START WORSE. Jack Riekmanz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jack Riekmanz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847687733
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kleinen Kolonien zu pflegen. Doch diese Mission diente nur als Fassade, die von der eigentlichen Aufgabe der Prinzessin ablenken sollte: einer Rebellengruppe auf Altbieran Daten über ein frisch fertiggestelltes Super-Weltraum-Casino des SaDoMaSo-Emporiums zu liefern, welches den Projektnamen „Dröhnungsstern“ erhalten hatte. Fast hätten sie ihr Ziel sogar erreicht, doch die emporialen Strumpftruppen hatten das Diplomatenschiff weit vor seiner Ankunft am Zielplaneten aufgebracht.

      In diesem Moment drang ein dumpfes Wummern an ihr Ohr. Anscheinend hatten die emporialen Kräfte die Hauptluke des Diplomatenschiffes gesprengt und drangen nun ins Innere vor. Die Prinzessin nahm gedämpften Kampflärm wahr, während sie weiter voranschritt. Im schier undurchdringlichen Maschinenraum des Raumschiffes würden die energetischen Streufelder der zahlreichen Aggregate die kaum messbare Signatur der Speichereinheit, die sie bei sich trug, überdecken.

      Vordringliches Ziel der Prinzessin war es, den Speicherchip mit seinen wichtigen Informationen von Bord zu schaffen und in sichere Hände zu übergeben. Sie hatte auch schon eine Idee...

      *

      Einige Decks weiter oben hatte sich die Mannschaft des Raumers den eindringenden Feinden zu großen Teilen bereits ergeben. Das Schiff wurde nur noch halbherzig von ein paar Sturköpfen verteidigt. Im Großen und Ganzen stießen die emporialen Truppen nur noch auf geringen Widerstand. Suchpatrouillen durchkämmten nun das Schiff und hielten systematisch nach Besatzungsmitgliedern Ausschau.

      Der Kapitän des Diplomatenschiffes wurde in der Kommandozentrale des altbieranischen Raumers von einigen Angehörigen der emporialen Entermannschaft befragt.

      „Wir haben einen kodierten Funkspruch dieses Raumschiffes aufgefangen“, schnarrte gerade einer der Verhörspezialisten. Wie alle Mitglieder der emporialen Strumpftruppen trug er die im antiken Moulin-Rouge-Stil gehaltene Uniform-Korsage des SaDoMaSo-Emporiums. Sein bordeauxrotes Strumpfband mit den drei aufgestickten goldenen Cocktailgläsern über den beinlangen dunklen Netzstrumpfhosen wies ihn als ranghohen Offizier aus. Passende dunkelrote Pumps mit Stilettoabsätzen vervollständigten die Uniform des Emporialen.

      „Die Nachricht war an eine Relaisstation der Rebellen gerichtet. Was haben Sie den Rebellen übermittelt, Sie lausiger Verräter?“

      Die rot-schwarz gestreifte Fischbein-Korsage des Verhörspezialisten spannte sich protestierend über dessen muskulöser und behaarter Brust, als sich der Offizier drohend über den ängstlich in seinem Kommandosessel eingesunkenen Kapitän beugte. Die Lederpeitsche, die der emporiale Offizier als weiteres Zeichen seines Ranges zusammengerollt an der Hüfte trug, gelangte dabei ebenfalls überaus deutlich in den Sichtbereich des Kapitäns. Der Kapitän erwiderte mit kleinlauter Stimme:

      „Wir sind in diplomatischer Mission unterwegs. Wir haben mit Rebellen nichts im Sinn. Sie müssen sich täuschen!“

      In diesem Augenblick schien sich der Raum zu verdunkeln. Einem massiven Monolithen aus Basalt gleich schob sich eine vollständig in schwarzes gestepptes Leder gehüllte Gestalt in die Zentrale. Auch die Hände steckten in schwarzen Stulpenhandschuhen aus dem gleichen Material. Das Haupt der Gestalt wurde von einem schwarzen Helm aus Metall vollständig umschlossen. Der Helm wies schwere silberne Nietenbeschläge, Edelstahlösen und ein Netz von Lederriemen auf. Von den Schultern der Gestalt wallte ein Cape aus schwerem schwarzem Latex bis hinab zum Boden. Im ledernen Brustpanzer des Hünen war ein eckiger Kasten mit mehreren klobigen Druckschaltern eingelassen, der einem altertümlichen Kassettenrecorder ähnelte. Ein schwerer, rasselnder Atem drang aus dem vergitterten Helmbereich in Höhe des Mundes.

