New York bis September. Helge Brühl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Helge Brühl
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847616153
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am allerliebsten bei Macy`s oder in Niketown. <<

      >> Ja, Ja, mein Schatz, du und shoppen, << sagte er, mit dem Anflug leichter Ironie.

      >> Es ist einfach so geil dort, so easy und so aufregend. Außerdem wird Horst sich riesig freuen. Ihr könnt wie früher einen draufmachen oder über Karaokeshows in irgendwelchen Countrykneipen lachen. <<

      Franks Gedanken schweiften schnell zurück in die Zeit, wo Karen noch lebte und die Familie jedes Jahr den Urlaub in der Nähe von New York verbrachte. Immer bei seinem Freund Horst.

      >> Okay Meg, du hast mir eine Menge Mut gemacht. Ich brauche sicher noch einige Tage um darüber nachzudenken. Die Aufgabe reizt mich kolossal und ehrlich gesagt, ich würde mich ungemein auf New York freuen. Die Bank heizt mein Einkommen hoch, spesenfrei werd ich außerdem gehalten. So eine Chance bietet sich wirklich nicht alle Tage. Hauptsache du packst das alles mein kleiner Schatz, dass bleibt meine größte Sorge. <<

      Der Kellner brachte gerade die gewünschten Pastakreationen, Spaghetti mit Hummerkrabben für ihn und alla Carbonara für Meg.

      Meg brachte Löffel und Gabel in Position, drehte die Spaghettis langsam auf. Sie schaute ihn an und sagte in ihrer vielleicht noch kindlichen Art.

      >> Dad, wenn es dir wichtig ist, dann tu es und mach dir keine Sorgen um mich. Ich komm schon klar. <<

      >> Bist du dir sicher? <<

      >> Nimm das Angebot an, << sagte sie kurz.

      Die Überzeugung mit der sie ihre Auffassung vertrat, entsprang einfach ihrer ahnungslosen Unschuld, obwohl ihr das Leben schon gewaltige Prüfungen abverlangt hatte.

      >> Ich denk drüber nach Meg, aber laß uns erst die Pasta vertilgen, bevor sie kalt wird. <<

      Sie schauten sich beide in die Augen. Ihr Lächeln war so entwaffnend, als ob die Sonne hinter grauen Regenwolken hervorbrach. Er hatte es hinter sich gebracht, was ihn im Moment erleichterte. In Wahrheit hatte er keine Ahnung, ob alles so funktionieren würde. Kurze Zeit später begann ein Regen zu fallen, der langsam, fast unmerklich in nassen Schnee überging.

      Stunden später konnte sich Frank noch immer nicht entscheiden, was er tun sollte. Gleichgültig von welcher Seite er die Option betrachtete, eine Lösung war nicht in Sicht. Er nahm das schnurlose Telefon und wählte. Es rauschte in der Leitung, dann kam das Freizeichen, hintergründig leise, ohne klaren Laut. Frank trank ein Bier und starrte in den Kamin, während er darauf wartete, seinen Freund in Amerika zu erreichen.

      >> Ja, Hallo, << klang es etwas müde aus dem Hörer, doch als sein Freund Horst erkannte, wer am Apparat war, war er sofort hellwach.

      >> Frank, das ist aber eine Überraschung. Lange nichts voneinander gehört. Wie geht es dir so, mein Freund? <<

      >> Eigentlich ganz gut, aber wiederum auch nicht. <<

      >> Was ist los? Liegt dir was auf der Seele oder bist du krank?

      >> Weder noch. Meine Bank erwartet von mir in einer Woche eine Entscheidung, die ich noch nicht getroffen habe. <<

      >> Was wollen die denn von dir? <<

      >> Das glaubst du nie. Ab zwölften Februar könnte ich für sieben Monate einen Job in New York annehmen. <<

      >> Einfach so? <<

      >> Genau. Kopfüber ins Wasser. <<

      >> Das gibt’s doch nicht! Das wäre ja mal ein richtiger Tapetenwechsel. Und was sagt dir dein Verstand? Machst du es? <<

      >> Auf jeden Fall ziehe ich es in Betracht. Immerhin ist das eine einmalige Chance. <<

      Am anderen Ende der Leitung trat plötzlich Schweigen ein.

      >> Was wird in der Zeit aus Megan? << fragte Horst nach der Denkpause.

