"Es war ein weiter Weg bis man uns Indianern gestattete, auf ihrem Land Lizenzen für Spielkasinos zu vergeben", bemerkte Ahyoka sarkastisch, bevor sie fortfuhr:
"Vertreter der Kirche und der Regierung arbeiteten Hand in Hand zusammen, dass Indianer zum Christentum konvertierten und ihrem selbstbestimmten Leben abschwörten. Die Überlebenden sollten ihre Kultur aufgeben, sesshaft werden und sich den Gesetzen der neuen Obrigkeit beugen. Man nahm den Indianern erst ihr Land, dann ihre Identität.
Regierungsbehörden finanzierten Internate, die von der katholischen Kirche betrieben wurden. Dort kasernierte man Indigene um Aberglauben und Erinnerungen an die Traditionen ihrer Vorväter aus Jungen und Mädchen herauszuprügeln. Es wurde zur gängigen Praxis, Kinder ihren Eltern wegzunehmen, um sie umerziehen zu können. Noch heute werden jedes Jahr knapp 700 Indianerkinder in Süd Dakota aus ihren Familien gerissen und bei Pflegeeltern untergebracht.
Vor 1978 war es allgemeiner Brauch, Söhne und Töchter aus indianischen Sippen zur Adoption freizugeben. In Minnesota wurde jedes vierte Indianerkind unter einem Jahr an Pflegefamilien gegeben. Von 1941 bis 1978 wurden etwa 68% aller indigenen Kinder entweder Waisenhäusern und Pflegefamilien übergeben, oder von weißen Familien adoptiert."
"Haben die Indianer denn nicht versucht, sich zu wehren, ihre Nachkommen zu verstecken?"
"Natürlich, aber es kam noch schlimmer. In den 60er und 70er Jahren wurden vom indianischen Gesundheitsamt, einer Art Krankenversorgung für Indianerinnen, in einigen Gegenden 25-50% der Frauen sterilisiert. Man wollte deren sogenannten Kinderreichtum eindämmen. Man drohte den Müttern, ihnen die Kinder wegzunehmen oder ihre Sozialleistungen zu streichen, wenn sie nicht einwilligten."
Andy wusste, dass seiner Indianerin die Fakten einprogrammiert worden waren, nicht auf überlieferten Erfahrungen basierten, dennoch war er betroffen. Wahrscheinlich hatte sie den ganzen Tag über Informationen vom Internet heruntergeladen, die sie ihm jetzt herunterratterte.
"Man hat unsere Identität über Jahrhunderte auszuradieren versucht, um aus schlechten Indianern gute Amerikaner zu machen. Diejenigen, die sich dem Assimilierungsprozess widersetzten, wurden gemaßregelt. Oder bestraften sich selber, indem sie Alkohol, Drogen oder dem Verkauf ihrer Körper nachgaben.
Und oft begannen die Schläge und der Missbrauch zu Hause, wenn das Geld nicht reichte oder weil es die anderen ja auch taten.
Duluth, eine Hafenstadt in Minnesota, ist berühmt für die zahlreichen indianischen Prostituierten, die man im Alter von 12 bis 14 Jahren in den nördlichen Reservaten rekrutiert. Die Mädchen werden auf Frachtschiffe gebracht und von Seeleuten für eine Pauschale, eine Flat Rate vergewaltigt.
Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Wir alle haben unsere Identität verloren, aber ich kann zumindest offen darüber sprechen. Vielen sind die Zusammenhänge verwehrt oder ihr Denken ist durch Alkoholmissbrauch, ständige Drohungen und Schläge so eingeschüchtert, dass sie kaum noch wagen, den Mund aufzutun."
Andreas musste staunen, wie hellsichtig seine Freundin war, und beglückwünschte sich erneut, sie in China in Auftrag gegeben zu haben. Wer wüsste, ob die amerikanische Version genauso kritisch mit der Geschichte umginge.
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