      ‚Da hat jemand aber einen ziemlich eigenwilligen Fetisch‘, dachte der Kapitän unwillkürlich.

      „Soso, habe ich das?“, fragte eine vocoderverzerrte Stimme unter dem schwarzen Helm hervor.

      „So habe ich das nicht gemeint“, entfuhr es dem völlig entgeisterten Kapitän. ‚Verdammt noch mal‘, dachte er. ‚Das muss dieser Stellvertreter des Impotentators sein, dieser ..., wie heißt er noch gleich...‘

      „Lord Fart Weider“, half Lord Fart Weider dem Kapitän aus.

      „Genau“, seufzte der Kapitän. „Das war der Name. Lord Fart Weider. Eigentlich ganz einfach, aber trotzdem vergesse ich ihn immer wieder. Komisch, nicht wahr?“, plapperte der Kapitän zunehmend nervös vor sich hin.

      „Eigentlich nicht“, erwiderte der zweitgefürchtetste und zweitberüchtigtste Mann in der ganzen Galaxis nach dem Impotentator. „Außerdem vergeudet Ihr Eure und meine Zeit mit diesem Geschwätz. Also, raus mit der Sprache: was habt Ihr den Rebellen übermittelt?“

      Aus irgendwelchen Gründen bevorzugte der Dunkle Lord in der Anrede die zweite Person Plural.

      Der Kapitän rollte vor Angst wild mit den Augen. „Wwwir hhahahaahaben üüberhaauppt nnnichtttss aaan iiirgenddwwweeen üüüberüüüübbbeer... gesendet“, brachte der Kapitän des Diplomatenschiffes stotternd heraus.

      Nun fiel Lord Weider in den Singular: „Und warum denkst du Zwerg dann die ganze Zeit über an eine kodierte Nachricht? Willst du mich für dumm verkaufen, du Bierkutscher?“

      „Überhaupt nicht, ganz und gar nicht, Euer Lordschuft, ganz im Ernst, also wirklich...“, brabbelte der Kapitän panisch, während er sich langsam aus seinem Sessel gehoben fühlte, obwohl niemand ihn berührte.

      „Du langweilst mich, und das ist gar nicht gut für deine Gesundheit. Wo ist die Prinzessin?“, wollte Lord Weider nun wissen.

      „Die Prinzessin? Welche Prinzessin?“, stellte sich der Kapitän noch dümmer an als zuvor.

      „Also gut, du willst es nicht anders“, sprach der dunkle Lord. Der Kapitän wurde wie von Geisterhand vor Lord Weider bugsiert. Die versammelten Strumpftruppen traten instinktiv einen Schritt zurück, denn was nun zu geschehen drohte, war selten ein schöner Anblick. Lord Weider betätigte einen Schalter an seiner Brustschalttafel, und aus einem verborgenen Lautsprecher seiner schwarzen Lederrüstung drang eine blecherne, nasale Frauenstimme, die zu trällern begann:

      „Heiße Wolken aus Methan

       strömen mir gleich aus dem Mieder.

       Sei gewarnt, ich lass‘ sie fahr’n,

       heiße Wolken aus Methan...“

      Der Kapitän röchelte kurz, verdrehte entsetzt die Augen und verlor dann das Bewusstsein. Blut sickerte aus seinen Ohren.

      Lord Weider starrte kurz auf den ohnmächtigen Kapitän. Dann entließ er ihn aus seinem mentalen Klammergriff, so dass der Mann schlaff wie ein nasser Sack zu Boden plumpste. Er schaltete die etwas leiernde Wiedergabe seines Kassettenrecorders ab und wandte sich dann an die umstehenden Strumpftruppen:

      „Ihr krempelt mir das ganze Schiff von innen nach außen, kapiert? Ich muss diese Nachricht haben!“

      „Jawohl, Lord Weider!“, antworteten die emporialen Offiziere und salutierten zackig, während der Dunkle Lord sich entfernte.

      *

      Im trüben Halbdunkel des Maschinenraums stolperte die Prinzessin über ein Paar messingfarbener Beine.

      „Hoppla!“, entfuhr es der Prinzessin.

      „Oh weh, oh weh!“, erklang eine offenkundig synthetische Stimme dumpf unter einer Ansammlung von Apparaten hervor. „Wir wurden entdeckt! Ich habe dir doch gleich gesagt, dass das Versteck hier zu klein für uns beide ist, du seniler Schrotthaufen!“

      Ruckelnd schoben sich erst die Beine und dann der Rest eines