein tollwütiger Hund, als sie ihn aufhalten wollte. „Vorsicht, Elise. Ich bin weder zum Reden noch zum Spielen aufgelegt. Geh! Und schließ die Tür hinter dir!“ Schulterzuckend, ihm einen Kussmund zuwerfend, ging sie gemächlich schlendernd hinaus, wobei ihr knackiger Hintern aufreizend vor seinen Augen schaukelte. Oh, diese Göre wusste genau, womit sie ihn reizte. Ihr Vorhaben, eine Beziehung mit der Raubkatze einzugehen, war auch nichts weiter als eine ihrer Launen gewesen, um ihn aus der Fassung zu bringen. Wie damals, als sie ihm ihren Menschenfreund vorgeführt hatte. Diesen Schwächling!

      Mühsam ächzend rang er um seine Selbstbeherrschung, die langsam, sehr langsam zurückkehrte. Er durfte niemandem gegenüber diese Schwäche zeigen. Er würde mit Kataman zusammenarbeiten, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr ihm dessen Gegenwart missfiel. Seiner Schwester musste er irgendwann den Hintern versohlen, damit sie kapierte, wer hier das Sagen hatte!

      Und wenn das alles nichts half, musste er sie vor dem Rudel dominieren.

      Alisas Geheimnisse

      Das pulsierende Jucken unter ihrem Gips verdeutlichte Alisa, dass ihre Knochen heilten. Nicht annähernd so schnell, wie in der Gemeinschaft eines Rudels, aber schneller als bei einem normalen Menschen. Der Gips störte sie. Doch wenn sie als Mensch durchgehen wollte, musste sie das nervige Teil noch eine Weile tragen. Ein Problem, dass Alisa noch ungeschickter machte, als sie eh schon war.

      Zum Beispiel unter der Dusche.

      Oder beim Staubwischen.

      Oder beim … ach, es war zum Heulen!

      Sie war bloß froh, dass sie Brionys Mann keinen Deut interessierte. Denn als Vampir war er – soweit sie wusste – dazu in der Lage zu erkennen, wie es um ihre Gesundheit stand. Solange Alisa ihre tierischen Instinkte aber unterdrückte, roch sie angehend menschlich. Nicht komplett, aber nichts deutete auf die tierische Seite ihrer Erbanlage hin. Sie war sich sicher, dass er ahnte, dass sie nicht rein menschlich war. Doch er konnte vermutlich nicht sagen, womit er es genau zu tun hatte. Er hatte sie bis jetzt nicht darauf angesprochen. Alisa musste allerdings zugeben, dass er das auch nie tun würde, weil er sie kaum beachtete und demzufolge auch nicht an ihr schnüffelte.

      Oder wie auch immer ein Vampir herausfand, was er wissen wollte.

      Ein Kichern unterdrückend widmete sie sich der Treppe, die sie mit großer Sorgfalt wischte. Sie wollte keine Katastrophe herauf beschwören, darum ging sie sehr langsam dabei vor. Als sie jedoch ein Geräusch hörte und erschrocken herumfuhr, fegte sie mit dem Gips den Wassereimer um, dessen Inhalt