      >> Am Ende läuft alles auf diese Frage hinaus. Genau da liegen meine Bauchschmerzen. Sie ist zwar schon sehr selbstständig, kommt sicher auch allein zurecht, zudem hab ich auch noch eine Freundin, die sich bestimmt um sie kümmert, aber die Verantwortung lastet auf meinem Buckel. Irgendwo nagt da mein schlechtes Gewissen. Sie selbst findet es natürlich cool und meint, dass sie problemlos klarkommt. Du weißt ja wie die Jugend heute redet. <<

      >> Kann ich verstehen. Wir neigen doch alle dazu, die Kinder zu unterschätzen, was meines Erachtens ein großer Fehler ist. Zu meiner Zeit war das nicht so, da stand man in diesem Alter schon mitten im Leben. Mit siebzehn bin ich von zu Hause fort, mit achtzehn war ich schon in Amerika. Das hat mich geformt, mir das nötige Rückgrat und Selbstvertrauen für das Leben gegeben. Die Jugend weiß heut selbst am besten, was gut für sie ist. Man muß sie ihre Erfahrungen machen lassen. Und je eher, desto besser. Bei Megan wird das nicht anders sein. Davon kannst du ausgehen. <<

      >> Da kannst du recht haben, aber es bleibt doch bestimmt ein ungutes Gefühl zurück. <<

      >> Quatsch, wenn was schief läuft, fliegst du sofort zurück. Das kann dir doch nun wirklich niemand verübeln. <<

      >> Offen gesagt, ist mir dieser Gedanke noch gar nicht gekommen. Ich finde deine Überlegung sehr vernünftig. Genau das wird meine Bedingung sein, sollte ich zusagen. <<

      >> Na also Frank, bring die Sache in Schwung und komm nach New York. Es ist Zeit für den Sprung ins Wasser. Es hilft dir, deine trüben Gedanken endlich zu vertreiben. Du quälst dich immer noch mit Karens Tod? <<

      >> Ja. <<

      >> Dann hilft dir nur die Flucht nach vorn! <<

      >> Stimmt. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken wegen Meg. Es sieht so aus, als ob du mich überzeugt hast <<

      >> Na also. Du bist schon immer ein gescheiter Junge gewesen. Und wo sollst du wohnen? <<

      >> In irgendeinem Hotel auf der Upper East Side. Genaues weiß ich noch nicht. <<

      >> So, so Upper East Side, << bemerkte Horst erstaunt, >> ziemlich noble Gegend. Jedenfalls hast du es da nicht weit bis zum Central Park. An der Parklane hat übrigens ein neues Steakhouse aufgemacht. Ich sag dir, die machen phänomenale Steaks vom Büffel. Da müssen wir dann unbedingt hin. <<

      >> Das klingt nicht schlecht. So was in der Art habe ich mir vorgestellt. <<

      >> Das weiß ich doch. So kenne ich dich. <<

      >> Wenn ich den Job annehme, würde ich am neunten Februar kommen. Ich rufe dich vorher an und gebe dir die Daten durch, damit du mich abholen kannst. <<

      >> So machen wir es. Vergiß nicht, ein paar warme Pullover einzupacken. Hier ist es hundekalt. <<

      >> Also dann, bis bald, << sagte Frank und spürte dabei ein Kribbeln in den Blutbahnen. Am liebsten hätte er heute schon die Koffer gepackt. Den Atlantik zu überqueren, war die herrlichste Reise überhaupt, denn an ihrem Ende lag Amerika. Er konnte es kaum erwarten, wieder dorthin zu kommen. Allmählich legte sich das unwirkliche Gefühl, das sich während der letzten Stunden seiner bemächtigt hatte. Er schaute auf die Uhr. Es war kurz vor acht am Abend. Gleich musste Anne kommen, aber er hatte noch keine Ahnung, wie er es ihr sagen sollte.

      Eine Viertelstunde später saß er mit ihr gemeinsam am Küchentisch. Annes schmales Gesicht mit den dunkelbraunen Augen, den zarten Lippenkonturen und dem frechen, dunkelrot gefärbten Kurzhaarschnitt, hatte ihn ungläubig angeschaut, als er seine Pläne offenbarte. Ein entsetzter Blick war ihre erste Antwort, danach sah sie aus, als wäre sie am liebsten woanders. Nach minutenlangem Schweigen fand sie ihre Stimme wieder.

      Unmerklich schüttelte sie mit dem Kopf. >> Frank, das ist nicht fair, << protestierte sie ärgerlich.

      >> Das ist doch nicht wahr Anne. Hast du ein bestimmtes Problem oder